Selbst schuld, kein Mitleid?

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Selbst schuld, kein Mitleid?

Post by dejost »

13 10 2005

Keine Chance für lange Finger.

Kann mir mal jemand diese Werbung erklären?

http://www.allessicher.at/

Gibt's für Verbrechensprävention nicht die Polizei?
Ist es nicht verboten, einzubrechen, zu stehlen usw?

Wieso zum aasfressenden Raubvogel macht da das BMI mit?
Wozu arbeiten wir im Schnitt 30 - 50 % unserer Arbeitszeit für den Staat, wenn der uns nicht mal dafür ein Mindesmaß an Sicherheit zur Verfügung stellt? (Dafür finanziert er solche Werbung, die uns sagt "Hey, wenn du nicht 3% des Tages darüber nachenkst, wie du deine Sachen, mit denen du machen kannst was du willt, schützen kannst, bist du ein ordentlicher Volltrottel").

"Herr Polizist, bei mir ist eingebrochen worden" - "Na, warum haben Sie keine Sicherheitstür? Selber schuld, sage ich da nur."


Noch eine kleine soziologische Vermutung:
Je schwieriger es ist, Vergehen zu verüben, desto eher steigt die Gewaltbereitschaft bei Kriminellen.

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Post by dejost »

Nach einem Bericht auf orf.at, wo einem Juwelier, der sein Auto in einem Parkhaus (!) abgestellt hat, mehrere wertvolle Uhren, Schmuck usw gestohlen wurde, ein Post eines ORF- Users (Flodo).
(Ich habe bis dato eher einen schlechten Eindruck der sich auf den ORF- Boards befindlichen Usern, auch die Qualität der Nachrichten sind, wie schon oft bemängelt, sinkend. Leider ist die APA HP zu wenig freigiebig mit Informationen, bleibt wohl nur der Standard...)

Der postet sinngemäß Selbst schuld, kein Mitleid. (weil wenn die Versicherung zahlt, würde ja seine Prämie steigen)
Ich habe zwar was dazugepostet, aber der Gedanke ist bedenklich:

Der stellt seine Karre in einem Parkhaus ab, versperrt. Dann wird bei ihm eingebrochen.
Was hätte er wohl tun müssen, um "Flodo"s Unmut nicht auf sich zu ziehen?
Das Zeug mit sich herumschleppen?
Wäre auch wohl unklug in "Flodo"s Augen.

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Post by dejost »

In Grätzeln oder (ehemaligen) Vororten im Südwesten Wiens mehren sich Dämmerungseinbrüche (Wortspiele, dass die Dämmerung jeden Abend einbricht jetzt mal beiseite).

Die verängstigten Bürger überlegen, eine Bürgerwehr zu machen oder einen privaten Sicherheitsdienst anzuheuern, der patroulliert.

(Da, wo wir früher in Stockerau gewohnt haben, machen sie das mittlerweile sogar. Oder haben es zumindest eine Zeitlang gemacht.)

Und was kommt seitens der Polizei?
Einmal das Lamento, dass zu wenig Personal da ist. Wohl richtig (siehe auch 2 Posts weiter oben von mir).
Dann ein wenig Eigenlob, weil sie gerade irgendeine Verbrecherbande dingfest gemacht haben. Das ist natürlich gut, aber solange die Aufklärungsquote gering ist (und viele Leute arm und arbeitslos sind), ist auch für Nachwuchs gesorgt.
Und dann ein, nein DAS Angebot:
Ein Workshop, wie die Leute ihre Eigenheime besser schützen können.

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Post by dejost »

Der Tipp des Innenministeriums: "Denken Sie, bevor Sie klicken."
Das ist die großartige Idee, mit der Platter etwas gegen Zombie- PCs, Phising usw machen will.

"Denken Sie". Das rate ich ihm mal, vor allem vermute ich, insbesondere wenn man sich so anschaut, was er für technischen Müll hinsichtlich der "Bundestrojaner" so verzapft, scheint er sich auch nicht auszukennen, da hilft alles denken scheinbar doch nichts.

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Post by dejost »

von wien.orf.at vom 14.09.07
57 Banküberfälle in Wien bis jetzt im heurigen Jahr, 49 waren es im Vorjahr: Bei der Polizei wird jetzt auch Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen in den Banken laut.
Aus der Polizei sind nun verärgerte Stimmen zu hören, die den Banken eine Mitschuld an dieser Entwicklung vorwerfen.
Die Polizei bekrittelt aber zum Beispiel, dass die Banken keine abschreckenden Wachmänner für ihre Filialen anheuern.
Das ist ja wohl das letzte.

Unabhängig davon, was man jetzt so von Banken halten kann, Banken zahlen sicher nicht ganz wenig Steuer (und heben zB zT die KESt gleich ein). Und dafür dürfen sie dann von der Polizei (!) hören, dass sie doch gleich noch private Wachmänner anheuern sollen.

Banküberfälle sind verboten. Dass die Verbote eingehalten werden, ist Aufgabe der Polizei (und in weitere Folge der Justiz), nicht die der Banken, die zahlen eben Steuern, damit Polizei (und Justiz) das machen.

Ja, wenn die Polizei ihre Arbeit nicht machen will oder kann, werden wir am Ende noch alle gezwungen sein, (wieder) selber für unsere Sicherheit zu sorgen. Dann seh ich aber auch nicht ein, wieso ich Steuern zahlen muss.

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Wie ORF, Standard und vermutlich auch andere berichten, mehren sich Haus- Verlosungen.

Das funktioniert in etwa so:

Jemand, der sein Haus nicht los kriegt, verkauft Lose. Die kosten im Stück, je nach Verlosung, 50 - 100 € und es werden 5000 - 10000 ausgegeben. In Summe ist dann der Lospreis mal der ausgegebenen Lose meistens so ca der Hauspreis, den sich der Verkäufer vorstellt, um den er aber das Haus einfach nicht los geworden ist.

EineR wird gezogen, der/ie kriegt das Haus.

In allen Fällen, die ich mir näher angeschaut habe, gab es noch eine Klausel, wenn nicht (fast) alle Lose verkauft werden, gibt's es keine Verlosung, das Geld geht retour, minus einer nicht zu vernachlässigenden "Bearbeitungsgebühr". Der "Verloser" steigt also jedenfalls gut aus.

Ich hab's nicht nachgerechnet, aber beim ö Lotto soll die Chance auf (irgendeinen) Gewinn 2,4% sein. Bei 1 000 oder 10 000 Losen und einem einzigen Hauptpreis kann vermutlich jedeR selber ausrechnen, wie hoch die Chance auf (irgendeinen) Gewinn ist. Der Fairness halber sei noch hinzugefügt, der Hauptpreis beim Lotto hat eine Wahrscheinlichkeit von ca 1 zu 8 Millionen.

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http://wien.orf.at/news/stories/2533000/
16 Wiener Juweliere sind heuer schon Opfer von Kriminellen geworden. 13 wurden überfallen, in drei Geschäften gab es Einbrüche oder Diebstähle.
So weit so schlecht und kriminell.
Viele Juweliere in Wien hätten aber kaum in Sicherheit investiert, bekrittelte Peter Kleisinger, Versicherungsmakler für Juweliere.

Für ihn reichen Alarmknöpfe und Videoüberwachung allein nicht mehr aus. „Viele sind mit ihren Sicherheitskonzepten in den 60er, 70er oder 80er Jahren stecken geblieben. Das ist so als würde man heute noch mit dem Pferd ins Geschäft reiten“, meinte er in einem „Radio Wien“-Interview.
Was ein Humbug. Schon klar, die Versicherung will ein Geschäft machen und sonst nix, aber wie schon in den vorigen Posts erwähnt: Überfälle sind verboten. Dass dieses Verbot eingehalten wird, ist nicht Aufgabe der Juweliere (und auch nicht der Versicherungen).
Viele Juweliere haben deswegen das Problem, dass nach Überfällen die Versicherungen kündigen. Kleisinger hat deswegen nun mit der Juweliersinnung einen Versicherungspool ins Leben gerufen. Juweliere werden dort fix versichert, müssen aber strenge Sicherheitskriterien erfüllen.

Abgesehen davon hilft auch die Wiener Polizei, sie klärt die Juweliere in ihren Geschäften über mögliche Sicherheitslücken auf. Opfer des bisher letzten Juwelier-Überfalls war am Samstag ein Geschäft in Floridsdorf - mehr dazu in Juwelier in Floridsdorf überfallen.

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http://burgenland.orf.at/news/stories/2569894/
Zahlreiche Gemeinden, Schulen und Kindergärten sind betroffen. Dort wurden Verträge abgeschlossen und zwar irrtümlich, hieß es in der Konsumentenschutzabteilung des Landes.

Die Betroffenen haben geglaubt, Korrekturabzüge des „Gelben Branchenbuches“ schriftlich zu bestätigen, das heißt sie haben geglaubt Daten, die sie betreffen, vor der kostenlosen Veröffentlichung zu überprüfen. Allerdings wurden durch die entsprechenden Unterschriften teure Verträge abgeschlossen, sagten die Konsumentenschützer.
Gemeinden,Schulen und Kindergärten sind jetzt mit hohen Zahlungsaufforderungen konfrontiert. Jeweils knapp 1.500 Euro will die betreffende Firma. Zudem sollen Mahnungen und Drohbriefe verschickt worden sein.

Konsumentenschutz-Landesräterin Verena Dunst (SPÖ) lässt die zahlreichen Fälle nun prüfen. Sie gehe davon aus, dass die Vorgehensweise rechtlich nicht erlaubt ist, und gegen Wettbewerbs-Bestimmungen verstoße. Die Konsumentschutzabteilung rät dazu, die Zahlungsaufforderungen zu ignorieren.
Der Haken - und auch wieso die Konsumentenschutzabteilung da fehl am Platz ist - ist, dass für all diese Player das KSchG ja gar nicht gilt.
Was wohl schon geht ist Irrtumsanfechtung, denn der Irrtum ist nicht nur verschuldet, der ist beabsichtigt. (Wenn's wirklich Betrug im strafrechtlichen Sinne ist, kommen sie sowieso raus. Aber solche Halbkriminellen wissen oft sehr gut, welche Grenze sie nicht überschreiten können. Sonst würden sie ja schon einsitzen.).

harald
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Keine Täuschungsabsicht da Angebotspreis und "Angebot" drauf steht, wenn auch nicht sofort ersichtlich und besonders groß.
--Harald
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