Kunst-Aktionismus-Aktionismus-Kunst

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:usuk art, culture, movies, books, scripts etc

Moderator: Gabriel Ritter

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dejost
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Kunst-Aktionismus-Aktionismus-Kunst

Post by dejost »

Es darf wieder gejubelt werden

Studierendenprotest zwischen Kunst, Kommerz, Guerilla, Systemkritik und Spaßfabrik.
Lesenswert!

http://derstandard.at/?id=3249829
Dem Geschäftsführer der Freien Universität (FU) Berlin, die seit Wintersemester 2007 den Status "Elite-Uni" trägt, bläst eine neue Art von Protestwind entgegen: Jubelparaden, Leader-Lieder und Habitus-Coaching folgen Lenzen auf Schritt und Tritt in der Öffentlichkeit.
Sie grölen und schwenken Transparente in die Luft. Das hört sich an wie eine staubtrockene Studentenlatschdemo, doch hier wird nicht gegen Dieter Lenzen gepfiffen, die Studenten pfeifen für ihn.
verlangen die Protestierenden, die in Smokings zur Demo herbeieilen und Elite "einfach gut" finden.
In den vergangenen Monaten hat sich eine Protestavantgarde in Berlin entwickelt, die elitär Widerstand gegen schlechte Studienbedingungen und die steigende Ökonomisierung der Hochschulen leistet. Sie hat auch bereits andere deutsche Unis ergriffen. Spontanes Gähnen ist verboten, wenn diese Studenten auf die Barrikaden steigen.

Den Bildungsoffiziellen bei seiner Rede mit Trillerpfeifen und Buh-Rufen zu hindern, gehört beinahe zum akademischen Habitus. Doch die Berliner Studenten jubeln und verfallen in tosenden Applaus, als Dieter Lenzen bei einer Immatrikulationsfeier auftritt und Begriffe wie "Exzellenzcluster" und "Spitzenforschung" intoniert.
Die rund 600 Klubmitglieder versichern, dass Dieter Lenzen ihr Held sei und warten mit Slogans wie "Reichtum soll sich wieder lohnen - für die Uni wie für die Elite!" auf. Dieser Klub wirkt wie eine Huldigungsoffensive für die neoliberale Linie des Uni-Präsidenten. Betritt Lenzen eine Bühne, braust Jubel auf. Laut, viel zu laut klatschen die Studenten ihrem Präsidenten zu.
Diese Kunst-Subversions-Strategie nennt sich Kommunikationsguerilla innerhalb des Regelsystems. Logos und Botschaften des "Feindes" werden bewusst übernommen und Information mit Desinformation verknüpft. Die Studenten verwenden dieselben Slogans, gegen die sie ankämpfen, und verdichten somit die Debatte. Probleme wollen die Studierenden dabei nicht bekommen. Sie haben sich anwaltliche Beratung geholt und protestieren "absolut demokratisch, verfassungstragend und legal". Die Bewegung soll für sich stehen - einzelne Repräsentanten gibt es keine, und auch Mitgliedernamen wollen sie nicht preisgeben.
Der Dieter-Lenzen-Fanclub ärgert seinen Helden. Dieser blockt ab: Mit seinen Studenten spricht er schon lange nicht mehr. Erfährt er, dass ihm ein elitärer Protestwind bei einer Veranstaltung entgegenschlagen könnte, wird er krank und bläst seinen Auftritt kurzfristig ab.
[/u]
Last edited by dejost on 22 Nov 2010, 10:34, edited 1 time in total.

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Der Alchemist
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Post by Der Alchemist »

TRÈS TRÈS COOL! :n3:
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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dejost
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Post by dejost »

http://derstandard.at/1289608398396/New ... tzt-uns-an
Die Luxusmesse „Luxury Please" in der Wiener Hofburg war für die Linzer Freunde des Wohlstandes ein willkommener Anlass, um sich dort für die Freiheit des Kapitalverkehrs und gegen die grenzenlosen Auswüchse der Neidgesellschaft stark zu machen.
Was der Standard aber gar nicht checkt, ist dass das ganze eine Satire-Kunstaktion war.

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Deutlich zeigen es der Flyer und HP:

http://www.unser-wohlstand.com/
http://twitpic.com/389kgz

Ebenso deutlich:
des is mei extra wrote:aha...alles klar...was haben wir gelacht...

domain: unser-wohlstand.com
expiration_date: 2011-07-05 18:41:26
last_update: 2010-07-14 23:59:49

nameserver: ns1.first-ns.de
nameserver: robotns2.second-ns.de
nameserver: robotns3.second-ns.com

registrant-organization: Social Impact - Verein für Kunst und Aktionsforschung
registrant-type: ORG
registrant-address: Elisabethstrasse 1
registrant-postcode: 4020
registrant-city: Linz
registrant-country: AT

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dejost
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Post by dejost »

http://derstandard.at/1358305795600/Wah ... ott-kaufen
Kurz gefasst geht die Sache so: Der von dem US-Amerikaner programmierte "Amazon Random Shopper" sucht sich einen zufälligen Begriff und durchsucht dann den Online-Shop nach diesem Wort. Dann scannt der "Einkaufsbeauftragte" die Ergebnislisten nach Büchern, CDs und DVDs. Gekauft wird der erste Artikel, der innerhalb des Budgetrahmens liegt. Bleibt vom Betrag etwas übrig, beginnt die Sache von vorn: Wort suchen, bei Amazon eingeben, Ergebnisliste durchsuchen - bis das Geld verbraucht ist.
Konsumkritik wohnt dem Projekt, das eigentlich als Kunstprojekt gedacht ist, laut seinem Schöpfer inne. Den kritischen Stimmen hält er seine Ideen zum Shopping entgegen: "Ein Kerngedanke des Projekts ist die Annahme, dass die Zufallsdinge, die ich bekomme, nicht viel besser oder schlechter sind als das, was ich mir selbst aussuche."

Glaubt man Kazemis Blogeinträgen, dann ist für ihn auf diese Weise das Einkaufserlebnis perfekt. Das zweite Päckchen der ersten Lieferung enthielt eine CD mit schwarzem Cover. Keine Assoziationen irgendwelcher Art hätte sie bei ihm hervorgerufen. Die Begeisterung ob des maschinell erworbenen Produkts stellte sich dennoch sehr bald ein. "Ich kann Euch sagen: Die Spannung war greifbar. Es passiert nicht oft, dass ich eine CD bekomme und nicht einmal eine Idee davon habe, was drauf ist - und aus dem Cover nicht einmal Rückschlüsse ziehen kann", schreibt er im Blog.
Und diesem Post wohnt Medienkritik inne: Der Übersetzer oder der Standard hat nämlich einfach ein paar - unschlüssige - Details zum Zeitrahmen dazuerfunden, die ich hier jetzt natürlich nicht übernommen haben.

Und wer direkt die Quelle vorzieht:

http://randomshopper.tumblr.com/
bzw
http://xkcd.com/576/

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kaf
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Post by kaf »

http://www.nucleostop.de/

"der sensationelle Atomstromfilter für den privaten Haushalt"

(Wir sind ja hier im Internet, drum weise ich - sicherheitshalber - ganz dezent darauf hin, dass es sich um SATIRE handelt.)
Ziegenficker! Ziegenficker! Ziegenficker. Richtig erkannt, ich bin Satirist... Satyr... jemand, der Satiren schreibt!

Du verstehst die Essays gegen die Wirklichkeit im Märchenland nicht?
Hier gibt es eine Erklärung!

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dejost
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Post by dejost »

Das Institut für angewandte Korruption macht (satirische) Stadtspaziergänge.

http://www.ifak.at/

http://search.salzburg.com/news/artikel ... 1-47221871

Lesenswert ist auch deren Brief an die Parlamentsdirektion:

http://de.scribd.com/doc/147548570/Offe ... sdirektion

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Gabriel Ritter
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Re: Kunst-Aktionismus-Aktionismus-Kunst

Post by Gabriel Ritter »

#11tage

Selten hat eine Kunstaktion so gut geklappt, und so wenige haben es gecheckt.

Wer das ganze nicht mitbekommen hat:
http://11days.florianmehnert.de/about.html

Ein Künstler hat eine Ratte in eine Installation getan, sie 24/7 überwacht und das "Internet" konnte die Überwachung beeinflussen - und (angeblich) entscheiden, bzw beeinflussen, ob die Ratte am Ende der 11 Tage erschossen wird.
Das Projekt ist vorbei, der Ratte ist nichts passiert (bis auf die Verletzung ihrer Privatsphäre).
Es war für die künstlerische Aussage des Experiments niemals vorgesehen die Möglichkeit des Schiessens auf die Laborratte wirklich zu eröffnen.
Worum ging es aber eigentlich?
“11 TAGE” inszeniert den bewaffneten Drohneneinsatz und zeigt was er ist:
Die gezielte Tötung als Gamification und Konsequenz der totalen Überwachung.
Um Kritik an Drohnenangriffen, denn auch denen geht eine lange Überwachung voraus und dann eine Tötung auf Distanz. Das wollte das Projekt aufzeigen.

Die Leute haben sich aber in internettypischen Ergüssen ergangen, was der Künstler nicht für eine Sau ist, die arme Ratte usw usf. Um die von Drohnen ohne Gerichtsverfahren getöteten Menschen wird natürlich kein solcher Wirbel gemacht.
"Die Reaktionen der 'Rattenschützer' stehen in keinem Verhältnis zu der tatsächlichen Realtität der getöteten Menschen durch bewaffnete Drohnen", meint Mehnert nun in einer Reaktion per E-Mail an die futurezone. "Das Kunstexperiment '11 Tage' hat gezeigt, dass die totale Überwachung und Ihre Konsequenzen, die Hinrichtungen und Tötungen ohne Urteil, die Menschen weniger angeht, als der mögliche Tod einer Ratte."

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