Wer liest schon gerne Schiller? - Der (Aus-)Bildungsthread

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Wer liest schon gerne Schiller? - Der (Aus-)Bildungsthread

Post by dejost »

Wir alle haben Bildung, wurden bis zu gewissem Grade ausgebildet. Schließlich könnten wir sonst gar nicht lesen, einen Computer bedienen oder die Mehrwertsteuer ausrechnen.

Auch wenn ich bis jetzt versucht habe (und weiterhin versuchen werde) - mit eurer Mithilfe natürlich - dieses mein Blog auf möglichst hohem Niveau zu halten, so gab es bis jetzt noch gar keinen Thread, welcher sich mit den Voraussetzungen dazu auseinandergesetzt hat - vielleicht weil (Aus-)Bildung für uns etwas ganz Selbstverständliches ist.

Daher, weil es an der Zeit war, der Bildungsthread.

Natürlich haben sehr viele andere Threads auch mit Bildung zu tun, mit poltischer Bildung, mit Zeitgeschichte, mit Wirtschaftswissen etc.
Last edited by dejost on 09 Jan 2009, 12:56, edited 2 times in total.

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http://orf.at/081209-32635/index.html

Mal wieder eine Volksschulstudie, die unerfreuliche, aber im Grunde schon bekannte Ergebnisse liefert.

Vorne weg, die Messbarkeit von (Aus-)Bildung ist immer sehr diskutiert (und diskutabel), eine gewisse Indizwirkung solcher Tests - wenn sie entsprechend durchgeführt werden, wovon ich in diesem Fall ausgehe - ist aber nicht wegzuleugnen.
Die beste und die schlechteste Schule liegen beim Mittelwert in Mathematik um 180 Punkte auseinander - und das "trotz Gesamtschule, einheitlichem Lehrplan, einheitlich ausgebildeten Lehrern und sehr ähnlichen Ressourcen", wie die Experten des österreichischen Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE) feststellen.
In Österreich wurden 2007 an 196 Schulen 325 Klassen getestet, insgesamt nahmen 4.859 Schüler daran teil.
TIMSS 2007, das bedeutet Trends in International Mathematics and Science Study, heißt dieser Test.
Einmal mehr räumen die Experten mit dem Argument auf, der Unterschied zwischen Schulen sei auf den Migrantenanteil zurückzuführen: Rechne man nur die einheimischen Schüler, bleibe der Abstand praktisch gleich, so die Experten - obwohl ein Unterschied zwischen den Durchschnittswerten von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund besteht.
Relativ groß ist die Geschlechterdifferenz in Österreich: Die Buben schneiden in Mathe um 14 Punkte und in Naturwissenschaften um 13 Punkte besser ab als die Mädchen.
Jetzt würde die UngleichmacherInnen wohl auf den Plan gerufen werden und sagen "Blabla, Frauen können halt keine Naturwissenschaft, dafür besser Kinder wickeln", jedoch:
In den ostasiatischen Siegerländern gibt es dagegen kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Unglücklich empfinde ich die Bezeichnung Siegerland. Das ist ja nicht Olympia. Die Siegerinnen und Sieger sind noch am ehesten die gut (aus-)gebildeten Kinder.
Kinder der zweiten Einwanderergeneration (Eltern im Ausland, Kind schon in Österreich geboren) erzielten 477 Punkte. In der Naturwissenschaft sind die Unterschiede noch größer (Einheimische: 538 Punkte, erste Generation: 454, zweite Generation: 476).
Einmal mehr wird der große Einfluss des Elternhauses auf das Abschneiden belegt: In Österreich erreichen Schüler aus Familien mit zumindest 100 Büchern im Haushalt 53 Punkte mehr in Mathe und 63 Punkte mehr in Naturwissenschaft als Kinder aus Familien mit wenigen oder gar keinen Büchern (0-25 Bücher).
Haushalte ohne Bücher. Mir graut bei dem Gedanken.

An der Klassengröße liegt es jedenfalls nicht:
Dabei sind die Rahmenbedingungen in den österreichischen Volksschulen im internationalen Vergleich nicht schlecht: Nur 20 Schüler sitzen im Schnitt in einer Klasse, ähnlich niedrige Zahlen weisen nur noch Italien, Slowenien und Litauen auf.

Alle anderen TIMSS-Staaten haben im Durschnitt höhere Klassenschülerzahlen, einige der leistungsstärksten Länder sogar über 30 (Singapur, Taiwan, Hongkong und Japan).
Am Schluss kommt allerdings raus, dass die Kinder Freude an der Schule haben. Das ist besonders wichtig.

Der Standard - man sollte versuchen, nach Möglichkeit verschiedene Quellen heranzuziehen, wenn man schon zu faul ist, das Original zu lesen - schreibt noch, dass die ö SchülerInnen im Schnitt ein Lernjahr hinter den besten sind. Andrerseits heißt das nichts. Die Lehrpläne sind halt anders, es wird anderes gelehrt oder später. Das muss noch nicht automatisch schlecht sein. Oder, wie ein Poster postet, gibt es in den südostasiatischen Ländern einfach mehr Mathestunden pro Woche.
Österreich gehört mit einem Minus von 26 Punkten neben Tschechien (minus 55 Punkte) zu den einzigen zwei Ländern, bei denen sich die Leistungen "ganz erheblich" verschlechtert haben.

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Von derstandard.at
Nach Steigerungen in den vergangenen Jahren ist im Studienjahr 2006/07 die Zahl der Uni-Absolventen mit 22.121 gegenüber dem Jahr davor fast gleich geblieben (plus 0,9 Prozent gegenüber 2005/06). Die Zahl der Erstabschlüsse ist sogar um 1,3 Prozent auf 18.397 leicht gesunken, wie aus dem neuen "Statistischen Taschenbuch" des Wissenschaftsministeriums hervorgeht.
Seit dem Jahr 2000 ist - mit Ausnahme des Jahres 2001/02 (minus 1,7 Prozent) - die Zahl der Studienabschlüsse an Unis stetig gewachsen.
Von den Erstabschlüssen im Uni-Bereich sind mittlerweile mehr als ein Fünftel (22,7 Prozent) Bachelor-Abschlüsse. Deren Zahl ist gegenüber dem Vorjahr um 35,8 Prozent gestiegen. Die Zahl der Zweitabschlüsse ist gegenüber 2005/06 um 13,4 auf 3.724 angestiegen, was wohl vor allem auf das Konto von Master-Abschlüssen zurückzuführen ist, denn die Zahl der Doktoratsabschlüsse ist gleichzeitig um 3,4 Prozent auf 2.087 gesunken.
Die Zahl der FH-Absolventen ist 2006/07 um 24,3 Prozent auf 6.421 angewachsen. Auch hier ist bereits jeder fünfte Erstabschluss ein Bachelor. Insgesamt, also Uni- und FH zusammen, ist die Zahl der Hochschul-Absolventen 2006/07 gegenüber dem Jahr davor um 5,3 Prozent auf 28.542 gestiegen.
Der Frauen-Anteil unter den Uni-Absolventen steigt stetig: 2000/01 waren 50,3 Prozent der Absolventen weiblich, 2006/07 sind es bereits 55,2. An den Fachhochschulen ist der Frauenanteil unter den Absolventen mit 40,8 Prozent im Studienjahr 2006/07 deutlich niedriger als an den Unis.

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http://salzburg.orf.at/stories/333781/
Die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes hänge entscheidend vom Bildungsstand seiner Einwohner ab, sagt Bernd Gaubinger, Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Salzburger Wirtschaftskammer. Doch genau da stelle man seit Jahren eine Entwicklung fest, die Sorgen bereite:

"Es wird beispielsweise von unseren Betrieben immer wieder darauf hingewiesen, dass die 'Grundtechniken' der Pflichtschulabgänger nicht mehr vorhanden sind, und dass es dann manchmal sehr schwer ist, Lehrlinge zu finden, die - jetzt übertreibe ich in der Formulierung vielleicht etwas - das Rechnen und die Rechtschreibung beherrschen", meint Gaubinger.
PS: Ich habe über 5 min auf verschiedenen WKÖ Seiten herumgesucht, aber ich habe die entsprechende Aussendung nicht finden können. Daher nur vom orf.at kopiert.

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http://salzburg.orf.at/stories/335412/
Für die Qualität von Österreichs Schulen könne sie nicht mehr garantieren, sagte Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) am Donnerstag bei der Präsentation der neuen "Standardmatura" in Salzburg.
Wenn die zuständige Ministerin für die Qualität der Schule nicht mehr garantieren kann, dann sollten die Alarmglocken läueten.
Ab 2014 sollen alle AHS-Maturanten in Österreich zur selben Zeit dieselben schriftlichen Maturafragen bekommen. Dazu kommen eine kleine wissenschaftliche Arbeit und eine individuelle mündliche Prüfung.

Internationale Vergleichsstudien haben für Österreichs Schüler ein für Experten teilweise erschreckendes Ergebnis gezeigt. Einheitliche Bildungsniveaus und eine "Standardmatura" sollen die Qualität der Schulbildung nun deutlich verbessern, hoffen Experten.
30 Prozent der 15-Jährigen sind in den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen nicht fit.
"Die Eltern müssen die Sicherheit haben, dass eine öffentliche Schule hohe Qualität bietet. Das ist ein ganz zentrales Anliegen. Und ich muss heute sagen, dass wir diesen Qualitätsanspruch österreichweit nicht garantieren können." [so Schmied]
Von der Lehrergewerkschaft kommt noch immer Widerstand gegen die neue Lehrmethode und die neuen Standardprüfungen.

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Von derstandard.at:
Mehr als die Hälfte der Engländer kann trotz Milliardeninvestitionen in die Bildung nicht richtig lesen und schreiben - drei Viertel kann nicht richtig rechnen. Das sind die jüngsten Ergebnisse eines Parlamentsberichts, der am Donnerstag in London vorgestellt wurde. Obwohl das Bildungsministerium zwischen 2001 und 2007 fünf Milliarden Pfund (5,5 Mrd. Euro) investiert habe, "hat England immer noch eine inakzeptabel hohe Anzahl an Menschen mit Lese-, Schreib- und Rechenschwächen", heißt es in dem Bericht des Haushaltsausschusses im britischen Unterhaus.

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Der Standard macht ein Interview mit SPÖ- Wissenschaftssprecherin Kuntzl. Das Interview wurde nach der Regierungsklausur gemacht und beinhaltet daher vermutlich Angelegenheiten, über die eine Einigung erzielt werden konnte.
Festhalten möchte ich noch, dass sie der Frage, ob sie garantieren kann, dass es nicht zu Knock- Out- Prüfungen bzw - Phasen kommt, ausweicht.
Zum Master- Studium sagt sie, da wird es keine Voraussetzungen geben, abgesehen vom Bachelor- Abschluss.
derStandard.at: Was ist der Unterschied zwischen Zugangsbeschränkungen und den "leistungsorientierten Aufnahmeverfahren"?

Kuntzl: Aus unserer Sicht geht es darum, nicht nur einen gebührenfreien Zugang sicherzustellen - was ja durch die Beschlüsse vor der Wahl weitestgehend gelungen ist - sondern auch um einen fairen Zugang. Und natürlich beobachten wir mit Sorge, dass es in immer mehr Studienrichtungen unfaire Knock-out-Prüfungen gibt. Das sind Einzelprüfungen, die unter großen Druck stattfinden. Was wir wollen, ist dass eine Eingangsphase kommt, eine Orientierungsphase, die auch für den Studierenden einen Vorteil bringt.
derStandard.at: Wie soll so eine Studieneingangsphase aussehen?

Kuntzl: Sie soll thematisch einen Querschnitt des Studiums bieten. Es soll eine Einführung geben ins wissenschaftliche Arbeiten, man soll mit Unterstützung und Beratung lernen, einen Studienplan zu erstellen. Am Ende dieser Phase soll der Studierende wissen, was ihn erwartet, ob das Studium wirklich das ist, was er sich vorgestellt hat. Die Eingangsphase soll vor dem Bakkalaureats-Studium oder als erster Teil davon stattfinden. Klar, diese Prüfungen sind dann zu bewältigen, aber bisher war es in einem Studium ja auch immer schon nötig, Prüfungen zu absolvieren, um weiter zu kommen.

Was mir wichtig ist: Es muss natürlich eine zweite Chance geben. Jemand, der die Eingangsphase nicht beim ersten Mal positiv absolviert, muss es ein zweites Mal versuchen können. Außerdem müssen die Universitäten für die Studierenden, die diese Phase schaffen, die entsprechenden Plätze zur Verfügung stellen. Und natürlich brauchen die Unis die entsprechende finanzielle Ausstattung dazu.
Kuntzl: Großen Zusatzaufwand sehe ich eigentlich nicht, weder personell noch finanziell. Aber es stimmt, es wird noch eine große Anstrengung nötig sein, um den Unis das Budget zur Verfügung zu stellen, das wir uns vorstellen. Ich hoffe sehr, dass es dem Wissenschaftsminister gelingt, die eigenen öffentlichen Aussagen auch umzusetzen.

harald
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Post by harald »

Ich hoffe, dass sich da in Bezug auf das Jusstudium am Juridicum nichts ändert. Wär ja witzlos eine Einführung vor der Einführung, und noch witzloser, wenn man diese dann auf zwei Antritte reduziert (beim Satzteil "es muss eine zweite Chance geben" kommt mir das Schaudern)!
--Harald
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Post by dejost »

Apropos Jusstudium: Sie wissen immer noch nicht, wie das neue Doktorat, welches am Herbst kommen wird, aussehen wird und ob man PhD oder Dr wird. Wenn man PhD wird, dann inskripiere ich es sicher. Jetzt wo studieren wieder gratis ist, und in 10 Jahren oder so schaffe ich sicher eine zweite Diss.

Aber zum eigentlichen Grund des Posts:
Mal wieder eine eher bedenkliche Studie über Nachhilfe, allerdings von einem Nachhilfeinstitut durchgeführt, also wurden ev primär KundInnen befragt. Quelle: Der Standard.
Knapp ein Viertel aller steirischen Familien mit Schulkind nimmt derzeit Nachhilfe in Anspruch. Für die Nachhilfe werden durchschnittlich 480 Euro jährlich ausgegeben.
Mathe, Deutsch, Englisch sind die häufigsten Nachhilfefächer.
"57 Prozent der Nachhilfebezieher gehen entweder in die AHS oder Hauptschule", berichtete LernQuadrat Institutsleiterin Angelika Ratswohl am Donnerstag im Rahmen eines Pressegespräches in Graz. In 17 Prozent der befragten Familien besuchen die Schüler allerdings erst die Volksschule und nehmen Nachhilfe in Anspruch.
Die restlichen 26% teilen sich dann auf alle restlichen Schultypen von HBLA bis HTL auf?
Aus Sicht der Eltern liege die Ursache für den Nachhilfebedarf weniger beim eigenen Nachwuchs als bei den Lehrern und Lehrplänen, zeigte die repräsentative Umfrage unter 350 Familien.
"Ist ihr Kind blöd?" - "Nein, der Lehrer". Irgendwie ein zu erwartendes Ergebnis, aber auch wenn das Ergebnis eher vorhersehbar ist, etwas nachdenklich sollte es schon stimmen.
Für viele wandelt sich Nachhilfe langsam vom reinen Helfer in höchster Not zur Lernbegleitung und -betreuung auch für bessere Schüler
Äußerst problematisch ist auch das Folgende:
Sehr gefragt" seien mittlerweile auch Lerntechnik-Seminare. "Viele Kinder wissen nicht, wie man richtig lernt"
Gerade das sollte die Schule meiner Meinung aber sehr wohl vermitteln.
Im Übrigen berichtet der Standard noch, dass die Wirtschaftskrise sich (noch) nicht auf die Nachhilfeinstitute auswirkt.

harald
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Post by harald »

Zum Thema Nachhilfe:

Ich als Musterschüler mit Zeugnisschnitt um 1,5 hatte Nachhilfe in Mathe, Latein und Französisch.

Und warum? Weil die Lehrer meinen Eltern es empfohlen haben. Dass das Geld nur beim Fenster hinaus geworfen war, weil ich bei der Nachhilfe dann auch nicht wirklich was gemacht hab und schlechte Noten (die noch dazu wenig an der Zahl waren, ich hatte insgesamt 3 Schularbeiten in der gesamten AHS Zeit, die negativ beurteilt wurden) fast durchgehend durch meine eigene Faulheit entstanden sind, wollten meine Eltern eh nicht wahrhaben.

Also hatten sie die Nachhilfe zu ihrer Gewissensberuhigung, nach dem Motto "wir tun was" und ich hatte meine Ruhe, wenn ich dann doch einmal eine schlechte Note bekommen hab, weil ich sagen konnte "hab ja eh die Nachhilfe".

Man sieht, gerade dort, wo sich Eltern Nachhilfe leichter leisten können, bekommt man sie unter Umständen, auch wenn sie gar nicht notwendig wäre.

@Lernen lernen und lehren: Dass Lernen nicht ordentlich vermittelt wird, kriegt man zum Teil auch beim Umstieg auf die Uni mit, sonst wären die Durchfallsquoten in allen Studienrichtungen in den Einführungsbereichen niedriger (allerdings kann ich hier nur für die Geisteswissenschaften sprechen, in die anderen Studienrichtungen hab ich zu wenig Einblick)!
--Harald
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Post by dejost »

Vor ein paar Semester machte ich eine Lehrveranstaltung zum UG 2002. Besonderes Augenmerk wurde auf die Instrumente des New Public Management, zB Leistungsvereinbarungen, Wissensbilanzen gelegt.

Mein Eindruck davon war nicht der beste.

Heute schreibt im Standard Rudolf Zechner, Uni Graz, der eine noch schlechtere Meiung davon hat:
Schon der Name "Wissensbilanz" ist irreführend, weil diese Statistik mit Wissen praktisch nichts zu tun hat. Die durch eine 32-seitige Verordnung des BMWF geregelte Maßnahme verpflichtet die österreichischen Universitäten jede noch so unbedeutende Leistung ihrer Forscher und Forscherinnen in einem unendlichen Zahlenmoloch im Detail aufzulisten, ohne die Qualität der jeweiligen Leistung in irgendeiner Form zu berücksichtigen.
Da werden unter dem Titel "Wissenschaft wird messbar" unterschiedlichste Publikationen ohne Rücksicht auf deren Qualität zusammengezählt, durch die Zahl der jeweiligen Uni-Bediensteten dividiert und eine darauf beruhende "Rangliste" erstellt.
Da ist es gleichgültig, ob jemandem eine Publikation in Nature oder den Mitteilungen eines Schrebergartenvereins gelungen ist, ob man eine Monografie im Verlag der Oxford University Press oder eine Zusammenfassung für eine lokale Tagung verfasst hat. Alles zählt, und - wie zu befürchten ist - alles zahlt sich aus, weil, wie verlautet wird, diese Input-Output-Analyse als Diskussionsgrundlage für die Leistungsvereinbarungen zwischen Ministerium und Universitäten dienen wird.

Budgetzuweisungen auf Basis dieses statistischen Unsinns sind aber nicht nur unvernünftig, sondern geradezu wissenschaftsschädigend. Es zählt nämlich Masse statt Klasse, und Forschern/Forscherinnen wird signalisiert, dass eine große Zahl unbedeutender Leistungen allemal besser ist als einzelne Spitzenleistungen - eine Groteske mit (leider) realsatirischen Zügen.
Nach allen derzeit zur Verfügung stehenden Informationen wird dem Forschungsförderungsfonds FWF 2009 und 2010 weniger Vergabebudget zur Verfügung stehen als in der Vergangenheit (ca. 180 Millionen Euro). Die ersten beiden Vergabesitzungen des FWF wurden heuer wegen fehlender Budgets bereits abgesagt.

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orf.at
Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) will an den Universitäten neue Hürden einrichten. Im Zuge der Novelle des Unigesetzes will Hahn eine verpflichtende "Studieneingangsphase" für alle Diplom- und Masterstudien etablieren.

Nach spätestens zwei Semestern soll "überprüft" werden, wie gut Student und Studium zusammenpassen. Nur wer die Eingangsphase positiv absolviert, soll weiterstudieren dürfen, so Hahn gegenüber dem "Kurier"
Unklar ist in dem Artikel, ab wann das gelten soll. Einerseits soll es ab diesem Herbst gelten (so wie zB das neue PhD für Jus), andrerseits erst ab 2010.
Details will Hahn den Unis überlassen, er schlägt aber vor, dass mehrere Prüfungen, nicht eine einzelne entscheidend sein soll. Hahn vermutet, dass die Studierenden seine Pläne begrüßen würden, und beruft sich auf eine noch nicht veröffentlichte Umfrage.
Diese unveröffentlichte Studie hat es in sich:
Laut dieser Evaluierungsstudie halten 45 Prozent der Studenten Zulassungsbeschränkungen bei "bestimmten Studien" für notwendig; bei überlaufenen Studien seien 62 Prozent dieser Meinung, so der "Kurier". Jeder Fünfte lehnt Zulassungsbeschränkungen ab. Könnten die Studenten wählen, würde sich eine Mehrheit für Knock-out-Prüfungen vor dem Studienbeginn entscheiden.

Wie diverse Medien berichten, planen die Lehrer als Gegenmaßnahme gegen ihre unbezahlten 2 Unterrichtsstunden mehr einen Boykott der nächste Pisa- Runde.

Wie der Standard dazu berichtet, sind auch einzelne Schülergruppierungen dafür.

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2 Ergänzungen zum obigen Post:

BMin Schmied hat den Lehrer ausrichten lassen, dass die Teilnahem am PISA Test eine Verpflichtung der Schüler ist und sie allenfalls anderes Personal dafür bereitstellt.


Und Samir Al- Mobayyed, Spitzenkandidat der Aktionsgemeinschaft hat Gio Hahn über Ö1 ausrichten lassen, was er von der Studie hält:
http://oe1.orf.at/inforadio/104618.html
Auf die Frage, ob es in allen Studienrichtungen Zugangsbeschränkungen geben soll, antworten nämlich nur sechs Prozent der Befragten mit "ja", so Al-Mobayyed: "Da frage ich mich, wo da die breite Zustimmung ist."
Der ÖH-Vorsitzende kritisiert auch, dass nur Studenten befragt wurden, die an solchen Zulassungsverfahren schon teilgenommen haben. "Man hat sich nur die herausgepickt, die gerade Zulassungsverfahren haben, und davon war der Rückfluss nur neun Prozent." Außerdem zeige sich, je konkreter die Fragen werden, dass die Zustimmung selbst unter jenen Studenten geringer wird, die bestanden haben.
Die Studie sei also nicht repräsentativ, sagt der ÖH-Vorsitzende Samir Al-Mobayyed von der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft, und sie dürfe von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) daher auch nicht als Rechtfertigung für Knockout-Prüfungen in allen Studien herangezogen werden. Al-Mobayyed befürchtet, dass die neuen Eingangs- oder Orientierungsphasen dazu missbraucht werden, die alten Zugangsbeschränkungen fortzusetzen. Diese Eingangsphasen sollten echte Orientierungshilfen bieten, "aber nicht irgendwelche Instrumente, dass man die Leute gleich von Anfang an rauskickt", so der Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft, der grundsätzlich Studieneingangsphasen nicht ablehnt, aber sie sollten aus mehreren Prüfungen bestehen und am Ende der Student selbst entscheiden können, ob er bei seinem Fach bleibt oder nicht.

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Post by dejost »

Und schon wieder was.

Nämlich eine schlechte Nachricht, gegen die ich noch zu meiner aktiven ÖH Zeit gekämpft habe, damals noch mit gewissen Erfolg (wir erinnern uns, Gehrer wollte Auslandsaufenthalte maximal ein Semester lang mit ohnehin schon zu niedrigen Stipendien fördern, während zuvor 2 Semester möglich waren. Es gab einen medialen Aufschrei (manche Unis haben Jahressysteme und-kurse), an dem ich nicht ganz unbeteiligt war, und der Plan wurde verworfen - oder aufgeschoben).

Studenten gehen kaum noch ins Ausland

http://salzburg.orf.at/stories/353494/
Salzburger Studenten gehen kaum noch ins Ausland. In einigen Fächern ist die Zahl die Anträge auf Auslandssemester sogar auf ein Fünftel früherer Jahre zusammengeschrumpft.
Als Gründe werden gestiegener Leistungsdruck und die "Verschulung" seit der Einführung des Bachelorstudiums an der Universität genannt.
Auch gegen die Verschulung bin ich immer aufgetreten - es ist ja eben eine Uni, keine Schule - geholfen hat es aber nix.

Selbst der Vizerektor der Universität Salzburg, Rudolf Mosler sieht das ein:
"Es ist tatsächlich so, dass der Druck um einiges größer geworden ist. Vor allem das Zusammendrängen auf sechs Semester ist laut Aussage vieler Universitäten der Hauptgrund dafür, dass sich fast niemand mehr ein Auslandssemester leisten kann.

Analog dazu kann man sich als Student eben auch schwieriger zusätzliche Aktivitäten leisten. Insoferne stimmen - zumindest teilweise - auch die Vorwürfe der zunehmenden Verschulung der Universitäten.

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http://oesterreich.orf.at/stories/357041/
Rund 70 Prozent der Mädchen wählen aus nur zehn Lehrberufen aus. Ganz oben auf der Liste steht der Einzelhandel, gefolgt von Bürokauffrau und Friseurin.
Das hängt direkt mit der Gehaltsschere zusammen:
So liege das Einstiegsgehalt eines Elektroinstallateurs bei 1.800 Euro brutto, eine Friseurin verdiene anfangs aber nur 1.530 Euro brutto.
Bei den Knaben machen die Top 10 Berufe nur 43,9% aus, Sparten siehe Graphik:
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Zur Abwechslung mal ein furchtbar recherchierter Artikel in der Presse.
Bei Jus, Psychologie und Pharmazie wird an neuen Studienplänen gearbeitet.
Da hat der Autor mal nicht auf die Uni Wien geschaut, da wird gerade noch an einem Doktorratsstudienplan getüftelt, und das auch nimma lang.
Vom Prozess vorerst gesetzlich ausgenommen sind das Medizin- und das Lehramtsstudium.
Und Jus. Aber auch das ist dem Redakteur entgangen.

Fazit: Unvollständig und unbefriedigend!

http://diepresse.com/home/bildung/unive ... t/index.do
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Post by dejost »

Über die Qualität der Ausbildung hört man ja allerorts, sie sei nicht besser geworden.

Jetzt gibt es, wie der heutige Kurier schreibt, auch mal eine Studie, die das zumindest für Englisch belegt:
Seit zwei Jahren testen die Anglistik-Institute der Universitäten Wien und Innsbruck die Englisch-Kenntnisse ihrer Studienanfänger – 15 Prozent
erreichen dabei nur Unterstufen- Niveau, also Stufe A2 im sechsstufigen, in ganz Europa standardisierten, Leistungsrahmen. Insgesamt kommt fast
jeder dritte Studienanfänger nicht auf Matura-Niveau (B2).
Ich bin ja der Meinung, dass die Zentralmatura - wenn man sie richtig macht, mit einer entsprechenden Anpassung der Lehrplänen, des Unterrichts und der Lehrer(aus/weiter)bildung kombiniert, ein großer Fortschritt wäre. (Es kennt ja zB wohl jeder wen, der/ie die Maturafragen schon vorher wusste).
Als gelernter Österreicher weiß ich aber, dass sie wahrscheinlich in einer sinnvollen Form nicht kommen wird, sondern in einer verwässerten Kompromisslösung, die die Vorteile beseitigt, aber die Nachteile nicht...

Zu erwähnen ist vielleicht auch, wenn die Matura eines Schultyps - endlich - österreichweit gleichwertig ist, dass dann die Versuchung eines numerus clausus für den Uni-Zugang groß wäre, wo ich wieder nicht so für bin.

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ORF.at wrote:Das Notensystem in den Schulen ist "unzuverlässig": Zu diesem Schluss kommen die Wiener Grünen und fordern die Abschaffung der Schulnoten. Stattdessen soll es "alternative Beurteilungsformen" geben. Sitzenbleiben ist pädagogisch sinnlos, für Schüler demotivierend, "immens teuer" und gehört deshalb abgeschafft. Das sagte der Grüne Bildungssprecher Harald Walser bei einer Aktion zum Schulschluss, bei der er gemeinsam mit seinem Wiener Pendant Susanne Jerusalem vor dem Unterrichtsministerium symbolisch einen Styropor-Fünfer zersägte. Die Klassenwiederholung von 40.000 Schülern koste jedes Jahr 300 Millionen Euro und "bringt weder dem Schüler noch dem System was", verurteilte Walser "diese Vernichtung von Ressourcen". Er tritt für ein Kurssystem ein, das Schüler mit "Nicht Genügend" im Zeugnis während der zwei Sommermonate "fit macht fürs Aufsteigen".

Jerusalem kritisierte das Notensystem als "unzuverlässig" und verwies auf zahlreiche Untersuchungen, wonach Notengebung nicht objektiv sondern "ungerecht, falsch und unbegründet" sei. So hätten bei einer Studie der Uni Passau Schulexperten denselben Aufsatz mit Noten zwischen "Sehr Gut" und "Nicht Genügend" beurteilt, bei einer Mathematikschularbeit brachte eine Untersuchung der Uni Linz dasselbe Ergebnis. Nicht einmal die Bewertung durch denselben Lehrer sei konsistent: Bei einer Untersuchung habe keiner der Pädagogen dieselbe Arbeit im Abstand von elf Wochen gleich benotet.

Anstelle von Ziffernnoten sprechen sich die Grünen für die Einführung alternativer Beurteilungsformen aus, wie etwa in Form einer "Dokumentenmappe", die sämtliche Leistungen eines Kindes des jeweiligen Schuljahres enthalten soll. Diese soll dann, so der Grüne Vorschlag, den Lehrern und Eltern vorgelegt werden.
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Post by dejost »

Passend zum obigen Post bringt ein User im Standardforum die Bildungsdebatte und die Reformdefizite auf einen Punkt - es hat schon einen Grund, warum es erst in den 1960ern Kompetenzverteilung für die Schulen gab:
Cr S wrote: Um Gottes Willen!
Da müsste man ja tatsächlich grundlegend was verändern! So geht das natürlich nicht, bei uns ist es schließlich schon eine heiß umkämpfte "Reform" wenn sich die Dauer irgendeiner Komponente um 10% ändern soll, oder wenn Dinge ohne Änderung ihres Aufbaus zusammengelegt werden sollen.

Und überhaupt, warum sollte man etwas ändern? Negative internationale Vergleiche sind schließlich prinzipiell fehlerhaft und von außen aus reiner Bosheit in für uns negativer Weise entworfen worden. Und wenn das Niveau wirklich sinken sollte, um so besser, dann kann man die Universitäten verkleinern und dort Geld einsparen!

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Post by dejost »

In der Presseserie Lage der Nation wird Prof Badelt, WU-Rektor und Wissenschafter des Jahres 1999 interviewt.
Sie sind ein harter Kritiker der Bildungspolitik.
Wie sieht für Sie Österreichs
Bildungsbilanz der vergangenen
Jahre aus?
Badelt: Die schließt genau da an.
Ich finde es sehr traurig, dass es in
keiner der Regierungskonstellationen
der letzten Jahre möglich war,
konstruktive Kompromisse zu finden
und wirkliche Fortschritte zu
erreichen.
Ist unser Schulsystem zu exklusiv?
Badelt: Wir erleben die Verkehrung
des selektiven Charakters des Bildungssystems.
Bei Zehnjährigen
dürfen wir – viel zu früh – viel stärker
selektieren als bei den 18-Jährigen.
Obwohl wir dort Kapazitätsprobleme
haben. Mit dem Effekt,
dass wir nur wenigeMenschen aus
bildungsfernen Schichten in höhere
Bildung bringen. Wir müssten
im Sekundarschulsystem breiter
aufmachen und real existierende
Barrieren im Alter von zehn
Jahren durch eine Art gemeinsame
Schule beseitigen.
In höheren
Hierarchiestufen, etwa im Doktoratsstudium,
ist es sinnvoll, wirklich
nur die Besten zu nehmen,
auch wenn mehr Plätze da sind.
Also muss die Politik ehrlich sagen:
Ja, [mit Studieneingangsphasen] sortieren wir auch aus.
Badelt: So ist es. Diese Unehrlichkeit,
zu der uns die Politik derzeit
zwingt, ist fatal. Es gibt Menschen,
die aus einem Studium ausscheiden,
nur weil es total überlastet ist,
und die stempeln wir zu Versagern.
[...] Dass die Politik
dieses Problem ignoriert, macht
mich wütend. Das ist ein Vergehen
an den jungenMenschen.

ABO
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Badelt

Post by ABO »

Ich poste ja nicht viel, aber jetzt muss es sein.
Der Badelt ist mMn ein ganz, ganz gefährlicher Bildungsnazi.

Der soll lieber seine Unterhosen in der Früh selektieren als Weisheiten von sich zu geben. So gut wie alle jetzigen Profs. sollten froh sein, dass sie nicht heute studieren müssen - etliche würden sonst Spengler oder KFZ Mechaniker werden und ihre Kinder Jaqueline, Chantal oder Dennis bzw Rene nennen.

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Der Alchemist
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Re: Badelt

Post by Der Alchemist »

ABO wrote:Ich poste ja nicht viel, aber jetzt muss es sein.
Der Badelt ist mMn ein ganz, ganz gefährlicher Bildungsnazi.

Der soll lieber seine Unterhosen in der Früh selektieren als Weisheiten von sich zu geben. So gut wie alle jetzigen Profs. sollten froh sein, dass sie nicht heute studieren müssen - etliche würden sonst Spengler oder KFZ Mechaniker werden und ihre Kinder Jaqueline, Chantal oder Dennis bzw Rene nennen.
Auch wenn Badelt zwiespältig sein mag, aber bitteschön was hast Du gegen frankophile Vornamen (wie zB "René" ;-) )? LG, der Alchemist
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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dejost
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Post by dejost »

Der EMS Test macht wieder Schlagzeilen.

EMS ist der Test, mit dem man auswählt, wer Medizin studieren darf und wer nicht. Der ist international getestet und wird auch seit geraumer Zeit erfolgreich angewendet. Seit ca 3 Jahren gibt es den in Österreich auch.

Und weiterhin überraschen die Ergebnisse:
Anders als in anderen Ländern schneiden bei uns Mädchen schlechter ab als Knaben. (ca 55% der Antretenden sind weiblich, aber nur ca 45% jener, die sich qualifizieren, sind weiblich).
Es kommt noch besser, "Ausländer" (also insbesondere Deutsche) schneiden im Vergleich ebenso besser ab wie die Ösis. Momentan sichert noch eine Quote das Studium für die heimischen Knaben.

Theorien gibt es allerhand (imho noch am ehesten: Bildungssozialisation), aber jetzt endlich wird mal versucht, dem systematisch auf den Grund zu gehen.

Achja, Nebenergebnis des Ganzen: Die Schulnoten bringen's nicht so ganz, weil die Knaben eher nicht bessere haben, aber offensichtlich doch besser ausgebildet sind.

@voriger Post:
Ich denke, abo meinte damit, dass bestimmte Namen - ungeachtet ihrer lautästhetischen Wertigkeit - bei Personen aus bildungsfernen Schichten beliebter sind als bei anderen.

@vorvoriger Post:
kannst du den vorwurf etwas präzisieren?

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Post by dejost »

http://derstandard.at/1250691500230/der ... aufzugeben

Fr Wagner-Pischer, (Mit)Gründerin der Danube Private University im Interview.
Unter anderem erzählt sie, dass die Zahnarzt-Kammer gegen ihr Zahnarztstudium Stimmung macht, aber gleichzeitig die meisten Studierenden Kinder von Zahnärzten sind.
Überall auf der Welt gibt es private Universitäten. Sie sind eine gewisse Entlastung der staatlichen. Im Grunde genommen werden hier auch freie Plätze geschaffen, für die, die nicht so viel Geld haben. Der moderne Trend geht Richtung Privatunis.
Ein Schwerpunkt ist klinische Forschung, der andere epidemologische Forschung. Und anders als bei staatlichen Universitäten, setzen wir zehn Prozent der Studiengebühren in die Eigenforschung ein. Es wird forschungsmäßig sicher das Vielfache einer staatlichen Universität geleistet werden.
Das Spannendste zum Schluss:
Die Studiengebühr beträgt 24.000 Euro im Jahr. Ein Studienplatz auf einer öffentlichen Universität kostet den Staat das doppelte. Es wäre klug, alle Studierenden auf eine private Universität zu schicken und die staatlichen aufzugeben oder so wie eine Private University zu organisieren.

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Post by dejost »

Nur drei Prozent der Salzburger Jungen glauben, dass ihre eigene staatliche Pension sicher ist. Das hat eine GfK-Umfrage im Auftrag der Salzburger Sparkasse unter 15- bis 30-Jährigen ergeben.
Wieso das nicht im Studien- Thread ist? Weil da ja durchau seine sinnvolle Studie ist. Immerhin ist die Mehrheit der Salzburger Jungen schlauer als die PolitikerInnen, die glauben sie können unser Pensionssystem in der Form für die Ewigkeit erhalten.

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Post by dejost »

Jetzt mal etwas, was die Grundlagen jeder Ausbildung darstellt, LeserInnen dieses Forums aber nicht betrifft:

http://derstandard.at/1254310269665/der ... Buchstaben
In Österreich leben laut Schätzungen zwischen 300.000 und 600.000 Menschen mit Grundbildungsbedarf, manche sagen noch deutlich mehr. Das heißt: Menschen, die Lesen, Schreiben, Rechnen oder Computer-Kenntnisse erst mühsam erlernen müssen. Nicht nur in Salzburg sind die Kurse voll mit Erwachsenen, die Texte kaum entziffern können oder am Ein mal Eins scheitern.
Nach einer Schätzung des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2002 verstehen zehn bis 20 Prozent der Erwachsenen längere Texte nur unzureichend. Glaubt man diesen Zahlen, sind nicht 600.000, sondern bis zu anderthalb Millionen Österreicher betroffen.
Die jüngste Pisa-Studie bestätigt: 21,5 Prozent der Jugendlichen in Österreich haben "Schwierigkeiten, in einfachen Texten Informationen zu lokalisieren, einfache Schlussfolgerungen zu ziehen oder die Hauptidee eines gut gekennzeichneten Textteils zu erkennen", wie es in einem Bericht des Unterrichtsministeriums heißt.
Eine typische Biografie von Menschen, die das Lesen und Schreiben nie richtig erlernt haben: Man schummelt sich durch, zunächst in der Schule mit dem Abmalen von Hausaufgaben, später begnügt man sich mit schlecht bezahlter, aber körperlich anstrengender Arbeit. Oft legen sich Betroffene komplexe Strategien zurecht, mit denen sie bedrohliche Situationen umgehen: Vom Postamt bis zum Brettspiel - überall muss man lesen und schreiben. Meist sind es nur ein, zwei Vertraute, die das Geheimnis teilen. Ein Leben, das in sicheren, aber immer gleichen Bahnen verläuft. Es gibt Kursteilnehmer, die nie ins Restaurant oder ins Kino gingen - aus Angst ertappt zu werden.
Oft würden [Betroffene] viele Monate nachdenken, bevor sie sich zur Anmeldung durchringen. "Die haben natürlich große Angst, denn der Gedanke 'Vielleicht kann ich wirklich nicht lernen‘, ist furchtbar belastend", sagt Bauer [Lehrerin in einem solchen Kurs für Erwachsene].
Kurse gibt es mittlerweile in allen neun Landeshauptstädten, überall erleben sie einen Ansturm.

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Post by dejost »

habe einen alten, verwaisten Thread entdeckt, der eigentlich hierher gehört:
dejost, 22.06.06 wrote:Hier ein Post, den ich vom standard dem user hardcoreboson abgeschrieben habe
bildungsinflation
vor einigen jahren war es einfach noch so das eine lehre eine gute ausbildung war, mit der man einen guten job finden konnte (vor einigen jahren wie gesagt) - und es war auch nicht so einfach eine solche abzuschliessen, wie es vermutlich heute ist.

vor ebenfalls nicht lager zeit war eine htl-matura wirklich noch was, und ebenfalls etwas was man sich erarbeiten musste.

mittlerweile ist ein Fachhochschulabschluss so ca. das was eine HTL matura for 10 jahren war, und eine lehre vor vermutlich 30 jahren war.

damit wollen natuerlich alle einen hoeheren abschluss ..
das deckt sich mit dem, war mir ein bekannte in der wkö vor einiger zeit erzählt hat:

die, die früher ohne weitere ausbildung arbeiten gegangen sind, machen jetzt eine lehre (weil man diese eben weniger braucht).

die die eine lehre gemacht haben, machen jetzt matura.

matura -> studium.

all das bringt jetzt aber keinen qualitätsanstieg, wie oft gehörte beschwerden mancher lehrherren über manche lehrlinge zeigen oder auch das absinken der qualität mancher fächer/studien resp der vortragenden an der uni.


nein, lösungsvorschlag habe ich leider keinen.
harald wrote:He, mach mir meinen Magister nicht schlecht! :D Bis zur Matura ok. Bei Studien muss man schon nach Studienrichtungen differenzieren. Brauchte man früher neben Psychologe noch ein Zweitstudium, kann man das jetzt alleine studieren. Aber die Mainstream Studien wie JUS, BWL und MEDIZIN werden wohl kaum in der Qualität nachlassen, dazu ist der Andrang einfach zu groß. Puh, da sind aber jetzt viele Pauschalisierungen in so wenigen Sätzen versteckt!

So, und jetzt das neue, was dazu passt:
http://derstandard.at/1254310417709/Der ... n-Lehrling
Bei dem Aufnahmetest der STRABAG, berichtet das Ö1-Morgenjournal, erreichen nur neun von über 106 Bewerbern die Mindestpunktezahl."Rechnen, Lesen, Schreiben ist bei vielen Bewerbern einfach zurückgeblieben." Auch Gabriele Aurednicek von den Wiener Stadtwerken sieht dieses Problem: Nur jeder zweite besteht hier den Aufnahmetest. "Sie können hauptsächlich nicht mehr rechnen. Und für jeden unserer handwerklichen Berufe ist Mathematik ein Thema."

Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, ich habe ja jetzt auch viel mit Lehrlingen zu tun, deren Aufgabe unter anderem das Schreiben der Protokolle ist. Das Problem ist nur, die meisten können weder Computer bedienen, Rechtschreiben noch halbwegs schnell tippen.
(Die Schreibleistung eines durchschnittlich schnellen 10-Finger-Schreibers liegt zwischen 300 und 400 Anschlägen je Minute. Da die Lehrlinge aber zumeist das 10-Finger-System auch nicht können, schaffen sie kaum 150 Anschläge pro Minute)
Was Protokollführung ist - nämlich das Mitschreiben von Dingen, die passieren und nicht das Warten darauf, dass man es so langsam diktiert bekommt, wie man schreibt - hat ihnen auch noch niemand beigebracht.



Achja, Gio Hahn hat einen Vorstoß pro Studiengebühren gemacht, und ÖH und SPÖ sind dagegen. Klar ist jedenfalls, dass die jetzige Regelgung (von einem Haufen rechtlicher Probleme abgesehen) nicht bleiben kann, weil sie mehr Kosten verursacht, als sie einbringt.

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Post by dejost »

Gio Hahn ist gerade in der Pressestunde.

Letzte Woche hat er eine Aussendung geschickt, wo er schrieb, Politiker sollen Probleme lösen und nicht die Verantwortung abschieben.

Er bricht wieder eine Lanze für die Studiengebühren, nicht zuletzt ist deren Fehlen auch ein Grund, wieso die ö Unis im int'l Ranking so abstinken.

Das ist alles nicht neu, er bringt auch keine neuen Argumente, außer:

"Durch die Studiengebühren hat sich eine Art Kundenorientiertheit auf den Unis entwickelt".

Soll ich lachen oder weinen?
Ich bin für lachen. :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:


Er kommt auch dauernd auf die Studiengebühren zurück. Deren Quasi-Abschaffung ist an allem schuld, und daher wäre deren Wiedereinführung auch das Allheilmittel.
"Seltsame Antworten geben Sie da", meint Bürger.

Für den Cern-Ausstieg wibrt er auch wieder, auch hier wieder mit den bekannten Argumenten.

Für mich neu, ist dass er für eine Zusammenlegung der Fächer Physik, Chemie, Biologie zu einem Fach Science spricht.
Was er vergisst zu erklären, dass Science nicht Wissenschaft, sondern Naturwissenschaft heißt.

Sonst wenig Neues. Er wird Spitzenkandidat in Wien, weil ihn die Grünen und die F nicht wählen wollen, wird er eher nicht Bgm.

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Post by dejost »

Den nunmehr 4. Tag ist jetzt das Audimax durch eine autonome Studierendengruppe besetzt. Die offizielle ÖH erklärt sich solidarisch, beteiligt sich aktiv aber nicht.
In Graz gab es ähnliche Aktionen.

Manches Unipersonal erklärt sich solidarisch mit den Forderungen, manche wollen dabei aber unbedingt anonym bleiben.

Die Blockierung des Audimax hat unter anderem für viele Studierende, die dort eine Prüfung (!) hätten schreiben sollen, viel Ungemach gebracht. Die Kosten sollen auch nicht zu unterschätzen sein. Die Besetzer haben allerdings gestern selbst einen Putztrupp organisiert, damit das Audimax sauber bleibt.
Der Forderungskatalog der Besetzer umfasst laut einem namenlos bleiben wollenden Sprecher des Plenums die "Re-Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen, die Ausfinanzierung der Unis, selbstbestimmtes Lernen und Leben ohne Konkurrenz- und Leistungsdruck, freie Master-Zugänge, keine verpflichtende Studieneingangsprüfung" und die "Abschaffung aller Bildungs- und Studiengebühren auch für MigrantInnen".

Zudem dürfe es EU-weit keine Zulassungsbeschränkungen geben. Gefordert wird zudem eine "unabhängige Forschung und Lehre, Schluss mit prekären Dienstverhältnissen für Lehrende, Angestellte und ArbeiterInnen, mehr weibliche Lehrende, genug Studienplätze für alle, flexible und selbstbestimmte Studienpläne" sowie "Schluss mit dem Bologna-Prozess und eine Frauenquote in der Univerwaltung".
Es sei angemerkt, dass in der Univerwaltung ja eh schon die meisten Angestellten weiblich sind, diese Forderung ist also schon erfüllt.

Die AG ist gegegn die Besetzung und die Vorgehensweise (fordert aber auch mehr Geld), Magnifizienz Winckler versteht es zwar irgendwie, aber abgesehen von den Kosten die er anfallen sieht, fände er es besser, wenn das ganze im Wissenschaftsministerium stattfindet.

Was man jedoch sagen muss:
Forderungen, wie sie jetzt gestellt wurden, wurden im Großen und Ganzen (natürlich mit wesentlich mehr Augenmaß und größerer Chance auf Umsetzung) schon von der Rektorenkonferenz (gut, die wollen halt auch Zugangsbeschränkungen), jedenfalls von der ÖH und von so manchem anderen gemacht.
Der einzige Unterschied ist: Jetzt wird öffentlich drüber diskutiert.
Jetzt gibt es Titelseiten.
Jetzt fragt die Zimmermann den Gio ganz streng in der Zib 2 (und er weicht aus). Was er allerdings schon sagt, und leider habe ich mir die genauen Zahlen nicht gemerkt, dass sich ein Großteil der Studienanfängern (3/4, 4/5 oder so) auf sehr wenige Studien (so ca 1/5) konzentrieren.
Die Probleme und ähnliche Forderungen gab es vor 2 Wochen auch schon.


Völlig unabhängig davon:
Wie der Standard, unter Berufung auf die Krone berichtet, stand in einer SPÖ-Broschüre zur Bildungsreform Folgendes:
Schmied: Die Bildungsreform geht weiter. Utl: Jedes Kind, dass in Österreich zur Schule geht, muss Deutsch können.

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Post by dejost »

Kurz vor der Abfahrt nach Brüssel hat BMin Hahn noch Notfallsgeld für die Unis ausgeschüttet. Ins besetzte Audimax will er trotzdem nicht kommen.

Wieder mal meinerseits der Hinweis, dass der Notfall unabhängig von der medienwirksamen Besetzung des Audimax' auch schon bestanden hat. Trotzdem natürlich gut, dass da jetzt Geld in die Hand genommen wird.

Geld hin, Geld her, die Audimax- Besetzung geht weiter, heute ist schon Tag 12, trotz des doch nicht zu vernachlässigenden Teilerfolgs.

Wieso weiß ich nicht (vielleicht aus Dank), jedenfalls springt gleich Werner Faymann (das ist der Bundeskanzler) zumindest für eine der beiden Forderungen von Hahn in die Bresche:
orf.at wrote:Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) denkt angesichts überlasteter Universitäten über Zugangsregelungen nach.

Er möchte dabei sowohl über neue als auch über etwaige Änderungen von bestehenden Zugangsregelungen (etwa Aufnahmetests) sprechen. Die Einführung von Studiengebühren lehnte er aber erneut dezidiert ab.
derstandard.at wrote:Er brauche sich "über Glaubwürdigkeitsprobleme nicht zu wundern“, stellt deren Bundesvorsitzende Sophie Wollner in einer Aussendung fest.
Für's Juridicum ist eine Art Diskussionrunde zu den Forderungen geplant, die FV ersucht um breite Teilnahme.
derstandard.at wrote:Geht es nach der "Kronen Zeitung" so besprayen "vermummte Demonstrierer" die Wände der Universität Wien.
Auch wenn's besser in den Polit-Thread passt, ein Standard-Posting darf's dann schons ein:
WOCKNUP wrote:"Er wolle daher keine "Illusionen" schaffen, die er nicht erfüllen könne, so der Kanzler."
Man merkt, die nächste Nationalratswahl ist fern!

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Post by dejost »

Die Audimaxbesetzung ist jetzt schon länger vorbei. Außer dem erwähnten Notfallsgeld (wobei der Notfall mit der Besetzung nichts zu tun hatte) und Medienaufmerksamkeit, die soweit ich das beurteilen kann, eher wirkungsfrei verpufft ist, ist dann leider auch nicht viel rausgekommen.

Dabei haben so manche Forderungen durchaus Berechtigung, wie neue Studien zeigen, über die orf.at berichtet:
An den österreichischen Hochschulen gibt es immer weniger Studenten aus niedrigen sozialen Schichten.
So sank der Anteil an Studenten aus niedrigen Schichten an Unis und Fachhochschulen (FH) zwischen 1998 und 2009 von 26 auf 19 Prozent. Gewinner sind mittlere (1998: 28 Prozent, 2009: 31 Prozent) und gehobene Schichten (1998: 28 Prozent, 2009: 33 Prozent), der Anteil von Studenten aus hohen Schichten blieb praktisch konstant.
Der Rückgang ging auch nach 2002 unverändert weiter, damit kann die Entwicklung mit der Einführung der Studiengebühren im Jahr zuvor nicht vollständig erklärt werden. Dabei bringen Befürworter wie Gegner der Studiengebühren immer wieder soziale Gerechtigkeit als Argument vor.
Ein anderes Bild ergibt sich dagegen, wenn man nur die Studienanfänger betrachtet: Hier zeigt sich, dass sich seit Mitte der 90er Jahre bis 2004 die Überrepräsentation von "bildungsnahen" Schichten über alle Hochschulsektoren etwas vermindert hat.

Das sei vor allem auf die Expansion des Fachhochschulsektors zurückzuführen, "dessen soziale Zusammensetzung ausgewogener als an den Universitäten ist", so die Studienautoren.
Seit 2004 ist das Chancenverhältnis hingegen wieder konstant geblieben: Kinder von Elternteilen mit Matura bzw. Hochschulabschluss haben demnach eine 2,7-mal so hohe Chance, ein Hochschulstudium aufzunehmen, wie Kinder von Elternteilen ohne Matura.
Bei früheren Studien habe sich etwa gezeigt, dass Studenten aus niedrigeren Schichten ihr Studium überdurchschnittlich häufig bereits in den ersten drei Semestern wieder abbrechen.

Dass das österreichische Bildungssystem insgesamt im internationalen Vergleich alles andere als sozial durchlässig ist, haben bereits etliche Studien in den vergangenen Jahren immer wieder belegt.

Dafür gibt es jetzt eine neue Ministerin, Fr Beatrix Karl, selbst Uniprofessorin für die Juristerei.

Die ÖH hat sie auch schon getroffen, zwar ist auch da nix rausgekommen, aber die ÖH ist mal zufriedener mit ihr als mit Hahn und Karl will eine gemeinsame Gesprächsbasis (was Hahn auch nie gesagt hat, dass er wolle).

Im Standard ist sie von den UserInnen interviewt worden:
http://derstandard.at/1263706673696/Cha ... -vom-Tisch

Da sagt sie unter anderem, dass sie im März mit ÖH und Vertretern der Protestbewegung treffen wird (Hahn wollte sich immer nur mit der ÖH reden, weil er nicht verstehen wollte, dass die Protestbewegung unabhängig von der ÖH entstanden ist).
Inhaltlich ist das Interview nur durchschnittlich ergiebig "internationales Spitzenfeld", "hochwertige Ausbildung und Bildung" etc. Das ist zwar alles gut usw, aber wie sie dort hin will, kann man ihr leider nicht entlocken. Massenstudien haben ein Problem, aber die Vorschläge sollen von den Hochschuldialogpartnern kommen.

Immerhin einem Grundstipendium erteilt sie eine konkrete Absage (stand das je ernsthaft zur Diskussion?). Die Masterstudien sollen offen bleiben (das ist natürlich auch das implizite Geständnis, dass der BA/BSc für sich für den Hugo ist). Viele Aufgaben in der Nachwuchsförderung (eh klar, den hat man jetzt bald 10 Jahre schikaniert, da sind nur mehr wenige über geblieben). Zum E-voting sagt sie vorerst nichts.
Außerdem gibt sie an, dass die soziale Selektion vor dem Studium beginnt. Das ist zwar vermutlich eine fortschrittliche Erkenntnis (Hauptschule, Gym, neue Mittelschule usw), heißt aber auch gleich "Ich bin nicht zuständig". Einer Gesamtschul-Frage aber weicht sie aus, weil es für sie immer nur um eine unkonkrete Idee geht. Selbst hat sie keine Studiengebühren gezahlt (Überraschung, Überraschung).
Eine per Email gestelle Frage eines Posters dazu, dass sie selbst noch ohne Habil pragmatisiert wurde (und zwar auf den letzten Drücker, so ungefähr unmittelbar bevor die alte Regelung ausgelaufen ist) hat der Standard leider nicht ausgewählt.

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Post by dejost »

Das oben erwähnte Treffen mit der Protestbewegung ist auch unergiebig gewesen.

Überhaupt habe ich den Eindruck, als wäre die ganze Protestbewegung, der "Audimaxismus" etc nunmehr endgültig wirkungsfrei entschwunden.

Oder irre ich mich? Wie seht ihr das?

Auch sonst tut sich nix.

Dafür wird mal wieder eingestanden dass der Bachelor für den Hugo ist:
science.orf.at wrote:Die Mehrheit der Studierenden an den Universitäten Österreichs misstraut dem neuen Studienabschluss Bachelor. 85 Prozent lassen ein Masterstudium folgen. Eine Ursache dafür ist die unklare Lage auf dem Arbeitsmarkt. Uni-Wien-Rektor Georg Winckler fordert daher nun von der Politik klarere Vorgaben, was ein Bachelor können soll.
Das Interview mit Magnifizienz ist hier: http://science.orf.at/stories/1641232/ nachzulesen.

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Post by harald »

Da brauchts keine Klarstellung, der Bachelor ist tot! Beim Bund hat das BKA in einer Dienstrechtsnovelle versucht, den Bachelor als A1 Grundlaufbahn einzustufen, was eine beinahe Gleichstellung mit Akademikern bedeutet hätte!

Gescheitert ist das deswegen, weil plötzlich sämtliche Lehrer die Pädak und ähnliche FHs gemacht haben automatisch mit Akademikergehältern zu bezahlen gewesen wären. Und das kann sich der Staat in der Krise nicht leisten. Und wenn es der Staat nicht kann, wie soll es dann die Wirtschaft können?
--Harald
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Post by dejost »

Etwas polemisch, aber bringt viele der Probleme schön überspitzt auf den Punkt:
http://derstandard.at/1268402848510/Kom ... pot-hoffen

Ein Rektor über Betreuungsverhältnisse, Unipolitik und die (Lippen-)Bekenntnisse der PolitikerInnen.

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http://derstandard.at/1271375063149/Ter ... ersitaeten
Marian Kogler, Österreichs jüngster Hochschulabsolvent, ist nur ein Beispiel unter vielen österreichischen Studierenden: ausgewandert nach Deutschland, weil er hier auf keine Anstellung hoffen darf.
Um sich im Kampf ums Überleben rechtzeitig in Stellung zu bringen, haben die Universitäten mittlerweile begonnen sich gegenseitig anzufeinden. WU-Rektor Badelt hat sich unbeliebt gemacht bei seinen Kollegen, weil er um ein Drittel weniger Studierende haben will und den "Notfallparagraphen" für sich nutzen möchte. Studienanfänger werden natürlich notgedrungen wieder auf andere Universitäten ausweichen, die ähnliche Studienfächer haben und keine Zugangsbeschränkungen. Wie man es auch dreht und wendet - mit den Zugangsbeschränkungen entsteht gleichzeitig ein Verdrängungswettbewerb. Bestes Beispiel - das Medizinstudium: Wer die Aufnahmetests nicht schafft, studiert stattdessen eben Biologie oder Pharmazie. Die Finanzierung wird jedoch dem Studienangebot und der Nachfrage nicht angepasst.
Meine Schwester ist auch so ein Fall, die von Medizin auf Pharmazie gewechselt hat.
"Diese Ideen sind ja schön und gut, aber wer soll denn das bitte alles bezahlen?"
Und so bleibt den Universitäten nichts anderes übrig als gegeneinander aufzurüsten: im Kampf um jeden Cent aus dem Wissenschaftsministerium.

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Für P&KW ist der Notfallsparagraph jetzt durch.

Und die Fr Minister hat eine ganz neue Idee. Studieneingangsphase, diesmal aber neu (und natürlich noch besser, weil wenn man alte Ideen nochmal hat, werden sie ja automatisch besser).
Künftig soll nach dem Willen von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) eine qualitative Selektion durch ein Aufnahmeverfahren - eine oder mehrere abschließende Prüfungen, eventuell auch mit Bewerbungsgespräch - am Ende der Studieneingangsphase (STEP) möglich sein.

Eigentlich sollte die STEP, wie sie in der Novelle des Universitätsgesetzes (UG) 2009 festgeschrieben wurde, ausschließlich der Orientierung der Studenten dienen. Den Universitäten ist nicht erlaubt, in diesem Rahmen Aufnahmeverfahren durchzuführen, quantitative Beschränkungen sind explizit verboten.
Auch laut der ursprünglichen Fassung der STEP müssen die Studenten alle Prüfungen positiv absolvieren, bevor sie Lehrveranstaltungen absolvieren dürfen, die für einen späteren Zeitpunkt des Studiums vorgesehen sind. Karl schwebt allerdings vor, dass jene, die das Aufnahmeverfahren am Ende nicht schaffen, die STEP künftig zur Gänze wiederholen müssen.
Das letzte ist schon spitze.
Nehmen wir mal an, ganz fiktiv, die STEP bei Jus umfasst Einführung, RömR und Rechtsgeschichte. Ich kriege auf die letzten beiden je einen 1er und schaffe die Einführung nicht - beim ersten Versuch. Und jetzt muss ich nicht nur die Einführung noch mal machen, sondern auch RömR und RG. Und die Pflichtübungen, Vorlesungen usw wohl auch mit.

Die ÖH hat auch gleich was Aktionistisches angekündigt, ob das was bringt sei dahingestellt.

Weil so schlecht diese Idee sich auch jetzt anhört (weil was der ORF da berichtet, ist sicherlich eine grobe Verkürzung, da steckt schon wesentlich mehr Gehirn dahinter), im Endeffekt wird es nur auf hohe Studiengebühren oder auf Aufnahmebeschränkungen (oder beides) hinauslaufen. Dank Wirtschaftskrise und Banken(inkl Griechenland-)Rettung wird da auf lange Sicht kein Geld da sein.

Wünschenswert ist das alles nicht, aber vom Jammern wird auch nix besser. Da sollte man wenigstens konstruktiv mit den nunmehr sehr eingeschränkten Möglichkeiten arbeiten.
Irgendwie sollte ein Mindestmaß an sozialer Durchlässigkeit gegeben sein (war ja zu studienbeitragsloser Zeit auch nicht viel besser, Selektion fängt ja in der 5. Schulstufe an), weil dass AkademikerInnenkinderInnen studieren, das ist ja ohnehin in den Stein gemeißelt.

Guest

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http://derstandard.at/1276413778011/Nac ... isser-Land
Man muss nur hineingreifen in die Fülle der Meldungen, die sich aktuell mit Bildungsfragen beschäftigen, um zu einem - nur leicht überspitzten - Befund zu kommen: Wir sind ein Nix-Wisser-Land. Schlimmer: ein Nix-Wissen-Wollen-Land.
Das "Eurobarometer", eine EU-Einrichtung, veröffentlichte soeben eine breitgestreute Umfrage. Für Österreich kam dabei heraus, dass fast 60 Prozent glauben, Wissenschaft und Technologie seien für ihr tägliches Leben nicht wichtig. Stimmt eh: Um sich nach der Lektüre der Krone vor Gentechnik zu fürchten, muss man nicht unbedingt ein positives Verhältnis zur Wissenschaft haben.

Mit der Aussage "Forschung, die zu Wissen beiträgt, sollte durch die Regierung gefördert werden" sind nur 48 Prozent der Österreicher einverstanden, das ist der letzte Platz. Beim Spitzenreiter Norwegen sind es 87 Prozent, im EU-Schnitt 72 Prozent.

Eine andere aktuelle Meldung: Es ist jetzt Zeugniszeit. Wache, noch nicht abgestumpfte Lehrer regen sich darüber auf, dass an den Hauptschulen von den Schulbehörden Druck ausgeübt wird, keine Fünfer zu geben. "Wenn ein Schüler mit einem Vierer in der 3. Leistungsgruppe die Hauptschule abschließt, heißt das, dass er in Wahrheit überhaupt nichts kann", wird einer im Kurier zitiert.
Lesen, Schreiben, Prozentrechnen sind echte Probleme, wie die Wiener Wirtschaft berichtet.
Und ein Poster postet, was hoffentlich nicht stimmt, dass der "Erfinder" vom Grander-Wasser dafür einen Wissenschaftspreis bekommen haben soll. Gegenbeweise sehr erwünscht!

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Der obige Post ist übrigens von mir, hat irgendwas mit dem einloggen nicht gefunkt.

Jedenfalls, die WU handelt wieder in Notwehr:

http://derstandard.at/1277337394819/Neu ... engern-aus
Mit einer Reform der Studieneingangsphase will sich die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien künftig "auf jene Studenten konzentrieren, die leistungsfähig und -willig sind sowie in absehbarer Zeit zum Abschluss kommen können". Dies betonte Rektor Christoph Badelt bei einer Pressekonferenz am Montag. Künftig müssen die Studienanfänger zunächst vier bestimmte Prüfungen absolvieren, bevor sie andere Lehrveranstaltungen besuchen bzw. zu anderen Prüfungen der Studieneingangsphase antreten dürfen.
Zunächst müssen an der WU die Prüfungen "Einführung in die Betriebswirtschaftslehre", "Mathematik", "Grundlagen der Volkswirtschaftslehre I" und "Wirtschaft im rechtlichen Kontext - Europäisches und öffentliches Wirtschaftsrecht I" abgelegt werden. Insgesamt sind je nach Studienzweig 14 bzw. 15 Prüfungen in der Studieneingangsphase zu bestehen. Von der Änderung betroffen sind nicht nur die Studienanfänger ab dem kommenden Studienjahr, sondern auch alle Studenten, die bisher noch keine einzige der vier künftigen Einstiegsprüfungen bestanden haben. Die entsprechenden Prüfungen werden drei Mal pro Semester angeboten, möglich sind je vier Antritte
Derzeit beginnen rund 7.000 Personen pro Jahr ein Bachelor-Studium an der WU (Wirtschaftsrecht bzw. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften), während die Leistungsvereinbarungen mit dem Wissenschaftsministerium eine Kapazität von jährlich 1.300 Bachelor-Absolventen vorsehen, so Badelt. Diese Leistungsvereinbarung stellt der Rektor nun in Frage
Derzeit schaffen 62 Prozent der Studienanfänger im ersten Studienjahr insgesamt nicht einmal vier der 14 bzw. 15 Prüfungen. Umgekehrt haben von den Studienanfängern des Jahres 2006 nur 100 das Bachelor-Studium in Mindestzeit absolviert.Trotzdem ist Badelt davon überzeugt, dass "wir ja nicht nach Stachanow-Methode irrsinnige Ansprüche formulieren". Die vier Prüfungen würden in etwa dem entsprechen, was Maturanten bei der mündlichen Reifeprüfung zu absolvieren haben.
Durch die Maßnahme erhofft sich Badelt eine bessere Betreuung derjenigen Studenten, die die Eingangsphase schaffen, und damit eine Steigerung der Absolventenzahl - trotz mittelfristig eventuell sinkender Studentenzahlen. Derzeit kämen an der WU auf einen Professor 320 Studenten - das sei sogar im Österreich-Schnitt (121 Studenten auf einen Professor) ein "Wahnsinn". Wenn die WU jene 6.400 Euro pro Student wie die Fachhochschulen erhalten würde, müsste sie jährlich 173 Mio. Euro bekommen - "haben tun wir 100 Mio. Euro".
Das Ministerium hat Verständnis, die ÖH sieht es als Schikane.

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Schon weiter oben wurden Namen wie Chantal und Kevin erwähnt.

Dazu gibt's sogar eine Studie:

http://derstandard.at/1282273483953/Kev ... -Schulnote
Im letzten Jahr wurde ein Studie veröffentlicht, die untersuchte inwieweit der Vornamen die Sicht der Lehrer auf die Schüler beeinflusst (derStandard.at berichte). Dabei schnitte Kevin oder Chantal besonders schlecht ab. Inwieweit sich die Einstellung der Lehrer auf die Schulnoten der Lehrer auswirkte konnte nicht festgestellt werden, dieser Frage wurde nun in einer Folgestudie am Institut für Pädagogik der Uni Oldenburg.

Die Vornamen von Kindern können deren Schulnoten beeinflussen. Das haben deutsche Wissenschafter in einer Studie herausgefunden, bei der sie den Zusammenhang zwischen Namen und Notengebung analysierten. "Aufgaben, die unter dem Namen Maximilian verfasst wurden, erhielten zum Beispiel eine bessere Bewertung als die gleichen Aufgaben unter dem Namen Kevin", sagte die Betreuerin der Arbeit, Astrid Kaiser. Verfasst wurde die Studie von einer ihrer Studentinnen, die jedoch anonym bleiben möchte.

Für die Online-Studie hatten mehr als 200 Volksschullehrer Texte bewertet. Diese stammten zwar immer von demselben Kind, mal trug es aber einen mit Vorurteilen belasteten Vornamen wie Kevin, mal einen positiv empfundenen wie Maximilian.

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Jetzt mischt sogar der OGH in der Unipolitik mit:

http://steiermark.orf.at/stories/467833/
Die ÖH hatte dem Studenten an der Medizin-Universität Graz einen Musterprozess finanziert. Der Mann war 2005 bei einer Prüfung des ersten Studienabschnitts durchgefallen, hatte diese aber im darauffolgenden September bestanden.

Weil er den ersten Abschnitt verspätet abgeschlossen hatte, wurde er bei den Anmeldungen für Lehrveranstaltungen mit prüfungsimmanentem Charakter so weit hinten gereiht, dass er keine Chance auf einen der maximal 264 Plätze hatte. Der Student klagte daraufhin die Republik, die für alle Schäden haften sollte, die ihm durch die Studienverzögerung entstanden seien.
Er berief sich dabei auf das Universitätsgesetz (UG) - dieses erlaubt den Unis zwar, die Teilnahme an Lehrveranstaltungen an das Bestehen von Prüfungen zu knüpfen; gleichzeitig verlangt das Gesetz aber, dass "bei einer Anmeldung zurückgestellten Studierenden daraus keine Verlängerung der Studienzeit erwächst".
In zwei Instanzen verlor der Student: Sowohl das Landes- als auch das Oberlandesgericht Graz wiesen die Klage ab. Doch der OGH revidierte das Urteil unter Hinweis auf das UG, das den Studenten Schutz biete, ihre Ausbildung in Mindestzeit beenden zu können. Es gebe zwar kein subjektives Recht einer Person auf einen Studienplatz, doch Hochschulen seien verpflichtet, Studienverzögerungen zu vermeiden, argumentierten die Höchstrichter laut einem Artikel in der "Presse".

Allerdings erachtet der OGH es für möglich, "dass die Universität kein Verschulden trifft, wenn die Ansetzung von Parallel-Lehrveranstaltungen aus massiven wirtschaftlichen Gründen nicht zumutbar ist", wird der den Studenten vertretende Anwalt Andreas Ulrich von Jarolim Flitsch Rechtsanwälte zitiert. Diese Frage müsse nun das Landesgericht Graz klären, an das der OGH den Fall zurückverwies.
Jetzt ist also klar, was die Unis müss(t)en. Bleibt noch die (Beweis)Frage, ob in diesem Fall Verschulden vorliegt (und falls es mehr solcher Fälle geben wird, wird wohl auch das dort der Knackpunkt sein).
In einer Reaktion kann sich der Vorsitzende der Universitätenkonferenz, Hans Sünkel, "beim besten Willen nicht vorstellen", dass die Universitäten dazu verpflichtet werden, ihre Ressourcen umzuschichten, um genügend Studienplätze anzubieten: "Das wäre für die Unis ein Hammer, dies würde ein dramatisches Umdenken an jeder einzelnen Universität bedeuten."

Nach Ansicht Sünkels hätte eine solche Umschichtung "weitreichende Konsequenzen". Betroffen wären letztlich auch kleinere Fächer, wo die Studienbedingungen noch deutlich besser seien als in den Massenfächern. Befragt, ob die Unis im Fall der Umsetzung des Urteils die Republik klagen würden, um ausreichend Ressourcen für die notwendigen Studienplätze zu erhalten, wie es der Anwalt des klagenden Studenten den Unis nahelegte, antwortete Sünkel: "Was bliebe uns anderes übrig?"
Wer selbst klagen will, bekommt Hilfe von der ÖH:
Im Internet können Betroffene die ÖH mit der Behandlung ihres Falles betrauen, die Prozesskosten trägt die ÖH-Bundesvertretung. Voraussetzung für eine Klage ist laut ÖH, dass der Student in einer verpflichtenden Lehrveranstaltung mit beschränkter Teilnehmerzahl - Seminare oder andere Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht - trotz Erfüllung der formalen Teilnahmevoraussetzungen keinen Platz erhalten hat und ihm durch die Verlängerung des Studiums materielle Schäden (Verdienstentgang bei späterem Berufseintritt, Verlust von Beihilfen etc.) entstanden sind.

Weitere Kriterien: Die Uni hat keine Parallel-Veranstaltungen angeboten, auf die der Student hätte ausweichen können, und die Studienzeitverzögerung kann auch nicht durch Umschichtungen wie etwa Vorziehen anderer Lehrveranstaltungen aufgeholt werden.

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http://tirol.orf.at/stories/469952/
Der UMIT wurde die Akkreditierung des Doktoratsstudiums Gesundheitswissenschaften entzogen. Das teilte der für die Zulassung von Privatunis bzw. deren Studienprogrammen zuständige Akkreditierungsrat (ÖAR) mit.
Als Begründung für seine Entscheidung führte der Rat an, dass "angesichts der großen Zahl der Studierenden keine geeignete qualitative Betreuung in allen Phasen des Studiums gegeben" sei.

Darüber hinaus habe "die Begutachtung durch externe internationale Gutachter und Gutachterinnen ergeben, dass schwere Mängel sowohl in der Durchführung als auch in der wissenschaftlichen Ausrichtung des Studiums bestehen und damit die Vergleichbarkeit mit internationalen Standards nicht mehr gegeben war". Diese Missstände beträfen aber ausschließlich das Doktoratsstudium der Gesundheitswissenschaften und nicht die Studiengänge anderer Fachbereiche, so der Rat.

Die Entscheidung muss noch von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) genehmigt werden.
Für die jetzt Studierenden soll es eine Übergangslösung geben.

Und, ganz untypisch für Österreich, der Verantwortliche musste gehen.
ereits vor zwei Jahren hatte der Akkreditierungsrat etwas an UMIT-"Doktoratprogrammen" auszusetzen. Damals warb die Privatuni auf ihrer Homepage mit solchen, ohne diese akkreditiert zu haben - was den Rat "im Sinne des Konsumentenschutzes" auf den Plan rief.

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Irgendwie geht's in diesem Thread weniger um (Aus)Bildung als mehr um Bildungspolitik. Naja. Solange nicht zahlenmäßig relevante Mengen an unzufriedenen LeserInnen ihren Unmut äußern, mache ich mal weiter.
orf.at wrote:Eine „Akademikerabgabe“ soll die Probleme bei der Finanzierung der Hochschulen lösen. Diesen Vorschlag machte der deutsche Bildungsökonom Dieter Dohmen gestern Abend bei einer Veranstaltung der Universitätenkonferenz (uniko) in Wien. Hochschulabsolventen sollten sich verpflichten, befristet einen Prozentsatz ihres Einkommens an die jeweilige Uni zu bezahlen, schlug Dohmen vor, also quasi eine Studiengebühr im Nachhinein.

Uniko-Chef Hans Sünkel bezeichnete dieses Modell als durchaus „diskutierbar“, das Finanzierungsproblem der Unis könne aber „nur die öffentliche Hand lösen“. Das würden Studiengebühren - in welcher Form auch immer - alleine nicht schaffen.
Nach Gehalt staffeln

Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie in Berlin, ist überzeugt, dass die - etwa durch wachsenden Qualifizierungsbedarf - absehbaren Finanzierungsprobleme der Hochschulen nicht durch öffentliche Mittel alleine gelöst werden könnten. „Das ist in Zeiten der Krise unrealistisch.“ Deshalb sei eine private Beteiligung an der akademischen Ausbildung unumgänglich.

Für ihn sollten nach einem Bachelor-Studium 3,6 Prozent und nach einem Master-Studium sechs Prozent des monatlichen Einkommens an die jeweilige Hochschule bezahlt werden. „Wer dann 2.000 Euro verdient, zahlt monatlich 120 Euro, wer 5.000 Euro verdient, zahlt 300 Euro als Akademikerabgabe“, sagte Dohmen. Wird diese über sieben Jahre eingehoben, summierten sich die Einnahmen auf 10.000 bzw. 25.000 Euro.
Der Vorschlag ist per se ok, aber 3,6% des Einkommens ist nicht ganz ohne. Wobei man als Bachelor(ette) eh keinen Job kriegt.
Außerdem wäre es wohl hoffentlich netto, nicht brutto.

harald
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Ich finds nicht ok. Man hat durch sein Studium einen späteren Eintritt ins Berufsleben, muss Pensionszeiten nachkaufen (sofern es diese Möglichkeit überhaupt noch geben wird zu unserem Pensionierungszeitpunkt?) und jetzt werden wir wieder zur Kasse gebeten? Ich sehs nicht ein.
--Harald
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harald wrote:Ich finds nicht ok. Man hat durch sein Studium einen späteren Eintritt ins Berufsleben, muss Pensionszeiten nachkaufen (sofern es diese Möglichkeit überhaupt noch geben wird zu unserem Pensionierungszeitpunkt?) und jetzt werden wir wieder zur Kasse gebeten? Ich sehs nicht ein.
Ich bin zwar auch gegen Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen, aber ich gehe mal davon aus, dass es mittelfristig
1. entweder Studiengebühren in nennenswerter Höhe geben wird
2. oder viel weniger Plätze, um die die Leute raufen müssen
3. beides
geben wird. Das freut mich zwar auch nicht, aber vom jetzigen Wissensstand aus, gehe ich davon aus, dass der Zug der Zeit genau in diese Richtung fahren wird. Da fährt die Eisenbahn imho drüber.

Das folgende gilt natürlich nicht für alle Stuidenrichtungen im gleichen Umfang, aber mehr ist für einen Post nicht drinnen.

@2. Natürlich ist es ex ante besser, wenn - nur - die besten studieren können. Das Problem ist meiner Meinung nach in der Durchführung: Ich bezweifle, dass es für die meisten - geschweige denn alle - Studienrichtungen möglich ist, die notwendigen Fähigkeiten in einem mehrstündigen, fairen Test objektiv abzufragen.
Eine Beurteilung nach Step, also noch 1 - 3 Semestern, ob man das Studium überhaupt fortsetzen darf, fände ich noch ärger.
Davon abgesehen sind dann wieder Leute im Vorteil, die sich teure Paukerkurse leisten können, es gibt Wickel mit der EU und dann bedenke man noch, dass Frauen im Schnitt in Österreich wesentlich weniger bei Medizin erfolgreich waren als in der Schweiz - trotz identem Test.

Das führt meiner Meinung nach zu 1.): Die Entwicklung der letzten Jahre weist eindeutig in diese Richtung, es ist leichter zu handhaben etc etc.
Und wenn schon zahlen, dann finde ich es fairer - weil es arme Leute viel weniger benachteiligt - wenn man erst nach absolvierten Studium, wenn man dann (hoffentlich) besser verdient als ohne, einen - geringeren als vorgeschlagenen - Anteil seines Geldes abgibt.
An Details muss man noch feilen, zB genauer Anteil und Dauer, Boni für besonders gute/schnelle Studierenden, Möglichkeit sich vorab auf einmal für immer zu befreien, Umgehungsmöglichkeiten zu verhindern (zB man macht die letzte Prüfung nicht, geht aber trotzdem arbeiten) usw.

In a nutshell:
Studiengebühren und/oder Zugangsbeschränkungen sind nicht gut. Sie werden aber in der einen oder anderen Form kommen.
Und da ist meiner Meinung nach die am wenigsten schlimmste Form zu wählen.

harald
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Ich seh das anders.

Wir brauchen ein europaweit einheitliches Frequenzausgleichssystem, also einen Zahlungsausgleich nach Zahl der Studierenden der jeweiligen Nationalität.

Und wenn das erledigt ist, dann machen wir einen Schritt zurück von der Verschulung der Unis, welche nämlich die Ursache des Übels der überfüllten Hörsäle ist. (siehe zB Jus nach dem aktuellen Studienplan mit den vielen verpflichtenden PÜ).

Dann mag es in 5-6 Fächern vll. noch Probleme mit Laborplätzen geben, aber sonst glaub ich kaum, dass wir ein Problem hätten.
--Harald
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harald wrote:Ich seh das anders.
Wir brauchen ein europaweit einheitliches Frequenzausgleichssystem, also einen Zahlungsausgleich nach Zahl der Studierenden der jeweiligen Nationalität.
Und wenn das erledigt ist, dann machen wir einen Schritt zurück von der Verschulung der Unis, welche nämlich die Ursache des Übels der überfüllten Hörsäle ist. (siehe zB Jus nach dem aktuellen Studienplan mit den vielen verpflichtenden PÜ).
Dann mag es in 5-6 Fächern vll. noch Probleme mit Laborplätzen geben, aber sonst glaub ich kaum, dass wir ein Problem hätten.
Ich fänd das super, wenn du recht behälst.


http://derstandard.at/1285199535760/Deu ... n-nicht-ab
Studiengebühren schrecken offenbar nicht vom Studium ab und halten auch Studienberechtigte mit ausländischen Wurzeln oder aus Arbeiterfamilien nicht von den Hochschulen fern. Das zeigt eine aktuelle Studie des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, in der deutsche Bundesländer mit und ohne Studiengebühren verglichen wurden.
So steigen in Deutschland seit Jahren die Studienanfängerzahlen - gleich, ob ein Bundesland Studiengebühren einhebt oder nicht. Erstmals seit mehr als 20 Jahren nimmt in unserem Nachbarland auch der Anteil von Studierenden mit einem schwierigen sozioökonomischen Hintergrund wieder zu, ebenfalls unabhängig davon, ob es in einem Bundesland Gebühren gibt oder nicht.
In der Studie wurden die deutschen Bundesländer anhand von acht Indikatoren verglichen, etwa Entwicklung der Studierendenzahlen, Wanderungsbewegungen zwischen den Bundesländern, Anteil der Studienanfänger an allen Studienberechtigten, Anteil von Studenten mit niedriger oder mittlerer sozialer Herkunft oder ausländischen Wurzeln. Laut Stiferverband gehört Hamburg zu den Siegern des Länderchecks. Dort konnten trotz Studiengebühren nicht nur besonders viele Studierende, sondern auch vermehrt Studenten aus benachteiligten Schichten an die Hochschulen gelockt werden. Schlusslichter bei der Studierendenentwicklung sind die gebührenfreien Länder Bremen und Rheinland-Pfalz sowie das Gebührenland Niedersachsen.

"Die Studie widerlegt viele Argumente von Gebührenkritikern", meinte Schlüter. Eine Abschaffung der Studiengebühren bedeute nicht, dass mehr Studierende aus allen sozialen Schichten an die Hochschulen kommen würden. Sozial benachteiligte Studierende würden am meisten von einer Erhöhung der Stipendien (in Deutschland Unterstützung nach Bundesausbildungsförderungsgesetz, BAföG, Anm.) profitieren. Für alle Studierenden sei eine gute Ausstattung ihrer Hochschulen wichtig. Zu deren Finanzierung würden Studiengebühren einen wichtigen Beitrag leisten.
Hm. Tja. Ganz glauben will ich's nicht, aber was ich halt drüber weiß weckt auf die Schnelle keinen berechtigten Zweifel.

Übrigens hat jetzt auch Broukal gesagt, da die SPÖ eh auch nix für den freien Unizugang macht, soll man ihn gleich über Bord schmeißen.

Und noch ein Themenwechsel: Ein Viertel der Studierenden konsumiert Alkohol in gesundheitsgefährdenden Ausmaß.

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Heute war die Wissenschaftsministerin, Prof B. Karl in der Pressestunde.

Abgesehen von mehreren Frontalangriffen auf die ÖH und den üblichen Allgemeinplätzen, die zu erwarten waren, hat sie wieder die Trommel für die Studiengebühren - allenfalls in Form von Prüfungsgebühren (die wären mir wenn es schon sein muss lieber) - gerührt, aber zugegeben, dass sie wohl wegen der SPÖ nix werden.

Außerdem sollen sich die Privaten mehr einbringen, zB mehr Stiftungsprofessoren und so wie in Graz halt, wo es ein Frank Stronach Institut auf der TU gibt.

Den Bachelor hat sie in den höchsten Tönen gelobt, hat sich aber etwas selbst in die Enge geredet, als sie dann mehr oder minder gesagt hat, der Bachelor könne nicht weniger als vorher, aber er soll ein Master-Studium entsprechend seinem Job machen.
Das Master-Studium soll jedenfalls berufsbegleitend sein. Nimm das, Powi-Masterstudium Wien.

Die große Neuerung imho ist eine Vorschau auf das ÖVP-Bildungsprogramm. Soweit sie das sagt, fordern sie ein Gymnasium für alle mit Leistungsstufen. Gesamtschule darf man es aber nicht nennen, weil es eben ein Gymnasium für alle mit Leistungsstufen(/gruppen) ist, und daher etwas gaaanz anderes als das, was die SPÖ seit langem fordert. Wobei die Karl nicht sagt, wie man es nennen soll, aber jedenfalls nicht Gesamtschule. Da müsste der Pröll sonst weinen.


Im Hohen Haus nachher sagt Cortolezzis- Schlager, sie will ab 2013 500 Euro pro Semester als Studiengebühren.
Dort befetzt sie sich mit dem Graf, und der meint der ganze ÖVP Klub habe sich ~400 000 Euro Studienbeiträge erspart, weil die halt vorher studiert haben, und sie sollen blechen. Den Bachalor findet er auch schlimm (aber sicher nur, weil er kein Englisch kann).

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http://science.orf.at/stories/1667596/
Die Familienbeihilfe soll künftig nur noch bis zum 24. Geburtstag ausbezahlt werden, weil - zumindest nach Meinung der Regierung - mit diesem Alter ein Erststudium abgeschlossen sein sollte.
Im Studienjahr 2008/09 haben [...]22.162 Studenten an einer Universität ihr Studium abgeschlossen (Erstabschluss). Davon waren 3.660 bzw. 16,5 Prozent jünger als 24 Jahre.
Ein weiteres Viertel (6.006 bzw. 27,1 Prozent) schaffte den Abschluss mit 24 oder 25 Jahren - also vor Ende der derzeitigen Bezugsdauer der Familienbehilfe, die bisher bis zum 26. Geburtstag ausbezahlt wurde. Das Gros der Absolventen (9.700 bzw. 44 Prozent) war älter als 25 Jahre.

Allerdings waren 2008/09 zahlreiche Studien noch nicht lange auf das neue System mit Bachelor- und Masterabschlüssen umgestellt, sodass in den folgenden Jahren mit einem Anstieg von jüngeren Absolventen zu rechnen ist. Mittlerweile sind 83,6 Prozent der Studien (810 von 969) an den Unis als Bachelor- bzw. Masterstudien eingerichtet.
Ich war - trotz 9monatigen Aufenthalt beim Bundesheer - bei meinem ersten Diplomabschluss unter 24. Ich habe allerdings auch einen 4jährigen Schultyp besucht, sonst hätte ich das nicht geschafft.

Ganz zu schweigen von anderen Studienrichtungen:
So haben die Studien Human-, Zahn- und Veterinärmedizin eine Regeldauer von zwölf Semestern, also sechs Jahren. Ingenieurwissenschaftliche Studien wie Mechatronik, Werkstoffwissenschaften oder "Wirtschaftsingenieurwesen - Technische Chemie" sind in minimal zehn Semestern zu bewältigen. Auch viele andere Ingenieur- und Naturwissenschaftliche haben als Diplomstudium zehn Semester Mindeststudiendauer. Zum Teil werden sie allerdings bereits als Bachelor- und Masterstudium angeboten, der Erstabschluss ist dann bereits nach sechs Semestern zu erreichen. Dazu zählen u.a. Architektur, Elektrotechnik, Informatik, Chemie, Mathematik oder Physik. Auch zahlreiche künstlerische Studien haben eine deutlich längere Regelstudiendauer, sofern sie noch nicht auf Bachelor und Master umgestellt wurden, etwa Gitarre, Orgel oder Violine mit 16 Semestern Mindeststudiendauer.

Doch diese Regelstudienzeiten sind graue Theorie, in der Praxis studiert man üblicherweise deutlich länger. So lag die durchschnittliche Studiendauer für ein Bachelorstudium 2007/08 (letzte verfügbare Daten) bei 7,7 Semestern, für ein Diplomstudium bei 12,3 Semestern.

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http://derstandard.at/1288659453502/Par ... ntenklagen
Im Juli hat ein Beschluss des Obersten Gerichtshof (OGH) für Aufsehen gesorgt. Einem Medizin-Studenten, der die Republik Österreich auf Schadenersatz klagte, wurde Recht gegeben weil er keinen Platz in einer Lehrveranstaltung bekam und sein Studium deshalb länger dauern wird. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) forderte daraufhin Studierende auf, ebenfalls eine Schadenersatzklage wegen Studienzeitverzögerung einzubringen.

Die Bundesregierung will nun einer Klagsflut entgehen. Sie will im Zuge der Budgetbegleitgesetzte das Universitätsgesetz ändern. Derzeit steht dort, dass „zu beachten" ist, dass "bei einer Anmeldung zurückgestellten Studierenden daraus keine Verlängerung der Studienzeit erwächst". Im Klartext: Wenn man eine Lehrveranstaltung nicht besuchen kann, weil nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen angeboten wird, darf dies keine Verlängerung des Studiums nach sich ziehen.
Falls es mehr Anmeldungen als Plätze gibt, sind laut Gesetz "Parallellehrveranstaltungen" anzubieten. Dieser Absatz, auf den sich das OGH-Urteil vom Sommer vor allem beruft, soll nun abgeschwächt werden. In der vorgeschlagenen Fassung, die derStandard.at vorliegt, heißt es nun nur mehr, dass die Studienzeit "nach Möglichkeit" nicht verlängert werden soll. Parallellehrveranstaltungen sind nur mehr "nach Maßgabe der budgetären Bedeckbarkeit" einzurichten.
Verfassungsexperte Bernd-Christian Funk sieht die Änderungen des Universitätsgesetzes vor allem als "Notbremse" aufgrund der fehlenden budgetären Mittel. "Meiner persönlichen Ansicht nach ist das bildungspolitisch fragwürdig. Hier werden die Versäumnisse verdeckt, das ist eine Strategie des Abputzens", sagt Funk zu derStandard.at.
Welchen Weg Wissenschaftsministerin Beatrix Karl einschlagen will, ist kein Geheimnis. Sie spricht sich schon seit Beginn ihrer Amtszeit für Studienbeschränkungen und Studiengebühren aus. Längerfristig strebt man im Wissenschaftsministerium zudem eine Studienplatzfinanzierung an.
Trotz der aktuellen Gesetzesänderung ist eine Klage gegen die Republik Österreich aufgrund von Studienzeitverzögerung aber weiterhin möglich "Die Haftung des Bundes wird durch diesen Entwurf nicht aufgehoben, der Haftungsmaßstab wird allerdings geringer", sagt der Jurist Funk. Den Beweis zu erbringen, dass die Universität alles Mögliche getan hat, um eine Verlängerung des Studiums zu verhindern, wird schwieriger. "Es ist eine Haftungserleichterung zu Gunsten des Bundes, aber alles, was der OGH in seinem Urteil gesagt hat, bleibt aufrecht", so der Verfassungsexperte.
na bitte! wrote:Die Regierung ist sich also klar, dass es auch ohne Verschulden der Studenten nicht immer möglich das Studium in der Mindestzeit abzuschließen, aber gleichzeitig soll die Familienbeihilfe für alle gestrichen werden die über der Mindestzeit liegen weil es für fleißige Studenten ja immer möglich ist in der Mindestzeit abzuschließen.

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dejost wrote:Ich war - trotz 9monatigen Aufenthalt beim Bundesheer - bei meinem ersten Diplomabschluss unter 24. Ich habe allerdings auch einen 4jährigen Schultyp besucht, sonst hätte ich das nicht geschafft.

Ganz zu schweigen von anderen Studienrichtungen
Tja, mir ist das auch gelungen. Aber wir hatten auch einen Studienplan, der uns das im Vergleich zu jenen davor und danach recht einfach gemacht hat.

Immerhin gab es kein VWL und Soziologie mehr, und wir mussten auch nicht aus jedem Fach verpflichtend eine PÜ machen! Gerade Letzteres ist bei 1.300 neu anfangenden Jusstudenten tödlich für den eigenen Zeitplan!
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http://www.profil.at/articles/1026/560/ ... akademiker

Ein netter Artikel des Profils, wie man als hochrangiger Polizist legal einen österreichischen Bachelor of Arts in ca 6 Wochenendseminaren bekommt. Falls das für mich auch geht, ein Zweitbachelor macht sich immer gut auf der Visitenkarte.

Ob man einen Zusammenhang zur geringen Akzeptanz des Bachelors in Wirtschaft und öffentlicher Dienst herstellen kann, bleibt den geneigten LeserInnen überlassen.

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http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=1301
Bizarre Bestätigung [der schlechten Ergebnisse des PISA-Test puncto Lesefähigkeit] erfährt diese Feststellung durch einen Fall aus Niederösterreich: Dort kündigte eine Mutter an, die Republik klagen zu wollen, weil ihre Kinder (inzwischen im Gymnasium!) die Volksschule positiv abgeschlossen haben, obwohl sie nicht lesen konnten. Das wirft gleich zwei Grundsatzfragen auf. Wie kann, erstens, das Vollversagen einer Volksschule erklärt werden, von der ja wohl erwartet werden darf, dass sie innerhalb von vier Jahren den Kindern verlässliche Grundfähigkeiten in Rechnen, Schreiben und Lesen vermittelt? Und was ist, zweitens, mit einer Mutter los, die nicht mitbekommt oder – noch schlimmer – ignoriert, dass ihre Kinder Analphabeten sind?

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http://bmwf.gv.at/print/startseite/wiss ... che_grade/

Das ist die (regelmäßig) überarbeitete Broschüre des Ministeriums, wie man welche akademischen Grade führen darf/soll.

Wieso poste ich das?
Weil auch akademische Frage von vielen anderen EU-Ländern erwähnt sind, und die wenigsten haben Bachelor- und Master-Titel, sondern haben ihre Titel einfach völlig anders genannt. Bologna scheint echt zu funktionieren.

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Hihi, auf der Seite war ich letztens dienstlich, weil ich unserem Amtswirtschaftsstellenleiter erklärt hat, wie man akademische Titel auf den Türtafeln richtig schreibt und wo sie stehen müssen!
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http://orf.at/stories/2054055/2054051/
Das Ziel war klar: Bis 2010 sollte der Anteil der Schüler mit geringer Lesekompetenz EU-weit um ein Fünftel auf 17 Prozent sinken. Nach den vergleichbaren PISA-Zahlen lag der Anteil 2009 aber für die EU noch bei 20 Prozent, in Österreich sogar bei 27,5 Prozent. Nur Bulgarien und Rumänien liegen noch schlechter.

Gegenüber dem Jahr 2000 hat sich die Lesefähigkeit gleich in einer ganzen Reihe von Ländern verschlechtert. Neben Tschechien, Irland, Spanien, Frankreich, Italien und Schweden verlor auch das Bildungsvorzeigeland Finnland hier an Boden. Aber nirgendwo war der Zuwachs so stark wie in Österreich. 2000 lag der Anteil der heimischen leseschwachen Schüler noch bei 19,3 Prozent - das ergibt einen Anstieg um 8,2 Prozent.
ProzentPUNKTE. Ich find das besonders peinlich, wenn man in einem Artikel, wo es um Bildung usw geht, nicht mal das richtig hinbekommt.
Dagegen kann Österreich auf den Anteil von Personen in der Erwachsenenbildung stolz sein. Sollten laut den Zielen in der EU im Jahr 2010 im Durchschnitt 12,5 Prozent der Erwachsenen eine Weiterbildung beginnen, sind es tatsächlich nur 9,3 Prozent. In Österreich liegt die Rate mit 13,8 Prozent sogar über der Zielvorgabe.
Bis 2020 hat sich die EU weitere fünf „Benchmarks“ gesetzt. So soll der Anteil frühzeitiger Schul- und Ausbildungsabgänger weiterhin unter zehn Prozent betragen. Der Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit einem Hochschulabschluss sollte bei mindestens 40 Prozent liegen. Diese beiden Ziele sind auch Bestandteil der EU-Wirtschaftsstrategie „Europa 2020“.

Darüber hinaus sollen mindestens 95 Prozent der Kinder zwischen vier Jahren und dem Beginn des Pflichtschulalters an frühkindlicher Bildung teilhaben (derzeit EU-weit 92,3 Prozent, in Österreich 90,3 Prozent). Der Anteil der 15-Jährigen mit unzureichenden Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sollte weniger als 15 Prozent betragen (aktuell in der EU 20 Prozent). Im Durchschnitt sollten bis 2020 mindestens 15 Prozent der Erwachsenen am lebenslangen Lernen teilnehmen.

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Einen neuen Minister gibt es seit kurzem, Töchterle vormals Rektor der Uni Innsbruck.
Er hat sich schon deutlich für Studiengebühren und Aufnahmebedingungen ausgesprochen (aber soweit ich das mitbekommen habe, noch unkonkret)

http://derstandard.at/1303291525159/der ... -kostenlos
Ein Interview mit einem Boku-Professor, der trotz Emeritierung freiwillig ohne (zusätzliche) Bezahlungen Vorlesungen hält, Arbeiten betreut usw, weil er halt seine Uni unterstützen will. Meine Lieblingsstelle ist aber folgende:
Personalmanager und Headhunter haben mir vor zwei Jahren noch erzählt, wenn sie einen Absolventen brauchen, der ein Team führen kann, holen sie sich diesen nur im mitteleuropäischen Raum, weil diese Leute gelernt haben, eigenständig zu denken. Im Studium waren diese Leute gezwungen eigenständig zu arbeiten um weiterzukommen. Die Bachelor-Absolventen aus dem angloamerikanischen Raum können Unternehmen nicht universell einsetzen. Sie arbeiten am besten in Teams unter einer entsprechenden Leitung.

derStandard.at: Jene, die im alten Studienplan vor Einführung des Bachelorstudiums studiert haben, halten Sie für selbstständiger?

Blum: Absolventen des alten Diplomstudiums sind absolut selbstständiger. Ihnen muss nichts vorgekaut werden und sie werden nicht durch ein verschultes Bachelorstudium durchgezogen. Man hatte mehr Freiräume, konnte seine eigenen Interessen besser verfolgen. Die Leute wissen auch gar nicht so genau, was sie mit dem Bachelor machen sollen. Der Titel ist kaum anerkannt. Der Bologna-Studienplan ist noch immer nicht optimal aufgezogen.
Man hat uns ein sehr aufwändiges System aufgedrängt, das uns sehr hohe Personalkapazitäten abverlangt. Die dafür zusätzlichen finanziellen Mittel stellt man uns jedoch nicht zur Verfügung. Man hätte sich bei der Einführung stärker zu Wehr setzen müssen. Das Problem ist, die Leute hatten keine Erfahrung mit Bologna, sie wussten nicht, was auf sie zukommt.

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dejost wrote:http://orf.at/stories/2054055/2054051/
Das Ziel war klar: Bis 2010 sollte der Anteil der Schüler mit geringer Lesekompetenz EU-weit um ein Fünftel auf 17 Prozent sinken. Nach den vergleichbaren PISA-Zahlen lag der Anteil 2009 aber für die EU noch bei 20 Prozent, in Österreich sogar bei 27,5 Prozent. Nur Bulgarien und Rumänien liegen noch schlechter.
Da denk ich immer an Eulish: http://www.youtube.com/watch?v=Tw1kCMQg4zQ

@Alter Studienplan: Ja, dass die Selbständigkeit abnimmt stelle ich auch immer öfter fest!
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http://news.orf.at/stories/2084114/
Auch am Unterricht für angehende Hotel- und Gastgewerbeassistenten hat die ÖHV so einiges auszusetzen: Tatsächlich erläuterten die aktuellen Lehrbücher die Vorteile von Faxvorlagen, etwa, dass das Schriftstück „nicht zuerst ausgedruckt und anschließend gefaxt werden“ müsse. HGA-Lehrlinge würden weiters darauf hingewiesen, dass KMU „wohl die Anschaffung eines Internetzugangs in den nächsten Jahren planen müssen“.
:n4:

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Niemand anderer als Heinz Mayer hat nunmehr im Auftrag des Wissenschaftsministers ein Gutachten geschrieben, welches zum Schluss kommt, aufgrund der Rechtslage in Zusammenwirken mit der Teilaufhebung der selben durch den VfGH (die Verfassungswidrigkeit der Verordnung war schon recht auffällig), könnten nunmehr die Unis die Studiengebühren selbst einheben, und zwar in beliebiger Höhe.

Auch andere Experten Funk und Poier (den icfh aber zugegebenermaßen nicht kenne) geben Mayer im Wesentlichen recht, Lukas (den ich auch nicht kenne) widerspricht zwar nicht, sagt aber es sei unverantwortlich, weil man so auf unsicherer Rechtslage ein Studiengebührensystem aufbaue.
Der Vorwurf der unsicheren Rechtslage ist sicher richtig, aber ist daran Heinz Mayer oder Politik/Gesetzgeber schuld?

http://salzburg.orf.at/news/stories/2506056/

Schmidinger, der Präsident der Uniko, überrascht eher mit nicht sehr weisen Aussagen:
Denn erstens machen die Studiengebühren nicht einmal zehn Prozent des Unibudgets aus und würden daher das Kraut nicht fett machen.
Naja, erstens mal dürfen die Unis ja jetzt auch höhere (oder niedrigere) Studiengebühren eingeben, zu behaupten diese - der Höhe nach unbestimmten - Gebühren wären 10% des Budgets erscheint nicht der eigenen Überzeugungskraft förderlich.
Und zweitens sei ein Gutachten eben nur ein Gutachten und kein Gesetz und biete daher keine Rechtssicherheit, argumentiert Rektor Heinrich Schmidinger."Die Universitäten können nicht auf Basis der Meinung eines einzelnen Juristen handeln. Wir brauchen Rechtssicherheit, also eine klare Feststellung."
Erstens, der Heinz Mayer kann nix für die verkorkste Rechtslage. Zweitens haben ihm andere Experten recht gegeben. Drittens sollten WissenschafterInnen allenfalls selbst sich einen Eindruck von der Richtigkeit eines Gutachtens machen können - eigene Meinung bilden ist immer noch am besten. Und vor allem viertens: Verkorkste Rechtslage und Gutachten ist immer noch viel mehr Rechtssicherheit als verkorkste Rechtslage allein.

In Folge folgt ein Aufruf an die Politik, doch gefälligst was zu machen.

ÖH ist natürlich voll gegen Studiengebühren.
Eine Demonstration dagegen gab es auch schon.

http://derstandard.at/1318726141169/Nac ... ngebuehren

Einige Unis umarmen hingegen die Uniautonomie.
An der Technischen Universität Graz und der MedUni-Wien ist man über die aktuellen Entwicklungen erfreut und plant schon konkrete Schritte.
Ein Studienjahr an der TU würde pro Kopf 15.000 bis 20.000 Euro kosten. Studiengebühren von 500 Euro pro Semester, also 1.000 Euro pro Jahr[...]
Die TU will aber auch weitere Studierendengruppen von den Gebühren befreien.
Die Studiengebühren seien allerdings nur eine von vielen Baustellen der Hochschulpolitik. Die Politik müsse trotzdem die Finanzierungsfrage klären: "Sonst müssen wir schon bald einige Institute zusperren".
WU freut sich auch.
MedUniWien wird sich eine eigene (Rechts-)Meinung bilden und voraussichtlich am WiSe 2012 Beiträge einheben, Höhe unbekannt.

Andere Unis sind skeptischer bzw überhaupt dagegen, selbst über Gebühren befinden zu müssen.

http://derstandard.at/1318726220079/Stu ... nter-Druck
In der Diskussion um Studiengebühren wehrt sich Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle gegen den Vorwurf, den Koalitionspartner SPÖ mit einem Rechtsgutachten unter Druck setzen zu wollen. "Es ist überhaupt kein Machtspiel", betonte Töchterle
Ah, ok. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen?

Unterm Strich sind aber alle entweder gegen Studiengebühren oder für soziale Studiengebühren, wobei eigentlich nie klar wird, wie das dann genau funktionieren soll.

edit:
http://derstandard.at/1318726280757/Stu ... -Gutachten
Zu einer gänzlich anderen Ansicht als Jurist Heinz Mayer kommt der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes
Bei Mayers Gutachten entstehe "das zumindest merkwürdige Ergebnis", dass die gesetzliche Studienbeitragsregelung "wegen punktueller Determinierungsmängel praktisch zur Gänze beseitigt" worden sei und nun eine "autonome Rechtssetzung durch die Universitäten" ohne jegliche gesetzliche Determinierung möglich geworden sein soll. Laut Verfassungsdienst verlange der VfGH aber "gerade für das Studienbeitragsrecht eine besonders genaue gesetzliche Determinierung".

Auch wenn man der Argumentation Mayers folgt und "innerhalb eines nicht determinierungsbedürftigen gesetzlichen Rahmens Handlungsfreiheit der Universitäten annimmt", wie es in der Stellungnahme heißt, ist es für den Verfassungsdienst "zweifelhaft", "ob der nach der Aufhebung verbleibende 'Rahmen' Raum für autonome Festsetzung von Studiengebühren lässt"
Naja, ohne die Gutachten zu lesen ist es wohl schwierig sich eine eigene Meinung zu bilden. Im Zweifel glaube ich dem Heinzi Mayer (angeblich mehr ein Roter als ein Schwarzer, auch wenn ich es kaum glaube) mehr als dem Verfassungsdienst des Bundeskanzlers, der wie bekannt klar gegen Studiengebühren ist.
"Keine wesentlichen Argumente" für Zweifel am Gutachten von Heinz Mayer kann Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) in der heutigen Stellungnahme des Verfassungsdienstes an den Bundeskanzler erkennen. Dieser war zu einer anderen Ansicht als Mayer gelangt und erachtet eine "gesetzliche Grundlage" als notwendig für das Einheben von Studienbeiträgen. Gegenüber der APA betonte Töchterle nun, Mayer sei "der beste Kenner der Materie, sein Gutachten hat für uns Gewicht und wurde auch von mehreren Experten bestätigt". Wenn das Ergebnis des Verfassungsdienstes etwas zeige, so der Minister, dann "jedenfalls, dass es zur Herstellung völliger Rechtssicherheit eine Neuregelung braucht, der sich die SPÖ bisher aber verschließt".
ÖH vermeint nun auch, dass Mayers Gutachten nicht halten wird.

Wie's weiter geht?
Keine Ahnung, es bleibt aber spannend.

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http://orf.at/stories/2083915/2083914/
Industriebetriebe etwa sagen, dass der Großteil der Lehrlinge die Anforderung schlicht nicht erfüllen und grundlegende Fähigkeiten wie sinnerfassendes Lesen und mathematische Fertigkeiten nicht mitbringen. Die österreichische Hotellerie wiederum kritisiert, der Unterrichtsstoff in den Berufsschulen sei teils antiquiert und berufsbildende höhere Schulen und Fachhochschulen würden am Markt vorbei ausbilden.
Viele Beschwerden gibt es jedoch auch vonseiten der Lehrlinge, wie eine Wien-weite Umfrage unter allen Branchen zeigt: Sie fühlen sich schlecht betreut, ungerecht behandelt und beklagen, dass sich der Ausbildner zu wenig Zeit für sie nimmt. Die Konsequenz: Nicht einmal die Hälfte der 750 Befragten will nach Abschluss der Lehrzeit in dem Betrieb weiterarbeiten.
Wolfgang Bamberg, Sprecher der Organisation Jugend am Werk, sieht im Bereich der Bildung vieler Lehrlinge „sicher einen Nachholbedarf“. „Da verstehen wir die Betriebe schon“, sagte er gegenüber ORF.at. Bamberg, in dessen Organisation Lehrlinge ausgebildet werden, die auf dem freien Arbeitsmarkt keine Lehrstelle bekommen haben, bestätigt jedoch auch, dass in vielen Betrieben „etwas falsch läuft“. Viele Lehrlinge würden für einfache Hilfsarbeiten abgetreten, anstatt tatsächlich ausgebildet zu werden.
Als einen wichtigen Auslöser für die sinkenden Lehrlingszahlen sieht Bamberg das schlechte Image von Lehrberufen. Dieser Ausbildungsweg werde von vielen „als letzten Ausweg, als unterster Ast der Bildung“ gesehen. „Da gibt es oft ein völlig falsches Bild - viele wissen einfach nicht, dass die Verdienstmöglichkeiten mit einem Lehrberuf höher sein können als mit einer Matura“
Aus Mangel an Informationen darüber, wie breit die Berufspalette für Lehrlinge ist, drängen Jugendliche in dieselben Berufe, sagte Bamberg. Das alte Rollenbild sei noch immer präsent: Mädchen wollen vor allem als Frisörin arbeiten, Buben als Mechaniker. Was Firmen jedoch ganz stark suchen, seien derzeit aber zum Beispiel Installateure, so Bamberg. Durch die aktuelle Arbeitsmarktsituation sei es auch schwieriger, Bürojobs zu vermitteln, da die Lehrlinge in diesem Bereich nicht selten mit überqualifizierten Akademikern konkurrieren.
Immer weniger seien außerdem bereit, sich für anstrengende Tätigkeiten bzw. Jobs zu entscheiden, bei denen man schmutzig wird, früh aufstehen oder am Wochenende arbeiten muss.
Auch Jürgen Michlmayr, Vorsitzender der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), fordert strengere Qualitätsmaßstäbe: Aus seiner Sicht sind Lehrlinge deshalb oft unzufrieden, weil viele Betriebe nicht nach der Ausbildungsordnung ausbilden. Und während auf der einen Seite Lehrlinge zum Beispiel im Baugewerbe als billige Hilfskräfte gesehen und dementsprechend behandelt werden, verlangten auf der anderen Seite viele Unternehmer zu viel von den Lehrlingen: „Das kann keine fertige Fachkraft sein, von Anfang an“, so Michlmayr. Es werde oft übersehen, dass es sich bei einer Lehre um ein Ausbildungsverhältnis handle.

Die ÖGJ setzt sich für die Einführung einer Teilprüfung ein, die auf die Lehrabschlussprüfung angerechnet werden würde. „Damit sieht der Lehrling, wo er um die Mitte der Lehrzeit steht, und gleichzeitig kann man auch erkennen, ob die Betriebe eine qualitativ gute Ausbildung anbieten“

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http://orf.at/#/stories/2093277/
Die uniko-Plenarversammlung hat deshalb beschlossen, die Studiengebühren selbst zu regeln: Im Sommersemester werden alle Studenten gratis die Uni besuchen können, wegen der Fristen sei eine Gebühreneinhebung nämlich nicht mehr möglich. Ab Herbst 2012 werden jene Unis, die es anders „wirtschaftlich nicht durchhalten“, wie bisher Studiengebühren einheben.

Die Regierung hatte zwar für die Reparatur des Studiengebührengesetzes vom VfGH Zeit bis zum 29. Februar bekommen, mit der Einhebung für das Sommersemester wird aber schon in zwei Wochen begonnen. Eine fristgerechte Änderung wäre daher selbst bei einer Einigung der Regierungspartner, die laut Schmidinger seit heute definitiv auszuschließen ist, nicht mehr möglich.
Studiengebühren ante portas?

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Wieder so eine Sache, die auch in den Polit-Thread passt, aber halt auch hier:

http://orf.at/stories/2102192/2102195/
Beim Schuleintritt seines Kindes ins Gymnasium fand Thomas Abendroth die Klasse in einem erbärmlichen Zustand vor: verdreckte Wände mit Schrammen, Löcher in der abgehängten Zwischendecke, keine Garderobe (in der ganzen Schule nicht) und fehlende Vorhänge trotz sonnenseitiger Lage.
Abendroth erklärte, dass vonseiten der Schule gleich einmal die Eltern angesprochen wurden: „Schon beim ersten Elternabend, noch vor Schulbeginn, hat es geheißen, dass die Eltern den Klassenraum herrichten sollen. Das sei so eine Art Tradition - die vorhergehenden Eltern hätten es ja auch gemacht.“
Tradition? Eher System.
Dabei handelt es sich keinesfalls um einen Einzelfall, kritisiert Theodor Saverschel, Präsident des Bundesverbands der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen. Es gebe keine verbindlichen Regeln, wie ein Klassenzimmer auszusehen habe. Und die Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Schulen sei vielen Beteiligten unklar. Eine Stelle verweise auf die andere.
Aber - siehe unten - zu unrecht!
„Im Prinzip ist es wirklich so, dass sich viele Eltern denken: ‚Gut, bevor ich da jetzt lange hin und her diskutiere, mache ich es lieber gleich selbst - oder stecke Geld hinein und lasse es machen.‘ Damit hat das System einen tollen Reibach gemacht.“ Immerhin wollen viele Eltern nicht hinnehmen, dass ihre Kinder fünf Tage pro Woche in einer hässlichen Umgebung verbringen müssen.
Laut dem zuständigen Sektionschef im Unterrichtsministerium, Kurt Nekula, würden den Landesschulräten für Bundesschulen pro Jahr 50 Millionen Euro zugeteilt, bei Landesschulen seien die Gemeinden zuständig. Von Unklarheit könne keine Rede sein. Die Budgets wären aber begrenzt.

Die Eltern sieht Nekula jedenfalls nicht in der Pflicht
Andere Schulen werden auch erwähnt, wo dann die Schule die Farbe und die Eltern die Arbeitsleistung beibringen etc. Auch gibt es Ausführungen, wie wichtig eine entsprechende Umgebung für den Lernerfolg ist usw.
Selbst ohne Renovierungsmaßnahmen müssten Eltern im Durchschnitt mittlerweile über 800 Euro pro Jahr und Schulkind für Auslagen berappen, die eigentlich durch Steuern abgedeckt werden sollten - Stichwort Kopien von Unterrichtsmaterialien.
Erwähnt wird auch, dass unter solchen Bedingungen die Ganztagsschule unvorstellbar ist.

Da rennen sie bei mir offene Türen ein. Wie soll denn plötzlich der notwendige Platz für die Ganztagsschule herbeigeschafft werden, von dessen offensichtlich desolaten Zustand ganz zu schweigen. Schulneubauten berücksichtigen das vielleicht, aber was ist mit den bestehenden?

Wäre ich als Elternteil in der Situation würde ich mich auch beteiligen, denn natürlich ist mir auch wichtig, dass meine Nachkommenschaft in einer halbwegs akzeptablen Umgebung (Aus)Bildung erwirbt.
Allerdings würde ich mich am Staat regressieren (es wäre noch zu klären ob Bund oder Land zuständig sind und ob Zivilgerichte oder VfGH, aber das lässt sich alles feststellen).


Heute morgen im Radio, unabhänig vom obigen, hörte ich von einem KindergartenpädagogInnen- Mangel, da nur 10% von denen, die den Schultyp besuchen, nachher tatsächlich in Kindergärten arbeiten. Es soll ja - aber das heißt es auch schon länger - die Ausbildund bakkalaureisiert werden, was aber auch erst später Wirkung zeitigen wird.

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http://wien.orf.at/news/stories/2527731/
Lehrlinge, die bei ihrer Abschlussprüfung erstmals eine Fräsmaschine sehen, oder Dinge gefragt werden, die sie noch nie gehört haben: 52 Prozent der Installateur-Lehrlinge scheitern bei der Lehrabschluss-Prüfung, 48 Prozent bei den Kfz-Mechanikern. Bei Malern und Anstreichern sind es sogar 60 Prozent. Über alle Berufe hinweg schaffen 17 Prozent der Wiener Lehrlinge die Prüfung nicht.
Prinzipiell gehe es um die Frage, wie es sein könne, dass jemand drei Jahre lang einen Beruf lernt und niemandem falle auf, dass der junge Mensch gar nicht fähig ist, den Beruf auszuüben, so Peschek[Junggewerkschafter, SPÖ]. Er forderte daher abgesicherte Qualitätsstandards in der Ausbildung, „wo man von Anfang an weiß, was kommt wann auf einen zu“, also fixe betriebliche Ausbildungspläne und mehr Gespräche über den Fortschritt der Jugendlichen. Auch die Berufsschulzeit müsste bewertet werden, um allfällige Defizite ausmerzen zu können.
Eine Arbeitsgruppe wurde schon einberufen.

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http://wien.orf.at/news/stories/2551907/
Jeder fünfte Wiener Volksschüler hat im Abschlusszeugnis der vierten Klasse ein Sehr gut oder Gut im Fach Deutsch erhalten, obwohl er große Probleme beim Lesen hat. Das zeigt eine Detailauswertung der Ergebnisse des Wiener Lesetests.
Insgesamt wurden 21 Prozent der Kinder in der vierten Klasse Volksschule in die Gruppe jener eingeordnet, die ein sehr geringes Leseverständnis haben.
Außerdem präsentierte Haider Detailergebnisse der internationalen Bildungsvergleichsstudie PIRLS 2006 zu den Lesefähigkeiten von Volksschülern: Demnach haben bei gleicher Lesekompetenz Kinder von Akademikern eine doppelt so hohe Chance, ein Sehr gut im Abschlusszeugnis zu erhalten, wie Kinder von Lehrlingen oder Pflichtschulabsolventen.

Selbst wenn sie die gleichen Noten erhalten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in eine AHS übertreten, sehr unterschiedlich: Während sie bei Akademikerkindern mit Sehr gut in Deutsch und Mathematik bei 80 Prozent liegt, sind es bei Arbeiterkindern mit gleichen Noten nur 50 Prozent.

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http://www.foxy.at/2012/11/lasst-uns-ub ... len-reden/

Social Media Consultant und Twitterantin UFox bricht eine lesenswerte Lanze für die Ganztagsschule, in welcher sie 8 Jahre zugebracht hat.

Alles gut und schön, das Problem, dass es zu wenig Schulgebäude und Lehrpersonal für die Ganztagsschule gibt, löst das aber nicht (ist aber auch nicht die Zielsetzung des Artikels).

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Re: Wer liest schon gerne Schiller? - Der (Aus-)Bildungsthre

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Prekariat in der Wissenschaft und der Universität.

Ein Thema das von den Massenmedien überwiegend ignoriert wird, auch weil die damit verbundenen Nachwuchsprobleme wohl erst in einigen Jahren so richtig gravierend werden und die Unis eh kaputt gespart werden.
Anlässlich der aktuellen Uni Wien Feierlichkeiten wird aber das Thema breiter diskutiert.

Ich verweise für die notwendigen Details auf diesen Artikel http://science.orf.at/stories/1755250/, wo ein guter Überblick über die Thematik gegeben wird (und ein paar weiterführende Links gibt's auch).

Wer jetzt zynisch ist, könnte natürlich sagen:
Prekariat gibt's mittlerweile eh überall und keiner macht was dagegen, wieso sollte das grade auf der Uni anders sein?

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Re: Wer liest schon gerne Schiller? - Der (Aus-)Bildungsthread

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Ein sehr lesenswerter Artikel im Standard zum Thema Inflation von Studienabschlüssen:
http://derstandard.at/2000016647360/Bil ... Minidoktor

kortz.at sagt: Sehr lesenswert!

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Re: Wer liest schon gerne Schiller? - Der (Aus-)Bildungsthread

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Lehrerfolg nimmt österreichweit ab.

http://oesterreich.orf.at/stories/2727270/
Im vergangenen Jahr sind 57.589 Lehrlingen zur Abschlussprüfung angetreten - 10.543 sind durchgefallen. Damit haben österreichweit 18 von 100 Prüflingen nicht bestanden.
Die genaue Durchfallsrate ist 2014 auf 18,3 Prozent gestiegen, nach 17,7 Prozent im Jahr 2013.
2014 gab es bei über zehntausend negativen Prüfungen nur 4.730 Wiederholer. Das heißt, rund sechstausend Lehrlinge haben das Handtuch geworfen und stehen letztlich ohne abgeschlossene Berufsausbildung da. Dazu kommen noch jene, die schon vor dem ersten Prüfungsantritt aufgegeben haben.
Die Arbeitslosenquote bei Personen, die nur über einen Pflichtschlussabschluss verfügen, lag zuletzt im Juli bei 23,1 Prozent, bei Personen mit Lehrabschluss dagegen bei nur bei 6,6 Prozent.
Da es sich um eine APA-Aussendung handelt, erscheint der Artikel ziemlich gleichlautend auch im Standard.
Dort fragt Fürst N. Brunner:
wäre noch interessant zu wissen ob die Lehrling in praktischer Arbeit oder im theoretischen Teil scheitern
also versagt die Berufsschule oder der Lehrbetrieb oder beides?!
Oder ist das Niveau der Lehrlinge so schlecht?
Vielleicht ist auch das Testniveau für Lehrlinge im Malerberuf zu hoch und völllig überzogen weil sich dort ein par Spinner austoben?
Blöder Artikel - offensichtlich sind die Verantwortlichen nicht in der Lage die Daten zu analysieren und statistisch Ursachen zu erforschen.

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