Zur Vorgeschichte:
Ein prominenter Journalist und Regimekritiker aus Saudi-Arabien, Khashoggi, lebte im türkischen Exil und musste irgendwas im saudi-arabischen Konsulat in der Türkei erledigen.
Dort wurde er ermordert.
Der aktuelle Stand ist, dass diverse Nachrichtendienste und Medien davon ausgehen, dass die oberste saudische Ränge in die Ermordung verstrickt sind (das ist natürlich sehr naheliegend, eine weitere Aufklärung erscheint aber unwahrscheinlich).
Weil ein prominenter Journalist ermordet wurde und weil die Türkei und Saudi-Arabien - ich nenne das mal laienhaft - Rivalen sind, also Erdogan ein Interesse daran hatte, dies möglichst bekannt zu machen (Erdogan selber sperrt ja Journalisten eher nur weg, weil es kaum noch rechtsstaatliche Garantien gibt), gab es einen großen, internationalen Aufschrei.
Der natürlich nicht viel gebracht hat.
Nun aber zu Herrn Trump:
Der findet die Ermordung zwar auch nicht ganz ok (wobei er ja von kritischer Presse auch nicht viel hält), der guten Beziehung zu Saudi-Arabien tut das aber keinen Abbruch.
https://orf.at/stories/3101490/
Saudi-Arabien ist der weltweit größte Käufer von US-Rüstungsgütern und ein enger Verbündeter des US-Präsidenten.
Der Präsident argumentierte, er handle allein und ausschließlich im Interesse der Vereinigten Staaten, indem er an den Beziehungen zu Saudi-Arabien nicht rüttle.
Was in früheren Artikel stand (tw weiter oben zitiert), und hier nicht wiederholt wurde, ist, dass auch Trump selbst Geschäftsinteressen dort hat.
Und hier muss ich mal Trump loben:
Natürlich ist das ein Verbrechen, und Saudi-Arabien ist wohl eines der schlimmsten Regime, die es derzeit überhaupt gibt, es hebt sich nur durch die anderen dadurch ab, dass nicht so viele Leute in bitterer Armut leben müssen - ich will gar nicht überlegen, was dort jeden Tag passiert. Allein, dass sie glauben, den einfach im eigenen Konsulat umzubringen und denken, es merkt keiner, zeigt doch nur, wie überheblich (oder dämlich) die sind, weil die Vorgehensweise im eigenen Land offensichtlich keine Intelligenz erfordert und keine Widerstände auslöst.
Wieso lobe ich jetzt aber Trump?
Trump redet nichts schön, releativiert nicht sehr viel (die Mitwisserschaft der Führung sagt er, ist unklar), aber er sagt "America First" - es ist im wirtschaftlichen und geopolitischen (und damit nur nochmal im wirtschaftlichen) Interesse der USA mit diesem Verbrecherregime zu kooperieren. Er tut, was für sein Land am besten ist. Er tut nicht so, als ob er was für Leute irgendwo anders tun will, oder ob er irgendwie nach moralischen Überlegungen handelt.
Brutal war er immer schon, brutal ehrlich zumindestens manchmal. Und die brutale Ehrlichkeit, die muss man an ihm schätzen, mehr noch, zumindest in diesem Punkt sollten sich mehr andere Politker ein Scheibchen abschneiden.
Obama, zB, wollte ja Guantanamo schließen, weil er - zu recht - erkannte, dass das was dort passiert, eine riesige Sauerei ist. Hat es geklappt? Nein.
Drum lügen sich die Republikaner auch in den Sack, die jetzt plötzlich Trump kritisieren, weil nonaned, wollen diese Republikaner trotzdem, dass Saudi-Arabien US-amerikanische Militärgüter kauft, was sie damit machen, ist den Reps genauso egal, wie es ihnen egal ist, wen sie in Saudi-Arabien selbst ermorden, foltern oder unterdrücken. Sonst würden sie sich nicht deswegen empören, sondern eben dass die USA mit solchen Regiemen überhaupt Geschäfte macht.
In other Trump-News:
"Crooked" Hillary, Gegenkandidatin von Trump, wurde von diesem permanent vorgeworfen, dass sie als sie Ministerin war dienstliche Email über einen privaten Server geschickt hat.
Jetzt hat the perfect human being, Trumps Lieblingskind Ivanka, genau dasselbe gemacht (ist allerdings keine Ministerin). Bin schon gespannt, wie er das wieder hinbiegt - dieses Mal vermutlich ohne brutaler Ehrlichkeit.
jellyfish wrote: ↑13 Nov 2018, 09:01
Ich finde es auch besonders frustrierend, dass Ye(?) Trump auch deswegen unterstützt (so seine Argumentation soweit ich das richtig verstanden habe) weil er aufgefordert wurde, ihn nicht zu unterstützen und er quasi das Gegenteil von dem machen will, was von ihm verlangt wird...
Das ist ja schon fast wieder cool. Andrerseits, wenn man mal reich und prominent ist, ist gegen den Strom schwimmen auch keine Herausforderung - man hat ja seine eigene Motoryacht.