Prozesse mit, gegen und wegen Österreich

Österreich, die 17. Kaufzeitung erschien erstmalig September 2006 und ich habe sie die ersten Monate abonniert, um zu sehen, als was für eine Art von Zeitung sie sich etablieren wird. Mein Abo ist mittlerweile abgelaufen. Meine Gedanken dazu kann man hier nachlesen, vereinzelt wird auch noch was dazukommen.
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harald
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Prozesse mit, gegen und wegen Österreich

Post by harald »

edit by admin: der zweite post sollte der erste sein. der nun erste bezieht sich auf den dritten. blödes zusammenfügen- tool, bietet zu wenig möglichkeiten.

Nachdem ich nicht weiß, ob ich es im Österreich Blog einfügen darf [edit by admin: du darfst], poste ich hierden Vermerk zu einer Entscheidung gegen die Zeitung Österreich, die aber juristisch jetzt nicht wirklich etwas großartig Neues bringt:

OGH 22.01.2008 4Ob177/07v

Es ging um eine Grafik mit Abozahlen (vergleichende Werbung), bei der ÖAK und Verlagsangaben vermischt wurden, und die Quellen der vermischten Daten nicht ausreichend ersichtlich gemacht wurden.
--Harald
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dejost
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Prozesse mit, gegen und wegen Österreich

Post by dejost »

und sonstige Verfahren und Judikate, natürlich.

zB
"Ich möchte, dass der Name Österreich ausschließlich für das Staatsgebiet steht und mit den rund acht Millionen Österreichern identifiziert wird", begründet Hans Böck, jener "Bürger", der beim Patentamt einen Löschungsantrag gegen den Namen von Wolfgang Fellners neuer Tageszeitung "Österreich" eingebracht hat, sein Engagement.

Er geht davon aus, dass er mit seinem Vorgehen gegen die rot-weiße Wortbildmarke "Österreich" aus mehreren Gründen Erfolg haben wird. Das Verfahren werde sich aber voraussichtlich über ein Jahr erstrecken, schätzte der Rechtsanwalt Stephan Schoeller.
Last edited by dejost on 13 Jun 2008, 14:11, edited 1 time in total.

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Post by dejost »

http://orf.at/ticker/250177.html
Der Herausgeber Wolfgang Fellner der Tageszeitung "Österreich" zieht gegen Hans Dichand vor Gericht. Anlass ist ein Artikel in der "Kronen Zeitung" vom 18. März mit dem Titel "Kreditvergaben überprüft? Bankenaufsicht ist jetzt gefordert! ..."

Darin spekulierte die "Krone" über angeblich anstehenden neuen Kreditbedarf von "Österreich" und warnte unverblümt vor der Vergabe "weiterer riskanter Millionenkredite". Dichand senior gab gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" an, dass er den Artikel persönlich redigiert habe.

Streitwert über zwei Millionen
Fellner bezeichnete die "Krone"-Story im APA-Gespräch als "ehrenrührig und von vorne bis hinten vollkommen falsch". Er hat die Causa seinem Anwalt übergeben, der mittlerweile Klage mit einem Streitwert von über zwei Millionen Euro eingebracht hat.

Nach Meinung des "Österreich"-Herausgebers soll die Angelegenheit jetzt vor Gericht geklärt werden, denn "ich trage das sicher nicht über Zeitungsseiten aus". Laut "Standard" sieht Dichand die Klage "relativ gelassen".

harald
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Post by harald »

OGH 08.04.2008 4Ob23/08y

Österreich klagt Kronenzeitung gem. KartG iVm UWG wegen Beilagen wie Vignette, Blumensamen,...

Der Vorwurf der Weitergabe unter Eintsandspreis stand im Raum, wurde aber als nicht gegeben erachtet.

Interessant zu wissen, dass das Krone Abo anscheinend € 225,60 kostet (so zumindest der Entscheidung zu entnehmen). :)
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Post by dejost »

Der Standard berichtet über einen zukünftigen Prozess:
Die Wiener Staatsoper nennt den in "Österreich" abgebildeten "knappen Brief" an Thomas Schäfer-Elmayer "gefälscht": Die Unterschrift von Direktor Ioan Holender "wurde missbräuchlich unter einen erfundenen 'Kündigungsbrief' gesetzt, der weder hinsichtlich seiner Form noch seines Wortlautes mit dem Originalbrief übereinstimmt. Rechtliche Schritte sind eingeleitet.
Leider hört man nachher meist nix mehr von diesen Prozessen.[/quote]

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Re: Prozesse mit, gegen und wegen Österreich

Post by dejost »

"Ich möchte, dass der Name Österreich ausschließlich für das Staatsgebiet steht und mit den rund acht Millionen Österreichern identifiziert wird", begründet Hans Böck, jener "Bürger", der beim Patentamt einen Löschungsantrag gegen den Namen von Wolfgang Fellners neuer Tageszeitung "Österreich" eingebracht hat, sein Engagement.
[...]Das Verfahren werde sich aber voraussichtlich über ein Jahr erstrecken, schätzte der Rechtsanwalt Stephan Schoeller.
steht weiter oben.

Dies kam jetzt nach mehreren Instanzen vor dem VfGH zu einem (vorläufigen?) Ende, schreibt der Standard.
Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat nun in letzter Instanz entschieden, dass Wolfgang Fellner seine Tageszeitung weiterhin "Österreich" nennen darf. Böck hatte dagegen seit zwei Jahren prozessiert und die Löschung der Wortbildmarke "Österreich" gefordert.
Im Ris habe ich das Judikat noch nicht gefunden.
Böck scheiterte mit seinem Einwand bereits in erster und zweiter Instanz vor dem obersten Patent- und Markensenat, bevor er sich heuer an den VfGH wendete. Mit der Begründung "Österreich ist unser Land und keine Zeitung" und dem Hinweis, der Markensenat sei in seiner Entscheidung zu stark auf das Markenrecht fokussiert gewesen und habe den gesamtstaatlichen Aspekt verkannt, zog Böck vor den VfGH.

harald
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Post by harald »

Dann liefer ich die Entscheidung, zwar auch nicht aus dem RIS, dafür direkt von der VfGH HP:

http://www.vfgh.gv.at/cms/vfgh-site/att ... 301-08.pdf
VfGH 27.09.2008, B 301/08-10
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http://derstandard.at/1339639630111/Vor ... -Presserat
Der Österreichische Presserat (presserat.at) ist im November 2010 nach acht Jahren Pause und selbstkontrolllose Zeit neu gegründet worden. Inzwischen wurden weit über 100 Fälle abgehandelt. Trägerverbände sind der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ), die Journalistengewerkschaft, der Österreichische Zeitschriften- und Fachmedienverband (ÖZV), der Verband der Regionalmedien Österreichs (VRM), der Verein der Chefredakteure sowie der Presseclub Concordia.
Die Mediengruppe Österreich, die bisher nicht Mitglied des Presserats ist, wurde in den vergangenen Monaten wiederholt wegen boulevardesker und unethischer Berichterstattung gerügt. 13 von insgesamt 153 Verfahren, die der Presserat seit seiner Installierung führte, betrafen "Österreich", wie Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Presserates, gegenüber derStandard.at erläutert. Fünf endeten mit einer Rüge. Senate des Presserats haben von sich aus sechs Verfahren eröffnet, eines davon betraf "Österreich". "Krone" und "Heute", ebenfalls bisher keine Mitglieder, kamen laut Presserat häufiger dran. Warzilek: "So gesehen kann man auch schwer von einer schiefen Optik sprechen."

Schließlich gehe es um die Einmahnung ethischer Standards und nicht darum, "Österreich" zu schaden. Dass ein Medium verbieten will, über Inhalte zu diskutieren, sei geradezu grotesk.
Trotzdem will Ö klagen.
"Österreich" stützt sich dabei auf das Wettbewerbsrecht, will unter anderem untersagen lassen, dass sich der Presserat behördenähnlich präsentiert und weiterhin "Österreich"-Berichte vom Presserat beurteilt werden. "Österreich" vertritt die Ansicht, dass sich im Presserat vor allem Konkurrenzmedien zusammengetan hätten und Entscheidungen vor diesem Hintergrund treffen würden.

"Österreich" begründet ihre Klage gegen den Presserat mit der "Verhinderung von pseudostaatlichen Rechteanmaßungen" durch das Selbstkontrollorgan. Der Presserat werde unter anderem vom Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) getragen, welcher "Österreich" trotz mehrmaliger Anfragen nicht als VÖZ-Mitglied zugelassen habe. Durch die "Anmaßung staatlicher Befugnisse" im Presserat verzerrten die im VÖZ und im Presserat vertretenen Zeitungen den Wettbewerb, so die Rechtsmeinung bei "Österreich". Und die Tätigkeit des Presserats sei auch nicht durch die in der Europäischen Menschenrechtskonvention festgeschriebene Meinungsfreiheit gedeckt.
Für Fellner seien ja keinerlei Sanktionsverpflichtungen bei Presseratsentscheidungen verbunden. "Er muss nur die Meinungsäußerung erdulden. Jemand, der selbst alle Möglichkeiten eines Mediums nutzt, muss akzeptieren, dass über das, was berichtet wird, diskutiert wird."

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Re: Prozesse mit, gegen und wegen Österreich

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Das täglisch erscheinende Druckwerk Österreich hat mal wieder einen medienrechtlichen Prozess in 2 Instanzen verloren. So weit, so wenig aufregend. Aufregen sollte man sich hingegen über das, was HP Lehofer in seinem sehr lesenswerten Medien-Blog schreibt (in welchem er sich sonst nicht auf solche Niederungen herablässt):
Fellner hat nach der ersten Instanz versucht, den Justizminister zur Beeinflussung der Justiz anzustiften, in dem er Brandstetter in dem erwähnten Druckwerk "dringend aufgefordert [hat], solche unfassbaren Justiz-Blamagen abzustellen."
http://blog.lehofer.at/2015/03/fellner.html Sympathy for the Fellner nennt Lehofer seinen Beitrag, und das in einem Blog wo sonst hauptsächlich Gerichtsurteile und Gesetzesnovellen besprochen werden.

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Vorwurf der "journalistischen Hetze" ist ein zulässiges Werturteil

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Kurier, vom Samstag, den 9. September 2017

(Ohne Zwischenüberschriften, Heraushebungen von mir)
Im Rahmen ihrer Kampagne „KeinGeldfürHetze“ hatte die Sektion 8 im Herbst 2016 eMails an Firmen geschickt, die in Zeitungen inserieren, die in den Augen der Initiatoren journalistische Hetze betreiben. Darunter eben auch Österreich. Das Medienhaus ließ sich das nicht gefallen und klagte ein Sektion-8-Mit- glied wegen Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung.
Das Handelsgericht wies die Klage bei der Verhandlung vor einem Monat erstinstanzlich ab: Der Vorwurf der „journalistischen Hetze“ gegenüber der Klägerin sei demnach ein zulässiges Werturteil, das von der Meinungsfreiheit gedeckt sei.
Weiters hieß es in dem Urteil: „Unwahre Tatsachenbehauptungen liegen aber nach dem festgestellten Sachverhalt nicht vor. Notorisch ist auch: Verletzungen der Privatsphäre durch Österreich sind immer wieder Gegenstand von Verfahren vor dem Handelsgericht Wien.“
Laut Kurier ist die Einspruchsfrist ungenutzt verstrichen.
Der Anwalt war zu keiner Stellungnahme erreichbar, eine Geschäftszahl steht im Artikel nicht.

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Fellner gegen Norbert Hofer

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https://www.derstandard.at/story/200012 ... n-wolfgang
[Fellner] sagte zu den damals bevorstehenden Aschermittwoch-Veranstaltungen von FPÖ-Chef Hofer und Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache: "Um 19 Uhr werden die beiden in die Arena ziehen. Der Herr Hofer in Ried in die ... was i wos ... Adolf-Hitler-Halle, oder wie heißt das dort?" Innenpolitik-Redakteurin Isabelle Daniel korrigierte ihn. Es sei die Jahnturnhalle, woraufhin Fellner sagte: "Dann bin ich nicht so weit danebengelegen."
Hofer klagte dagegen und bekam in erster Instanz recht - Rechtsmittel angekündigt:
"Das Recht auf freie Meinungsäußerung deckt unwahre Tatsachenbehauptungen nicht. Daher dürfen auch Werturteile, die konkludente Tatsachenbehauptungen sind, nicht schrankenlos geäußert werden." Und: Dem Kläger müsse ein Interesse zugebilligt werden, nicht mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht zu werden. "Der Erstbeklagte hat mit seiner Äußerung den Kläger (und dessen politische Partei) unmittelbar in Bezug gesetzt, dass dieser in einer 'Adolf-Hitler-Halle' auftreten würde."

Das Nahelegen, gerade einen solchen Veranstaltungsort auszuwählen, oder einen bestimmten Auftrittsort für die "Aschermittwochrede" derart zu bezeichnen habe den Kläger "in die Nähe eines strafbaren Verhaltens im Sinne des Verbotsgesetzes" gestellt, lautet die Begründung.
Fellner ist eh sofort korrigiert worden und "Turnvater Jahn" (gestorben 1852) war zumindest mal kein Philosemit und wurde von den Nazis zumindest sehr vereinnahmt. Andrerseits soweit ich das bei der F überblicke, ist Hofer in der Tat einer der wenigen, der (für mich) nicht erkennbar mit Rechtsextremismus und Nazisprache/symbolik kokettiert.
Bin auf die Entscheidung der 2 und der 3. Instanz und vermutlich auch des EGMR gespannt. (Meine Prognose für den EGMR, egal was innerstaatlich rauskommt: "Die nationalen Gerichte haben ausreichend abgewogen").

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Österreich gegen die Krone und den Rechtsstaat

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https://www.derstandard.at/story/200012 ... itengewinn
Die "Krone" hat eine Urteilsveröffentlichung von medienhistorisch seltener Größe auf der Titelseite von "Österreich" durchgesetzt. Allein: Die Fellner-Gruppe veröffentlichte sie nur in einem sehr kleinen Teil der Zeitungsauflage – in der Kaufversion, die "Österreich" heißt. Und auch das verdeckt durch einen Umschlag mit Eigenwerbung.
Ob das zulässig war, wird sich zeigen, falls nein muss Österreich nochmal kundmachen.
Das Oberlandesgericht Wien untersagt der Fellner-Zeitung gewaltige Reichweitengewinne des Gratistitels "Oe24" aus dem Stand laut Media-Analyse zu behaupten – nur weil die Gratisversion im Juni 2018 von "Österreich" in "Oe24" umbenannt wurde. Das Gericht verbot "Österreich"/"Oe24" zudem zu behaupten, man habe alle Nachrichten online am schnellsten.
In der Urteilsveröffentlichung heißt es, dass "Österreich" künftig die Behauptung unterlassen müsse, dass "Oe24" bereits im ersten Jahr 338.000 neue Leser und damit aus dem Stand eine Reichweite von 4,5 Prozent errungen habe", obwohl die Gratisausgabe der Tageszeitung der Mediengruppe Österreich schon seit Jahren in der Media-Analyse ausgewiesen wird. "Österreich" darf auch nicht mehr behaupten, dass "Oe24" seine Leser um 338.000 habe steigern können.

Der Hintergrund: Die Gratisausgabe von "Österreich" wurde Mitte 2018 in "Oe24" umbenannt und hatte laut Media-Analyse ein Jahr zuvor 324.000 Leser. Die Steigerung betrug also nicht 338.000 Leser, sondern nur 14.000.
Laut dem Urteil muss die Mediengruppe Österreich es auch unterlassen, "im geschäftlichen Verkehr die Behauptung zu verbreiten, dass oe24.at alle Nachrichten am schnellsten und/oder als Erster veröffentlichen würde".

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