Blitzlichter auf journalistischen Ethos und den Medienzirkus

Dejos Blog - Blog zu (österreichischer Tages-)Politik, Medien, Urheberrecht uvm

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Blitzlichter auf journalistischen Ethos und den Medienzirkus

Post by dejost »

In diesem Topic werden Fragen und Themen betreffend Nachrichten allgemein, journalischen Berufsethos, den Medienzirkus und den schmalen Grat, den die 4. Gewalt oft wandeln muss, aufgeworfen und diskutiert.
Da Bloggen bekanntlich gleichwertig ist, wenn einer allein am Stammtisch sitzt und schimpft, gibt es hier viel mehr Kritik als Lob und es werden Fehlentwicklungen aufgezeigt, aber nur selten positive Beispiele hervorgehoben.
kortz.at/forum ist aber ein kooperatives Forumsblog, dh alle sind eingeladen, das mit produktiven Beiträgen zu ändern.

Da es ein sehr breites Feld ist, gibt es einzelne Teilbereiche, die in eigenen Topics bzw Bereichen diskutiert werden:
Auf kortz.at/forum gibt es eigene Topics für den Österreichischen Rundfunk (ORF) und Täter/innen- und Opferschutz in den Medien.
Es gibt einen eigenen Bereich für die Tageszeitung Österreich im Archiv, in den noch vereinzelt etwas gepostet wird.
Widerrufe, Gegendarstellungen udgl werden unsystematisch und unvollständig ebenso gesammelt.
TPP hat ein Topic, in dem es um Unabhängigkeitsprobleme und Beeinflussungsversuche der Videospielpresse geht.
Gesammelt werden außerdem außergewöhnliche Schlagzeilen und ausgefallene Meldungen und zu Werbunggibt's auch ein Topic.

"Ich war in einer Pizzeria essen, als ich heim kam, sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Kästen waren umgeworfen, Taschen gelehrt, Dinge zerstört"
Schreibt ORF.at. Was den Taschen beigebracht wurde, verschweigt er allerdings.

Inhaltlich handelt es sich um einen Bericht zur Razzia in den ÖSV Winterolympics Sportlerinnen 2006 Quartieren.

Bei der ersten Razzia haben die meisten Zeitungen & sonstige Medien, in der nationalistisch aufgeheizten Stimmung der Winterspiele beinahe verständlich, gleich geschrieben, wie schlimm das nicht ist, die armen Österreicher, die kein Wässerchen trüben könnten, werden da wie gewöhnliche Verbrecher behandelt (wenn müßte man sie wohl wie außergewöhliche Verbrecher behandeln?) usw usf.
Tja, groß war der Schock als zumindest Teile der Vorwürfe sich als wahr herausgestellt haben, mehrere Beteiligte mit österreichischem Pass entweder die Flucht ergriffen oder von der Polizei wegen recht sicherer Beweise in Gewahrsam genommen wurde.

So, und nun zum eigentlich Thema: Auch wenn ich jetzt nicht sehr nachhaltig gesucht habe, mir ist noch kein Medium aufgefallen, dass sich für die, nachträglich falsche, Berichterstattung irgendwie entschuldigt hat.
Last edited by dejost on 25 Sep 2008, 08:05, edited 3 times in total.

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Post by dejost »

"Rice musste auf Reise mit Straw am Boden schlafen"

Abgesehen davon, dass das ca die selbe Relevanz hat wie

"Jun Lee, ein 27- jähriger Elektrofacharbeiter in der Toasterfabrik in Nai- Ching musst zu Dienstschluss voller Entsetzen feststellen, dass sein Fahrrad umgefallen war."

ist auffällig, dass die meisten Medien von "musste" sprechen. In den Berichten steht aber, Rice habe (dem 8 Jahre älteren) Straw das Bett angeboten und sagte, sie würde am Boden schlafen, Straw habe dies, vielleicht wenig galant, angenommen. Von müssen also keine Rede.

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Post by dejost »

Ist Hure/Huren ein Wort, dass in einem seriösen Artikel, nicht in einer Kolumne oder einem Interview vorkommen sollte?
Sollte in einem seriösen Bericht die Bezeichnung Hure für Frauen die, im Zusammenhang des Artikels tw auch noch unfreiwillig also gezwungenermaßen sklavereinähnlich, der Prostitution nachgehen, verwendet werden?

Die Antwort ist klar Nein.

http://orf.at/060508-99247/index.html
Nach Schätzungen gehen rund 350.000 Huren ihrem Gewerbe auf Parkplätzen und Straßen, in öffentlichen Parks, Privatwohnungen und Bordellen nach.
Aus der Madrider Capitan-Haya-Straße vertrieben die Beamten Huren und Freier, indem sie mit viel Blaulicht Alkoholkontrollen für Autofahrer durchführten.
Dieser Link zeigt nur mal wieder, dass ORF und seriöser Bericht besser nicht im selben Post genannt werden sollten.
Übrigens eine der Top- Schlagzeilen mit Bild.

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Natascha K.

Was soll man dazu noch sagen?
(Sie hat hier eh einen eigenen Thread...)

Die Mutter P.s musst umziehen, weil sie daheim belagert wurde, obwohl sie schon gesagt hat, sie trägt nichts bei.

Sogar der standard entlarvt sich:
Frage: Warum veröffentlicht der Standard bis auf Weiteres keine Fotos oder Computeranimationen von Natascha K[.] mehr?

Antwort: Fotos sind Teil des geschützten persönliches Lebensbereiches. Natascha K[.] hat in ihrem Brief deutlich gemacht, dass sie keine derartigen Veröffentlichungen ohne ihre Zustimmung wünscht. Der Abdruck des Kindheits-Fahndungsbildes war bis zu ihrer Flucht Teil der Fahndung und daher sinnvoll. Jetzt gibt es allerdings keinen Grund mehr dafür.
Oder anders gesagt: Jetzt hat jeder schon ihre Visage gesehen. Jetzt sind nur mehr die argen Details interessant.
Last edited by dejost on 14 Jun 2008, 15:10, edited 2 times in total.

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Post by dejost »

"Stabil und selbstbewusst" habe sie [Anm. Fr K., wer denn sonst] während des Gesprächs gewirkt, verrät ORF-Interviewer Christoph Feurstein vorab.
Juchu.
Feursteins Analystenmeinung. Ob er mir auch Anlagetipps gibt?
Dietmar Ecker, Medienkoordinator der 18-Jährigen, erklärte in mehreren Interviews, warum K[.] nun doch Interviews geben will.

Zunächst, so Ecker am Montagabend in der ZIB, gehe es um die finanzielle und berufliche Absicherung seiner Klientin.
Für die "Kronen Zeitung" und für "News" habe sich Natascha K[.] entschieden, weil sie hier "einmalige Chancen in der Ausbildung, im Berufsleben und in der Wohnsituation" nach dem Ende des großen Medieninteresses bekommen habe.
Wenigstens heißt's diesmal nichts von wegen sozialer Kompetenz.
Aber heißt das, es wird bald eine K[.]- Kolumne geben?
Last edited by dejost on 20 Feb 2008, 13:47, edited 1 time in total.

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Post by dejost »

Helmut Elsner ist ja auch ein Opfer des Medienstrudels. Für ihn gilt, im Moment wird dieser Umstand aber bestenfalls belächelt, die Unschuldsvermutung.

Oder anders gesagt, Elsner ist wohl die am meist im Vorhinein verurteilte Person seit langem, vielleicht sogar der 2. Republik (Udo Proksch, anyone?). Im Übrigen frage ich mich aber, ob jeder Krone- Leser und Elsner- Hasser überhaupst weiß, was ihm vorgeworfen wird?
Ich weiß es selber nicht, Untreue, Veruntreuung, Betrug, Finanzdelikte, Kridadelikte?
(Nachdem ich jetzt ein paar Minuten recherchiert habe, weiß ich, dass zumindest einer der Anklagepunkte Untreue lautet. Was er allerdings für Prämien bekommen hat und dass er ein Penthouse sein Eigen (eig seiner Frau) nennen konnte, wusste ich nach 5sek)

Elsner macht es der Presse allerdings auch leicht, legt gegen jeden Unfug Rechtsmittel ein und verscherzt es sich (angeblich) sogar mit dem Häf'n- Chef. Wenigstens kämpft er noch um seine Unschuldsvermutung, so hat er Österreich deswegen verklagt. Im gestrigen (13.06.07) Österreich stand die Mitteilung, dass er es eben getan hat. Darunter gleich eine Kolumne, die im Grunde wieder die Unschuldsvermutung verletzt, es diesmal nur besser zu tarnen versucht. Ob Elsner auch die Krone geklagt hat, weiß ich nicht, da ich mich diesem Medium normalerweise nicht nähere.

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Post by dejost »

Dieser Absatz, von einem ORF- Artikel kopiert, passt zwar nicht ganz hierher, aber auch nicht besser woanders hin:
Weil sie sich durch Medienberichte über das Komatrinken animiert fühlten, haben zwei 14-jährige Mädchen in Leobersdorf im Bezirk Baden am Donnerstagnachmittag so viel Alkohol getrunken, dass sie nach einer Stunde bewusstlos wurden.
Tragikomisch, mehr kann ich dazu nicht sagen...

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Post by dejost »

In der Arbeit bekomme ich täglich einen Medienspiegel.
Deswegen lese ich jetzt auch gelegentlich Auszüge aus Krone, Ganze Woche und ähnlichen Qualitätspostillen.

In der heutigen Ganzen Woche ist ein Artikel, in dem es um UVP Verfahren und den Umweltschutz in Österreich geht. Es wird dargestellt, dass Österreich in Sachen Umweltschutz immer schlechter wird, dass EU Vorschriften nicht richtig umgesetzt werden, Österreich vom EuGH verurteilt wurde und dass (EU- vorgegebene) UVP Verfahren einfach nicht durchgeführt werden, und so die Nachbarn ihre Parteistellung verlieren.

Der Schlusssatz, den muss man sich echt am Cerebrallappen zergehen lassen, so sehr entspricht er der Logik:
Wieder ein Beweis für die Unterminierung der Bürgerrechte in der EU.
Die böse EU ist schuld, dass Österreich die EU Vorschriften verletzt. Ich wusste es schon immer nie.

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Post by dejost »

In der Wiener Ubahn werden einem Gratiszeitungen nachgehaut.

Einerseits eine namens Heute aus dem Hause Dichand (Schwiegertochter, oder?) und andrerseits eine aus dem Hause Fellner, für die man aber auch bezahlen kann. Wenn man wirklich, wirklich, wirklich will. Ich muss es wissen, ich habe es längere Zeit getan, siehe hier.

Die Wiener Linien haben übrigens immer noch keine Altpapiercontainer aufgestellt.

Wie dem auch sei, da U Bahnfahren oft langweilig ist, aber auch nicht extrem lang dauernt, buhlen beide mit kurzen, reißerischen Artikeln um die flüchtige Aufmerksamkeit der Öffi- NutzerInnen.

Mittlerweile scheinen sie draufgekommen zu sein, dass sie dabei in einem gewissen Konkurrenzverhältnis sind, was insbesondere für Österreich, welches ja schon irgendwie glaubt, eine Kaufzeitung zu sein, peinlich ist.

Heute hatte gestern (was ein Wortwitz ... ) eine junge Polizistin (wieso sagt man nicht mehr Politesse? Ich fand das so ein schönes Wort), die einen Bankräuber gleich nach dem Überfall verhaftet hatte. Nach den eher peinlichen Aufklärungsquoten bei Banküberfällen in letzter Zeit jedenfalls eine Schlagzeile wert. Das soll nicht drüber hinwegtäuschen, Kriminelle zu verhaften ist der Job dieser Frau (ich krieg auch keine Titelseite, wenn ich einen besonders schönen Bescheid, etwa mit Zierzeile, schreibe), aber wie gesagt, es sei ihr vergönnt und es ist ja auch wichtig, dass alle wissen, dass die Polizei auch erfolgreich arbeitet.
Ähnliches dachte sich also auch Österreich. Anders als Heute hatten sie aber, aus welchen Gründen auch immer, so schreibt Heute heute (der Witz wird jedesmal lustiger, wenn ich ihn machem, oder ....) kein Photo der Dame. Drum hat Österreich einfach irgendeine Polizistin von hinten vor irgendeiner Bawag abgelichtet mit einer inhaltlich gleichen Schlagzeile gedruckt.
Was dann eben Heute heute (.... haha? ...) zur hämischen Richtig- Falsch Gegenüberstellung veranlasste.

Ich glaube, diese beginnende Feindschaft wird sehr kurzweilig werden.
Last edited by dejost on 22 Dec 2008, 08:16, edited 1 time in total.

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Post by dejost »

Ich gegen den Standard

Ich bin ja ein treuer Leser des Onlinestandard.
Einerseits weil es oft ganz gute Artikel gibt, interessante Interviews etc und auch weil oft die Kommentare der PosterInnen lesenswerter sind als die Artikel.

Wie schon an anderer Stelle öfter mockiert basht der Web- Standard sehr oft Nintendo. Zwar meistens zu recht, aber halt unverhältnismäßig.
In den letzten Tagen schwenkt er plötzlich um, und mach Wii Fit Berichte, die an der Grenze der Schleichwerbung entlang schrammen.

Tja, und was macht der Standard als ich diesen Umstand posten möchte? Genau. Er schaltet mein Post nicht frei.

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Post by dejost »

Im heutigen Heute (für alle die diesen Thread als erstes lesen: Das ist ein Running Gag) beschwert sich der Chefredakteur in seiner eigenen Kolumne darüber, dass alle anderen Zeitungen zu lasch mit den Tätern umgehen. Richtig, mit den Tätern. Die Unschuldsvermutung wird hier sehenden Auges über Bord geworfen - keine Unschuldsvermutung. Ich würde sofort klagen, es gibt Geld dafür.

Wie dem auch sei, er jammert halt da herum, die anderen lassen den Tätern soviel Raum, und am Ende kommen sie vielleicht in die geschlossene Anstalt statt nach "Stein". Buhu.

Gleichzeitig druckt er natürlich weitere Bilder der Opfer und detaillierte Angaben über die letzte Bluttat (den "Versuchte Körperverletzung"- Fall), zum "Inzest"-Fall (richtig zB "jahrelanger sexueller Missbrauch") hat er offensichtlich nix gefunden und seine Journaille hat es nicht geschafft, in die Klinik einzubrechen.

Lustiger geht es ein paar Seiten weiter weiter:
Heute war um 16.10 im Parlament, um zu überprüfen, ob Gusenbauers Scherz (http://blog.kortz.at berichtete) nicht doch recht hat. Und oh wunder, es waren wirklich nur ganz wenige "Senatoren" da.
Schockschwerenot.

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Post by dejost »

Unpackbar, was orf.at da berichtet:
Ein Mitarbeiter des externen Wachdienstes, der gemeinsam mit der Betriebsfeuerwehr zum Schutz der Familie F. rund um die Uhr im Einsatz ist, wurde nach Angaben der Landeskliniken-Holding niedergeschlagen und verletzt.

Der 30-Jährige hatte demnach einen Fotografen auf dem Krankenhausgelände verfolgt. Laut Landeskliniken-Holding attackierte der Paparazzo in der Folge den Wachmann mit einem Schlagstock und entkam unerkannt. Das Opfer wurde unbestimmten Grades verletzt und musste ambulant behandelt werden.
Die Wachleute müssen jetzt zu 2en patroullieren.

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Der Alchemist
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Post by Der Alchemist »

http://derstandard.at/?id=3359931
"Geisteswissenschaften sind für uns nicht interessant"
So viel unreflektierte Kapitalismus-Beweihräucherung hätte ich dem Standard nicht zugetraut.

PS: Kommt das nur mir so vor, oder sinkt das Niveau vom Standard ganz allgemein zusehends ab (inhaltliche Oberflächlichkeit, schlechte Onlineformatierung, Typographiefehler etc)?
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Post by dejost »

derstandard.at schreibt über einen sendern, von dem ich noch nie was gehört habe, und von dem ich offensichtlich auch nichts hören werde:
Die Medienbehörde Komm-Austria hat nach STANDARD-Infos Donnerstag entschieden, dem deutschen Heiler-Kanal Telemedial die österreichische Sendelizenz zu entziehen. Telemedial habe entgegen seiner Satellitenlizenz keinen regelmäßigen Sendebetrieb in Österreich nachweisen können (DER STANDARD berichtete).

Telemedial vermittelte Zuschauern, es könnte sie mit "Engelenergien" heilen. Die Eigendefinition als "immaterielles Teleshopping" bezieht sich auf die Leistungen des Senders, nicht auf die Bezahlung.
In Wien gebe es Berater, die ehrenamtlich für die Kanal Telemedial Privatrundfunk GmbH tätig seien, darüber hinaus derzeit jedoch keine weiteren (auch nicht ehrenamtlichen) Mitarbeiter, insbesondere auch kein technisches Personal wie Kameraleute oder sonstige Techniker.
Und dann druckt der Standard noch eine völlig wirren Brief des Senderchefs ab. Sehr seltsam. Wo hatten die das Geld her? Und wieso hat der Mann nicht die Schulpflicht erfüllen müssen?


So, jetzt kurz zu etwas, das mehr in den orf- Thread passt:

Der ORF hat die geringste Musikquote an heimischer Musik im europäischen Vergleich.

Und das trotz der Regionalradios und Musikantenstadl.
Trotzdem liegt es meiner Meinung nach auch an dem Angebot an österreichischer Musik und nicht nur dem ORF, wobei sich natürlich beides gegenseitig bedingt.

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Post by dejost »

Der Online Standard hat einen Artikel über ein Gerichtsverfahren in den USA wo es darum zu gehen scheint (der Artikel ist nicht besonders gut und vollständig), was in den USA gesellschaftlich anerkannt ist. Die Verteidigung (offensichtlich geht es um ein Strafverfahren, wie gesagt mangelnde Qualität des Artikels) will sich auf Google berufen, wo die Leute öfter "Orgie" als "Apfelkuchen" suchen (wieso sollte man auch Apfelkuchen im Internet suchen? Hier stellt sich die Frage, ob nicht schon der erste übersetzungsfehler vorliegt, Apple Cake?).

Der Artikel schließt mit dem Satz:
Meist sehe es doch so aus, dass JurorInnen gegen Materialien entscheiden, die sie selbst zu Hause konsumieren.
Nur zu Erklärung: JurorInnen sollen die Mitglieder der Jury im US- Gerichtsverfahren sein. Österreichische Qualitätszeitungen, ein Begriff wie niederländische Bergbauern, hat Dorfer einmal gewitzelt.

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Der Alchemist
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Post by Der Alchemist »

Hier der Link zum Artikel:
http://derstandard.at/?id=3389456

Und hier die Hintergründe:
http://www.nytimes.com/2008/06/24/techn ... ref=slogin

Dejo wrote:der Artikel ist nicht besonders gut
Die besondere Qualität dieses Artikels erweist sich übrigens auch anhand der (von mir hervorgehobenen) Tippfehler im ersten Absatz:
Gesellschaftliche Moralvorstellungen stellen in allen Länern einen äußerst relevanten Faktor in der Rechtssprechung dar. Sei es hierzulande im Rahmen von Straften wie die "Erregung öffentlichen Ärgernisses" oder in den USA mit "Obszonitäts"-Paragraphen.
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Post by dejost »

Schon weiter oben habe ich mich an der mutmaßlichen Feindschaft zwischen Heute und Östereich delektiert. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Noch lustiger ist es, wenn im Falter seinesgleichen geschieht. Armin Thurnher schreibt nicht zuletzt seit Jahr und Tag "Im Übrigen bin
ich der Meinung, der Mediamil-Komplex muss zerschlagen werden."

Also liest es sich im Falter von gestern über die werten Kolleginnen und Kollegen
Die Nachrufe auf Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sind bereits
geschrieben und werden derzeit häppchenweise veröffentlicht. Schon
faszinierend, wie solche Sachen ablaufen. Die mediale
Überdrussgesellschaft glaubt den Schmäh, den sie sich selber erzählt
und bläst ihn so lange auf, bis sie ihn sich selber abkauft.
Gusenbauer wird als eine Art Halbidiot dargestellt, der seine Tage mit
Partys verbringt und sich nur um seinen nächsten Job kümmert (je nach
Zeitung spanischer Baumanager oder EU-Kommissar. Habe ich den
russischen Kleinoligarchen überlesen?). Er bereitet sich auf keine
Sitzung vor und ist so arrogant, dass er nicht einmal mehr mit sich
selber reden mag. Ein Mann, dem alles egal ist, Hauptsache, er bleibt
Kanzler.
Die österreichische politische Berichterstattung ist auf ihrem
tiefstmöglichen Niveau angekommen: Mutmaßungen, Gerüchte, Geifer. Das bisher Aufgezählte stammt aus sogenannten Qualitätsblättern. Der
Boulevard, sofern er nicht damit beschäftigt ist, die EU als Diktatur
hinzustellen und Herrn Strache hinaufzuschreiben, rollt einen
Schleimteppich für Werner Faymann aus. Altbürgermeister Helmut Zilk,
der in diesem Blatt erklärt hat, er halte Strache für gefährlicher als
Jörg Haider, bleibt in der Kronen Zeitung, deren Seiten er füllt,
diesbezüglich merkwürdig kleinlaut. Gusenbauer hingegen demontiert er
mit Gusto. Das nenne ich politischen Mut und Weitblick.
Weiterhin ist aber wahr, dass Politiker ein Eigenleben haben und nicht notwendigerweise als Golems ihrer Schöpfer funktionieren. Solche komplexen Einsichten in das Funktionieren von Politik mögen eine journalistische Szene verblüffen, deren politischer Blick stets durch den eigenen Vorteil bestimmt ist und deren Verständnis für politische Motive sich im psychologischen Repertoire des Groschenromans erschöpft.

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Post by Der Alchemist »

Mal was zum Schmunzeln:

http://derstandard.at/?id=3398011

PS: Auf die Reaktion vom Dichi bin ich schon sehr gespannt. :wink:
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Post by dejost »

Im heutigen Profil gibt der Oberrabbiner von Wien, Chaim Eisenberg ein lesenswertes Interview. Außerdem erzählt er eine Anekdote über schlechten Journalismus:
Mich hat einmal eine amerikanische Journalistin gefragt, ob ich glaube, dass Haider - wenn er an die Macht käme - Konzentrationslager bauen oder Juden deportieren würde. Hab ich gesagt: Nein, natürlich nicht. Tags darauf schrieb die Zeitung, dass der Rabbiner mit Haider kein Problem habe.

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Post by Der Alchemist »

Wieder mal die lustige Welt der Kronenzeitung
Adrian Hollaender, nach eigenem Bekunden Professor und Aktivist rund um die Anti-EU-Initiative "Rettet Österreich", hat in seiner Krone-Kolumne am 20. Juli der österreichischen Außenministerin Ursula Plassnik "völkerrechtliche Versäumnisse" vorgeworfen. Es geht darin unter anderem um die Beneš-Dekrete in Tschechien und der Slowakei, die zur Vertreibung und Enteignung deutscher und anderer Minderheiten geführt haben. Diese "menschenrechtswidrigen (Un-)Rechtsakte" stünden heute nach wie vor "in Geltung", schrieb Hollaender. Und: "Weder die österreichische Außenministerin noch die sonst so um Menschenrechtsbekenntnisse bemühte EU haben bisher ihre Aufhebung erwirkt." Im Zusammenhang mit dem Melker Abkommen und den angeblich nicht ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen beim Atomkraftwerk Temelín kritisiert Hollaender, dass Österreich keine "internationalen Rechtsschritte" gegen Tschechien gesetzt habe.

Zu diesen Vorwürfen verfasste Botschafter Ferdinand Trauttmansdorff, der Leiter des Völkerrechtsbüros im Außenministerium, eine Replik. Hier der Text, den die Kronen Zeitung laut Außenamt nicht veröffentlichen wollte:

"Für Prof. Dr. Adrian Hollaender stellt sich alles zu einfach dar: Die Beneš-Dekrete stehen formell noch in Kraft, also hätten die EU und die österreichische Außenpolitik versagt. Ähnlich zu Temelín: zwischen Österreich und Tschechien besteht ein Vertrag über Sicherheitsmaßnahmen, also könne Österreich internationale Rechtsschritte gegen Tschechien ergreifen. So einfach ist die völkerrechtliche Welt aber nicht. Das sollte ein Fachmann wie Dr. Hollaender wissen: Gerade er sollte doch die konkreten völkerrechtlichen Gegebenheiten kennen!

Österreich versäumt keine Gelegenheit, das mittlerweile auch von tschechischer Seite anerkannte Unrecht der Beneš-Dekrete zu betonen. Das trifft gerade für unsere Außenministerin Dr. Ursula Plassnik zu, die international als eine der zähesten Verhandlerinnen und Frau mit Rückgrat - im Gegensatz zum oft kolportierten Diplomatenimage - bekannt ist. Österreich kann allerdings die Tschechische Republik weder gerichtlich noch außergerichtlich zur Aufhebung der Beneš-Gesetze zwingen - auch andere Staaten wie Deutschland haben das nicht erreicht.

Zur menschenrechtlichen Seite: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat leider keine Zuständigkeit für die Enteignungen aufgrund der Beneš-Dekrete, die vor seiner Errichtung und bevor Tschechien Vertragspartei der Europäischen Menschenrechtskonvention wurde, stattgefunden haben. Die EU, deren menschenrechtliches Engagement unbestritten ist, mischt sich in die Eigentumsordnung der Mitgliedstaaten nicht ein. Das geht aus Art. 295 des EG-Vertrags hervor, der ausdrücklich festhält: "Dieser Vertrag lässt die Eigentumsordnung in den verschiedenen Mitgliedstaaten unberührt." Dies hat auch eine gründliche internationale Auseinandersetzung mit dieser Frage vor dem EU-Beitritt neuer Mitgliedstaaten im Jahre 2004 bestätigt. Diese Auseinandersetzung hat eindeutig ergeben, dass die sogenannten Beneš-Dekrete heute keine Wirkungen mehr entfalten können und "totes Recht" sind.

Sollte der Vertrag von Lissabon in Kraft treten, würde die Europäische Union im Übrigen wesentlich bessere Grundlagen für den Grund- und Menschenrechtsschutz als bisher bekommen. Auch das ist Herrn Hollaender bekannt, selbst wenn er es nicht wahrhaben will.
In den laufenden Kontakten mit Tschechien über die Sicherheit des Atomkraftwerks Temelín vertritt Österreich klar seine Positionen, auch seine rechtlichen Positionen. Wenn Dr. Hollaender das Fehlen konkreter Maßnahmen zur Durchsetzung der rechtlichen Position Österreichs kritisiert, denkt er offensichtlich an die von Laienseite oft geforderte "Völkerrechtsklage" gegen Tschechien. Tschechien kann allerdings - wie genaue Untersuchungen bestätigt haben - nicht einfach vor ein Gericht gezerrt werden. Nur wenn sich die tschechische Republik der Gerichtsbarkeit eines einschlägigen internationalen Gremiums unterwirft, wäre eine solche Klage möglich und vielleicht erfolgversprechend. Unter den gegebenen Umständen hätten die von Dr. Hollaender geforderten 'konkreten juristischen Taten' nur hohe Kosten zur Folge, aber kein Gerichtsverfahren im Interesse Österreichs. Die bilaterale Parlamentarierkommission war sicherlich ein guter Weg. Nach dem Abschluss ihrer Arbeiten wird die österreichische Bundesregierung selbstverständlich nicht aufhören, die Erfüllung des Melker Abkommens auf Punkt und Beistrich einzufordern." (DER STANDARD, Printausgabe, 4.8.2008)
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Aua, das tut weh.

Sollte man sich denken, wenn man AUA liest.

Ein österreichischer Journalist, jedwedes Medium, denkt aber Austrian Airlines Group, obwohl diese seit 2003 unter "Austrian", nicht mehr "Austrian Airlines" firmiert.

In der rezenten Debatte um den halberten Gesamtverkauf der maroden Fluglinie, liest man aber nix von Austrian, sondern nur den ICAO - Code AUA.

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Post by dejost »

"3,2 Millionen Bürger leben nur vom Staat" schreit die heutige Schlagzeile heute von Heute.

Arg, wenn's wahr wäre, was?

Im Artikel auf Seite 4 zeigt sich aber wie viel Substanz das hat.

~ 2,5 Mio (jeweils bis auf eine Stelle genau wird das in Heute angegeben) sind PensionistInnen, haben also jahrlang schon gearbeitet und Steuern gezahlt. Hoppala, ~700 000 hört sich schon wesentlich weniger arg an.

~ 11 000 sind Präsenzdiener. Als ob die das freiwillig machen würden.
~100 000 beziehen Karenzgeld. Sonst jammern alle, dass keine Kinder geboren werden, und jetzt jammert Heute deswegen? Wie dem auch sei, Karenzgeld (auch wenn es nicht mehr so heißt, aber wir wollen die Heute- Schreiberschaft nicht wegen allem kritisieren) und Präsenzdienst sind keine Dauerlösungen.

Dann kommen noch ~330 000 PflegegeldbezieherInnen dazu. Über die sollte sich Heute wohl am meisten aufregen. /Sarkasmus off.

Die restlichen Personen sind dann in der Tat Bezieherinnen von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe. Wobei auch hier Heute vergisst, dass man ersteres ja auch nur bekommt, nachdem man einige Zeit lang gearbeitet hat und einbezahlt.

Irgendwann kommt auch der Hinweis auf die 450 000 Beamten. Ich unterstelle mal, das damit alle vom Staat Angestellten gemeint sind, egal ob Bund, Land Gemeinde und egal ob tatsächlich beamtet. Wie dem auch sei, die arbeiten schließlich was (sogar für's Gemeinwohl) und zahlen Steuern.

Ein Heute Artikel, mit weniger Sinngehalt als ein Smilie- Post...

harald
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Post by harald »

Sowas bezeichne ich mal als nutzlose Statisitik! Will man die Pensionisten früher ins Grab bringen, oder was bezweckt man damit?

Warum gibt es auf der Heute HP eigentlich keinen Meinungs-/Kritikteil? Trauen sie sich nicht?
--Harald
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Der Alchemist
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Harald wrote:Was bezweckt man damit?
Dient wirklich nur der
Dejo wrote:Schlagzeile heute von Heute.
Aber was will man sich schon erwarten, von einer KroneLight ...

Früher hab' ich das Heute wegen den Kreuzworträtseln genommen. Ist mir in der Zwischenzeit auch zu eintönig geworden.
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

harald
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Post by harald »

Der Alchemist wrote:Früher hab' ich das Heute wegen den Kreuzworträtseln genommen.
Bei mir sind es die Sudokus. :oops:
--Harald
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Heute habe ich einen Schnitzer im Falter, der Wiener Stadtzeitung entdeckt.

In einem Artikel über die Wiener ÖVP, wo ua auch drinnen steht dass Katharina Cortolezis-Schlager die Frau von Falter-Geschäftsführer Siegmar Schlager ist, wird der Bezirksvorsteher von Döbling (=19.) zum Bezirksvorsteher von Währing (=18.).

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dejost
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Ein ulkiger Fehler in der heutigen Wiener Zeitung:
Weiter geht der grüne
Wahlkampf im „Grünen
Zelt“ bei der Opfer, das eigentlich
ein weißes ist.

harald
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Kannst den Threadtitel mal korrigieren bitte? -> Blitzlichter :twisted:
--Harald
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dejost
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harald wrote:Kannst den Threadtitel mal korrigieren bitte? -> Blitzlichter :twisted:
Mah, wie peinlicht. Und mir ist's nich mal aufgefallen.

Und aucht nocht in diesem Thread!

Da bin icht doch froh, dass icht nur ein hobbymäßiger Amateur bin, für einen professionellen Beobacher wäre das ungleicht peinlichter.

Vielleich sollte icht in meine Sig nehmen, "Alle Schreib- und Tippfehler sind Absich! Wirklicht!"

PS: Alle 't'- Fehler in diesem Post sind wirklicht Absich!

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dejost
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Post by dejost »

Ich hab das folgende aus dem heutigen Österreich kopiert
Wien. Riesenblamage für die Kronen Zeitung und das Gratisblatt Heute. Ein angeblicher Bericht des Magazins Times, wonach die EU bei jedem Würstelstand ein Klo erzwingen will, hat sich als Falschmeldung erwiesen. Zu spät: Sowohl Krone als auch Heute hatten sich bereits in mehreren Berichten über die vermeintlichen Brüsseler Klo-Pläne empört. Auch das BZÖ hatte Brüssel deshalb lautstark kritisiert. In einem "Bekennerschreiben" haben sich jetzt die anonymen Urheber der "Klo-Meldung" zu Wort gemeldet. Man habe aufzeigen wollen, wie einfach es sei, mit Falschmeldungen über die EU in die Medien zu kommen.
Das Arge an der Sache ist, meiner bescheidenen Meinung nach, dass die offensichtlich überhaupt nicht nachrecherchiert haben, sondern das ungeprüft übernommen haben.
Gerade zu Wahlkampfzeiten ist das extrem arg. Da bräuche nur einer ein Gerücht zu streuen und schon wäre der ungeliebte politische Gegner darnieder, weil die Zeitungen würden es einfach so glauben und die Aufklärung käme zu spät, nämlich nach der Wahl.

harald
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Post by harald »

dejost wrote:Gerade zu Wahlkampfzeiten ist das extrem arg. Da bräuche nur einer ein Gerücht zu streuen und schon wäre der ungeliebte politische Gegner darnieder, weil die Zeitungen würden es einfach so glauben und die Aufklärung käme zu spät, nämlich nach der Wahl.
So schlimm ist das für die Parteien nicht. Die sitzen tagtäglich vorm APA Originaltextservice (OTS), das ja die Quelle von über 90% der Meldungen ist, und können sich mittels Aussendung, die ebenfalls in die APA eingestellt wird, binnen Minuten wehren. Und das tun sie auch. Anders halt bei der EU, für die sitzt keiner vor dem PC!
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Der Alchemist
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http://salzburg.orf.at/stories/310331/
Gegen die EU-Skepsis der Österreicher teure Werbekampagnen zu machen sei der falsche Weg. Das kritisierten die EU-Parlamentarier Hannes Swoboda (SPÖ) und Johannes Voggenhuber (Grüne) am Donnerstag bei einer EU-Diskussion an der Universität Salzburg. Solange alles Schlechte von manchen Medien und Politikern auf die EU geschoben wird, werde sich an der Ablehnung der EU hierzulande nichts ändern, war man sich einig. Nichts als eigene Neurosen und die Angst vor Machtverlust seien der Grund dafür, dass einige Eliten in Österreich so gewaltig gegen die EU wettern, sagte der EU-Parlamentarier Johannes Voggenhuber bei der Diskussion:

"Ein englischer Kollege hat mir einmal gesagt: Weißt Du, das mit der Kronenzeitung verstehe ich gut. Es gibt drei große Boulevard-Zeitungen: Die britische 'Sun', die deutsche 'Bild-Zeitung' und die 'Krone' in Österreich. Alle drei sind gegen Europa und alle aus dem selben Grund: Im jeweiligen Land, wo sie erscheinen, sind sie gewaltige politische Mächte. Sie können jede Regierung stürzen und vielleicht sogar bestimmen, wer an die Regierung kommt. In Europa wären sie Käseblätter, die man aus hygienischen Gründen nicht einmal auf der Toilette auslegen würde."
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"Und essen tut er am liebsten Sushi, das er gemeinsam mit Wasser trinkt."
"Und essen tut er am liebsten Sushi, das er gemeinsam mit Wasser trinkt."

Das schreibt der heutige Online- Standard. Man muss den Satz zweimal lesen tun, damit man dessen sprachliche Qualitätheit erfassen kann.

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Der ORF hat ein neues, preiswertes Sendeformat:

Pressestunde der Chefredakteure.

Moderiert von Elmar Oberhauser.

Es zeigt sich, dass sich die Chefredakteure untereinander genauso wenig leiden können wie die sonst im ORF diskutierenden PolitikerInnen, dass sie genauso ihren Dogmen folgen (MEEEHRHEITSWAHHLRECHT!!!!EINSEINSELF!!!!).

Allerdings sind ihre gegenseitigen Gemeinheiten wesentlich subtiler und sie haben eine annehmbarere Streitkultur.

Denkwürdiges Zitat:

Kotanko vom Kurier
"Es wird uns nicht gelingen, Blau/Orange regierungsfähig zu reden. So lange dauert die Sendung nicht."

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Aus dem heutigen Online- Standard:
Wenn in der Welt etwas außerordentlich Wichtiges passiert, dann verschickt die Austria Presse Agentur (APA) sogenannte „Blitz-Meldungen" an die Redaktionen dieses Landes. [...] Letzten Sonntag ließ es der WWN-Kanal der APA wieder blitzen: „Aus für humanitäres Bleiberecht", hieß es da. Laut Innenministerin Maria Fekter werde der Antrag auf humanitäres Aufenthaltsrecht „künftig entfallen". Künftig? Wurde er etwa schon eingeführt?
Und wieso wusste die APA das als erstes? Es stammte aus einem sonntäglichen Interview mit der Innenministerin.

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http://kurier.at/multimedia/video/277475.php

Wer immer schon der Meinung war, Vilimsky verdient eine ordentliche Portion Stromstöße, in diesem Video kann man sehen, wie (angebliche) Justizbeamte Vilimsky mit einem üblichen Taser tasern und wie er nachher von seinen Erfahrungen berichtet. Ein Kurier- Journalist wird dann auch getasert.

Es scheint so richtig weh zu tun.

Die ehemalige Justiministerin Berger hat den Gebrauch von Tasern verboten, Vilimsky will mit dieser Aktion für deren Gebrauch werben, frei nach dem Motto, was man mit einem NR Abgeordneten machen kann, kann man ja wohl auch mit einem gewaltbereiten Häftling machen.
In den USA sind jedoch allein seit 2003 knapp 300 Menschen während oder nach dem Einsatz der Waffe getötet worden.[9], [10] [11] Die Pistole konnte selten als unmittelbare Ursache der Todesfälle sicher nachgewiesen oder ausgeschlossen werden.
Wobei es zB einen sehr bekannten Fall in Kanada gab, wo das verstorbene Opfer gleich mehrmals getasert wurde, auch als es schon am Boden lag.

PS: orf.at schreibt, dass gegen die (angeblichen) Justizwachebeamten ermittelt wird, weil diese Vorführung nicht autorisiert war.

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Was sollte in Zeiten von Wirtschaftskrise und Rezension für Medien selbstverständlich sein? Gut recherchierte Wirtschaftsberichte?

Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

Im Wirtschafts- Thread schrieb ich am 11. Jänner 2008 hier eine Meldung des Standards ab. Selbstverständlich mit Quellenangabe. Darin stand ua:
Während die Unternehmenspleiten um 5,8 Prozent auf 6.301 Fälle zurückgingen, nahmen die Privatkonkurse dramatisch um 14,3 Prozent auf 8.641 Fälle zu.


AM 18. Dezember 2008 schrieb ich wieder im Wirtschaftsthread eine Meldung, diesmal von orf.at, selbstverständlich mit Quellenangabe, ab, siehe hier. Darin stand ua.:
Heuer sind so viele Österreicher in Privatkonkurs gegangen wie noch nie. Der Kreditschutzverband (KSV) verzeichnet 8.568 Fälle.
73 Privatkonkurse weniger sind so viele Fälle wie noch nie? Überzeugt auf den ersten Blick nicht.

Da es mit Motschgern allein meiner bescheidenen Meinung nach nicht getan sein kann, schrieb ich den ORF an (online@orf.at), wo ihn auf die widersprüchlichen Zahlen aufmerksam machte und um die richtigen Daten anfragte. Bis heute habe ich keinerlei Reaktion erhalten, der Bericht scheint nicht mehr online zu sein, aber das ist nach einiger Zeit halt so. Fernsehberichte zu dem Thema habe ich leider keinen gesehen.

Dann schrieb der Standard wortgleich dasselbe, ich glaube es war noch am selben Tag und widersprach sich daher eindeutig selbst. Da ich auf den ersten Blick keine Emailfunktion fand, habe ich es halt ins dazugehörige Forum gepostet. Da mutmaßte dann zwar ein User, dass ev bestimmte Daten, Konkursarten odgl nicht oder doch in der einen oder anderen Statistik vielleicht nicht näher etc. Ansonsten aber wurde mein Posting mit roten Stricheln, also mit nicht näher substantiierter Kritik, bedacht.

Solche Widersprüche in einer Qualitätszeitung und im gebührenfinanzierten Online- Leitmedium? Gerade zum Thema Wirtschaft, während dieses so sensibel ist? Muss das sein?

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Es fiel mir schon mehrmals auf:
Der ORF kauft und sendet irgendwelche US- Sitcoms von sehr zweifelhafter Qualität. Manche dieser zweifelhaften Sendungen werden zum Glück rasch wieder abgesetzt, andere nicht. Aber viele von jenen, die unbemerkt (es hat ja keiner angeschaut) wieder abgesetzt werden, tauchen dann wenig später auf ATV auf.
Ist das Zufall, hat ATV irgendeinen Vertrag mit dem ORF, dass sie gefloppte Sendungen für einen Bettel übernehmen können?
Bitte um sachdienliche Hinweise.

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Der Standard schreibt hier über zwei Repliken, die zwei Internetseiten als Antwort auf einen NY Times- Artikel geschrieben haben, welcher sich mit dem Blackberry des designierten, amerikanischen Präsidenten beschäftigt.

User/in cygnusxone dazu:
nächste schlagzeile: jetzt machen schon die schlagzeigen um obamas blackberry schlagzeilen.
irgendwann machen dann die schlagzeilen der schlagzeilen auch noch schlagzeilen. usw. ;-)
PS: Und ich blogge auch noch darüber. :doh

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Vom Standard:
Die EU-Kommission hat Medienberichte, unter anderem der "Kronen Zeitung", zurückgewiesen, wonach sie seit dem 19. Jänner verordnen wolle, wieviel Salz im Brot sein darf. "Die Europäische Kommission hat nicht vor, die Menge von Salz bei der Herstellung von Gebäck zu regulieren. Die in manchen Berichten beschworene Gefährdung des 'Salzstangerls' ist somit keinesfalls gegeben", teilte die EU-Kommissionsvertretung in Österreich mit.
Hersteller müssten sich [nach erst in Diskussion befindlichen Vorschlägen] nur an die Profile zu Salz-, Zucker- und Fettgehalt halten, wenn sie ihre Produkte als gesund bewerben wollen.
Typisch Krone, ist man versucht zu sagen.
Und das wenige Monate nach dem Hoax, dem die Krone aufgesessen ist (die Sache mit den Klos für Würstelstände).

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Die traditionellen Medien sind mittlerweile so in der Krise, dass Frankreich Zeitungen fördert, wie orf.at (!) berichtet.
In Frankreich sollen 18-Jährige künftig ein Jahr lang ein kostenloses Zeitungsabonnement ihrer Wahl bekommen.
Die Gewohnheit, Zeitungen zu lesen, werde bereits in jungen Jahren erworben, sagte er. Die Kosten für die Zeitungen übernehmen Sarkozy zufolge die Verlage, während der Staat den Versand finanziert. Die Initiative gehört zu einem Hilfsplan für Zeitungen, für die Paris drei Jahre lang jährlich 200 Millionen Euro ausgeben will.

Als weitere Maßnahmen kündigte Sarkozy den Erlass von Sozialabgaben sowie Hilfen im Vertrieb an, etwa bei Zeitungskiosken und -austrägern. Außerdem will Frankreich eine Bestimmung aufheben, die derzeit den Anteil ausländischer Investoren an Presseunternehmen auf 20 Prozent beschränkt.

harald
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Und die EU sagt nix dazu? Beihilfenrechtlich müsste sie sich das ja ansehen. :?:
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http://www.theprintedblog.com/index.php

Ein sehr interessantes Projekt, in dem aus Blogs eine Zeitung (bzw genauer gesagt: sehr viele Lokalzeitungen) werden soll. Momentan laut der HP im Beta- Test.

Werbung soll eben sehr lokal und preiswert vergeben werden und die Inhalte der Zeitung werden copy-paste aus diversen Blogs übernommen.

Ich finde die Idee sehr spannend.

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Unter einem Standardartikel, der sich primär mit Obdachlosen beschäftigt, steht drunter als Werbung
Aktuelle Wohnungsangebote finden Sie in der Immobilienbörse von derStandard.at/Immobilien

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@harald, frankreich, beihilfen und eu:
ich hab's mir auch überlegt, aber andrerseits gibt es bei uns ja auch presseförderung. also wird es wohl irgendwelche ausnahmen, sonderregelungen odgl für presseförderung geben, schätze ich.


Vor einiger Zeit warb die Presse in Plakaten für sich selbst, mit Bildern ihres Chefredakteurs Michael Fleischhacker (der übrigens ca. 1 Jahr beim Standard Chef vom Dienst war). Das sah zB so aus.

Der Falterließ daraufhin als Persiflage seinen Chefredakteur Armin Thurnher auf Plakaten ablichten, wo dieser eine blutende, aber verbundene Wunde am Kopf hatte, mit dem Satz "Wer sagt eigentlich, dass letzte Sätze nicht zurückschlagen können?", siehe hier. (Anm: Der letzte Satz ist "Im übrigen bin ich der Meinung, der Mediamil-Komplex muss zerschlagen werden." Die Presse gehört nicht zum Mediamil- Komplex, sondern zur Styria Medien AG).

Vor einiger Zeit ließ nun die Presse verlautbaren
"Wir glauben einfach, dass es so etwas wie ein Menschenrecht auf Informations- und Unterhaltungsqualität auch an Sonntagen gibt", sagt Michael Fleischhacker.
Die Presse will und wird nämlich eine Sonntagszeitung bzw -ausgabe rausbringen.
Und diese wird beworben mit "Wir holen Euch da raus."
Was mich dahingehend etwas verwundert, dass die Presse ihr s.g. Leserschaft nicht siezt, aber bitte.
Nun wirbt der Falter, wie man annehmen möchte, allgemein bekannterweise, seit Jahr und Tag insbesondere mit dem Schlagwort "Wir holen dich da raus".
Ergo dessen schrieb Alfred Noll, seines Zeichens Rechtsanwalt nicht nur von Peter Pilz sondern offensichtlich auch vom Falter, ein übliches Anwaltsbrieflein an die Presse, weil die eben den Werbespruch geklaut haben.

Darüber wiederum echauffiert sich Fleischhacker in seinem Blog ausführlich, und schreibt dort wortwörtlich zum Werbespruch
Wusste ich nicht, ich habe die Formulierung also irrtümlich verwendet.
Es mag jetzt vielleicht nicht so überraschen, dass sich der Chefredakteur einer größeren österreichischen Qualitätszeitung überhaupt nicht mit anderen Printmedien beschäftigt. Etwas verwirrend finde ich aber diesbezüglich, dass ihm die wesentlich sparsamer und kürzer verwendete Kampagne mit dem blutenden Armin Thurnher schon aufgefallen ist.

Denn, führt Fleischhacker aus, als eben das Wunden- Sujet war, habe man es bei einem neckischen Email belassen. Anders sieht dies der Standard, der schreibt, zumindest die Werbeagentur hätte dem Falter eine Rechnung geschickt, welche dieser aber geflissentlich ignoriert habe.

PS: Fleischhackers Blog ist, so schwer das auch vorstellbar sein mag, noch einen Deut präpotenter als meines. Der Eintrag zu einem Email von Vilimskyist aber durchaus lesenswert.

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Jetzt habe ich gleich 2 Beispiele binnen 2 Tagen gefunden, wo die Kombination Qualitätszeitung und Mathematik nicht gut funktioniert:

Einerseits in einem Artikel über Voggenhuber und den Erweitereten Bundesvorstand der Grünen:
Im EBV sind 33 Delegierte - je zwei aus aus den Bundesländern und auch die Mitglieder des neunköpfigen Bundesvorstandes.
Und, laut Grünen, hat der EBV überhaupt nur 31 Delegierte, siehe hier.

und dann in einem Artikel zu den Sparmaßnahmen von Starbucks:
Weltweit werden weitere rund 300 schlecht laufende Läden geschlossen, 1000 davon außerhalb der USA.
Es gibt beim Standard keine Möglichkeit, auf solche Fehler hinzuweisen, außer sie zu posten. Im zweiten Fall habe ich das auch gemacht und der Fehler wurde bald darauf ausgebessert.

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Hier im Wiener Linien Thread gibt's einen Post, wo ich über einen orf.at Artikel poste, in dem der Schreibende
1. verkannte, dass die eigentliche Schlagzeile nicht der D- Wagen bzw dessen irrelevante Umbennung ist sondern der 71er und dessen nicht stattfindende Intervalkürzung (das ist natürlich Geschmacksache, es kann als Schlagzeile halt so mehr her machen)
und vor allem
2. nicht mal recherchiert wurde, bis wohin der 71er fährt. Der Artikel behauptete steif und fest, er fährt nur bis zum Zentralfriedhof.

Und heute, deswegen steht das ganze nicht im ORF- Thread, findet sich der selbe Artikel, größtenteils wortgleich in der Onlineausgabe der Qualitätszeitung Der Standard, ebenso mit der Kurzversion des 71er. Das waren noch Zeiten, als Journalisten recherchiert haben und nicht Pressemeldungen odgl ge-copy-pasted haben.

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Ich bin ein großer Fan der Wikipedia. Ich weiß aber auch über ihre Schwächen, und dass sie keine Primärquelle ist. So manche JournalistInnen wissen das aber nicht, wie die FuZo schreibt:

http://futurezone.orf.at/stories/1502467/
Eigentlich hatte Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, der zu Wochenbeginn als neuer deutscher Wirtschaftsminister vorgestellt wurde, bereits zehn Vornamen. Am Sonntagabend kam ein elfter dazu. Ein anonymer Benutzer der Wikipedia ergänzte die ansehnliche Liste im Eintrag des Neo-Ministers in der Online-Enzyklopädie um einen Wilhelm.
Der falsche Vorname wurde von zahlreichen Medien ungeprüft aus der Wikipedia und/oder voneinander übernommen. Sowohl in der "Süddeutschen Zeitung" als auch im RTL-"Nachtjournal" und der Online-Ausgabe des "Spiegel" sowie in zahlreichen weiteren Online-Medien, Zeitungen und Fernsehsendern hieß Guttenberg deshalb plötzlich auch Wilhelm. Auch im ORF wurde Guttenberg zeitweise Wilhelm genannt
Weitere Medien: TAZ und sogar die Titelseite der Bild (siehe Link weiter unten).
Inzwischen ist alles wieder gut. Der "Wilhelm" ist aus dem Wikipedia-Eintrag Guttenbergs entfernt, in den Errata-Spalten vieler Medien wurden Rechercheversäumnisse zerknirscht eingeräumt. "Wikipedia bleibt für uns eine wichtige Quelle, darf aber für journalistische Arbeit nie die einzige Quelle sein", hieß es etwa im Spiegel Online, der versprach, künftig sorgfältiger zu recherchieren.
Jetzt bleibt noch die Frage, wie ist man draufgekommen, dass das falsch war? Hat am Ende etwa ein Journalist selbständig recherchiert?

Mitnichten.
Der Scherzbold hat es einfach zugegeben:
http://www.bildblog.de/5695/wie-ich-fre ... lm-machte/
Zugegeben, der Scherz war anfangs nicht gerade originell. Innerhalb weniger Stunden bekam er aber eine höchst interessante Eigendynamik, die mich an den Recherche-Methoden vieler Journalisten erheblich zweifeln ließ.
"Spiegel Online" schrieb sogar, der neue Minister würde sich selbst mit dem Namen vorstellen, den ich ihm wenige Stunden zuvor gegeben hatte: "Eine beliebte Journalistenfrage an ihn ist jene nach seinem kompletten Namen. Ob er den bitte einmal aufsagen möge. Manchmal macht er das dann auch. Und los geht's: 'Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg.' Er sei aber so erzogen worden, dass nicht der Name, sondern die Leistung zähle, fügt er dann regelmäßig an."
Tja, und Wikipedia ist dann sich selbst aufgesessen:
Skeptische Wikipedia-Autoren hatten in der Zwischenzeit Verdacht geschöpft: "Die Namen glaube ich erst mit dezidiertem Einzelnachweis", schrieb einer von ihnen. Doch der falsche Vorname verschwand nur kurzzeitig aus der Online-Enzyklopädie. Denn der Einzelnachweis war schnell gefunden: Schließlich konnte man ja bei "Spiegel Online" nachlesen, dass sich der Minister selbst so nennt. Weil Journalisten ungeprüft von Wikipedia abschreiben und Wikipedia journalistische Texte als glaubwürdige Quelle betrachtet, wurde der erfundene Vorname schnell zur medialen Wirklichkeit.

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Siehe dazu auch http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Kurier
und http://www.titanic-magazin.de/uploads/p ... schaft.gif ... :P
Insgesamt gesehen ist die Problematik von Fakes durch die Einführung der Gesichteten Versionen aber doch merklich entschärft worden.

Was gab's sonst für Troubles in letzter Zeit? Da war der Fall, dass ein altes Plattencover in Großbritannien wegen behaupteter Kinderpornographie zu Problemen führte. Und in Deutschland hatte ja ein SED- PDS- oderwiediejetztsonstheißenmögen- Abgeordneter eine veraltete Adresse sperren lassen, was aber dafür zu höheren Spenden an die WikiMediaFoundation führte. :wink:

Und damit es noch "lustiger" wird, ein Auszug des Neuanmeldungslogbuches betreffend des sogenannten Klovandalen. Überhaupt, über kuriose Vandalismen könnte ich stundenlang berichten.

Zum Abschluss noch ein Schmanckerl, dass manche extrem geärgert hat, andere, zB mich, aber sehr zum Schmunzeln brachte: Ein Benutzer, der sehr auf die Abwehr rechter Gesinnungen bedacht ist, kreierte den Begriff "Endsieglopedie". :D
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Passt zwar nicht hundertprozentig hierher, aber hab sonst auch keinen passenden Thread gefunden, und will keinen Neuen aufmachen. Hier ein Fall von Privatradio, dass sich nicht mit den Wiener Bezirken auskennt:

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Der gelb markieret Bezirk soll der 16. sein! :P
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Der Standard beweist mal wieder eindrucksvoll, wieso der schöne Dorfer Satz "Österreichische Qualitätszeitungen, ein Begriff wie niederländische Bergbauern" nur allzu wahr ist.

In einem Artikel (auf den ich hier jetzt nicht verlinke) findet meine Gattin Erwähnung. Der Standard schafft es allerdings nicht mal ihren Namen richtig zu schreiben.
Komisch, bei APA Meldungen funktioniert Copy- Paste sonst eher gut.

Als ob das nicht schon peinlich genug wäre, erfahre ich nun aus jener "Qualitätszeitung", dass meine Gattin "ÖVP- nahe" ist.
Was für seriöse, einer Qualitätszeitung würdige Recherche ist dem vorausgegangen?
These 1: Gar keine. Für den Standard reicht die Annahme, wer am Juridicum arbeitet ist und/oder Rechtswissenschaften studiert hat, ist ÖVP- nahe. Besonders passend für eine Zeitung, die Minderheitenrechte betont, gegen Vorurteile ankämpft und politisch korrekt sein möchte.
These 2: Der Standard hat - ohne eigene Recherche, wieso sollte man aus der obigen Wikipedia- Episode etwas lernen? - diese Presseaussendung der Gras abgeschrieben. Und selbst das hat er nicht ordentlich hinbekommen, denn nicht einmal dort steht etwas von ÖVP- Nahe, sondern nur von einer früheren Tätigkeit für die "ÖVP-AG dominierte FV-Jus", was man wohl auch über den Typ sagen könnte, der das Druckerpapier bringt. Was die Gras in ihrer hochobjektiven Aussendung geflissentlich vergisst - und sich der Standard zu schade ist, selbst herauszfinden - hat meine Angetraute länger für die Bücherbörse als die FV gearbeitet. Und die wiederum wurde zu diesern Zeit von der damals Grün- Rot- Roten Universitätsvertretung betrieben. Oh nein, ist sie jetzt etwa auch Grüne-, SPÖ- und KPÖ- nahe? Wie soll sich da eine Standardjournalistin noch auskennen?

Ungeachtet dessen, dass es wohl zweifelhaft ist, wenn Gras das Gremium desavouriert, in das sie erstens Leute schicken soll und das zweitens nichts anderes macht, als die Wahl dem Gesetze nach durchzuführen, damit die GrasfunktionärInnen (wieder) gewählt werden können:
Wie zuverlässig ist als Quelle in einer Qualitätszeitung eine einzige Aussendung einer Fraktion heranzuziehen, deren Ziel es eben ist, ein Gremium und die darin befindlichen Personen als den Feind darzustellen?

Im Übrigen ist der "Qualitätszeitung" bei diesem Artikel ein noch viel ärgerer Schnitzer unterlaufen (als ob das nicht schon alles reichen würde, das Abo abzubestellen), aber da möchte ich den Schritten der betroffenen Personen nicht vorgreifen. Näheres folgt bald!

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So, und jetzt wie versprochen der noch ärgere Schnitzer:

Wer es sich angetan hat und die Gras- Aussendung sinnerfassend gelesen hat - was die Standardjournalistin, so hat es fast den Anschein, nicht getan hat - wird feststellen, dass dort von 2 Vorsitzenden die Rede ist, aber nur bei einer gesagt wird (Details siehe voriger Post), sie sei mal in zeitlicher und räumlicher Nähe einer ÖVP- AG dominierten ÖH- Einrichtung tätig gewesen.
Über den anderen Vorsitzenden steht - genau - gar nichts da.

Das hält den Standard aber nicht davon ab, zu schreiben dass beide ÖVP- nahe sind.

Nach einem Telephonat der Betroffenen mit der Journalistin wurde der Artikel dahingehend berichtigt:
1. Der Name wurde richtig gestellt.
2. Es steht sinngemäß dort, die GRAS wirft ihnen vor, ÖVP- nahe zu sein.

Wieso die Gras ihnen vorwirft, ÖVP- nahe zu sein, steht nicht dort. Und, wie schon eingehend dargestellt, stimmt nicht mal das:
Die Gras wirft - wie gesagt durch verkürzte Darstellung bzw bewusste Weglassung von ohne weiters nachprüfbaren Tatsachen - nur einer der beiden Personen vor, ÖVP- nahe zu sein, nicht beiden.

Quellenkunde ist ein Fach im Geschichtestudium.

Immerhin steht jetzt auch dort, dass der Vorsitzende die ÖVP- Nähe "jedoch" zurückweist.

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So, und jetzt scheint das ganze zur Ruhe zu kommen. Wie schon vorher geschrieben stand nach dem ersten Telephonat nun da, dass "der Vorsitzende" die ÖVP- Nähe "jedoch" zurückweist.

Das könnte immer noch falsch verstanden werden, weil nicht klar ist, ob er für beide spricht oder nicht.

Ergo dessen war noch ein Telephonat nötig und jetzt steht, wahrheitsgemäß dort:
Die Vorsitzenden weisen die ÖVP-Nähe jedoch zurück.
Es steht zwar immer noch dort, dass Gras es beiden vorwirft, aber darüber soll sich Gras ärgern.

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Im Vor- und Umfeld des Prozesses in St. Pölten zum Fall F. sind die Medien wieder mal einer Feeding Frenzy verfallen, dass einem das Reihern nicht mehr vergehen möchte.

Ich habe mich nur am Rande damit beschäftigt - soweit man sich dem halt nicht entziehen kann - , weil es echt jenseitig ist. Hier nur ein paar Lowlights, kopiert aus dem Standard der sich (bis jetzt) noch vergleichsweise zurückhaltend verhält:
Mail gab den Namen des Ortes bekannt, wo sich die Tochter von Josef F. und ihre Kinder an ein Leben in Freiheit zu gewöhnen versuchten.
Mittlerweile, berichtete The Sun, seien die Opfer in den Schutz einer Klinik zurückgekehrt. Der angebliche Grund, laut Sun ein Stalker, war laut The Guardian ein britischer Paparazzo, über den die Boulevardblätter aber kein Wort verloren. Stattdessen wurde die Beziehung der Opfer von Josef F. spaltenweise analysiert.
Österreichs Bevölkerung sei "entschlossen, sich nicht einer tiefsinnigen Debatte über den Nationalcharakter hinzugeben". Das habe damit zu tun, so die Hobby-Analytiker aus dem Mutterland der Privatsphäre, "dass normale Österreicher sich instinktiv um ihre eigenen Affären kümmern, wenn die Nachbarn in Verruf geraten".
Dass [die Versäumnisse der österreichischen Behörden] aufgearbeitet würden, sei „unwahrscheinlich", schrieb der Sunday Telegraph und zitierte eine Amstettnerin mit den Worten: „Ich habe es satt, dass immer vom ,bösen Amstetten‘ und ,bösen Österreich‘ die Rede ist. Es hätte überall passieren können."
Übrigens, auch in England gäbe es leider genug Derartiges zu berichten
Im November verurteilte das Krongericht Sheffield einen 56-Jährigen zu 25 Mal lebenslang, weil er über Jahrzehnte seine beiden Töchter vergewaltigt und mit ihnen neun Kinder gezeugt hatte.
aber
[es]blieben viele Details der grauenhaften Familientragödie unklar, weil das Gericht den Medien strenge Auflagen zum Schutz der Opfer auferlegte.
Scheint so, als bräuchten wir ein Opferschutzgesetz, das diesen Namen zu recht trägt. Wie es scheint könnte man ja das aus dem scheinbaren Mutterland des Rottweiler- Journalismus kopieren.

Wenigstens hat die versammelte, geifernde Meute nicht den Verhandlungssaal gestürmt und dabei wieder mal ein paar Wachleute niedergeprügelt.

Zitiert sei hier noch der Standard- User der kleinste Mann, dessen Aussage ich beipflichten kann:
man muss übrigens eine tageszeitung nicht unbedingt kaufen, wenn einem auf dem titelbild (natürlich volle seite) josef f. schon von weitem entgegenlächelt. "nicht kaufen" ist eines der wenigen konsumentrechte, die noch unbeschnitten sind. nicht hinschauen bzw. nicht anklicken kostet auch nichts.

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Wie schon an anderer Stelle berichtet, kochen jetzt wieder die Spionage- Gerüchte um Helmut Zilk hoch. Er ist mittlerweile verstorben und kann sich nicht mehr persönlich wehren, so wie er es zu Lebzeiten im selben Zusammenhang schon tat.

Jedenfalls schreibt user na als'dann zum Thema Zilk, Spionage, Post und Krone:
im rekordtempo
am sonntag kam die meldung raus und am montag stehen schon die "leserbriefe" in der krone

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dejost
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Post by dejost »

Ich bin ja kein allzu großer Fan vom Fleischhacker, dem (momentanen) Chefredakteur der Presse.

Nun sind - nachdem Zilks Status als Informator doch recht wahrscheinlich erscheint - auch Akten aufgetaucht, die Fleischhackers Vorgänger Otto Schulmeister dahingehend belasten, dass er auf Wunsch der CIA Artikel in bestimmte Richtungen gewichtet hat und Informationen unterdrückt hat.

Fleischhacker erntet nun bei mir Pluspunkte, in dem er sagt:
In der "Presse am Sonntag" nahm "Presse"-Chefredakteur Michael Fleischhacker zu den Vorwürfen Stellung. "Wenn es stimmt, was laut 'profil' in den Akten steht, dass sich nämlich Schulmeister von der CIA Einschätzungen diktieren ließ und, was schwerer wiegt, auf Anweisung der CIA die Veröffentlichung unliebsamer Informationen unterdrückte, ist das aus heutiger Sicht nicht zu rechtfertigen", so Fleischhacker.

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Wer gedacht hätte, nach dem weiter oben besprochenen Fall des unüberprüften Abschreibens von wikipedia hätte die mutmaßliche Qualitätspresse dazugelernt, der irrt:
derstandard wrote:"One could say my life itself has been one long soundtrack. Music was my life, music brought me to life, and music is how I will be remembered long after I leave this life. When I die there will be a final waltz playing in my head, that only I can hear", zitierte die Tageszeitung The Guardian am 31. März den Oskar-prämierten Komponisten Maurice Jarre, um dessen Nachruf einzuleiten. Wie zahlreiche andere englischsprachige Tageszeitungen, Webportale und Blogs sah der Autor darin den perfekten Weg, um den französischen Starkomponisten zu verabschieden.

Doch wie sich einige Tage später herausstellte, hatte der 84-jährig verstorbene Jarre diese Worte niemals von sich gegeben. Tatsächlich stammen sie aus der Feder des 22-jährigen Shane Fitzgerald, der am Tag vor Jarres Tod das Zitat in den Wikipedia-Eintrag über den Komponisten eintrug, um zu zeigen, wie leichtfertig Journalisten die freie Online-
Enzyklopädie als Quelle für ihre Artikel gebrauchen.
Abgesehen davon, dass solche Fehler wahrscheinlich tagtäglich passieren - nur halt mit so geringen Konsequenzen, dass es niemanden auffällt - vermute ich mal, beim nächsten Nachahmungstäter gibt es keine Schlagzeile mehr.

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Der Grund dieser Entlassung ist etwas, was dank Haralds Mithilfe fleißig und detailliert im IP-Thread diskutiert wird:

http://futurezone.orf.at/stories/1603181/
Der Mitarbeiter des TV-Senders kritisierte den Gesetzesentwurf [Netzsperren ohne Richter, Hadopi, 3 Strikes out] in einer E-Mail an einen Regierungsbeamten. Die Mail landete beim Kulturministerium und wurde von dort umgehend zur juristischen Abteilung von TF1 weitergeleitet. Nach einem Dementi der Kulturministerin Christine Albanel brachte die Zeitung "Liberation" am Samstag ein Zitat aus dem Kündigungsschreiben, das den Vorwurf belegt.
TF1 gehört dem Bauunternehmer Martin Bouygues, der Trauzeuge von Präsident Nicolas Sarkozy und Pate eines Sarkozy-Sohnes ist.
TF1 begründet [des betroffenen Jorunalisten Jerome] Bourreau-Guggenheims Entlassung damit, dass der Verantwortliche des Bereichs Internet-Innovation eine völlig andere Haltung zu dem Gesetz habe als der Sender selbst. [Kulturministerin] Albanel erklärte, sie habe niemandes Kopf verlangt. "Liberation" zufolge hat die Ministerin eine interne Untersuchung eingeleitet, um herauszufinden, wer die Mail an wen weitergeleitet hat.
Fuzo-Poster dryeti schlägt statt Entlassung ganz im Sinne von Hadopi ein Jahr Fernsehverbot vor.

Unter dem Strich ist es wohl ok, wenn Medien sich von Mitarbeitern trennen, wenn sie die Blattlinie nicht teilen. Problematisch ist aber, dass erstens das Email eher privat als dienstlich war und zweitens dass die Kulturministerin da rumgeforscht hat und es scheinbar einem Privatsender gepetzt hat.

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Rauscher im Standard über die Krone anlässlich der Morde in einem Wr Sikhtempel:
Gelungen auch der Krone-Kommentator, der empört fragt, wer denn die Sikhs nach Österreich hereingelassen hat? Na, vielleicht fragt er bei der Leitung des Krone-Vertriebs nach, die viele seit Jahren als Kolporteure beschäftigt und sich entsprechend für Aufenthalts-und Arbeitsgenehmigung einsetzen müsste.

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Der Herausgeber der "Kronen Zeitung", Hans Dichand, wendet sich nun offen von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ab. In einem Interview mit dem Magazin "Live" - eine "Krone"-Beilage der Freitag-Ausgabe - sagte der greise Medien-Zar, er wünsche sich "beide Prölls" an der Spitze des Staates.

ÖVP-Chef Josef Pröll soll nach dem Willen Dichands nächster Bundeskanzler, dessen Onkel, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, nächster Bundespräsident werden. Die beiden Politiker könnten die für Österreich nötige "Wendung" bringen. Gleichzeitig legte er der ÖVP einen Schwenk ihres EU-Kurses nahe.
"Dabei ist mir klar, dass diese Wendungen nur als Ergebnisse echter demokratischer Wahlen kommen können." Er "hofft" allerdings, dass die ÖVP durch den Sieg "endlich von ihrer EU-Hörigkeit, die beschämend ist, wegkommt".

Enttäuscht ist er in dieser Hinsicht von Faymann: Die von ihm "erträumte Wendung" Österreichs "zu echter Demokratie" sei nicht weit entfernt gewesen, als der SPÖ-Chef "über Nacht seine Partei umzudrehen verstand und plötzlich von der Notwendigkeit einer Volksabstimmung zum EU-Vertrag sprach". Jedoch sei dieser Weg offenbar "nicht so leicht zu gehen".
:shock:

Achja, dieser völlig tendenzfreie Artikel stammt natürlich von orf.at.

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Post by dejost »

Eher zufällig stolperte ich über folgende Stelle im Falter bezüglich der jüngsten Kapriolen um vermuteten Polizeirassismus in den USA:
Franz Kössler wrote:Barack Obama hat die Krise auf seine bestechend lockere Art gemeistert und Professor und Polizist auf ein Bier ins Weiße Haus eingeladen. Die Wogen sind geglättet, die Polemik jedoch nicht beendet. Das Wall Street Journal hat die Biermarke beanstandet: Durch Firmenfusionen sei es kein amerikanisches Bier mehr. Die Zeitung selbst gehört seit zwei Jahren Rupert Murdoch, einem australischen Verleger.
Der Weg zum aufgeklärten postrassistischen Amerika ist weit.

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http://derstandard.at/1252680427901/Unt ... erlaengert

Ich bin ja nicht so der Fan vom Unterberger.
Das Kanzleramt verlängert Andreas Unterbergers Vertrag als Chefredakteur der "Wiener Zeitung" nach STANDARD-Infos nicht. "Diese Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagt dazu Marcin Kotlowski, Sprecher des Medienstaatssekretärs, auf STANDARD-Anfrage.

Der 60-jährige Bürgerliche erhielt von Kanzler Wolfgang Schüssel einen Fünfjahresvertrag, der Ende April 2010 ausläuft.
Kampfposter dazu:
Soso, der neoliberale Prediger der Leistungsgesellschaft von Staates Gnaden geht also - für ihn selber gilt freilich die nepotistische Konfiguration der Marktwirtschaft, nicht die neoliberale.
Und Warentester postet, leider von mir nicht überprüfbar:
Allerdings so anpassungsfähig wie er ist, könnte der sich schon noch was finden. Kann mich noch erinnern wie er bei der Presse Gift und Galle gg die WZ, das Staatsblatt, gespuckt hat, und seine Einstellung forderte. Und dann...

harald
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Post by harald »

Ich find, der Unterberger ist das Beste, was einer Zeitung passieren kann. Man muss sich nur die Auflagezahlenentwicklung und die Qualität anschauen. Aber Hauptsache hinhauen. *Kopfschüttel*
--Harald
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Post by dejost »

@Unterberger: Laut Standard haben die Auflagezahlen klar (aber nicht dramatisch) abgenommen, in der Zeit als er Chefredakteur war.

Ich fand seine Artikel in der Wr Zeitung immer sehr unobjektiv und konnte ihnen inhaltlich nicht zustimmen, daher meine Abneigung.



Hierkann man lesen, wie der ORF auf eine falsche Meldung reinfällt und wie er den Artikel dann bald offline genommen hat, als er darauf aufmerksam gemacht wurde.

Dem Standard ist einen Tag später genau derselbe Fehler passiert, mit dem Unterschied, dass der Artikel immer noch online ist (http://diestandard.at/1254311172986/Deu ... ng-geplant)
Ich habe auch mehrfach reingepostet, dass der Artikel falsch ist, weil es eben schon längst so ein Gesetz gibt (Sondertatbestand zur Nötigung). Der Standard hat aber weder den Artikel korrigiert noch diesen offline genommen - dafür hat er alle Postings gelöscht (siehe Link.)

Dafür schreibt der Standard hierwas wesentlich Witzigeres. Sicherheitshalber zitiere ich aber aus der Quelle: http://www.politwatch.at/stories/die-al ... n-der-oevp
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Wie man auf dem Bild erkennen kann, ist zweimal der selbe Mann drauf, Anton Kasser. Der ist, wie der Bildunterschrift nicht eindeutig zu entnehmen ist, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter. Wieso er sich verdoppelt hat, ist unbekannt, aber der Blogger, von dem der Standard und ich abschreiben, vermutet, einer der beiden soll wen anderen ersetzen. In besonders regierungstreuen Zeitungen kann das fast vorkommen, dass man wen wegretouchiert, möchte man glauben (siehe zB auch hier).

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dejost wrote:Wer gedacht hätte, nach dem weiter oben besprochenen Fall des unüberprüften Abschreibens von wikipedia hätte die mutmaßliche Qualitätspresse dazugelernt, der irrt:
derstandard wrote:"One could say my life itself has been one long soundtrack. Music was my life, music brought me to life, and music is how I will be remembered long after I leave this life. When I die there will be a final waltz playing in my head, that only I can hear", zitierte die Tageszeitung The Guardian am 31. März den Oskar-prämierten Komponisten Maurice Jarre, um dessen Nachruf einzuleiten. Wie zahlreiche andere englischsprachige Tageszeitungen, Webportale und Blogs sah der Autor darin den perfekten Weg, um den französischen Starkomponisten zu verabschieden.

Doch wie sich einige Tage später herausstellte, hatte der 84-jährig verstorbene Jarre diese Worte niemals von sich gegeben. Tatsächlich stammen sie aus der Feder des 22-jährigen Shane Fitzgerald, der am Tag vor Jarres Tod das Zitat in den Wikipedia-Eintrag über den Komponisten eintrug, um zu zeigen, wie leichtfertig Journalisten die freie Online-
Enzyklopädie als Quelle für ihre Artikel gebrauchen.
Abgesehen davon, dass solche Fehler wahrscheinlich tagtäglich passieren - nur halt mit so geringen Konsequenzen, dass es niemanden auffällt - vermute ich mal, beim nächsten Nachahmungstäter gibt es keine Schlagzeile mehr.
Weil ich vergessen habe, es zu posten, sei das nun nachgeholt:

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Vor kurzem ist das folgende Schreckliche passiert:
Ein Lehrer, der sich bei einer Scheidung ungerecht behandelt gefühlt hat, ist alkoholisiert und bewaffnet ins Bezirksgericht Hollabrunn gegangen, um die zuständige Richterin zu erschießen. Diese war in einer Verhandlung, eine zufällig anwesende Rechtspflegerin wollte ihn beruhigen und wurden von ihm erschossen.

Das Ereignis ist tragisch und auch schließe mich den Beileidsbekundungen an.

Wieso steht das aber im Medien- Thread?
Die Berichterstattung war in dem Fall im Vergleich zu anderen Fällen genauso viel/wenig angemessen wie sonst auch, ob das ausführliche Täterporträt in dieser demütigen Art in Österreich hätte sein müssen, ist Geschmacksache, aber wieso auch nicht?

Mir geht es darum, dass das Opfer Rechtspflegerin war. Aber mit Ausnahme des Standards, haben alle Zeitungen, die ich gesehen habe (heute, Krone, Österreich) es nicht geschafft, den Job der Dame richtig zu bezeichnen. Rechtshelferin, Gerichtschreiberin udgl war da zu lesen.
Es mag sein, dass der durchschnittliche Kroneleser nicht weiß, was eine Rechtspflegerin ist (aber ob er weiß, was eine Rechtshelferin sein soll, sei dahingestellt), dann muss man es ihm halt in ein paar Worten erklären. Dass Society- oder Sportreporter das nicht wissen, ist ja auch noch ok (wobei ein Sportreporter hoffentlich schon weiß, was ein Linienrichter ist). Mein Verdacht ist halt, dass die zuständigen Reporter selbst keine Ahnung haben, dass "Rechtspfleger" ihr Job war (der, pro domo, sogar im B-VG steht, 87a) und offensichtlich es nicht mal der Mühe wert fanden, zu recherchieren.

Der Mindestrespekt, den man vor dem Opfer in so einem Fakl haben sollte, ist aber so weit zu recherchieren, dass man wenigstens die Berufsbezeichnung richtig hinkriegt - letztlich war auch der Beruf, ein Element, wegen dem sie tragischerweise zum Zufallsopfer wurde.

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Der Anlassfall ist zwar keineswegs erheiternd, aber es ist noch mal glimpflich ausgegangen. Dafür ist der journalistische Stolperer kurzweilig und harmlos.

Ein Mann, offensichtlich geistig nicht ganz gesund, dafür mit einem Revolver bewaffnet, hat im zweiten Bezirk einfach auf ein Auto geschossen.
APA wrote:Der Fahrzeuglenker und seine drei Insassen legten sofort den Rückwärtsgang ein und fuhren in Richtung Taborstraße davon.
Und dank mehrer eingelegter Rückwärtsgänge konnten sie auch entkommen. Verletzt wurde niemand, der Täter - es gilt die U. - wurde festgenommen. Woher er die Waffe hat, weiß die APA nicht.

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http://derstandard.at/1271376902190/Kos ... ne-spielen

Der Standard geht auch bergab:

Im obigen Link bewirbt der eine Retro- Seite, wo man halt alte Spiele spielen kann.
Problem ist nur, das ganze ist halt genauso (il)legal wie Romz von alten Spielen. Nur irgendwie darauf geht der Standard nicht ein, auch wenn es Poster erwähnen.

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http://help.orf.at/?story=10325

Die Medien sollen als 4. Kraft ja eigentlich der Korrektor sein, aber das heißt nicht, dass sie sich selbst an die Regeln halten.
Wer ein Zeitschriften-Abo nicht rechtzeitig kündigt, wird oft mit einem weiteren Abo-Jahr zwangsbeglückt. Das wäre jedoch nur dann zulässig, wenn ganz genaue gesetzliche Vorgaben für die automatische Vertragsverlängerung durch Stillschweigen eingehalten würden, aber das ist in der Praxis oft nicht der Fall.
Besonders schlimm scheint die Wienerin zu sein. Es wird ein Fall beschrieben, wo sich der Verlag auf das Erscheinungstermin des Heftls zwecks Kündigungsfrist beruft.
Tatsächlich ist beides irrelevant, denn die von "Wienerin" praktizierte automatische Vertragsverlängerung ist so oder so rechtswidrig. Zulässig wäre nur, wenn ein Kunde auch rechtzeitig vor Ablauf eines Abos schriftlich darauf hingewiesen würde, dass er kündigen könne und bei einer ausbleibenden Reaktion das Abo verlängert würde.
Auf die Rechtswidrigkeit hingewiesen, hieß es vom zuständigen Styria-Verlag gegenüber help, man werde Frau R. "selbstverständlich" aus dem nicht mehr gewünschten Abo entlassen.

Man schrieb uns aber auch, "dass wir bestimmte Prozesse einhalten müssen. Dazu gehören eben auch Zahlungsfristen/Kündigungsfristen etc, die jedes Unternehmen vorgeben muss, um eine korrekte Kundenverwaltung zu gewährleisten."

Darauf angesprochen, dass bei allem Verständnis für "bestimmte Prozesse" Gesetze wohl trotzdem einzuhalten seien, hieß es lapidar, "dass unsere Call Center Mitarbeiter (die nicht zum Verlag gehören) sich hier an die Prozesse halten müssen. Dafür sind letztlich wir im Verlag da."


Die Callcenter-Mitarbeiter müssen die Abo-Verträge also rechtswidrig verlängern, weil sie nicht zum Verlag gehören?

Immerhin will man "den Informationsfluss verbessern", heißt es in der Styria-Verlags-Stellungnahme noch – was immer das heißen mag.

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http://derstandard.at/1277337924855/Sat ... or-Seibert

Die deutsche Kanzlerin hat einen neuen Sprecher engagiert, weil der vorige Intendant des bayrischen Rundfunks wird.
Die deutsche Regierung hatte wie berichtet am Samstag bekanntgegeben, dass der 50-jährige Seibert, bisher Moderator der Nachrichtensendung "heute", neuer Regierungssprecher werden solle. Er tritt den Angaben zufolge sein Amt am 11. August an und löst Ulrich Wilhelm ab, der Intendant des Bayerischen Rundfunks wird.
Mit einem satirischen Schreiben hat die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft ver.di den Wechsel des ZDF-Moderators Steffen Seibert in das Amt des Regierungssprechers kommentiert. "Die Bundesregierung braucht endlich gute Leute", hieß es in dem am Montag in Mainz veröffentlichten Schreiben.

In dem formell an Seibert adressierten Text wurde auch an die Nicht-Verlängerung des Vertrags des früheren ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender durch die politisch besetzten ZDF-Aufsichtsgremien erinnert. Brenders Vertrag war auf Betreiben des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) nicht verlängert worden.

Seibert habe nun die Chance, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) "zu erklären, wie wichtig Staatsferne für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist und warum auf Redaktionen kein politischer Einfluss ausgeübt werden soll", schrieb ver.di.

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Mit 01.10.2010 ist die Fuzo- in der jetztigen Form - Geschichte.

Der ORF verkauft sie an den Meistbieter, wobei ich noch nicht gecheckt habe, was er verkauft. Nur die Marke, die Domain, die Verträge mit den MitarbeiterInnen?
Ausschreibung gibt's hier: http://beschaffung.orf.at/ausschreibung/1559

Die Zeit schreibt eine Art Nachruf:
http://blog.zeit.de/kulturkampf/2010/06 ... uturezone/

Es ist beschlossen, die Seite Futurezone wird zum 1. Oktober dicht gemacht. Zu ändern ist daran wohl nichts mehr, was bleibt, ist ein Nachruf:
Sperrig waren die Themen, auf die sich das Angebot des österreichischen Rundfunks spezialisiert hatte, kompliziert und schwer vermittelbar: ACTA, Prümer Vertrag, SWIFT, Vorratsdaten – sämtlich europäische Netzpolitik mit erheblichen Auswirkungen, für die sich trotzdem kaum jemand interessierte. Zumindest nicht zu der Zeit, zu der es die wenigen Redakteure dort längst taten. Kritisch, analysierend, erklärend schrieben sie jahrelang auf, was man in den vielen europäischen Gremien mit dem Netz so plante.

Rentabel war die Seite nicht, dafür war die Nische, in der sie lebte, zu klein und zu exotisch, dafür waren die Recherchen zu aufwändig. Einen Erich Möchel tage-, ja wochenlang in Archiven buddeln zu lassen, muss man erst einmal bezahlen wollen. Trotzdem, nein, gerade deswegen hatte das “Zukunftsareal” einen großartigen Ruf weit über Österreichs Grenzen hinaus. Und schätzungsweise 25.000 Leser am Tag. Das beste, was der ORF im Netz zu bieten hat, war die Meinung vieler Fans.
Achtung, jetzt kommt's:
Es war wohl dieser Erfolg, der der Futurezone nun den Garaus machte. Dem Vernehmen nach – so heißt es, wenn niemand sich traut, das unter seinem Namen zu sagen – war es vor allem die Konkurrenz vom Standard, die darauf drang, die Seite zu schließen. Bei den Verhandlungen um das ORF-Gesetz fand sich Gelegenheit. Es ging dabei um Geld für den öffentlich-rechtlichen Sender und um seine Netzaktivitäten. Er wollte von ersterem mehr, private Verleger fanden, er müsse letztere einschränken. Sie hatten also ein gutes Druckmittel. Der ORF darf in den kommenden Jahren mehr Werbung im Netz machen, dafür stirbt Futurezone.

Wenigstens das Archiv wird gerettet. Derzeit zieht die österreichische Nationalbibliothek es sich auf ihre Rechner. Wer es künftig einsehen will, der muss sich allerdings schon in den dortigen Lesesaal begeben. Im Netz gibt es die Sachen nicht mehr, ein Zugeständnis an die Debatte um Urheberrechtsverletzungen im Internet. Die Themen werden nicht verschwinden, verspricht man beim ORF. Im Rahmen anderer Angebote wolle man sie weiter verfolgen.

Sie werden schwerer zu finden sein, aber vielleicht ist das ja auch in irgendjemandes Interesse.
Es gibt eine Initiative zur Rettung der Fuzo
http://rettenwirdiefuzo.at

Ich fürchte zwar, mit der Ausschreibung ist das erledigt, aber ich habe die Petition trotzdem unterschrieben. (Wenn man bedenkt, wieviele andere Medien da schon drüber berichtet haben (siehe Liste auf http://rettenwirdiefuzo.at ), ist es eh fast schon erbärmlich, dass die Petition im Moment nicht mal 2000 Leute unterschrieben habe. Nische halt.)


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orf.at wrote:Das US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ wurde in diesem Sommer für den symbolischen Preis von einem Dollar verkauft. Das teilte der Verlag Washington Post gestern in einer Pflichtmitteilung mit. Übernommen hatte das Traditionsblatt der 91-jährige Gründer des Audio-Spezialisten Harman International Industries, Sidney Harman. Es wurde zwar vermutet, dass er nicht viel bezahlte, dass das Blatt praktisch verschenkt wurde, überraschte aber doch. Die früheren Besitzer hatten sich zudem bereit erklärt, zehn Millionen Dollar an Schulden und die bestehenden Pensionsverpflichtungen zu übernehmen.
Ist Print tot?
Preiswert jedenfalls ist Print geworden.
(Und dabei hatte ich Newsweek sogar mal abonniert)

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http://derstandard.at/1293369562112/CD- ... hrskonzert
"tv-media" allerdings weiß schon in der seit Montag [Anm: 27.12.2010] vorliegenden Ausgabe das Neujahrskonzert 2011 einzuschätzen: "Bewertung": Vier von vier möglichen Punkten, und: "Pflichtkauf".

Merke: Die Voraufführung der Philharmoniker dieses Konzers [sic!] findet am 30. Dezember 2010 um 11 Uhr statt, das Silvesterkonzert am Abend des 31. Dezember und das Neujahrskonzert, wie gewohnt, am 1. Jänner um 11.15 Uhr.

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Ich geb's ja zu, ich steh auch nicht sonderlich auf den Kurz, der jetzt Staatssekretär für Integration wurde.

Trotzdem, die gesammelte Ablehnung, die ihm entgegenschlägt, hat mir auch nicht so gefallen, aber irgendwie konnte ich es nicht in Worte fassen.

Günter Traxler eilt mir zu Hilfe:
http://derstandard.at/1303291179299/Ins ... -getroffen
Dass ein 24-jähriger Einsteiger nicht über die Erfahrung eines 50-jährigen Berufsfunktionärs verfügt, sollte man angesichts der österreichischen Realität nicht unbedingt als Nachteil betrachten. Ständig nach Jungen in der Politik zu rufen, aber von ihnen diese Erfahrung einzufordern, ist eine Heuchelei. Zwar war eher seltsam, was Sebastian Kurz bisher in der Politik geboten hat, aber wo so viele Ältere dem Land jahrzehntelang mit ihren Irrtümern Schaden zufügen und das mit ihren Werten rechtfertigen, sollte man selbst Geilmobilisten die Chancen einräumen, sich von wahlkampfbedingten Verirrungen zu verabschieden und eine Bewährungsprobe abzulegen. Für Zweifler mag es ein Trost sein: Schlimmer als unter der nunmehrigen Finanzministerin kann es mit der Integration unter Kurz kaum werden, und wenn doch, ist die Politik in spätestens zwei Jahren von ihm geheilt.
Und Standard-User Bula sagt sagt auch was Schlaues:
wie man an den beiträgen in den foren sieht, polarisiert er und nimmt damit medialen druck von anderen.
den scherbenhaufen - verursacht von jahrzehntelanger politischer halbherzigkeit - zu kitten wird ihm allein nicht gelingen und soll auch nicht zweck der übung sein.

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Tontaubenjournalismus

Ein rezentes Opfer ist offensichtlich die Bandion-Ortner, nunmehr Justizministerin a.D.

Trotz Aufbäumen mittels eigenwilliger Weisungen gegen Ende ihrer kurzen Karriere als Ministerin hat sie den eigenen Untergang in diesem Amt nicht aufhalten können. Die breite Öffentlichkeit hat sie für viele Missstände in der Justiz verantwortlich gemacht, wobei die Justiz zum Glück nicht so schlimm ist wie ihr derzeitiger Ruf und die B-O auch nicht primär schuld ist - sie hat nur irgendwie nix Brauchbares dagegen gemacht.

Wie dem auch sei, B-O ist weg vom Fenster des Justizministeriums. Und als Richterin hat sie ja einen Job, in den sie zurückkehren kann/könnte.
Und aus welchen Gründen auch immer ist ihr nunmehr der Posten einer Berufungsrichterin im Grauen Haus zugewiesen worden. Sie macht also Berufungsentscheidungen gegen bezirksgerichtliche Strafurteile.

So weit so gewöhnlich.

Die Medien gehen aber - jetzt erst möchte man bei vielen meinen - voll auf sie los, schreiben dies sei laut widersprüchlichen Quellen eine "Schneebrunzerarbeit" (was auch immer das heißen soll), sie sei für "Hundebisse" zuständig (was auch etwas absurd ist, wenn einer einen mit einem Hund umbringt ist ein ganzes Geschworenengericht für einen Hundebiss zuständig) und ergeht sich in persönlichen Attacken. Hendl-Dieb-Abteilung schreibt der Rauscher im Standard und dann "Aber die Rache an der Ex-Chefin erhöht das Vertrauen in die Justiz auch nicht wirklich". Heute ist zu entnehmen, sie habe weinen müssen usw usf.

Abgesehen davon, dass hier die meisten Medien vor Häme triefen und man nicht mal zwischen den Zeilen die Freude darüber suchen muss, dass es die B-O ordentlich auf die Papp'n gehaut hat:
Da wird ein - vielleicht nicht beliebter, aber dennoch wichtiger - Job in der Justiz völlig grundlos und vor allem unobjektiv desavouriert, dass es schlimmer kaum geht.
Ob einer ein paar Monate verknackt wird oder nicht bzw dem Opfer, das eine in die Fresse gekriegt hat ist das alles wahrscheinlich weniger wurst, als irgendeiner Bank-AG, wo ein Mitarbeiter ein paar Zigtausend abgezweigt hat.
Diese unglamorösen Fälle sind die breite Mehrheit, und die wollen genauso gut und richtig bearbeitet werden wie jene, wo Rechtsanwälte auftreten, die öfter in den Seitenblicken als in ihrer Kanzlei sind.
Last edited by dejost on 19 Jul 2011, 08:31, edited 1 time in total.

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in Ergänzung zum obigen Post:

http://wien.orf.at/stories/512591/
Die Richter des Wiener Landesgerichts wehren sich gegen die "Abqualifizierung richterlicher Tätigkeit" nach diverser Kommentare zum neuen Bereich von Claudia Bandion-Ortner. Die Ex-Justizminsterin will nun ein Buch schreiben.
Gerichtspräsident Friedrich Forsthuber sah in der medialen Berichterstattung darüber eine "beispiellose Geringschätzung der unabhängigen Rechtsprechung". Sämtliche Verfahren hätten den gleichen Stellenwert, gleichgültig vor welchem Gericht, hieß es auch aus dem Justizministerium.

Forsthuber dementierte auch Mutmaßungen, dass Bandion-Ortner bei ihrer Rückkehr ins Landesgericht ein rauer Wind entgegenschlagen werde.

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Einer der größten Medienskandale überhaupt wurde bis jetzt in diesem Forum kaum erwähnt:

http://derstandard.at/1310511566657/Gro ... mentariern
Die Abhöraffäre ist vor zwei Wochen übergekocht, als bekanntgeworden war, dass Reporter der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung "News of the World" neben Prominenten auch Verbrechensopfer angezapft hatten. Besonders bekannt wurde der Fall der 13-jährigen Milly Dowler. Reporter manipulierten die Handy-Mailbox des Kindes und machten den Eltern so falsche Hoffnungen auf ein Überleben ihres Kindes. Insgesamt geht die Polizei davon aus, dass mindestens 4000 Menschen Opfer der Abhörpraktiken geworden sind.
Unterdessen zieht die Affäre weiter ihre Kreise in Großbritannien. Nachdem mit Rebekah Brooks und Les Hinton zwei Top-Manager aus dem Murdoch-Imperium zurücktreten mussten, ist inzwischen auch die Polizei betroffen. Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson und sein Stellvertreter John Yates mussten ihren Hut nehmen. Scotland Yard sieht sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

Ebenso wächst der Druck auf Premierminister Cameron. Oppositionsführer Ed Miliband sagte am Montag, Cameron sei in seinen Entscheidungen "gelähmt". Auch Stephenson forderte Cameron indirekt zum Rücktritt auf. Cameron hatte lange an seinem ehemaligen Regierungssprecher Andy Coulson festgehalten, der schon 2007 wegen der Affäre als Chefredakteur der "News of the World" zurückgetreten war. Ferner wird Cameron eine ungesunde Nähe zu Murdoch-Managern wie Rebekah Brooks nachgesagt. In nur 15 Monaten Amtszeit hat es 26 Treffen des Regierungschefs mit der Murdoch-Führung gegeben.

Jetzt kriegt Murdoch etwas von seiner eigenen Medizin:
Gemeinsam mit weiteren Schlüsselfiguren des britischen Abhörskandals soll Medienmogul Rupert Murdoch am Dienstag vor dem britischen Parlamentariern aussagen. Die Abgeordneten wollen von dem 80-Jährigen wissen, was er von den illegalen Abhörpraktiken gewusst hat. Ebenfalls vorgeladen sind Murdochs Sohn James und die frühere Verlagsmanagerin Rebekah Brooks. Sie war am Sonntag vorübergehend festgenommen worden. In einer weiteren Anhörung müssen die zurückgetretenen Scotland-Yard-Chefs Paul Stephenson und John Yates Rede und Antwort stehen. Sie sehen sich Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.
Zumindest das Radio meldet, dass die Anhörungen live im Fernsehen übertragen werden.

An anderer Stelle wird auch vom Tod eines NoW- Mitarbeiters gesprochen der unter ungeklärten Umständen aber nicht in Folge einer Gewalttat ( :roll: ) zu Tode kam.

harald
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Irrtum, lieber dejost, der Skandal wurde schon in deinem Forum erwähnt, und zwar beim Thema Datenschutz:

http://www.iphpbb.com/board/ftopic-6852 ... .html#5189

Außerdem wurde Murdoch schnell mal von einer Hacker Gruppe auf der eigenen Zeitungshomepage für tot erklärt:
News of the World-Skandal
vonapa/red
Dienstag, 19. Juli 2011
Murdoch für tot erklärt
Makabere Hacker-Attacke. Medienmogul steht heute Rede und Antwort

Im britischen Abhörskandal erscheint heute Medienmogul Rupert Murdoch vor dem Parlament in London. Auch sein Sohn James und die mittlerweile entlassene Chefin von Murdochs britischer Zeitungsgruppe News International, Rebekah Brooks, müssen Rede und Antwort stehen. In einer weiteren Anhörung werden die zurückgetretenen Scotland-Yard-Chefs Paul Stephenson und John Yates befragt. Unterdessen haben Hacker auf der Website von "The Sun" eine fälschliche Todesmeldung des Moguls platziert.

Sie sehen sich Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. Murdoch hatte sich zur Schließung des Blattes gezwungen gesehen, nachdem herausgekommen war, dass Journalisten nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt hatten.

Gefälschte Todesmeldung Murdochs
Unterdessen haben Hacker laut CNN kurzzeitig auf der Webseite der britischen Boulevardzeitung "The Sun" eine gefälscht Todesmeldung des Medienmoguls Rupert Murdoch platziert. Die Hackergruppe Lulz Security bekannte sich nach dem CNN-Bericht via Kurznachrichtendienst Twitter zu dem Angriff. "Wir haben's Sun/News of the World gezeigt". Und auf der Website stand: "Leiche des Medienmoguls gefunden".

Weitere Attacken angekündigt
Die Gruppe kündigte weitere Cyberattacken in den kommenden Tagen an. Lulz Security hat bereits Webseiten von Unternehmen wie Sony und auch des US-Senats und den Geheimdienst CIA attackiert.

Carey als Nachfolger?
Währenddessen werden bereits Murdochs Nachfolger gehandelt. Der Vertraute von Murdoch Chase Carey könnte einem Agenturbericht zufolge künftig den Chefposten einnehmen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen und hänge vom Auftritt Murdochs vor dem heutigen Ausschuss ab, berichtete Bloomberg. James Murdoch, der Stellvertreter des für das Tagesgeschäft zuständigen Vorstandes Carey ist, gilt bisher als Nachfolger seines Vaters an der Spitze des Firmenimperiums.

Reuters erfuhr von mit der Angelegenheit vertrauten Personen, dass das Direktorium von News Corp vollkommen hinter dem 80-jährigen Firmengründer und Chef Rupert Murdoch stehe. Es gebe einen Plan für die Nachfolge.

Die Abhöraffäre ist vor zwei Wochen übergekocht, als bekanntgeworden war, dass Reporter der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung "News of the World" neben Prominenten auch Verbrechensopfer angezapft hatten. Besonders bekannt wurde der Fall der 13-jährigen Milly Dowler. Reporter manipulierten die Handy-Mailbox des Kindes und machten den Eltern so falsche Hoffnungen auf ein Überleben ihres Kindes. Insgesamt geht die Polizei davon aus, dass mindestens 4000 Menschen Opfer der Abhörpraktiken geworden sind.

Rücktrittsforderungen an Cameron
Vor der mit Spannung erwarteten Anhörung im Parlament sind inzwischen auch Rücktrittsforderungen an Premierminister Cameron laut geworden. "Wann tut der zwielichtige Dave endlich das, was sich gehört, und tritt zurück?", sagte etwa der Labour-Parlamentarier Dennis Skinner. Und sein Parteifreund Gerald Kaufman fragte: "Sollte der Premierminister nicht seine Position überdenken?"

Belastungszeuge tot aufgefunden
Am Montagabend teilte die Polizei mit, dass mit Sean Hoare einer der Belastungszeugen in der Affäre tot gefunden wurde. Es gebe jedoch keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, hieß es von der Polizei in Hertfordshire. Britische Medien berichteten, dass Hoare, der wegen Alkohol- und Drogenproblemen gefeuert wurde, in seinem Haus in Watford gefunden wurde.
Quelle: http://www.news.at/articles/1129/30/302 ... al-murdoch
--Harald
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Auf Dich ist halt Verlass.

PS: Hab eh "kaum" geschrieben. Damit meinte ich eigentlich, im Vergleich zur Größe des Skandals ist er sehr wenig erwähnt worden - die Bundeshymnendiskussion hat einen eigenen Thread bekommen.


Nachtrag zu dem mysteriösen Todesfall:

http://derstandard.at/1310511563716/Abh ... ufgefunden
Ein ehemaliger Reporter der eingestellten Boulevardzeitung "News of the World" ist am Montag tot in seiner Wohnung gefunden worden. Bei dem Toten handle es sich um Sean Hoare, der den früheren Regierungssprecher Andy Coulson belastet hatte, teilte die Polizei mit. Ein Verdacht auf eine Gewalttat bestehe jedoch nicht.

Hoare hatte gegenüber der "New York Times" behauptet, er sei von Coulson - damals Chefredakteur der Skandalzeitung - zum Abhören von Mailboxen angestiftet worden. Der Tod des Mannes sei bisher ungeklärt, hieß es von der Polizei in der Grafschaft Hertfordshire, wo Hoare gewohnt hatte.
Poster erwähnen aber einen weiteren ungeklärten Todesfall in der ganzen Geschichte.

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http://derstandard.at/plink/1310512316443/22214959
Háry János wrote:Mit Missen hat er auch gehandelt?

"... mit einer Anzeige wegen Misshandels und ...".

Typisch APA.

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http://derstandard.at/1311802637399/Hoa ... ht-duemmer
Renommierte Medien auf der ganzen Welt fielen auf gefälschte Studie herein

Letzte Woche kursierte eine Studie im Internet, die behauptete, dass Nutzer des Internet Explorers dümmer sind, als Nutzer anderer Browser. Die kanadische Firma AptiQuant verschickte eine Presseaussendung, die die Daten verifizieren sollte. Laut Studie, sollen 100.000 Internetuser einen Intelligenztest gemacht haben, danach wurden die Ergebnisse mit den verwendeten Browsern verglichen und dabei stellte sich heraus, dass diejenigen mit den schlechtesten Ergebnissen, Internet Explorer Nutzer sind.

Nur ein Scherz

Viele renommierte Nachrichtenseiten, wie CNN, the Daily Mail und BBC, haben die Studie veröffentlicht. Nun hat die BBC herausgefunden, dass die ganze Geschichte ein Scherz war. Die Website der Firma AptiQuant wurde erst einen Monat vor der Veröffentlichung der Studie erstellt, die Bilder von einer anderen Website gestohlen.

Täter unbekannt

Dieser Fall ist ein gutes Beispiel, wie einfach es ist, mit einer gut gemachten Website, Medien einen Streich zu spielen. Wer hinter diesem Spaß steht, weiß man noch nicht. Zumindest war die ausgesendete pdf-Datei nicht mit Malware verseucht.

Mah, die Anzahl an Beispielen wo Medien mehr oder minder irgendwas unüberprüft abschreiben, ist echt Legion.

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http://derstandard.at/1315006034662/Inz ... ernichtung
Journalistenandrang beim "Inzesthaus", Kamerateams auf der Dorfstraße, Bilder des "Horrorvaters" aus privaten Fotoalben in Zeitungen, Fernsehen und Internet. So geschah es in den vergangenen zwei Wochen, nachdem ein (höchstwahrscheinlich) behördeninterner Tipp an einen oberösterreichischen Journalisten den Verdacht gegen einen 80-Jährigen, mehr als vier Jahrzehnte seine zwei Töchter gequält und vergewaltigt zu haben, zum Medienereignis machte. Der Boulevard überschlug sich. Ein "neuer Fall Amstetten", hieß es.

So hieß es auch international: "Das Grauen wohnt wieder in Österreich", schrieb die deutsche Bild-Zeitung. Und die britischen Blätter "Daily Express" und "Metro" verheimlichten ihrer Leserschaft nicht, dass sich der Fall unweit von Adolf Hitlers Geburtsstadt Braunau zugetragen habe. Zur Förderung von Gänsehaut, Verkaufszahlen und Inseratenpreisen.

Und jetzt? Alles anders? Vergangenen Freitag haben die Töchter die Vorwürfe zurückgenommen - im Rahmen einer kontradiktorischen Vernehmung vor der Videokamera
Bei deren Einvernahmen hätten die als geistig behindert geschilderten Frauen Begriffe wie "Sex" und "Missbrauch" nicht einzuordnen gewusst, heißt es jetzt. Befrager und Befragte hätten sozusagen aneinander vorbeigeredet. Stimmt das, so zeugt es von behördlichem Dilettantismus. Dem Verdächtigen und seinen möglichen Opfern wäre dadurch Unrecht geschehen.

Aber den größeren Schaden haben inzwischen die Boulevardmedien angerichtet. Sie haben die "Horrorfamilie" durch die Medien gezerrt, mit Nennung des Wohnorts, der Vornamen und des abgekürzten Nachnamens, sodass ein Blick ins Telefonbuch reicht, um sie vollends zu identifizieren. Redefreudige Behördenvertreter haben erbärmliche Details preisgegeben, Fotos wurden abgedruckt: Vom Chaos am Grundstück, dem einzig bewohnbaren Zimmer, dessen Einrichtung, der Stiegenaufgänge, der Hausfassade.

Das war brutales Eindringen, Missachtung von Privatsphäre, also von Menschenrecht. Jetzt dürfte das Haus für seine bisherigen Bewohner bis auf Weiteres unbewohnbar sein, denn eine Rückkehr käme einem Spießrutenlauf gleich. Also werden Vater und Töchter von nun ab vielleicht in Institutionen leben, die Schwestern mit neuen Namen (ein Namensänderungsverfahren wurde eingeleitet), der Vater woanders in Pflege.
Wegen der Öffentlichkeit, in der eine solche Geschichte nichts zu suchen hat: Der Innviertler Skandalfall zeigt das vorbildhaft auf. Seine jetzt offenbar "überraschende" Wendung stützt die Forderung von OpferanwältInnen, dass Fälle wie diese bis zur Urteilsverkündung aus den Medien möglichst herausgehalten werden sollten.

Und wenn darüber trotzdem berichtet wird, weil berichterstatten immerhin der Job von JournalistInnen ist, so unter Wahrung der Anonymität, wissend und bedenkend, dass alles andere die Existenz von Opfern (und zu Unrecht Beschuldigter) zerstören kann. Doch in Österreich beschränkt sich die Aufarbeitung von vergleichbaren Öffentlichkeitsskandalen in Entschädigungsforderungen wegen verletzter Persönlichkeitsrechte, über die - etwa im Fall der Wiener Eissalonbesitzerin unter Mordverdacht - in den belangten Medien dann wieder vielsagend berichtet werden kann.
Im Nachhinein ist es immer leicht zu moralisieren, und auch wenn der Standard sicher viel weniger gegeifert hat als die Boulevardmedien, so hat er genauso schlecht recherchiert.

re flexion wrote: jetzt kann man leicht Gutmensch sein und auf die bösen Kollegen und Behörden schimpfen.

Warum kommt so ein Kommentar nicht dann wenn der Hype am größten ist und nicht plötzlich jeder alles am Besten weiß?
Vor einem Monat wär's noch mutig gewesen sich an die Seite des 80-jährige zu Stellen und Datenschutz wie Menschenrechte einzufordern. Jetzt ist's nur ein Mitschwimmen im Meinungsstrom.
thatslife wrote:ja, die bösen boulevardmedien und der brave standard

dabei habens selbst in den artikeln den weg zum haus beschrieben, sogar der blick durch ein fesnter war im standard artikel beschrieben. aber jetzt wo man draufkommt dass es vermutlich nie so stattfand schimpft man auf die bösen boulevard medien die "mit Nennung des Wohnorts, der Vornamen und des abgekürzten Nachnamens, sodass ein Blick ins Telefonbuch reicht, um sie vollends zu identifizieren. ", dabei machens alle gleich. wenn ich in den ort fahre finde ich mit der standard beschreibung genauso das haus wie vermutlich mit der von der krone. sowas von scheinheilig.
suboptimal wrote:ein britischer Inzest-Fall ging OHNE sabberndes Behördengequatsche und Mediengeschmiere über die Bühne

Bei Millionenstrafen war es allen untersagt, ein Foto des Täters oder seiner Opfer zu drucken oder auch nur einen Vornamen zu nennen. Der Fall kam ERST ans Licht, als der Richter sein anonymisiertes Urteil („lebenslang“) veröffentlicht hatte.

http://www.falter.at/web/print... php?id=872

Ein Missbrauchsverfahren ohne Medienvoyeure, OPFERSCHUTZ durch den Staat, unabhängige Ermittlungen: Großbritannien zeigte vor, dass man die entfesselte Mediengesellschaft auch in spektakulären Fällen zähmen kann.
Der Name dieses "Inzestvaters" und seiner Familie ist nicht bekannt. Keine Zeitung druckte sein Bild, kein Paparazzi stellte seinen OPFERN in der Klinik nach, KEIN Polizist plauderte drauflos, was die Töchter der POLIZEI anvertrauten.
Tja, man sieht, wenn man wirklich Opfer (und Unschuldsvermutung) schützen will, dann scheint es sogar im Mutterland der (Yellow) Presse zu gehen.

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http://www.raketa.at/2011/08/25/dont-kn ... lilebanon/

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Und es sei angemerkt, das ist CNN...
Aufklärer auf raketa wrote:im Gegensatz dazu sind ORF-Teletexter vollkommen intelligente Wesen, welche beispielsweise die Hauptstadt von El Salvador mit Mexico City angeben.
Oder auch schon mal gesehen in einem deutschen Programm, wenn Lagos einfach nach Laos verlegt wurde.
Ebenfalls das österreichische Aussenministerium, welches Post nach Dacca schickte und völlig verzweifelt auf Antwort hoffte, aber eigentlich die Botschaft in Dakar gemeint war.

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Wir haben es zwar schon ein paar Mal erwähnt, aber besser einmal zu viel als einmal zu wenig:

http://futurezone.at/digitallife/5260-j ... ipedia.php
Journalisten rät der Wikipedia-Erfinder jedoch zu besonders vorsichtigem Umgang mit dem von ihm gegründeten Lexikon, das von Millionen Nutzern in aller Welt verfasst wird. Er freue sich zwar, auch für Journalisten eine wichtige Referenz geworden sein, sagte Wales. „Das birgt aber Gefahren: Wikipedia verlangt verlässliche Quellen, die nur selbst recherchierte und redaktionell gegengeprüfte Fakten veröffentlichen. Wenn Redaktionen dabei auf uns zurückgreifen, entsteht ein Kreisschluss - man bestätigt sich nur gegenseitig.“

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Google(+) vs die Medien

https://plus.google.com/u/0/11311725173 ... Zh8wwb76vR
Have you seen the stories lately that Google+ traffic dropped by 60%?

This figure represents not the decline of Google+, but the decline of newspaper trustworthiness. Here's what happened.

Google+ was invite only. On the day they opened the floodgates to the public, traffic immediately spiked by 1,200%. These new people were mostly enthusiastic new users. But a minority was tire-kickers who didn't stick around.

When the dust cleared, total traffic was nearly five times higher than before the doors opened. But the Sunday Mail reported it as a 60% drop from the peak on day one of public beta.
Der Standard hat's auch abgeschrieben:
http://derstandard.at/1317019809927/Net ... r-verloren

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Google gegen die Medien mag brutal sein, Darabos gegen den Kurier ist aber auch nicht besser:

http://derstandard.at/1317019967451/Dar ... eimhaltung
Mediaprint-Anwälte drohen Minister Norbert Darabos und seinem Sprecher Stefan Hirsch per Brief mit Klage, wenn Hirsch ein "Kurier"-Offert nicht von der Ministerien-Website und aus dem APA-Archiv entfernt, was der tat. "Geheimhaltungs- und Geschäftsinteresse" seien "massiv" verletzt.

Darabos behauptete, Chefredakteur Helmut Brandstätter habe ihm eine Kooperation mit Interview angeboten, das war freilich die Anzeigenabteilung. Er signierte ein anderes Offert. Hirsch vermutet, "der hochnervöse Kurier will mit Klagsdrohungen Kritiker mundtot machen". Brandstätter fordere Transparenz, der Kurier klage aber, wenn man seine Angebote transparent mache.

Der Kurier betont zudem, ein im STANDARD erwähntes Interview aus einem gesponserten Web-Schwerpunkt verantwortete inhaltlich allein die Redaktion.
siehe auch: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... -verwenden

Und wer noch etwas Hickhack zw Kurier und BMLV lesen will, siehe hier: http://www.bmlv.gv.at/journalist/pa_bod ... &timeline=

harald
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Sag mal, sind die Personalabteilungen eines Ministeriums nicht dem Minister zurechenbar? Also selbst, wenn der Minister nix gewusst hat, aber im Endeffekt geht die Zahlung auf seine Kappe.
--Harald
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Falter von heute:
b a r b a r a t ó t h wrote:Keinem Anwalt ist es zu verübeln,
dass er für seine Mandanten alles in
Bewegung setzt, und dazu gehört in
einer mediendominierten Welt eben
auch die gezielte Beeinflussung der
veröffentlichten Meinung.
Institutionen wie die Wiener
Staatsanwaltschaft, in der eineinhalb
Pressesprecher über 100 Fälle
zu kommunizieren haben, sind damit
schnell überfordert – nicht nur ressourcenmäßig,
sondern auch vom althergebrachten
Amtsselbstverständnis
her. Sie müssen aufrüsten.
Zu den eigentlichen Handlangern
der Litigation-PR-Front machen sich
aber jene Journalisten, die – sei es aus
Bequemlichkeit, sei es aus einem falschen
Rollenverständnis heraus – lieber
die reißerische Schlagzeile einstecken,
als sich auf die mühsame Kleinrecherche
einzulassen.

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http://www.bildblog.de/35042/kafkaoesk/

Auch hier eine schöne Geschichte, wo die Krone auf einen Hoax reinfällt (es geht gegen die EU), und dann das ganze bis zur FAZ abgeschrieben wird, die halt auch nicht mehr recherchieren, als den Hoax-Urheber direkt zu fragen.
Selbst als sich die Hinweise auf den Hoax verdichten, wird es den Medien noch immer nicht klar, da müssen die Urheber schon selber damit kommen.

Was ich mich allerdings bei sowas immer frage:
Wie schaffen es die Hoaxer, dass die Medienautr ihre Fakemeldung lesen?
Ein paar gute Fakes - maßgeschneidert für die jeweilige Zeitung - könnte ich mir ausdenken. Wie aber denen mitteilen?

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http://derstandard.at/1319183642441/Kro ... -dem-Blatt
Ohne "Post von Michael Jeannee" erscheint die "Krone" am Donnerstag. Hintergrund nach STANDARD-Infos: Jeannee schrieb über Kanzler Werner Faymann und seine Erlebnisse mit sozialen Medien. Herausgeber Christoph Dichand soll den Text kurz vor Andruck aus dem Blatt entfernt haben. Und Jeannee sich geweigert, eine Alternative zu verfassen. Bestätigungen stehen aus. "Freundschaft!", grüßt etat.at.

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http://derstandard.at/1322531550368/Pla ... des-Volkes
Das Aufzeigen dieser Manipulierbarkeit kann unerwartete berufliche Konsequenzen nach sich ziehen. Einen Tag, nachdem das U-Bahn-Sitz-Sauberwischblatt Heute die Entlarvung gefälschter Leserbriefe meldete, die von einer Adresse der SPÖ abgeschickt wurden, nahm nicht Laura Rudas, sondern der verantwortliche Heute-Chefredakteur den ihm entgegengehaltenen Hut.
Stephan Pestitschek, über viele Jahre verlässlicher Lieferant von manchmal vor geradezu parodistisch wirkender Kleingeistigkeit strotzenden Krone-Leserbriefen, hatte vor einigen Wochen die folgenschwere Idee, Kritik am Pro-Faymann-Kurs der Kronen Zeitung ausgerechnet in einem Brief an den Kurier zu äußern. Seit damals wurde keine seiner Zuschriften in der Krone abgedruckt.

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Der selbe Verein, namens Birdbase der vor ca einem Monat die Krone uva erfolgreich dazu gebracht hat, ohne Recherche irgendeinen Hoax zu schreiben (siehe ein paar Posts weiter oben), hat es wieder geschafft.

http://derstandard.at/1323222830346/Zwe ... nicht-gibt
"Hauptfach Erotik", "Ansturm auf neue Sex-Schule" oder "An der Sex-Schule fürs Leben lernen". Egal ob Daily Mail, Huffington-Post, bild.de, Kurier, Datum oder News: Medien im In- und Ausland berichteten in den vergangenen Wochen von der Eröffnung der neuen Sex-Schule AISOS in Wien.
Mit dem letzten Hoax wollten sie auf das Bildungsproblem aufmerksam machen.
"Mit der Sex-Schule sollte ein weiterer Bereich, der unsere Zukunft betrifft, thematisiert werden", erklärt Elisabeth S. von The Birdbase im Gespräch mit derStandard.at: "Die Unfähigkeit, ein langfristig funktionierendes Pensionssystem auf die Beine zu stellen."
Warum eine Sexschule als Symbol für die Problematik des Pensionssystems herangezogen wird, erklärt Elisabeth S. folgendermaßen: "Wenn die Politik keine Lösung im Pensionsbereich schafft, müssen wir mehr Sex haben, um mehr Kinder zu haben, die das System aufrecht erhalten."
Einerseits ist es schon peinlich, wenn Medien binnen weniger Wochen auf die selben Leute reinfallen. Andrerseits beim zweiten, diesem Hoax muss man schon sagen: Was hätten da die Medien recherchieren sollen? Wenn die Leute, die das (angeblich) aufmachen wollen, genau das sagen, was/wo soll man dann noch recherchieren - was anderes eben wenn man wie beim ersten Kafka-Hoax auf Dritte beruft.

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dejost wrote:Andrerseits beim zweiten, diesem Hoax muss man schon sagen: Was hätten da die Medien recherchieren sollen? Wenn die Leute, die das (angeblich) aufmachen wollen, genau das sagen, was/wo soll man dann noch recherchieren - was anderes eben wenn man wie beim ersten Kafka-Hoax auf Dritte beruft.
Jup, und der Kurier hat ja auch Recherche versucht:
Kurier wrote:Im österreichischen Firmenbuch scheint die Schule allerdings nicht auf. Auch die genaue Lage der Schule wird nur mit "10 Kilometer südlich von Wien" preisgegeben, weil man die "Privatsphäre" der Schüler schützen will.
Vielleicht hätten sie beim ORF anfragen sollen, obs tatsächlich eine Ablehnung gab!
--Harald
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ORF vs Presse vs Faymann vs...

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... die-presse
ORF-TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher weist die in
der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Die Presse" (5. Jänner 2012)
unter dem Titel "Wurde ein 'Zeit im Bild'-Beitrag verhindert?"
kolportierten Anschuldigungen als "völlig haltlos" zurück.
Über die Profil-Vorabmeldung, dass ein
ASFINAG-Zeitungsinserat an die 'Kleine Zeitung' offenbar direkt aus
dem Büro des damaligen Verkehrsministers Werner Faymann beauftragt
worden ist, haben wir an diesem Tag auf Meldungsebene in der ZiB um
13.00 Uhr, in der ZiB um 17.00 Uhr, in der ZiB 1, in der ZiB 20 sowie
in der Spät-ZiB berichtet. In der am selben Tag produzierten 'Presse
am Sonntag' findet sich die von Ihnen wortreich als 'in der ZiB
verhinderte' Geschichte als Einspalter auf Seite acht wieder.
Gesamtlänge des 'Presse'-Berichts: zehn Zeilen. Na hoffentlich hat es
da keine Intervention gegeben.

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Es rumort ja in allen möglichen Medien sehr viel, nicht wegen dem bald anstehenden Sparpaket (welches eigentlich das Ärgste jemals werden müsste), sondern wegen der Wrabetz-Büroleiter-Geschichte.
Pelinka hat Wrabetz seine Nichtbewerbung angeboten (obwohl er ja schon vor Ausschreibungsbeginn ernannt war), Wrabetz hat aber abgelehnt.

Rauskommen wird eh nix, aber es ist halt mal pro forma eine Runde Selbstkritik angesagt.

Dazu empfehle ich als Einstieg folgenden Artikel von Sperl im Standard:
http://derstandard.at/1325485859431/Fal ... her-Praxis

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Ein Schuldirektor irgendwo hat einen Störsender gekauft und den illegal in Betrieb genommen. Weil das aber gegen das TKG verstößt wurde der Sender beschlagnahmt und der Direktor bekam eine Ermahung.

http://blog.lehofer.at/2012/01/der-stor ... leine.html
Erschreckend unprofessionell, was Heute aber daraus gemacht hat:
in der Phantasie des heute-Redakteurs schickte ein Handynetzbetreiber(!) Mitarbeiter mit Peilgeräten aus, die den Störsender orteten und beschlagnahmten; außerdem habe der Schuldirektor vor Gericht müssen, wo der Richter Milde habe walten lassen - alles ein typischer Fall phantasievoller, aber grundfalscher Ausschmückung einer Agenturgeschichte.

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Die Presse :shock:

Anlässlich des Sparpakets rechnet sie vor, wie sehr das die Familie Mustermann trifft. Wo der Vater 16 000 (in Worten sechzehntausend) Euro brutto monatlich verdient. Ich verdiene etwas mehr als das Doppelte - im Jahr (und ich habe studiert!).

Und jetzt, buhu, muss er für das 13 und 14 - für den Teil der mehr als 13 280 (!) ist, mehr Steuer zahlen.
Der Arme. Und früher in Frühpension kann er auch nicht mehr.

Und apropos, seine Frau verdient nur 3000 brutto.

Ein Hoch auf die Neue Freie Presse

http://diepresse.com/home/politik/innen ... e/index.do

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Meine Meinung steht fest, verwirre mich nicht mit Tatsachen.
Hört sich nach Kronenzeitung an.

http://www.kobuk.at/2012/03/dank-krone- ... -gerettet/

Zuerst schreibt die Krone ohne nennenswerte Tatsachensubstrat, die EU würde irgendwas mit der Freiwilligen Feuerwehr tun.
Richtige EU-Politiker sehen sich gezwungen, diesen Unfung nicht unwidersprochen zu lassen.
Und schon schreibt die Krone, wegen ihres Artikels hätten diese Politiker die bösen Taten der bösen EU verhindert.

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http://www.nytimes.com/2012/04/10/us/po ... all?src=tp
It took only two minutes. An unfounded report on a little-known blog claiming that Gov. Nikki R. Haley was about to be indicted rocketed from South Carolina political circles into national circulation, along the way becoming the latest lesson in the perils of an instantaneous news culture.
The item’s rapid journey from hearsay to mainstream journalism, largely via Twitter, forced Ms. Haley to rush to defend herself against a false rumor. And it left news organizations facing a new round of questions about accountability and standards in the fast and loose “retweets do not imply endorsement” ethos of today’s political journalism.

There were elements of old-fashioned South Carolina sabotage: an embattled Republican governor and possible vice-presidential contender dogged by unproven accusations of impropriety. And there were modern twists: a liberal-leaning 25-year-old blogger eager to make a name for his new Web site, and a buzz-seeking political press corps that looks to the real-time, unedited world of Twitter as the first place to break news.

In retrospect, there were clear reasons to doubt the March 29 report, from a blog called the Palmetto Public Record, that Ms. Haley was facing indictment on tax fraud charges. The blog’s editor, Logan Smith, never asked the governor’s office for comment before he posted his report. Later, in an e-mail, Mr. Smith said he could not be sure whether his sources were correct.

“I reported that credible sources said they believed the governor would be indicted — not that I knew she would be indicted, or even whether or not I personally believed she would be indicted,” he said. (He did not respond to questions asking for further clarification.)

But journalists from news outlets that reposted Mr. Smith’s report on Twitter — including establishments old and venerable (The Washington Post, CBS News) as well as new and widely read (The Huffington Post and BuzzFeed) — had no way of knowing that in the minutes after it went online, and did not stop to check first.
Es folgt ein detaillierter Zeitablauf und ein paar Allgemeinplätze von anderen Medien.
Ms. Haley, who has lived with an unfounded blog report of marital infidelity since before she took office, fears that the episode may have done lasting damage to her reputation. She said she was not certain that it could be easily repaired. But she is certain of one thing.

“There will be another one,” she said, predicting another attempt to smear her online. “I’m not one that thinks this is going to stop.”

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