Rückblicke (inbesondere Jahresrückblicke)

Dejos Blog - Blog zu (österreichischer Tages-)Politik, Medien, Urheberrecht uvm

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Rückblicke (inbesondere Jahresrückblicke)

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Im Prognosenthread machen wir Prognosen für das jeweils kommende Jahr und bewerten am jeweiligen Ende des Jahres die gemachten Progrnose.

Hier geht es einfach nur um diverse Rückblicke auf das jeweils auslaufende Jahr oder sonstige Rückblicke.

Da 2008 wohl vor allem als das Jahr der beginnenden Wirtschaftskrise in die Zeitgeschichtebücher eingehen wird, fangen wir 2008 mit einem Wirtschaftspannenrückblick des Standards an:
Mit minimalem menschlichen Zutun schafften es Computerprogramme Anfang September, die Aktie der US- Fluggesellschaft United Airlines zu versenken. Auslöser war ein mehrere Jahre alter Zeitungsbericht über den Insolvenzantrag der United-Airlines-Konzernmutter UAL. Alles begann damit, dass ein Leser den alten Zeitungsartikel - wahrscheinlich zufällig - mitten in der Nacht auf der Website anklickte. Dadurch kam der Text in die Liste der meistgelesenen Berichte und wurde von dem Google-Programm, das automatisch nach neuen Nachrichten sucht, in den Dienst Google News aufgenommen. Der Haken: Der Artikel trug offenbar kein Datum und wurde von dem Herausgeber eines kleinen Investment-Newsletters für aktuell gehalten. Prompt verkündete er eine UAL-Insolvenz in seinem Dienst, der auch über die Terminals der Finanznachrichtenagentur Bloomberg verbreitet wird. Die UAL-Aktie brach binnen Minuten von 12,50 auf nur noch 3 Dollar (aktuell 2,34 Euro) ein. Nicht nur einige Marktteilnehmer nahmen die Nachricht ernst: Auch Computerprogramme, die automatisch als Reaktion auf bestimmte Begriffe handeln, sollen die Kursverluste maßgeblich ausgelöst haben.
Selten hatten sich Börsianer mit so schwerwiegenden Folgen verspekuliert wie bei der VW-Aktie Ende Oktober. Sie hatten auf fallende Kurse des Volkswagen-Papiers gesetzt und Aktien "leer verkauft". Doch plötzlich schockte Porsche mit der Ankündigung, dass der Sportwagenhersteller bereits mehr als 40 Prozent an VW direkt hält und auf weitere 30 Prozent Kurssicherungsgeschäfte abgeschlossen hat. Abzüglich der 20 Prozent des Landes Niedersachsen waren damit nur noch gerade einmal 5 Prozent der VW-Aktien an der Börse. In den Wochen davor sollen aber etwa 15 Prozent der Volkswagen-Anteile an Leerverkäufer ausgeliehen worden sein, die sie jetzt irgendwie zurückkaufen mussten. Die Folge war eine fieberhafte Jagd nach jedem verfügbaren VW-Papier, die den Kurs binnen Tagen auf mehr als 1000 Euro trieb.
Die Überweisung von mehr als 300 Millionen Euro an die US-Investmentbank Lehman Brothers ausgerechnet am Tag des Insolvenzantrags sorgte im September für viel Aufregung und kostete zwei KfW-Vorstände den Job. Die Zahlung war Teil eines Devisengeschäfts und schon seit längerer Zeit in den Computern einprogrammiert - für Montag, den 15. September. Die Probleme von Lehman waren Anfang September nicht mehr zu übersehen. Noch am Freitag berieten die Zuständigen bei der KfW nach Darstellung der Bank über die Lehman-Überweisung und vertagten sich auf Montagmorgen. Die Überweisung ging aber schon eine Stunde vor dem angesetzten Treffen raus. Dabei zeichnete sich schon am Sonntag ab, dass die verzweifelten Rettungsbemühungen für Lehman scheitern könnten.
Der nächste ist, wie Schäffler bei Conti einsteigt, 75€ pro Aktie anbietet, dann kommt die Wirtschaftskrise und das ganze wird sehr schwierig zu finanzieren. Weniger eine Panne, mehr Pech bzw schlechtes Timing.
Der Finanznachrichtenagentur Bloomberg passierte Ende August ein peinliches Missgeschick, als ein provisorisch vorbereiteter Nachruf auf Apple-Chef Steve Jobs versehentlich gesendet wurde. [Auswirkungen gering, weil klar als Fehler zu erkennen. Jobs dazu:] "Die Berichte über meinen Tod sind stark übertrieben".

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Von orf.at:

2008
Kosovo erklärt sich für unabhängig, viele Staaten (Serbien nicht) erkennen das an (17. Februar)
Der Fall F., von den Medien unpräzise als Inzestfall bezeichnet, wird aufgedeckt und bekannt (April)
Erdbeben in Sichuan mit 70000 Toten, chinesische Regierung versucht nichts zu vertuschen (Mai)
Fußball EM in Ö und CH, Spanien gewinnt (Juni)
Ingrid Betancourt kommt frei (2. Juli)
Olympische Spiele in China, inklusive Umweltverschmutzung, Algenplage und Propaganda (August)
Konflikt Russland - Georgien (August)
Wahl in Österreich, SPÖ bleibt Nr 1, BZÖ 10% (28. September)
Jörg Haider stirbt (Nacht auf 11. Oktober)
Barack Obama wird gewählt (4. November)
Terroranschlag in Mumbai mit 140 Toten (24. November)
Proteste und Aufstände in Thailand (November)
Krawalle und Straßenschlachten in Athen (Dezember)

Darüber hinaus gab es noch viele Society- und Sportevents, die ich persönlich für weniger wichtig halte. Außerdem gab es einige Naturkatastrophen, die natürlich tragisch sind und schrecklich für diejenigen, die davon betroffen sind.

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Auch 2009 neigt sich dem Ende zu, und schon gibt es die ersten Rückblicke.

Google gibt einen quasi selbst zusammenstellbaren Rückblick auf die häufigsten Suchbegriffe an. Mal sehen, wer was Ausgefallenes findet.
http://www.google.com/intl/en_us/press/zeitgeist2009

Ich hab mir mal nur Österreich angeschaut, und mich verwundert, dass überhaupst nix pornographisches dabei ist - ich vermute ganz ehrlich eher Zensur dahinter.

Was mich auch wundert sind folgende Suchbegriffe der Top 10 der meist gesuchten: Youtube (Platz 2), Facebook (4), gmx (8), orf (9).
Wieso so viele Leute das über Google suchen, verstehe ich echt nicht. Dass es einzelne gibt, die nicht wissen, was die Adressleiste ist, glaube ich sofort, aber dass es für ~5 Plätze in den TopTen reicht...

Am Ärgsten finde ich Platz 7: Google :doh

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2011

Den Anfang macht ein Rückblick auf für Österreich sehr untypische Geschehnisse: Rücktritte von Politkern.

http://derstandard.at/1324170231381/Inn ... Politikern
Den Reigen startete ÖVP-Wehrsprecher Norbert Kapeller im März. Sein Auto wurde auf einem Behindertenparklatz mit einem Behindertenausweis eines verstorbenen Verwandten geparkt. Kapeller rechtfertigte sich erst damit, dass seine Frau den Wagen geparkt habe, musste dann jedoch auf Druck der eigenen Partei weichen. Kapeller ist daraufhin aus dem Nationalrat augeschieden und auch aus der Partei ausgetreten.
Für neue Lobbying- und Anti-Korruptionsgesetze auf österreichischer und EU-Ebene sorgte Ernst Strasser. Der EU-Parlamentarier trat auf Aufforderung seines damaligen Parteichefs Josef Pröll zurück, nachdem Journalisten der "Sunday Times" ihn dabei gefilmt hatten, wie er auf ein unmoralisches Angebot einstieg. Legendär der Ausspruch von Strasser: "If you once lie, you're dead."
Nach Strasser ist dessen ÖVP-Parteikollegin, die steirische EU-Abgeordnete Hella Ranner, über eine Spendenaffäre gestolpert. Ranner wurde unter anderem vorgeworfen, ihre Schulden in der Höhe von sieben Millionen Euro mit der Spesenpauschale des EU-Parlaments abzuzahlen.
Der Klagenfurter Rechtsanwalt Gert Seeber musste sein Amt als Messepräsident räumen, der FPK-Landtagsabgeordnete Manfred Stromberger (Bild) alle seine politischen Funktionen zurücklegen. In diesem Fall ging es um den Verdacht, dass die den Kärntner Freiheitlichen gehörende Werbeagentur "Connect" zur indirekten Parteienfinanzierung gedient hat.
Im November verabschiedete sich auch noch Bauernbund-Chef Fritz Grillitsch. Der ÖVP-Politiker hatte für Aufregung gesorgt, weil er den umstrittenen Buchautor Thilo Sarrazin eingeladen und bei einer Veranstaltung auch noch FPÖ-Chef Strache eine Bühne gegeben hatte.
Der schon mehrfach mit extrem rechten Äußerungen aufgefallene Tiroler Nationalratsabgeordnete Werner Königshofer wurde aus der FPÖ und dem freiheitlichen Parlamentsklub ausgeschlossen.
Zurückgetreten ist er aber soweit ich weiß nicht.

Aus gesundheitlichen Gründen gab Josef Pröll die Politik auf.
In Folge wurde die Regierung umgebaut, Bandion-Ortner und Lopatka schieden aus und Kaltenegger, vormals Generalsekretär, verließ ebenso die Politik.
Ebenfalls verabschiedet hat sich Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel, der zuletzt aber nurmehr Hinterbänkler war. Um eine lückenlose Aufklärung diversester Skandale zu ermöglichen, trat er zurück, soweit ich weiß ist aber trotzdem noch keiner lückenlos aufgeklärt.
Petzner ist auch von irgendwas zurückgetreten, weil ihm der Führerschein abgenommen wurde.

Weiters gingen (ohne Skandale bzw Vorwürfe): Christina Marek (Chefin ÖVP Wien), Christian Ebner (BZÖ), Herbert Sausgruber (ÖVP-Lhptm Tirol), Sabine Gretner (Grüne, Wien), Rolf Holub (Grüne, Kärnten)

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nochmals 2011

http://orf.at/stories/2095800/

Jänner: Nach mehrwöchigen Straßenschlachten in Tunesien flieht Präsident Zine el Abidine Ben Ali am 14. Jänner ins Exil. Die Proteste greifen auch auf Ägypten und den Jemen über. Im Februar folgt Libyen.
Februar: Am 11. Februar muss der ägyptische Präsident Hosni Mubarak dem Druck der Demonstranten auf dem Tahrir-Platz weichen.
März: Die Karriere des deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) findet ein jähes Ende. Als bekanntwird, dass seine Doktorarbeit zum Großteil ein Plagiat ist, tritt er am 1. März zurück.
April: Am 11. April detoniert eine U-Bahn-Bombe in der weißrussischen Hauptstadt Minsk.
Mai: Amerikanische Elitesoldaten erschießen am 2. Mai Osama bin Laden in seinem Versteck in Pakistan. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 war nach dem Al-Kaida-Chef fieberhaft gesucht worden. Er hatte mit seiner Familie in einem unauffälligen Einfamilienhaus gelebt.
Juli: Am 4. Juli stirbt mit Otto Habsburg (98) der älteste Sohn des letzten österreichischen Kaisers.
Juli: Seit dem 9. Juli ist Afrika um einen Staat reicher. Der Südsudan spaltet sich vom Norden ab und wird unabhängig.
Juli: Die britische Zeitung „News of the World“ erscheint am 10. Juli zum letzten Mal. Das zum Imperium von Rupert Murdoch gehörende Blatt hatte mit einem Abhörskandal die britische Politik erschüttert.
Juli: Der Rechtsextremist Anders Behring Breivik sorgt am 22. Juli für Entsetzen in Norwegen. Er löst im Zentrum Oslos eine Explosion aus, bei der acht Menschen sterben. Dann erschießt er auf einer Ferieninsel weitere 68 Jugendliche, bevor er überwältigt wird. Gutachten bescheinigen ihm im November Unzurechnungsfähigkeit.
August: In London brechen schwere Krawalle aus.
Oktober: Libysche Rebellen erschießen den flüchtigen Ex-Staatschef Muammar al-Gaddafi am 20. Oktober mit seiner eigenen - goldenen - Pistole. Sein Sohn Saif al-Islam wird lebend gefasst.
November: Die europäische Schuldenkrise fordert ihre Opfer. Eines der prominentesten ist der italienische Premier Silvio Berlusconi. Er muss am 12. November zurücktreten. Nur vier Tage später wird mit Mario Monti ein Ökonom als Regierungschef gewählt.
November: Während in mehreren Ländern des „arabischen Frühlings“ die ersten freien Wahlen stattfinden, schlittert Syrien in einen blutigen Bürgerkrieg. Im November reagiert die Arabische Liga und schließt das Land aus.
Dezember: Neun Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs verlassen die letzten US-Truppen das Land.
Dezember: Am 19. Dezember stirbt der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il.


Ein schlechtes Jahr für Diktatoren. Ob in den Ländern jeweils was besseres nachkommt, wird erst die Zeit zeigen.

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2012

http://derstandard.at/1356426316921/Boe ... en-bleiben

Euroschuldenkrise: Der dauerhafte Rettungsschirm ESM wurde auf Schiene gebracht. Spanien ist als viertes Land unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft. Notkredite von bis zu 100 Milliarden Euro werden für die angeschlagenen Banken zugesichert. Geflossen ist das Geld noch nicht, weil noch immer an den Bedingungen gefeilt wird. Damit entfachte erneut die Angst vor einem Kollaps in der Eurozone. Griechenland hat eine neue Regierung gewählt. Die Wahl musste im Juni wiederholt werden, weil die Regierungsbildung gescheitert ist.

Auch in Italien wird es zum Jahresende politisch wieder ernster. Der Expertenrat um Mario Monti genoss das Vertrauen der Investoren, das Land wieder auf Schiene zu bringen. Vor Weihnachten hat Monti allerdings seinen Rücktritt angekündigt.

Börsengänge: Den Gang aufs Parkett haben heuer einige Unternehmen gewagt. Am einprägendsten war jener von Facebook. Im Vorfeld wurde die Aktie ordentlich gehypt - am Tag des Börsengangs lief dann einiges schief. Technische Pannen haben den Börsenstart verzögert, der erste Kurs am 18. Mai betrug rund 42 US-Dollar. In der Spitze stieg er an diesem Tag bis auf 45 US-Dollar. Danach begann der Absturz. Den Tiefstkurs erreichte die Aktie des sozialen Netzwerkes am 14. September mit 17,55 US-Dollar oder einem Minus von 58 Prozent. Seither konnte sich das Papier wieder etwas erholen, notiert allerdings immer noch mehr als 40 Prozent unter dem Eröffnungskurs.

Schwellenländer: Das Wachstum der Schwellenländer hat 2012 an Fahrt verloren. Sieben Quartale in Folge vermeldet beispielsweise China abgeschwächtere Zuwachsraten. Damit steigt in den Industrienationen die Angst, dass die ohnehin schwache Konjunktur keinen Auftrieb aus den Wachstumsmärkten erfährt.

Malversationen: Das ablaufende Börsenjahr steht auch im Zeichen von Kriminalfällen. Die Manipulationen am Zinssatz Libor wurden bekannt. Barclays schaffte als erstes Institut weltweit die Ermittlungen im Zinsskandal gegen die Zahlung von 450 Mio. Dollar (340 Mio. Euro) aus der Welt. Die UBS zahlt wegen ihrer Verwicklung in den Libor-Skandal 1, 16 Mrd. Euro Strafe - die weltweit bisher zweithöchste Geldbuße von Behörden gegen eine Bank.

Die höchste Strafe aller Zeiten bekam kurz zuvor die HSBC. Die britische Großbank legte in den USA für 1,47 Mrd. Euro einen Geldwäscheskandal bei. In der Deutschen Bank marschierten zudem Ermittler ein.

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Tja, für 2013 war ich offensichtlich zu faul (oder zu desinteressiert) irgendeinen Rückblick zu posten.

Naja, verweise ich halt auf irgendeinen:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Lytp2Zyy ... L9QxW-LaZQ[/youtube]

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Rückblick - Wahlen 2015

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Der Standard macht einen Rückblick auf die Wahlen 2015

http://derstandard.at/2000027880815/Wah ... t?_slide=1
Die Wahl der Österreichischen HochschülerInnenschaft eröffnete den Reigen in diesem intensiven Wahljahr. Als ÖH-Vorsitzender ist Philip Flacke von den Fachschaftslisten hervorgegangen. Und das, obwohl seine Fraktion nur von 13 Prozent der Studierenden gewählt wurde.
Lachender Zweiter nach den steirischen Landtagswahlen im Mai war Hermann Schützenhöfer. Obwohl seine ÖVP mit 28,5 Prozent knapp hinter der SPÖ (29,2 Prozent) nur auf Platz zwei landete, wurde Schützenhöfer Landeshauptmann.
Franz Voves geht, was wohl Teil eines Gesamtdeals war, um Schwarz/Blau zu verhindern.

Burgenland: SPÖ bleibt erster, koaliert mit FPÖ. Bestehende Krise in der SPÖ wird dadurch noch größer.
Peter Rabl hat die ehemals rote Hochburg Wels gedreht und zur FPÖ-Gemeinde gemacht. Mit knapp 63 Prozent sicherte sich Rabl den Bürgermeistersessel.
Wienwahl 2015: SPÖ mit 39,6 Prozent vor der FPÖ (30,9 Prozent). Freiheitlichen stellen Vizebgm, V. trotz Rücktrittsversprechen als Städträtin im Amt, Fortsetzung von Rot-Grün.
(Mehr dazu hier)

Was im Standardrückblick irgendwie nur verwirrend hervorkommt, ist die OÖ-Wahl:
Wahlergebnis hier.
Ergebnis war eine Schwarz/Blaue Koalition, mit einer Proporz-Landesregierung ohne Frauen.

Wenn ich mich jetzt nicht täusche, haben es die NEOS nur in Wien in den Landtag geschafft.

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Kortz.at Jahresrückblick 2015

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Normalerweise werden einem zwischen Weihnachten und Neujahr die Jahresrückblicke ja nur so nachgeschmissen. Aus ein paar Detailbereichen habe ich einzene gesehen, aber einen breiten Jahresrückblick musste ich suchen. Und bin gescheitert. Der folgende ist von mir selbst zusammengestellt, wobei ich ab und zu Hinweise aus diversen Artikeln bekommen habe.
Wahlen sind schon im vorigen Post.

1. Januar 2015 - In Deutschland tritt ein flächendeckender allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 8,50 € brutto je Arbeitsstunde in Kraft.

7. Januar 2015 - Anschlag auf französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo, in Folge noch ein Anschlag auf ein jüdischen Supermarkt.
Eine weltweite Solidaritätswelle folgt.

24. März 2015 - Ein deutsches Flugzeug stürzt am Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen ab. Die Ermittlungen ergeben, dass aller Wahrscheinlichkeit nach der Co-Pilot in einem erweiterten Selbstmord den Absturz geplant und absichtlich herbeigeführt hat. Eine mediale Feeding Frenzy hat das Ereignis, das ja schon für sich tragisch genug war, begleitet. (dazu hier auf kortz.at)

Mai 2015 - Songcontest in Wien. Australien nimmt teil, Österreich bekommt 0 Punkte, Schweden gewinnt.

USA eröffnen Botschaft in Havanna

Flüchtlingskrise - Durch die Verschärfung der Situation in Syrien, insbesondere durch die andauernden Gräueltaten der Indoktrinierten Schlächterbande und der Überfüllung der Flüchtlingslager in der Region versuchen immer mehr Flüchtlinge nach Europa zu kommen. Die EU und die europäischen Länder haben (mit wenigen Ausnahmen) nicht nur kaum Vorkehrungen getroffen, obwohl derartige Fluchtbewegungen absehbar waren, sie scheitern auch bis jetzt ein menschenwürdiges oder zumindest funktionierendes System zu betreiben, mit dem die notwendigen Asylverfahren zumindest halbwegs fair und in halbwegs erträglichen Zeitrahmen und Umfeld durchgeführt werden können. In Deutschland und Österreich werden zahlreiche Versorgungsleistungen von der Zivilgesellschaft übernommen, weil der Staat nicht weiß, was er tun soll.

September - die amerikanische Umweltbehörde findet heraus, dass VW bei manchen Autos eine Software eingebaut hat, die den Schadstoffaustausch künstlich reduziert, wenn die Software erkennt, dass das Auto getestet wird. Im Normalbetrieb funktioniert das nicht. Als eine Erklärung wird angeboten, die Techniker hätten das eingebaut, weil niemand sich getraut hat, den Chefitäten zu sagen, dass deren Schadstoffreduktionsziele nicht erreicht werden können. Der VW-Chef muss zurücktreten. Wie viele Millionen Autos bzw welche Modelle betroffen sind, ist noch nicht ganz klar (oder ich habe das zuletzt nicht mehr genau verfolgt), auch nicht wie viele Milliarden das kosten wird.

6. Oktober - Das Safe-Harbor-Abkommen mit den USA wird vom Europäischen Gerichtshof per Urteil für ungültig erklärt.

13. November 2015 - Wieder Terror in Paris, in Cafes und Veranstaltungshallen. 130 Menschen sterben, ca 350 werden verletzt.
Eine weitere weltweite Solidaritätswelle folgt.

30. November bis 12. Dezember - UN-Klimakonferenz bei Paris; die Konferenz endet mit dem von allen 195 Teilnehmerstaaten unterzeichneten Paris-Abkommen. Im Vergleich zu dem, was man erwarten konnte, ist es ein großer Wurf geworden. Reichen wird es vermutlich trotzdem nicht.

Dezember - Zielpunkt ist pleite. Ca 2500 MitarbeiterInnen betroffen, die Hälfte der Filialen soll übernommen werden, alles noch im Laufen.


IS, Griechenlandkrise, Wirtschaftskrise, autoritäre Tendenzen in Polen, Ungarn und Türkei, Ebola in Westafrika gab es leider das ganze Jahr.

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Jahresrückblick 2016

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Der Kortz.at-Jahresrückblick auf das Jahr 2016, mit Schwerpunkt auf Politik und Europa

Die Stichworte stammen insbesondere von http://orf.at/stories/2371037/2371027/ und https://de.wikipedia.org/wiki/2016

3. April 2016: Panama Papers. Durch ein Datenleck wurden 2,6 Terabyte Daten des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca öffentlich bekannt, die von zahlreichen Medien analysiert wurden und die am 3. April 2016 darüber berichteten. "Nach Einschätzung der beteiligten Medien belegen die Unterlagen legale Strategien der Steuervermeidung, aber auch Steuer- und Geldwäschedelikte, den Bruch von UN-Sanktionen sowie andere Straftaten durch Kunden von Mossack Fonseca." (https://de.wikipedia.org/wiki/Panama_Papers) Drinnen hingen natürlich alle nennenswerten Großbanken, weil irgendwer muss einen ja vermitteln. Ein paar Leute wurden rausgehaut, hie und da mag's sogar Strafverfolgungen gegeben haben und Kossack Prosecco oder wie die Firma genau hieß ist mittlerweile wesentlich weniger lukrativ, aber es gibt ja genug andere. Viel rausgekommen ist auch hier nicht, so wie immer - es gibt weiterhin Steueroasen, gegen die international nichts gemacht wird, und Briefkastenfirmen, weil, so zB die FPD, man die ja braucht. Und natürlich gibt es Banken, Vermögensberater die da mitschneiden. Auch 2016 sind die Reichen reicher und die Armen ärmer geworden. Wieso hätte gerade das eine Wende bringen sollen?

9. Mai 2016: Nach unerwartet langer Amtsdauer tritt Werner Faymann als österreichischer Bundeskanzler relativ überraschend zurück. Am 17. Mai übernimmt Christian Kern dieses Amt. (Ich bin weiterhin der Meinung, wäre Faymann nicht zurückgetreten, wäre Hofer jetzt unser Präsident.)

23. Juni 2016: Mit 51,9 % stimmen die Briten überraschend für einen Austritt aus der EU. Politisches Köpferollen ist nur eine der Folgen, bis Jahresende druckst die neue Regierung aber herum, wann und wie sie jetzt endlich austreten wollen. Viele der Versprechen, die vorher gemacht wurden, waren unerfüllbar, was aber erst nach dem Referendum wen interessierte wie zB das angeblich so gesparte Geld ins Gesundheitssystem zu stecken oder weniger Arbeitskräfte aus Osteuropa im UK zu haben. (Kortz.at zum Brexit)

16. Juli 2016: Putschversuch von Teilen des Militärs in der Türkei. Der Versuch ist ziemlich schlecht organisiert und scheitert kläglich, die Schuld wird offiziell der Gülen-Bewegegung gegeben, Gülen selbst aber meint, Erdogan hätte den Putsch inszeniert. Genaues weiß man nicht, Erdogan, der den gescheiterten Putsch als Geschenk des Himmels bezeichnet hat, setzt zu einer Säuberungswelle sondergleichen an: Schulen, Zeitungen und Fernsehsender werden geschlossen, und tausende Menschen (Richter, Polizisten, Journalisten) verhaftet und noch mehr aus dem Staatsdienst entfernt. Nunmehr will er eine Verfassung haben, die ihm das Regieren per Dekret gestattet, was sich aber erst 2017 ausgehen wird. Achja, die Todesstrafe will er auch wieder einführen.

9. November 2016: Nach einem "beispiellos aggressiven Wahlkampf, der serienweise Tabus brach" (Zitat orf.at aus dem obigen verlinkten Artikel) wird Donald Trump zum Präsident der USA gewählt. Der Wahlkampf war nicht nur tief und aggressiv, sondern auch voller Lügen, gegen die die traditionellen Medien nicht angekommen sind. Trump hat die Medien geschickt für sich arbeiten lassen - er hat Medienaufmerksamkeit durch seine Peinlichkeiten und Tabubrüche bekommen, und dann einfach durch permanentens Wiederholen von Lügen, die von ihn unterstützenden "Altright-Portalen" via Social Media in die Filterblasen seiner Anhängerschaft gepumpt wurde, ausreichende Mehrheiten in ausreichenden Staaten bekommen. H. Clinton hatte zwar die "popular vote", wurde also von mehr AmerikanerInnen gewählt, aber so funktioniert das Wahlsystem nicht. (Trump übrigens behauptet immer wieder, er habe nur aufgrund von Wahlbetrug nicht auch die "popular vote"). Er, der reich geborene Milliardär hat groß auf Anti-Establishment gemacht, aber gleich nach der Wahl Banken-Bonzen udgl zu Ministern nominiert. Mehr zum US-Wahlkampf und - ganz neu und daher noch unbefüllt - ein Topic zu Trumps Präsidentschaft.

16. November 2016: Oxford Dictionaries kürt "post-truth" zum Wort des Jahres.
2016 war auch das Jahr, in dem der Postfaktizismus endlich einen Namen bekam, so dass man ihn besser besprechen kann - mehr dazu hier.

4. Dezember 2016: Alexander van der Bellen wird in der wiederholten Stichwahl Bundespräsident. Im ersten Wahlgang hatte VdB nur 21%, knapp vor der unabhängigen Irmgard Griss, aber weit vor den Kandidaten von SPÖ und ÖVP. Norbert Hofer (FPÖ) hatte hingegen 35%. Am 22. Mai war die später aufgehobene Stichwahl die mit 50,35% VdB gewann. Die Wahl wurde gehoben, weil die Wahlkarten falsch ausgezählt worden waren und das Ministerium Wahlergebnisse vor Wahlschluss bekannt gegeben hatte. Ein Stichwahlversuch musste verschoben werden, weil die Kuverts für die Wahlkarten Probleme machten. Die Stichwahlwiederholung gewann VdB mit 53,79% noch deutlicher.

7. Dezember 2016: Ein Verfassungsreferendum in Italien scheitert und der Premierminister Renzi tritt zurück.

IS, Boko Haram, Griechenlandkrise, Wirtschaftskrise, autoritäre Tendenzen in Polen, Ungarn und Türkei, Flüchtlinskrise gab es wieder das ganze Jahr.
Auch Terroranschläge gab es einige, und immer mehr davon auch in Europa. Die beiden schlimmsten in der EU waren jene am 14. Juli in Frankreich und am 19. Dezember in Deutschland.

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Wer hätte noch vor kurzem gedacht, dass...

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Anlässlich der Feierlichkeiten zu 30 Jahre Standard gibt es eine etwas andere Art von Rückblick, im Sinne von wer hätte vor kurzem für möglich gehalten:

https://derstandard.at/2000089727810/We ... dacht-dass
In seiner Rede beim 30-Jahr-Fest des STANDARD sagte Herausgeber Oscar Bronner unter anderem: "Wer hätte gedacht, dass in Österreich eine Partei, die einen Freundschaftsvertrag mit Russland hat, alle Geheimdienste übertragen bekommt?"
Wer hätte gedacht, dass in der Führungsmacht der westlichen Demokratien eine Figur wie Donald Trump zum Präsidenten gewählt würde? Wer hätte gedacht, dass der staatliche Auftragsmord – Russland, Saudi-Arabien – wieder zur kaltschnäuzig praktizierten Übung wird? Wer hätte gedacht, dass man ein rationales Volk wie die Engländer durch eine Lügenkampagne von Scharlatanen zu einer Verrücktheit wie den Austritt aus der EU bewegen könnte? Wer hätte gedacht, dass Italien eine Kombination von Rechtsextremen und Linksanarchisten an die Regierung wählt? Wer hätte gedacht, dass durch die wirtschaftspolitische Scharlatanerie dieser Regierung der Euro und die EU selbst in Gefahr kommen können?
Ich hätte auch noch ein paar:

Wer hätte gedacht, dass Trollfabriken über "Social" media dank der Krise der klassischen Journalismus Wahlen beeinflussen und die Demokratie - und die Freiheiten die sie garantiert - in mehreren Ländern in Gefahr bringt?
Wer hätte gedacht, dass Österreich so schnell wieder eine Regierung bekommt, mit einer Partei, aus der es mit Regelmäßigkeit rechtsextreme Ausrutscher gibt, ohne jegliche Konsequenzen, und einen Bundeskanzler der dazu schweigt?

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