Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

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dejost
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Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by dejost »

Vor einiger Zeit bin ich drauf gekommen, dass kakaohältige Clever-Produkte nunmehr über ein Gütesiegel, nämlich UTZ (https://www.utzcertified.org) verfügen. Ich war zunächst skeptisch im Hinblick auf die Preisklasse der Produkte und habe etwas recherchiert. (UTZ ist sozusagen des Einsteigermodell in Nachhaltigkeit und fairen Handel, mehr dazu vielleicht später - aber an dieser Stelle sei schon angemerkt, dass Clever-Schokolade deswegen für die Umwelt und die Hersteller besser ist als Milka, die hat nämlich überhaupt nix).

Aus dem entwickelte sich die Idee, eine Homepage zu machen, auf der alle (europäischen) Gütesiegel betreffend Fairness, Nachaltigkeit, Bio usw abrufbar und vergleichbar sind und kritisch hinterfragt werden. Allerdings wäre der Mehrwert für Besucher/innen der Homepage vergleichsweise gering gewesen, da man mit relativ wenig Aufwand eh schon das meiste selbst finden kann, zB für Bio-Siegel gibt's sogar auf Wikipedia einen aktuellen Vergleich.

Daher habe ich mich nunmehr nur auf dieses Topic reduziert, wo alle zum Thema etwas beitragen können.

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Re: Fairtrade, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkei

Post by dejost »

#Fairphone

Ich habe ja seit bald einem Jahr eines, drum erlaube ich mir hier kurz mal etwas dazu zu schreiben.
Zwar habe ich vor der Anschaffung (und danach) sehr viel dazu recherchiert, um jetzt nochmals diese Quellen zu suchen bin ich zu faul - ihr müsst mir vertrauen (oder selbst suchen).

Moderne Elektronikgeräte bestehen aus Rohstoffen, die in Konfliktgebieten abgebaut werden, unter menschenunwürdigen Arbeitsbedigungen in Asien hergestellt werden, werden geplant obsolet und können nur unzureichend wiederverwertet werden.

Die Idee hinter dem Fairphone ist, ein Smartphone zu verkaufen, dass das alles nicht hat.
Das ist nicht gelungen. Das gibt Fairphone B.V., die Firma dahinter, auch zu.
Was ihnen gelungen ist, ist ein etwas teureres Mittelklasse-Smartphone zu bauen, das so fair wie eben möglich hergestellt wurde (für Details bitte die Suchmaschine des Vertrauens bemühen).

Es ist ihnen jedenfalls gelungen, Geistesbildung zu machen.
Diverse andere Firmen haben jetzt angekündigt, auch mehr auf konfliktfreie Rohstoffe oder etwas menschenwürdigere Arbeitsbedingungen zu achten.
Das ist denke ich auch die große Kehrseite von soetwas: Jetzt werden alle ein bisschen Imagepolitur machen, ein bisschen Symbolik und ein paar gut zu vermarktende Maßnahmen, in Summe wird wird es ein bisschen besser werden aber nicht mehr, und das war's dann. Weil aber eben alle sich eh bemüht haben, wird dann niemand mehr ein Fairphone kaufen, weil's halt immer noch teurer ist (und trotzdem nicht ganz "fair").
Weitere Hindernisse für eine bessere Welt sind natürlich auch Leute, die mit irgendwelchen Sachen an die Medien gehen, die sie aber nicht im Ansatz erfüllen können.

Aber wenn's jetzt noch ein Fairblet geben würde, würde ich mir das auch kaufen.

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Re: Fairtrade, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkei

Post by dejost »

Die Zeit hat eine schöne Übersicht über die meisten in Deutschland gängigen Gütesiegeln und einen Vergleich ihrer Niveaus.

http://www.zeit.de/2014/38/biosiegel-eu-oeko-verordnung

Der Hauptteil ist leider ein pdf, deswegen kann ich nur drauf verlinken.

Ein paar wesentliche Inhalte erlaube ich mir abzuschreiben:

In den EU-Vorschriften für ökologische Landwirtschaft ist genau geregelt, wie Lebensmittel, die als Ökoprodukte gekennzeichnet sind, erzeugt werden müssen. Alle Produkte, die diese Vorschriften erfüllen, dürfen seit 2010 das EU-Biosiegel tragen.
Mindestens 95 % der Zutaten stammen aus ökologischer Landwirtschaft.
Bis zu 0,9 % gentechnisch verändertes Material ist zulässig.
Der Betrieb muss nicht komplett auf ökologische Herstellung umstellen.
Der Einsatz von Antibiotika und chemischen Pflanzenschutzmitteln ist in Ausnahmefällen erlaubt.
Etwa 50 Zusatzstoffe sind erlaubt (EU-weit rund 320 Zusatzstoffe in konventionellen Lebensmitteln).

Die Zeit nennt weiters Bio+, danach produzieren Alnatura und Rapunzel, die erfüllen zusätzlich diese Kriterien:
100 % der Zutaten aus ökologischer Landwirtschaft
gar keine Gentechnik


Bio++ hat darüber hinaus noch diese Voraussetzungen:
Regionalität
keine chemischen und synthetischen
Pflanzenschutzmittel
deutlich weniger Zusatzstoffe erlaubt

Von den dort erwähnten Marken kenne ich nur Demeter (die sind sogar noch strenger mit den Zusatzstoffen und verbieten Nanotech, dafür gibt's noch Homöopathie und Mondkalender...) und Bioland. Die anderen Marken kenne ich nicht, ev gibt's die bei uns einfach nicht.

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Re: Fairtrade, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkei

Post by dejost »

Fairtrade betrifft nicht nur Essen, sondern auch Kleidung.

Gisela Burckhardt ist der Frage nachgegangen, ob teurere Produkte auch unter besseren Bedingungen produziert werden.
Ihr Buch dazu heißt "Todschick: Edle Labels, billige Mode".

Der Standard berichtet über einzelne Ergebnisse aus diesem Buch.
http://derstandard.at/2000008561946/Teu ... angladesch
Vorher erinnert er noch an ein paar einschlägige Ereignisse der letzten Zeit.
Das Feuer brach um 18:30 Uhr aus. Die Notausgänge waren blockiert. Einige Näherinnen sprangen aus Verzweiflung aus dem neunstöckigen Gebäude. Später heißt es, dass die meisten Menschen die Fabrik schon verlassen hätten. Doch 600 Näherinnen, vor allem Frauen, arbeiteten noch. Der Brand am Abend des 24. November vor zwei Jahren in der Tazreen Fabrik in Bangladesch kostete 125 von ihnen das Leben. Weitere 150 Menschen wurden verletzt.
Auch nach dem Zusammensturz des Rana Plaza, bei dem mehr als tausend Menschen starben, sind große Unternehmen und vor allem Luxusmarken mehr denn je auf ein sauberes Image bedacht.
Die Tazreen-Fabrik gehörte zu einer Gruppe von 13 Fabriken und 7000 Beschäftigten, die unter dem gemeinsamen Namen Tuba Group firmieren, informiert Burckhardt. Das Unternehmen verfügt über eine Produktionskapazität von 300.000 Bekleidungsstücken pro Tag. Zu den Kunden zählen laut Burckhardt etwa Walmart, Disney, C&A oder KiK. Nach dem Brand wiesen viele Unternehmen die Verantwortung damit von sich, dass die Aufträge ohne ihr Wissen über Unterhändler an Tazreen vergeben worden seien.

Es gab zwar laut Burckhardts Recherchen Fabrikskontrollen vor dem Unglück, bei denen auch gravierende Mängel entdeckt wurden. Dazu gehörten blockierte Ausgänge und Treppen. Dennoch passierte nichts. Die Aufträge flossen weiter.
Die Tuba Group gehört Delwar Hossain. Er habe sich wegen Fahrlässigkeit schuldig gemacht, meinen die Ankläger. Hossain wurde zwar wegen Totschlags angeklagt, aber ist bereits mehrmals auf Kaution wieder freigekommen. Arbeiter berichteten erst im August, dass ihnen seit drei Monaten kein Lohn ausgezahlt wurde, um Druck auf die Justiz auszuüben, den Fabrikbesitzer gehen zu lassen
Die Verbände der Textilproduzenten behaupten gerne, dass ihre Mitglieder im Gegensatz zu den Billigmarken sauber produzieren ließen, sagt Gisela Burckhardt. Das veranlasste sie dazu, diese Aussage am Beispiel Bangladesch näher zu untersuchen.

Exemplarisch hebt sie die Edelmarke Hugo Boss hervor. Im Zuge der Recherchen zu ihrem Buch kam Burckhardt zu einem Fabrikkomplex in Chittagong, die zweitgrößte Stadt des Landes nach der Hauptstadt Dhaka. Dort lässt ihren Angaben nach das deutsche Luxuslabel produzieren.

Die Labels lassen sich nur ungern auf die Finger schauen, die Suche, wo sie ihre Produkte herstellen, beschreibt Burckhardt als "mühsam". 115 Arbeiterinnen aus zwölf Fabriken wurden in rund zweistündigen Interviews befragt. Am Ende des Buches bietet Burckhardt einen tabellarischen Überblick über "Fabrik 2", in der etwa Hugo Boss, Esprit, H&M oder C&A herstellen lassen. Im äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes, in dem 3.000 Menschen arbeiten, waren demnach Risse zu erkennen. 80 Prozent der Beschäftigten sind Frauen.

Zwar gab es keine Hinweise auf Kinderarbeit, aber auch keine schriftlichen Arbeitsverträge. Die Arbeitszeit beträgt zehn bis 15 Stunde. Es müssen häufig Überstunden geleistet werden, die nicht korrekt abgerechnet werden. Zudem gibt es keinen Gehaltsnachweis. Es gibt keine Gewerkschaft. Die Dauer des bezahlten Mutterschutzes wird mit null bis zwei Monate angegeben.

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Re: Fairtrade, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkei

Post by dejost »

Arbeiten Zwangsarbeiter/innen für Dich?
Wer sich mit der Frage schon mal ernsthaft beschäftigt hat, wird wohl zum Ergebnis gekommen sein: Wohl schon.
http://slaveryfootprint.org ist eine HP, die versucht dieser Frage nachzugehen.

Es gibt dort ua einen (sehr schön gemachten, bunten) Test, wo sie einen zu Lebensumständen, Konsumgewohnheiten etc fragen und dann eine Schätzung abgeben, wieviele Zwangsarbeiter/innen für einen gearbeitet haben. Soweit ich das nachgeprüfen konnte, basieren die Schätzungen überwiegend auf US-Zahlen, und ich habe die (letztlich empirisch nicht überprüfte) Hoffnung, dass es in EUropa etwas besser ist.

Hinter der Website steht
https://madeinafreeworld.com
eine Initiative, deren Ziel sich eh aus dem Namen ergibt. Wer mag, kann dort den Newsletter bestellen, oder über deren HP Aufforderungsschreiben an diverse Großkonzerne schicken, die genau wegen Zwangsarbeit uns billige Produkte verkaufen können.

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Re: Fairtrade, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkei

Post by dejost »

Dieses Jahr habe ich es erstmalig geschafft, ohne größeren Aufwand nur Fairtrade-Schokolade zu Ostern zu verschenken.

Der Billa in der Dresdner Straße hatte nämlich Fairfrade Osterschokolade. (Ich war zufällig einen Tag später in einem anderen Billa, der hatte das entweder nicht oder es war schon aus).

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Re: Fairtrade, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkei

Post by dejost »

Der verlinkte Beitrag von - im Allgemeinen wirklich großartigen - Last Week Tonight with John Oliver behandelt das Thema Fashion.
Ich war nicht sicher, ob ich ihn mir ansehen sollte, aber bin froh, dass ich es getan habe. Er ist klar einer der besten:

VdLf4fihP78
https://www.youtube.com/watch?v=VdLf4fihP78

Mich würde interessieren, ob sie das Mystery Chicken gegessen haben.

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Re: Fairtrade, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by dejost »

Fairtrade auf dem Vormarsch

http://orf.at/stories/2312025/2312241/
Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten stieg in Österreich im Jahr 2014 um 15 Prozent auf 149 Mio. Euro kräftig. Bei Kaffee und Heißgetränken bzw. Schokolade und Süßwaren schnellte die Absatzmenge um 23 bzw. 27 Prozent in die Höhe.
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Das Fairtrade-Siegel ist nach Angaben der Organisation das „weltweit größte Sozialsiegel für fairen Handel“ und zeichnet Produkte aus, die nach den entsprechenden Standards produziert und gehandelt werden. Im Falle von Kakao arbeite man in der Region Westafrika mit „besonders benachteiligten Kleinbauern zusammen“, so Fairtrade.
Produzentenorganisationen, die Kakao über das Fairtrade-System verkaufen, erhalten einen „fairen Preis“, der die „durchschnittlichen Produktionskosten für nachhaltigen Handel deckt“, wird betont. Der Fairtrade-Mindestpreis sei als „Sicherheitsnetz nach unten“ zu verstehen - eine Bezahlung unter den Mindeststandards sei damit ausgeschlossen. Jährlich würden in der Elfenbeinküste 25.000 Tonnen Fairtrade-Kakao produziert - immerhin sechs Prozent der Gesamtproduktion des Landes.
Ergänzend zu Verkaufspreis bekommen Produzentenorganisationen eine „Fairtrade-Prämie“ für Projekte, die der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung der Gemeinschaft dienen sollen, hieß es. Die Entscheidung darüber erfolge „selbstbestimmt“, betont man bei Fairtrade. Hier gehe es um den Aufbau von Schulen, die Erhaltung von Krankenhäusern und Apotheken, Straßen- und Brückenbau oder Erwachsenenbildung.

Dabei gibt es nach Angaben von Fairtrade einige Auflagen, die zu erfüllen sind. Für eine Aufnahme in das Fairtrade-System muss ein Kakaobauer über eine Mindestanbaufläche von 1,5 Hektar verfügen und sich zur Einhaltung bestimmter Sicherheits- und Umweltschutzstandards verpflichten. Zwangs- oder ausbeuterische Kinderarbeit - in der Elfenbeinküste trotz strenger Gesetze dagegen weit verbreitet - wird von der Organisation zufolge strikt unterbunden.
Nur zur Klarstellung: Hier geht es nur um das "Fair Trade" Gütesiegel der Fairtrade Labelling Organizations International.
Andere Nachhaltigkeitsgütesiegel wie Rainforest Alliance und UTZ sieht Fairtrade nicht als Konkurrenz. Das Rainforest-Alliance-Gütesiegel beziehe sich etwa auf Umweltaspekte, und das UTZ-Gütesiegel beschäftige sich mehr mit der Verbesserung der Produktionsbedingungen, heißt es von Fairtrade.

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Re: Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by dejost »

Die (möglichst) faire Computermaus - es gibt sie doch.

Susanne Jordan hat sie entworfen und fertigen lassen.
Ähnlich wie das Fairphone ist sie ziemlich fair, aber nicht völlig.

Zur Entwicklungsgeschichte und den Startschwierigkeiten:
http://www.heise.de/ct/ausgabe/2013-1-N ... 31906.html
http://heise.de/-2331906

Zwischenzeitig ist die Maus sogar noch etwas fairer und nachhaltiger (Holzscrollrad!) geworden. Sie kostet ~30 Euro.

In Österreich gibt es sie nur in OÖ zu kaufen, aber man kann es direkt von Nager-IT bestellen, Versandkosten 4 Euro.
https://www.nager-it.de/

Zum Thema #Fairphone:
Bis jetzt in diesem Topic verschwiegen gibt es schon die zweite Version.
Die ist etwas teuerer, etwas fairer, technisch besser und etwas modularer.
Außerdem scheint es in größerer Stückzahl produziert zu werden, denn man bekommt es in Ö be T-Mobile mit Vertrag.

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Re: Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by dejost »

#phonest

Wem diese Kampagne noch gar nichts sagt, soll einfach einmal auf die Seite http://www.phonest.net schauen.


Sonst noch ein paar Links:
http://blog.faire-computer.de/
Ein Blog zu genau diesem Thema. Es macht derzeit Pause, aber auch die Infos aus dem Vorjahr können erhellend sein. Insbesondere schreiben sie auch dazu, wie schwierig es ist, diese Öko-Rankings zu vergleichen, weil diese tw sehr unterschiedliche Kriterien haben.

Eine Seite die genau das macht ist http://www.rankabrand.de/
Die tun alle möglichen Marken auf deren Nachhaltigkeitskriterien abklopfen. Ob man jetzt deswegen sagen kann, dass DM nachhaltiger als Nintendo ist, sei dahingestellt, aber es gibt ja auch Informationen dazu, wieso sie zu diesen Bewertungen (A-E) kommen.

Und weil wir schon bei Tests sind:
Die Stiftung Warentest hat 5 Nachhaltigkeitssiegel iwS getestet.
https://www.test.de/Nachhaltigkeitssieg ... 6-5009333/
Auch diese Siegel sind sehr unterschiedlich und deren Vergleichbarkeit trotz der geringen Anzahl debattierbar, aber Fairtrade schnitt gut ab und UTZ immerhin mittel.

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AnnaM
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Re: Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by AnnaM »

Sehr gute Links hier dabei. Den Überblick über die Bio-Siegel habe ich troztdem noch nicht. Da gibt es so viele unterschiedliche von, dass es mir schwerfällt herauzufinden, welches wirkliches gutist. Bio ist ja bekanntlich nicht gleich bio...

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Re: Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by wippchen »

AnnaM wrote:Sehr gute Links hier dabei. Den Überblick über die Bio-Siegel habe ich troztdem noch nicht. Da gibt es so viele unterschiedliche von, dass es mir schwerfällt herauzufinden, welches wirkliches gutist. Bio ist ja bekanntlich nicht gleich bio...
Da gebe ich dir Recht - für uns als Endkunden ist es mitunter echt schwierig, :|
Manche Politiker muss man behandeln wie rohe Eier. Und wie behandelt man rohe Eier? Man haut sie in die Pfanne.
Dieter Hallervorden

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Re: Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by dejost »

AnnaM wrote:Sehr gute Links hier dabei. Den Überblick über die Bio-Siegel habe ich troztdem noch nicht. Da gibt es so viele unterschiedliche von, dass es mir schwerfällt herauzufinden, welches wirkliches gutist. Bio ist ja bekanntlich nicht gleich bio...
Das stimmt, aber gerade bei Bio ist es immerhin so, dass doch alles was sich (rechtmäßig) "bio" (odgl) nennt, auch ziemlich bio ist (iSv was sich halt der/ie durchschnittskonsument/in vorstellt). sicherlich, ein paar sind eben bio+ odgl (siehe oben), aber auch das niedrigste level (die eu-vorgaben) ist schon ein sehr guter Einstieg auf hohem Niveau.

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Was fairer an Fairtrade Bananen ist

Post by dejost »

Was fairer an Fairtrade Bananen ist
http://orf.at/stories/2361150/2360859/

Orf.at hat einen lesenswerten Artikel zum Thema, wieso man Fairtrade-Bananen kaufen sollte. Wer sich mit der Materie schon öfter beschäftigt hat, wird wenig Neues darin finden, aber für den Einstieg ist das ein ausgezeichneter Text.
Tl,dr: garantierter, fair(erer) Mindestpreis für die Bauern, Einhaltung der Arbeitnehmerschutzbestimmungen (die es zwar dort gibt, die aber beim herkömmlichen Bananenanbau ohne Konsequenzen ignoriert werden), keine Todesdrohungen für Gewerkschafter, Sozialprojekte in der Region (Schulen, Krankenversorgung) finanziert über Fairtrade.

Was auch sehr interessant ist, dass ein Drittel der Marge allein an die heimischen Supermärkte geht (Nur zur Erinnerung: Die 3 größten Konzerne haben bei uns 85% des Markts unter sich aufgeteilt (Nachweise und Details)), die Produzenten kriegen nicht mal 15%. Das heißt auch, Billa & Co könnten den Preis der Fairtrade-Bio-Bananen auf den der konvetionelen senken, und würden immer noch etwas Gewinn damit machen.

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Können wir den Siegeln weiter vertrauen?

Post by dejost »

Sollen wir den Fair/Bio-Siegel noch vertrauen, nachdem einige Malversationen aufgeflogen sind? Ja, wir sollen.

Bio, Fairtrade usw wird immer besser von den KonsumentInnen angenommen, es ist leichter zu bekommen und ist teilweise auch schon billiger geworden. Wo es Verdienstmöglichkeiten gibt, gibt es meist auch Leute, die mit unlauteren Mitteln mitschneiden wollen.

Orf.at berichtet über investigativen Journalismus in Brasilien, wo Malversationen mit UTZ und Rainforest Alliance aufgeflogen sind:
http://orf.at/stories/2373733/2373737/
Die Rechercheplattform Reporter Brasil hat in einer Untersuchung die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer auf drei Farmen in Minas Gerais, einem Bundesstaat, in dem Kaffeeanbau der größte Landwirtschaftsfaktor ist, unter die Lupe genommen und dabei Arbeitsrechtsverstöße aufgedeckt.

Alle drei Farmen sind mit bekannten Nachhaltigkeits- und Umweltgütesiegel wie UTZ und Rainforest Alliance versehen oder beliefern bekannte Unternehmen [ua] Nestle und Starbucks.
Arbeiter ohne Papiere, Löhne mit unzulässigen Abzügen, zum Teil Löhne überhaupt weit unter dem Mindestgehalt, verpflichtende Leistungen, die nicht ausbezahlt werden, nicht eingehalte Pestizidstandards und nicht durchgeführte obligatorische medizinische Untersuchungen
Alle betroffenen Siegel-Vergeber haben angegeben, reagiert zu haben, mit Details waren sie aber eher knausrig, für Details bitte den verlinkten Artikel lesen.

Sollen und können wir diesen Siegeln also noch weiter vertrauen?
Wie ich schon in der Überschrift geschrieben habe, ja, wir sollen und wir können.

Zunächst ist es so, dass wir sowieso müssen, wenn wir halbwegs faire, halbwegs bio Produkte kaufen wollen (und wir sollten jedenfalls solche Produkte kaufen, wenn schon nicht aus Überzeugung, dann zumindest aus Zuneigung zu unseren Kindern und Kindeskindern, egal ob schon geboren oder nicht), weil wir nicht sehr viele Alternativen haben - wenn der Bauer um's Eck Bananen und Kaffee anbauen würde, dann gäbe es das Problem ja in der Form auch nicht.

Ich aber würde diesen Siegeln und Zertifikaten viel weniger trauen, wenn es nicht von Zeit zu Zeit solche Skandale geben würde. Dass irgendwo irgendwo Schindluder treibt, darf einen nicht überraschen - der Markt ist groß, die Zertifizierer sind weit, und Geld will verdient werden. Aber - und das zeigt ja der Artikel - die ÜbeltäterInnen werden zumindest teilweise erwischt, dh es gibt Leute, die sich das kritisch anschauen können und auch tun, und es gibt zumindest teilweise Konsequenzen. Die unabhängige Kontrolle durch die unabhängigen Medien (und die Zivilgesellschaft) funktioniert - zumindest teilweise. Mehr kann man nicht erwarten, und daher soll man als Konsument bzw Konsumentin, ohne eigenen Investigativressourcen sich auf diese Zertifizierungen auch weiterhin verlassen.
Wer motiviert ist, kann ja den Supermarkt des häufigen Einkaufs oder das Medium des regelmäßigen Lesens kurz anmailen und ihnen sagen, man erwartet weiterhin Schritte, um das hohe Niveau zu sichern.

dejostlogout

Umweltsiegel für Elektronik

Post by dejostlogout »

Rund 10% des Ergieverbrauchs in der EU wird für den Betrieb von EDV‐ und Mobilfunkgeräten aufgewendet.
Daher sollten wir, liebes Internet, einmal darüber reden, was man da machen kann.

Wer nicht zu reich ist, sollte
abschaltbare Steckerleisten verwenden bzw Zeitschaltuhren, wo sich das mehr anbietet
doppelseitig drucken (oder gar nicht)
Geräte abschalten, wenn man sie länger nicht braucht (Daumenregel bei Nicht-SSD-Computer sind 2 Stunden, aber es gibt ja auch Energiesparmodus uvm)
sich mit den Energiespareinstellungen seiner Geräte beschäftigen

Vor allem aber sollte man bei der Anschaffung darauf achten, dass die Geräte sparsam ist, so kann man bares Geld sparen (und, Karmabonus, die Umwelt schonen).

Kurz ein paar Worte zu den Siegeln die es derzeit gibt:
Energy Star - weist nur auf niedrigen Energiebedarf hin, das tun alle in Folge genannten auch.
wenig Schwermetalle, geringer Lärm: TC, SWAN, Blauer Engel, ECO
relativ ökologische Herstellung belegen TCO und SWAN
Reparierbarkeit: SWAN, Blauer Engel
Für Details darf auf die jeweiligen offiziellen Seiten bzw auf Wiki verwiesen werden.

Kurzum, Energy Star ist nur sparsam, alle anderen prüfen mehrere weitere Eigenschaften, zwar nicht alle, aber größtenteils vergleichbar. Am besten fährt man also mit 2 Labeln, mehr wird kaum ein Produkt haben, weil das ja auch wieder mit Kosten verbunden ist.

Noch ein Ausritt zum Thema Mode:
Der FAZ entnehme ich, dass C&A schon jetzt 1/3 der Produktion aus Biobaumwolle hat, und bis 2020 alles umgestellt haben will, wenn es keien Lieferengpässe gibt.
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/mei ... 36992.html

harald
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Re: Fairer Handel, Bio, Organic - Gütesiegel, Produkte, Neuigkeiten

Post by harald »

@Siegel: Wie du schon angedeutet hast, wäre es besser den Konsum von nicht in der EU nativen Produkten einzuschränken.

Dass du trotzdem auf diese Siegel setzt, ist deine Einschätzung, die du gerne so belassen kannst. Mir reicht das nicht. Ich erwarte mir eine Fremdüberprüfung (Fremdunternehmen, die kein Eigeninteresse haben), die auch transparent stattfindet. Solange es das nicht gibt ist Fair Trade bei mir auf einer Ebene mit VW vor dem Auffliegen des Dieselskandals.

@Energieverbrauch: Ich bin letztens in ein faktisches Dilemma reingerauscht. NAS angeschafft, natürlich mit Blick auf Energieverbrauch, da 24/7 Betrieb für mich Voraussetzung war. Das Ding ist zwar verbrauchsarm, frisst aber definitiv mehr als mein Kühlschrank, der sehr sparsam ist! Einsparungspotential wäre nur noch über Funktionseinschränkung da, ein Kompromiss, den ich derzeit nicht eingehen will. Sollten SSDs mit großer Kapazität mal günstig werden, wäre da noch Sparpotential.
--Harald
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