Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

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Moderator: dejost

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Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

Post by dejost »

Enorme Zahl von Lohnpfändungen schreit's von orf.at
2006 wurde 762.105 Österreichern ihr Einkommen gepfändet.
Ok, das ist wirklich viel.
Andreseits im TV heißt, 760 000 Mal ist Lohn gepfändet worden, betroffen waren 100 000. Super recherchiert, gehört fast in den "Warum ich froh bin, keine Gebühren zu zahlen" Thread
Die Gründe, die letztlich bis zum extremen Mittel der Lohnpfändung führen, seien vielfältig: ein Unfall, die Gründung einer Familie oder einfach schlechter Umgang mit Geld - ob hohe Ausgaben für teure Autos, Handys oder Einkaufen auf Pump.
Mein Bedauern für die Leute, die in die Schuldenfalle tappen wegen eines Unfalls, aus familiären Gründen odgl.

Aber, und das kann ich aus meiner bezirksgerichtlichen Vergangenheit (und aus sonstigen Erfahrunge) erzählen ein nicht zu geringer Teil ist in der Situation wegen dem letzten Punkt:
Schlechter Umgang mit Geld.
Es ist natürlich sehr leicht, in die Schuldenfalle zu tappen. Man nimmt ein Handy, glaubt der Vertrag ist eh billig, telephoniert Stunden am Tag und dann flattert die Pfändung rein, weil soviel kann man sich nicht leisten. Selbiges mit Auto, Kreditkarte, Versandhäusern.
Last edited by dejost on 04 Feb 2009, 13:01, edited 2 times in total.

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Post by dejost »

Und für alle, die immer schon mal wissen wollten, wie eigentlich die HedgeFonds die Kohle abgrasen, liefert die rezente Börsenkrise und orf.at die Antwort:
Die aktuelle Finanzkrise ist auch an der weltweit wohl renommiertesten Investmentfirma Goldman Sachs nicht spurlos vorbeigegangen. Einer ihrer Hedgefonds, GEO, fuhr so starke Verluste ein, dass eine milliardenschwere Geldspritze notwendig wurde. Das Besondere an GEO: Es ist einer von mittlerweile vielen "Quant-Fonds", bei denen nicht Fondsmanager, sondern computergesteuerte Investmentstrategien das "Sagen" haben. Die US-Hypothekenkrise überforderte die Rechner offenbar heillos.

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Post by dejost »

Julius Meinl der V., seines Zeichens Brite aber immer noch nicht reich genug, dass er nicht mehr arbeiten bräuchte, hat noch weiters Ungemach.

Nicht nur dass seine Fonds- Projekte tatsächlich mit 11% Rendite beworben wurde und ihm das auch noch Kleinanleger geglaubt haben, schmieren die Aktien trotz KHG der selbst aber nur 1 Dollar Kapital in das Projekt eingebracht hat, ab.
Die Gesellschaft sitzt auf den Jersey Inseln, wo immer die auch liegen. KHG hat offensichtlich, wie schon moniert, den Wirtschaftsstandort Österreich als Minister einer besonders patriotischen Partei (zunächst FPÖ- Minister!) so unanttraktiv gemacht, dass sogar er flüchten muss.
Es gab Aktienrückkäufe, die vielleicht doch nicht legal waren, Bankenaufsicht und FMA prüfen uvm.

Und jetzt stellt sich heraus, wie auch ominös im Prospekt gestanden ist, dass für die vielen kleinen Kleinanleger noch "Schwarzfonds" Steuer anfällt. Von wegen mündelsicher.

Diese von mir so bezeichnete Steuer heißt im Grunde, wer mit seiner Kohle aus Österreich raus in "Streurisikovermögen" investiert, wird so besteuert, als ob sie Gewinn machen würden, wohl eine Maßnahme um der Kapitalflucht vorzubeugen.
orf.at wrote:Weitere Pikanterie der Causa laut "SN": Bei MIP sitzt Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser als Manager.

Auch der ehemalige oberste Steuerhüter bleibe den Anlegern die Antwort schuldig, ob sie mit einer Strafsteuer rechnen müssen oder nicht, berichten die "SN".
Tja, wen wundert's da noch, dass KHG immer noch keinen Doktor hat, obwohl er sogar bei jemanden auf der eigenen (früheren) Gehaltsliste dissertiert. Aber hey, jetzt hat er sicher eine Idee für's Dissthema.

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fuzo vom 03.10.07
EBay hat am Montag zugegeben, zu viel für den VoIP-Anbieter Skype bezahlt zu haben. Die Einnahmen des Gratisservice lassen zu wünschen übrig, und auch die Nutzerzahlen täuschen. Nun stellt sch die Frage, ob eBay das Ruder noch herumreißen kann.
4,3 Mrd. Dollar war der (maximale) Kaufpreis (abhängig von weiteren Wachstum).
Und jetzt lassen die Einnahmen des Gratisservice zu wünschen übrig.

Da kann sich ebay freuen, dass sowas prinzipiell nur mit eigenen Aktien und nicht mit "richtigem Geld" bezahlt wird.

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orf.at wrote:Die Reichen und Superreichen der Welt häufen nach einem Bericht der Zeitung "Handelsblatt" (Donnerstag-Ausgabe) immer mehr Finanzvermögen an. Unter Berufung auf eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) berichtete die Zeitung, das verwaltete Finanzvermögen der Wohlhabenden könnte in diesem Jahr weltweit erstmals die Marke von 100 Billionen Dollar (derzeit 70,4 Bill. Euro) überschreiten.

Der Studie zufolge werden 70 Prozent dieses Vermögens weiterhin von Personen in Nordamerika und Europa gehalten. Die Vermögen in China und im Nahen Osten wüchsen aber sehr schnell, hieß es in dem Bericht.

Fast 10 Millionen Millionäre
Der BCG-Studie zufolge gibt es weltweit 9,6 Millionen Haushalte, die jeweils mehr als eine Million Dollar in Bargeld, Wertpapieren oder Fonds angelegt haben, Immobilienbesitz ausgeschlossen.

Annähernd die Hälfte dieser Haushalte befinde sich in den USA. In Deutschland stieg die Zahl der Vermögensmillionäre demnach von 330.000 im Jahr 2005 auf 350.000 im Jahr 2006. Allerdings dürfte China die Deutschen schon bald von Platz vier der Millionärsrangliste verdrängen. Die ersten drei Plätze halten die USA, Japan und Großbritannien.
Da hilft nur weiter Lotto spielen...

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http://ec.europa.eu/public_opinion/arch ... 284_en.pdf

Das Eurobarometer ist oft wirklich spannend und wenngleich meistens die Zeit fehlt es zu lesen, einen kurzen "optischen Überflug" ist es zumeist wert.

Im obigen Link geht es um Schwarzarbeit in der EU.

Auch gibt es eine Frage dazu, wie sehr die ProbandInnen Steuerhinterziehung ok finden, auf einer Skala von 1 (ganz pfui) bis 10 (voll ok).
Unsere liebe Republik findet mit 3,4 Steuerhinterziehung "eh fast schon ok" und belegt damit Platz 2 in der gesamten Union, knapp hinter Lettland.
Auch bei den anderen Fragen (Sozialleistungen erschleichen, Schwarzfahren, Schwarzarbeiten etc) ist die Akzeptanz bei uns überdurchschnittlich hoch, sodass im Gesamtwert bei 3,3 wieder Platz 2, wieder hinter LV erreicht ist.
(Sowohl in Aut als auch in Lettland wurden ~1000 Personen für das Sample befragt, wobei in Lettland nur ein 4 der Leute leben.)

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derstandard wrote:Der GAK hat am Montag einen Konkursantrag beim Grazer Handelsgericht eingebracht. Wie die Kreditschutzverbände mitteilten, betragen die Verbindlichkeiten des mittlerweile in der Regionalliga spielenden Grazer Traditionsclubs 17,2 Millionen Euro, wovon 15 Millionen aus dem Vorkonkurs wiederaufgelebt sind.

Gegen den GAK war schon am 2. März dieses Jahres ein Konkursverfahren eröffnet worden. Nach einem 20-prozentigen Zwangsausgleich konnte der Spielbetrieb fortgesetzt werden. Mit dem neuerlichen Konkurs leben nun Dreiviertel der ursprünglich 20 Millionen Euro an anerkannten Verbindlichkeiten wieder auf.
2 Konkurse (inkl ein gescheiterter Zwangsausgleich) in einem Jahr. Meisterlich!

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Wir schreiben vom Standard ab, der seinerseits die Pressemeldung des AKV abschreibt.
Die Zahl der Firmenpleiten und der Privatkonkurse ist im Vorjahr um 4,8 Prozent oder um 689 Fälle auf 14.942 Insolvenzen gestiegen und hat damit einen neuen Höchstwert erreicht.
Während die Unternehmenspleiten um 5,8 Prozent auf 6.301 Fälle zurückgingen, nahmen die Privatkonkurse dramatisch um 14,3 Prozent auf 8.641 Fälle zu.

Österreichweit wurden im Vorjahr 25.403 Arbeitsplätze durch Pleiten gefährdet, das waren um 3.757 weniger als im vorangegangenen Jahr. Die Passiva gingen auf 3,43 Mrd. Euro nach 3,63 Mrd. Euro davor zurück.

Nach Branchen waren Gastronomie und Hotellerie auch 2007 am insolvenzanfälligsten, gefolgt vom Bauhaupt- und vom Baunebengewerbe und den Transportunternehmen.
Hm, ja, der bisherige Trend setzt sich fort, würde ich mal sagen.

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http://www.raketa.at/images/2fea623baef ... 62134f.JPG

Moneymaker- (Ex?)- Moderator Alex Krause eröffnet einen Börsentag im Moneymaker Kostüm mit den Moneymaker Worten. Realsatire at its best.

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orf.at wrote:Dass die Zertifikate der an der Börse notierenden Meinl International Power (MIP) derzeit nur bei 5,57 Euro notieren und damit gegenüber dem Ausgabepreis von zehn Euro fast die Hälfte an Wert eingebüßt haben, "tut mir persönlich sehr leid", so MIP-Manager Karl-Heinz Grasser heute.

"Ich halte diese Bewertung für absurd." Der reale Wert des Unternehmens betrage derzeit 9,30 Euro pro Wertpapier - das werde auch der Markt schließlich erkennen.
Sowas. Offensichtlich ein Fall von Marktversagen, wenn der nicht zahlen will, was MIP wert ist (nämlich 93% des Ausgabepreises statt 55,7%).

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Post by dejost »

Mit so um die 3,6% Inflation haben wir's im Moment nicht lustig. Jahresmittel ist so um die 2,5% zu erwarten, las ich irgendwo.

Die DiBa ist sich nicht zu blöd, immer noch mit "hohe Zinsen 3,5%" zu werben, dabei waren's sogar schon mal 3,75% in weniger inflationären Zeiten.

Da ist's quasi ein Treppenwitz der Gegenwart, dass die Boku festgestellt hat, dass ein 10 des Mülls aus originalverpackten Lebensmitteln besteht. Alles Essen zusammen macht ca ein 3 des Restmülls aus (keine Ahnung, inwiefern da Biomüll berücksichtigt wurde, die Studie gibt's auf der Boku Hp nicht zum Abrufen).
Im Handel fallen pro Filiale jährlich 13,5 Tonnen essbare Abfälle an, wobei Branchenvertreter sagen, die Zahlen sei zu hoch gegriffen (Na, seien wir nicht so, vielleicht nur 10 Tonnen im Jahr?) Tw geht's natürlich an Sozialsupermärkte.

Jedenfalls, jedeR haut Essen im Wert von 120€ im Jahr weg. Über diese Schiene könnte man sicher auch was gegen die Inflation machen.

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Es schreibt der orf
Trotz Rekordgewinnen streichen deutsche Großunternehmen massenhaft Stellen: Neben dem Autokonzern BMW, der am Mittwoch verkündete, 8.100 Jobs streichen zu wollen, sorgen auch der Konsumgüterhersteller Henkel und der Technologiekonzern Siemens mit angekündigten Massenentlassungen für Schlagzeilen.

Während BMW den Stellenabbau mit der schwachen Rendite im Vergleich zur Konkurrenz rechtfertigte, sprach Henkel von einem zunehmend härter werdenden Wettbewerb. Bei Siemens ist die verlustreiche Telekommunikationssparte SEN betroffen.
Die Meldungen gibt's ja immer wieder. Und wenn die Gründe teilweise nachvollziehbar sind, hätte ich trotzdem gerne erklärt, warum man trotz Gewinne gleich so viele Plätze abbauen muss...

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Der Alchemist
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dejost wrote:Die Meldungen gibt's ja immer wieder. Und wenn die Gründe teilweise nachvollziehbar sind, hätte ich trotzdem gerne erklärt, warum man trotz Gewinne gleich so viele Plätze abbauen muss ...
Ja, reichlich verrückt, was sich einige Unternehmungen leisten. Und der Grund ist eigentlich banal: Gier und SUCHT, denn je mehr Geld die verantwortlichen Leute bekommen, desto mehr weiteres Geld wollen sie.

Aber irgendwann wird auch der Neoliberalismus zusammenbrechen. Und je eher dies passiert, desto besser.
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Der Standard schreibt heute, dass die AK bewiesen hat, was ich schon länger behaupte:

ZB das Mischbrot, dass ich beim Merkur immer kaufe, kostet 1,09 €. Es hat mal 0,79 € gekostet. Das war schon länger her. Nicht sehr lange her ist es, dass es 0,89 € gekostet hat. Vermutlich hat es irgendwann zwischendurch auch mal 0,99 € gekostet.

Ungefähr dasselbe läßt sich über den Kilo Clever Spaghetti sagen.

Also
Gerade die billigsten Lebensmittel werden besonders rasch teurer: Diese Bilanz hat am Dienstag die Arbeiterkammer aus Testkäufen in elf Wiener Supermärkten gezogen. Demnach seien die Preise für die jeweils preiswertesten Lebensmittel in 13 Produktgruppen zwischen Dezember 2006 und Februar 2008 um rund 20 Prozent gestiegen - mehr als beim klassischen Verbraucherpreisindex-Warenkorb. Der Billig-Warenkorb koste nun 22,60 anstatt 19 Euro, so Harald Glatz von der AK in einer Aussendung.

Manche Lebensmittel liegen dabei noch weit über der durchschnittlichen Preissteigerung, wie etwa die Teigwaren, bei denen die AK einen Anstieg von 72 Prozent erhob. Auch Sonnenblumenöl mit 41 Prozent, Mehl mit 27 Prozent und Butter mit 22 Prozent liegen über dem Gesamtschnitt. Geringer fielen die Steigerungen beim Mischbrot aus, das zwölf Prozent teurer wurde

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Mittlerweile werden die Lebensmittel knapp, es gibt Aufstände deswegen in Haiti, Ägypten und wer weiß noch. Der argentinische Wirtschaftsminister musste zurücktreten. Walmart rationiert den Reis etc etc.

Tja, und jetzt kommt auch noch raus, dass Diskonter bei uns nicht billig sind (schreibt der orf.at, wohl zitierend die AK):
Die AK hat 291 idente Lebensmittel und Reinigungsmittel - pro Anbieter 33 bis 114 - im März und im April unter die Lupe genommen. Kontrolliert wurden die Brutto- und Nettopreise von vergleichbaren Produkten bei Hofer und Aldi Süd, Lidl, Penny (REWE) sowie Plus und Zielpunkt in Wien und in der Region Deggendorf (Bayern).
7% USt auf Essen in D, 10% hierzulande. 19% auf den Großteil vom Rest in D, 20% hierzulande.
Selbst umsatzsteuerbereinigt bleibt Österreich teurer: im Schnitt um 15 Prozent bei Nettopreisen bei Hofer/Aldi, um 19 Prozent bei Lidl, um 16 Prozent bei Plus/Zielpunkt, um 15 Prozent bei Penny.
Lidl ist in Österreich im Schnitt um 22 Prozent teurer als in Deutschland. Bei einem Produkt beträgt die Differenz sogar 127 Prozent.

In heimischen Plus-Filialen schlagen sich Waren mit durchschnittlich 19 Prozent mehr zu Buche als in Deutschland.
Die Preisnachteile sind bei fast allen Produkten in Österreich zu beobachten. So kosten in Österreich bei Hofer 94 Prozent der verglichenen Produkte mehr als in Deutschland. Bei Lidl sind 83 Prozent, bei Penny 81 Prozent, bei Plus 78 Prozent der verglichenen Produkte in Österreich teurer als in Deutschland.

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http://oesterreich.orf.at/stories/282933/
Wie die die jüngste Studie der KMU Forschung Austria zeigt, haben deutlich mehr Geschäfte zu- als aufgesperrt. Per Saldo - also inklusive der 160 Neueröffnungen - hat sich die Zahl der Einzelhandelstandorte 2007 um 1,6 Prozent oder 860 Geschäfte verringert.
Zugesperrt haben vor allem nicht-filialisierte, kleine Geschäfte, expandiert haben weiterhin filialisierte Unternehmen.
Da Filialen meist - im Vergleich zu nicht-filialisierten Geschäften - über eine höhere Verkaufsfläche verfügen, setzte sich das Verkaufsflächenwachstum trotz rückläufiger Zahl an Geschäften fort und stieg um 0,1 Prozent oder 21.000 m2. Das Verkaufsflächenwachstum "flachte" aber wie bereits in den letzten Jahren 2007 weiter ab.
Weniger Geschäfte und mehr Verkaufsfläche habe dazu geführt, dass die Verkaufsflächendichte in Österreich mit knapp zwei Quadratmetern je Einwohner hinter der Schweiz die höchste in der EU sei.
Also ich weiß zwar nicht, ob der Orf- Abschreiber oder der KMU Forscher nicht wissen, wo der Unterschied zwischen EU und Europa ist, aber FAkt scheint trotzdem zu sein, dass die Verkaufsfläche pro EinwohnerIn in Aut besonders hoch ist.
edit: Es ist offensichtlich die Studie oder die APA, weil der Standard hat 1:1 den selben Artikel mit dem selben Wortlaut. ist aber deswegen noch weniger ein Ruhmesblatt für orf und Standard.
Das im Vergleich zum Umsatzzuwachs geringere Verkaufsflächenwachstum führte zu einer steigenden nominellen Verkaufsflächenproduktivität (plus 2,3 Prozent), die 2007 einen durchschnittlichen Brutto-Quadratmeterumsatz von 3.190 Euro erreichte.

Dabei verdienen Filialen großer Ketten besser, Unternehmen mit einem Standort weniger gut. Knapp die Hälfte der 41.200 Unternehmen im österreichischen Einzelhandel schreibt laut KMU Forschung keinen Gewinn. 90 Prozent der Handelsfirmen haben weniger als zehn Mitarbeiter.
Die höchste Anzahl an Geschäften wies Ende 2007 im Branchenvergleich der Bekleidungseinzelhandel (rund 6.000) auf, gefolgt vom Lebensmitteleinzelhandel (5.940). Damit entfallen je rund elf Prozent aller Geschäfte des stationären Einzelhandels auf diese Bereiche.

Neu eröffnet haben im Vorjahr Geschäfte im Buch-, Spiel- und Sporthandel, zugesperrt haben Standorte im Lebensmittel-, Elektro- und Bekleidungshandel
Auf der anderen Seite sperrt zB die Lugner City während der EM von 1200 bis 1800 auf - am Sonntag.
Das wird natürlich weiter dazu beitragen, dass Kaufkraft in solche Zentren abfließt. Während die Lugner City ja wenigstens mit öffentlichen Verkehr gut zu erreichen ist und vorwiegend Produkte verkauft, die man auch mit Öffis abtransportieren könnte (oder normalerweise nicht gleich mitnimmt, wie Waschmaschinen), ist das bei den meisten Einkaufszentren wohl nicht der Fall.
Festzuhalten ist wohl auch noch, dass im Lebensmitteleinzelhandel - abgesehen von Spezialisten und Delikatessen - wohl nur noch Filialen existieren.

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Es schreibselt der Standard
Eurostat kam [im Zuge einer nachträglichen Überprüfung odgl] zu dem Schluss, dass die durch den Bund erfolgte Entschuldung der ÖBB [im Jahr 2004] als Subvention zu werten und folglich den Staatsausgaben zuzurechnen sei.

Diese "Kapitalmarkttransaktion", wie das im Fachjargon heißt, machte satte 6,1 Mrd. Euro aus. Das Defizit schnellte deshalb auf 3,7 Prozent. Damit wurde Österreich im Nachhinein vom Budget-Musterschüler zum -Sünder abgestuft – und neuerlich am Lack von Mister Nulldefizit Karl-Heinz Grasser gekratzt, der damals als Finanzminister fungierte. Folgen wird der Ausrutscher freilich keine haben. Wie eine Sprecherin von Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia erklärte, wird es keine nachträglichen Sanktionen geben, auch wenn der Fall "bedauerlich" sei.
Mein Lieblings- Standard- Post dazu ist übrigens "Aber fesch ist er trotzdem noch!" von Usingsperson Rotfink.

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Es wissen eh alle, aber ab und an sollte man es mal wieder lesen, damit man es nicht als gegeben hinnimmt (Quelle: derStandard.at):
Viele können es gar nicht glauben, aber es ist wahr: Die Finanzindustrie produziert ein Vielfaches an virtuellem Geld verglichen mit der gesamten Güter- und Dienstleistungsindustrie. Allein das Handelsvolumen mit Finanzderivaten in der Europäischen Union ist 80 Mal größer als das gesamte Bruttoinlandsprodukt der Mitgliedsstaaten. Pro Handelstag werden weltweit 13.100.000.000.000 Dollar gehandelt, im Minutentakt wechseln die Eigentümer.
In diesem Zusammenhang sollten wir aber auch kurz überlegen, wie denn unsere Pensionen gesichert bzw "optimiert" werden.

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Die folgende Tabelle ist extrem spannend, weil man sieht, dass die meisten Preise erst in den letzten 1,5 Jahren so nach oben geschossen sind. Was wir uns schon alle gedacht haben, ist jetz auch von der Statistik Austria bestätigt.
(schöner gibt's das Ganze beim Standard: http://derstandard.at/?id=1216325337939)


GESAMT-Index 2004 2005 2006 2007 2007/2008 Vergleich(1-6)

GESAMT-INDEX 2,1 2,3 1,5 2,2 3,4

Nahrungsmittel 1,9 1,2 1,5 4,4 8,0
Brot/Getreide 3,3 1,6 1,1 4,6 10,8
Milch/Käse/Eier 2,3 1,7 0,6 8,2 15,7
Speisetopfen 1,6 -0,2 -0,3 13,8 22,1
Gouda 0,5 1,6 1,1 12,0 22,2
Camembert 1,5 2,2 0,2 9,6 23,7

Wohnen,Wasser,Energie 3,6 5,2 4,3 4,7 2,7
Flüssige Brennst. 12,5 26,5 12,5 -1,2 32,4

Verkehr 3,1 3,3 2,7 0,4 7,2
Normalbenzin 8,1 9,5 6,0 2,2 21,7
Superbenzin 7,4 9,4 5,9 2,2 19,9
Dieselkraftstoff 11,1 17,4 6,9 1,8 32,1

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Die Weltwirtschaft kracht, alle haben Angst, dass die Krise von der Finanzwirtschaft auf die Realwirtschaft überspringt.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Auf die Realwirtschaft! Real!

Die Regierung garantiert alle Spareinlagen (mal sehen ob nach ein paar Banken auch mal ein Staat krachen geht. Mein Tipp ist allerdings, dass es nicht Island ist. Als Erstes!)
Brrr. Die 1930er waren sicher schlimm für viele.

Was kann man als kleiner Clogger da schon machen?
Auch wenn ich nicht genug verdiene (bzw schon verdient habe), um in irgendwelche Finanzinstrumente, die ich nur halb verstehe, die mir aber irgendwer einredet, zu investieren, so tut doch meine Bank auch mit dem Geld aus meinen mickrigen Konto, Sparbuch und Bausparer ihrerseits am Weltmarkt umtriebig sein.

Naja, lassen wir das. Es gibt so manchen Erklärungsversuch, woran das alles liegt.

zB diesen von uf:

http://ars.userfriendly.org/cartoons/?id=20081018

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Ich bin weiterhin überzeugt, wenn ich die Finanzkrise mit 5 Worten aus einem Anglizismus beschreiben sollte, wären diese Worte:

"You have seen nothing yet."

(sinngemäß: Das ist noch gar nichts)

http://futurezone.orf.at/business/stories/319222/
Laut "New York Times" mussten allein im ersten Halbjahr 21 Milliarden Dollar als uneinbringlich abgeschrieben werden, das sind 5,5 Prozent der Gesamtsumme an Kleinkrediten, die an Karteninhaber USA-weit ausgegeben wurden.
Allgemein wird damit gerechnet, dass in den nächsten 18 Monaten weitere 55 Milliarden fauler Kredite anfallen werden und die Rekordmarke von 7,9 Prozent beim Börsen-Crash von 2001 acht Jahre später übertroffen wird.
Gehen alle krachen?
Nein, ein Sektor geht nicht krachen:
Der gewöhnlich gut informierte Branchendienst eMarketer sagt in einer aktuellen Studie ein Umsatzwachstum von 10,1 Prozent von 29,1 [2007] auf 32,1 Milliarden Dollar heuer für E-Commerce voraus.
Andrerseits:
Vor einer Woche musste der weltgrößte Online-Händler Amazon seine Umsatz- und Gewinnerwartungen scharf nach unten korrigieren
Um das Ganze in Perspektive zu setzen:
Wenn härtere Zeiten anbrechen, wird nicht weniger, sondern mehr im Internet gekauft.

Gespart wird freilich bei höherpreisiger Ware, man nützt das Netz zur Schnäppchenjagd, was sich - siehe Amazon-Prognose - naturgemäß negativ auf die Gewinnspannen auswirkt.
Amazons Rivale eBay, der wegen nachlassender Attraktivität des Versteigerungsgeschäfts verstärkt in den herkömmlichen Online-Einzelhandel mit Festpreisen drängt, ist anscheinend weniger gut aufgestellt.

Waren es im dritten Quartal noch plus zwölf Prozent, so rechnet man für die stärksten beiden Monate sogar mit einem leichten Rückgang gegenüber dem Weihnachtsgeschäft 2007.
Solange bei Ebay immer noch vergleichsweise hohe Versandkosten anfallen ist es für mich - außer für Spezialwünsche - uninteressant. Play.com zB versendet alles ohne Versandkosten (allerdings fällt ev Einfuhr- USt an, war bei mir aber erst einmal der Fall).
Forrester Research setzen die Umsätze im Weihnachtsgeschäft 2008 etwas optimistischer als eMarketer, nämlich mit zwölf Prozent an. Mehr als ein Drittel der von Forrester Befragten hatten angegeben, allein schon wegen der hohen Benzinpreise lieber im Netz einzukaufen, vor allem, wenn die Ware frei Haus geliefert wird.
Da profitiert doch jemand davon. Nämlich das Klima und die Umwelt - wenngleich wohl nur sehr beschränkt. (Und die Verkehrstoten gehen wohl auch ein ganz klein wenig zurück).
Die Umsatzzuwächse werden sich nicht in gleichem Ausmaß auf alle Unternehmen verteilen. Die Kundenbasis wird volatiler, Preiskämpfe werden sich in Form von geringeren Margen für die Händler in den Bilanzen niederschlagen.

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Für die österreichischen Banken wurde ein nicht zu unterschätzendes Bankenrettungspaket geschnürt, soweit ich das überblicke haben auch die meisten großen Banken schon Interesse bekundet.

Jenseits des großen Teiches (= Atlantik) wollen die Autokonzeren auch gerne Geld vom Staat haben. Allerdings stellen sie sich dabei nicht sehr clever an, wie der Standard berichtet.
Bei der öffentlichen Anhörung im Kongress ist es gar nicht gut angekommen, dass alle drei Bosse im Firmenjet nach Washington geflogen sind - zu Kosten von jeweils 25.000 Dollar, immerhin knapp 20.000 Euro. Dies in einer Zeit, wo zigtausende Arbeiter in der Autoindustrie, und nicht nur dort, ihre Jobs verlieren. Ein Linienflug hätte pro Person 600 Dollar gekostet.
Doch so schnell ließen sich die Abgeordneten nicht umstimmen. Sie wollten im Detail wissen, wie und zu welchem Zweck das Steuergeld eingesetzt werden soll. Dies vermochten die drei nicht zu sagen.

Und dann der Auftritt selbst: eine einzige Katastrophe. Auf die Frage etwa, ob sie bereit wären, ihre Jets zu verkaufen und in Zukunft Linie zu fliegen, blieben Wagoner, Nardelli und Mulally einfach stumm. Sie wirkten uneinsichtig und unbelehrbar - durchaus passende Vertreter der US-Autoindustrie, die seit Jahrzehnten stur und kompromisslos spritfressende Kutschen baut.

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Mitten in der Krise erreicht uns von Standard.at eine gute Nachricht (und die gute Nachricht ist die bessere):
Die österreichischen Arbeitnehmer können 2009 mit einem Plus von 2,5 Prozent in der Geldbörse rechnen, dem größten Zuwachs seit zehn Jahren. Grund dafür ist das Zusammenspiel von sinkender Inflation, Steuerentlastung und hohen Lohnsteigerungen. Wifo-Experte Alois Guger wollte den Zuwachs der Realeinkommen wegen der bevorstehenden Konjunkturprognose nicht bestätigen, sprach aber von einem "deutlichen Zuwachs".
In der Vergangenheit war das Gegenteil der Fall, die private Nachfrage hinkte hinter der Gesamtwirtschaft hinterher. Kein Wunder:2008 liegt das Pro-Kopf-Einkommen auf dem Niveau von 1991. Zwar ist diese Stagnation vor allem auf den Sparkurs im Vorfeld des EU-Beitritts zurückzuführen, doch eine echte Gegenbewegung hat nie eingesetzt. Die hohe Inflation sorgt heuer sogar für einen Rückgang der Nettolöhne auf im Schnitt 1505 Euro im Monat (1991:1520 Euro).
Die Bruttolöhne werden - auch um die heurige Inflation abzugelten - um rund drei Prozent zulegen; die Steuerentlastung macht zwei Prozent pro Beschäftigten aus. Bei einer Teuerung von rund 1,5 Prozent kommt somit ein inflationsbereinigtes Plus der Nettoeinkommen von 3,5 Prozent heraus. Weil die erwartete Rezession Jobs kosten wird (und Arbeitslose weniger Unterstützung erhalten), rechnen Experten mit dem genannten Zuwachs von 2,5 Prozent.

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Am Ende des Jahres gibt es immer die rückblickenden Stastitken.

Diese Statistik habe ich das letzte Mal am 11. Jänner 08 gepostet, jetzt eben die diesjährige Version.

von orf.at
Heuer sind so viele Österreicher in Privatkonkurs gegangen wie noch nie. Der Kreditschutzverband (KSV) verzeichnet 8.568 Fälle. Mehr als ein Drittel resultiert aus dem gescheiterten Versuch, als selbstständiger Unternehmer Fuß zu fassen. Im Schnitt standen die Betroffenen mit 50.000 Euro in der Kreide. Für 2009 prognostiziert der KSV einen weiteren Anstieg um 13 Prozent.
Allerdings steht in der weiter oben zitierten Pressemeldung, es wären 2007 8.641 Fälle von Privatkonkursen aufgetreten.

Ich weiß auch nicht was richtig ist, und wundere mich mal eine Runde.

edit: Auch der Standard, obwohl der im Vorjahr die widersprechenden Zahlen selbst veröffentlicht hat, schreibt jetzt die konträren Daten.
Ich habe ORF und Standard angeschrieben deswegen, aber keine nennenswerte Reaktion bekommen. Hierausführlich dazu im Medien- Thread.

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Post by dejost »

Obwohl ich nach dem obigen Erlebnis die Wirtschaftsberichte im Standard in einem etwas kritischeren Licht sehe, wieder eine Meldung, die von dort herrührt:

Der stille Ausgleich, den die Mautner Markhof AG (MMAG) angestrebt hat, ist gescheitert. Am Montag wurde der Konkursantrag gestellt.

Spannend finde ich allerdings die diversen Eigentümerwechsel im Laufe der Zeit:
Das ehemalige Familienunternehmen Mautner Markhof wurde 2001 an die deutsche Develey Senf und Feinkost verkauft. Über die ehemalige Tochter Matmar SE wollte die MMAG ein Feinkostimperium neu aufbauen. So wurde 2006 der Gabelbissenspezialist Spak gekauft. Matmar und damit auch Spak wurden laut KSV bereits im heurigen Oktober an die Firmengruppe um die Familie Spak verkauft. Spak ist damit wieder an den ursprünglichen Eigentümer zurückgegangen.
Bei der als Holding fungierenden MMAG sind lediglich die BSN Businesssolution Netwerk GmbH und St.Marx Liegenschaftsbeteiligung verblieben.

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orf.at wrote:Die Wirtschaftskrise hat auch die Transportunternehmer voll erfast. Seit Juli 2008 mussten allein in Niederösterreich 33 Frächter Konkurs anmelden, so der Verband Creditreform. Im Fernverkehr bleibt ein Drittel der Aufträge aus.
Noch eine Branche, die es erwischt hat...

harald
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Post by harald »

Nun will auch US-Pornoindustrie Hilfen vom Staat
http://www.kleinezeitung.at/nachrichten ... 4/index.do

Das dieser Wirtschaftszweig jemals in die Krise kommt ist irgendwie unvorstellbar. Aber anscheinend möglich.

Ich halte es ja noch immer für eine herrliche Überzeichnung von Flynt, um die Hirnrissigkeit manches Bittstellers, der ohnehin gar keine Unterstützung bräuchte, darzustellen.
--Harald
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harald wrote:
Nun will auch US-Pornoindustrie Hilfen vom Staat
http://www.kleinezeitung.at/nachrichten ... 4/index.do

Das dieser Wirtschaftszweig jemals in die Krise kommt ist irgendwie unvorstellbar. Aber anscheinend möglich.

Ich halte es ja noch immer für eine herrliche Überzeichnung von Flynt, um die Hirnrissigkeit manches Bittstellers, der ohnehin gar keine Unterstützung bräuchte, darzustellen.
Es ist ganz klar ein Witz von Flynt & Co, aber weder die Kleine noch der orf (der hat nämlich auch drüber berichtet) haben das gecheckt.
Schließlich haben sie sinngemäß auch gesagt "Na, solange der Staat hergibt, nehmen wir's natürlich auch".

Allerdings hat der orf.at auch geschrieben, dass die Pornoindustrie Umsatzeinbußen hinnehmen musste.

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Post by dejost »

Was die AK im April 2008 gemacht hat (siehe ein paar Posts weiter oben) hat sie auch jetzt wieder gemacht, wie der Standard schreibt - Preise für Lebensmittel zwischen Deutschland und Österreich verglichen. Die unterschiedlichen Umsatzsteuern wurden beim Ergebnis schon berücksichtigt. Das Ergebnis ist das Gleiche:
Im Vergleich zur August-Erhebung ist der Preisabstand zwischen Österreich und Deutschland noch größer geworden. So waren die Produkte des großen Einkaufskorbes im August in Wien um durchschnittlich rund 21 Prozent teurer als in Passau und um rund 15 Prozent teurer als in Köln. Insgesamt kosten die Warenkörbe seit August etwas weniger (Passau: minus 1,11 Euro oder 2,4 Prozent; Köln: minus 1,34 Euro oder 2,8 Prozent; Wien: minus 22 Cent oder 0,4 Prozent).
Im Jahresvergleich (Dezember 2008 zu Dezember 2007) kostet zum Beispiel Reis um durchschnittlich knapp 62 Prozent mehr (plus 49 Cent), Bohnenkaffee um 27 Prozent mehr (plus 82 Cent) oder Fischstäbchen um 20 Prozent (plus 72 Cent) mehr.

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von orf.at:
Die Wirtschaftsleistung in Österreich wird nach einer Prognose der EU-Kommission heuer um 1,2 Prozent zurückgehen. Eine Erholung erwartet die Brüsseler EU-Behörde erst wieder 2010, dann soll die Wirtschaft in Österreich um 0,6 Prozent wachsen, wie aus der am Montag vorgelegten revidierten EU-Konjunkturprognose hervorgeht.
Das Wifo hat für Österreich zuletzt im Dezember für 2009 einen Rückgang des realen BIP um 0,5 Prozent vorausgesagt, das IHS ging von lediglich 0,1 Prozent Minus aus. Für 2010 rechnete das Wifo mit einem BIP-Wachstum von 0,9 Prozent, das IHS von 1,3 Prozent.
Für Österreich erwartet die EU-Kommission 2009 ein Budgetdefizit von 3,0 Prozent und für 2010 ein Defizit von 3,6 Prozent.
So sagt die EU-Kommission für die Eurozone einen Anstieg der Arbeitslosenrate von 7,5 Prozent im Jahr 2008 auf 9,3 Prozent in diesem Jahr voraus. 2010 erwartet die EU-Kommission sogar eine Arbeitslosenrate von 10,2 Prozent für die Eurozone.
In Österreich wird die Arbeitslosenrate demnach von 4,1 Prozent 2008 auf 5,1 Prozent heuer steigen, für 2010 erwartet die EU-Behörde eine Rate von 6,1 Prozent. EU-weit wird die Arbeitslosenrate laut der Prognose heuer 8,7 Prozent und 2010 9,5 Prozent betragen.

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Die Wirtschaft kracht, die Arbeitslosigkeit, insbesondere die von Jugendlichen steigt, aber eine Branche hält entschieden dagegen:

http://salzburg.orf.at/stories/339929/
Der Artikel ist zwar mehr Werbung als Bericht, aber was soll's. Die besonders werbeintensiven Stellen zitiere ich hier eh nicht.
Finanzkrise und steigende Arbeitslosenraten beeinflussen die Lehrlingsausbildung bei Handelsriesen wie Spar nicht: "Wir verstärken in dem Fall unsere Lehrlingsausbildungsmaßnahmen noch einmal", sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann, "Wir sind schon der größte Lehrlingsausbildner Österreichs mit 2.700 Lehrlingern in der Ausbildung und wollen auf keinen Fall nachlassen, sondern heuer noch einmal 900 neue einstellen."
Auch die Drogeriekette dm kürzt bei der Lehrlingsausbildung nicht - nach wie vor werden bei Castings die besten Bewerber ausgesucht.

"Bei uns ist es so, dass wir dieses Jahr so viele wie noch nie aufnehmen", sagt dm-Personalmanagerin Petra Mathi, "Wir haben 270 offene Lehrstellen [...] Nach dieser Krise, von der wir Gott sei Dank noch nicht so betroffen sind, geht es sicherlich wieder rasant bergauf. Wir möchten einfach gerüstet sein für die Zukunft. Und wir wissen, dass wir ohne unsere Lehrlinge keine zukünftigen Fach- und Führungskräfte haben."

Über 80 Prozent der dm-Lehrlinge bleiben bei der Drogeriemarkt-Kette.
Das ganze hat - neben den angeführten - noch einen einfachen Grund:
Ab 2010 schlagen die geburtenschwachen Jahrgänge wieder mehr/voll durch, und dann ist die Auswahl an guten Lehrlingen geringer, daher wird hier jetzt schon für die Zukunft "gecastet".

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Der Standard berichtet über eine Umfrage der Uni Wien mit ~1800 Befragten Ende Jänner 09:
Fast jeder zweite Österreicher gibt an, den Gürtel enger zu schnallen. Vor allem beim Einkaufen werde stärker auf den Preis geachtet, und im Haushalt versuche man, Energie zu sparen.
Mit 37 Prozent blicke die relative Mehrheit der Konsumenten der nahen Zukunft mit Zuversicht entgegen. 31 Prozent der Befragten sehen den nächsten Monaten hingegen mit Pessimismus entgegen und erwarten sehr starke oder starke Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf ihr persönliches Leben. 32 Prozent sind unentschieden.
Acht von zehn Konsumenten gaben an, in den nächsten Monaten bei Lebensmitteleinkäufen mehr auf den Preis zu achten, und 77 Prozent der Befragten werden versuchen, im Haushalt Energie zu sparen. Zwei Drittel der Konsumenten wollen künftig häufiger bei Diskontern einkaufen.
Dennoch geben 40 Prozent der Konsumenten an, weniger Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben zu wollen.
Während 17 Prozent der Frauen am wenigsten auf Produkte aus dem Bereich Kosmetik und Wellness verzichten wollen, sind es bei den Männern nur 3 Prozent.
Nur ein Drittel der Befragten wusste, wie hoch das Porto eines Standardbriefes im Inland ist.
Das ist eine eher sinnfreie Frage, wie oft schickt man heutzutage überhaupt noch Standardbriefe?
So gaben 39 Prozent der Befragten an, sich in den nächsten Monaten beruflich weiterzubilden. Zwei Drittel der Befragten haben vor, mehr Überstunden zu machen und 20 Prozent wollen eine zusätzliche Arbeit annehmen.
Außerdem berichtet der Standard
In der chinesischen Spielwarenindustrie mussten im vergangenen Jahr in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise die Hälfte der Hersteller ihre Fabriken schließen. Die Zahl der Firmen schrumpfte um rund 49 Prozent von 8.610 zum Beginn des Jahres 2008 auf 4.388 zu Jahresende, wie die "Beijing Times" am Montag unter Berufung auf Daten des chinesischen Zolls berichtete. Grund für die Probleme der Branche war demnach vor allem die schwache Entwicklung der Exporte von Spielzeug, insbesondere zum Jahresende. Chinas Spielzeugindustrie leidet aber auch unter einem schlechten Image in Folge von Skandalen rund um gesundheitsschädliche Stoffe in Spielzeugen, steigende Arbeitskosten machen den Firmen ebenfalls zu schaffen.

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Die Finanzkrise bringt auch vergoldetes Händeschütteln für AmEx- Kunden:

http://orf.at/090225-35468/index.html
Finanzkrise und sinkende Konsumlaune haben der Nummer eins unter den US-Kreditkartenunternehmen, American Express Co. (AmEx), die Bilanz 2008 kräftig verhagelt.

Im vierten Quartal brach der Gewinn um fast 80 Prozent ein. Hauptkonkurrent Visa kam noch mit einem deutlichen Plus über das Jahr. Für die kommenden Quartale rechnen allerdings beide Unternehmen mit sinkenden Margen. Das Hauptrisiko bleiben Zahlungsausfälle von Kunden, die sich durch jahrelangen Konsum auf Pump übernommen haben.
Um dieses Risiko zu entschärfen, ließ sich das AmEx-Management nun eine besondere Aktion einfallen: einen "Golden Handshake" für die säumige Kundschaft. Laut einem Bericht des Finanznachrichtenportals Bloomberg zahlt das Unternehmen mit Sitz in New York bestimmten Kunden im Fall einer freiwilligen Vertragskündigung eine "Prämie" von 300 Dollar (235 Euro).
Allerdings müssen Karteninhaber, die in den Genuss dieses "Bonus" kommen wollen, ihre ausständigen Zahlungen bis 30. April begleichen. Sinn der Sache sei ganz klar, zitierte Bloomberg am Mittwoch den Analysten Michael Taiano (Sandler O'Neill & Partners): "in der ersten Reihe" zu stehen, wenn Kunden, die oft gleichzeitig bei mehreren Anbietern in der Kreide stehen, ihre Raten begleichen - sprich: Sie sollen erst bei AmEx zahlen, dann bei der Konkurrenz.
"Das ist ein Angebot, das wir ausgewählten Kunden machen, um ihnen dabei zu helfen, ihre Ausstände zu begleichen", erklärte AmEx-Pressesprecherin Molly Faust gegenüber Bloomberg. Wie diese Kunden ausgewählt werden, wollte sie nicht verraten.

In Verzug geraten die - äußerst zahlreichen - US-Kreditkarteninhaber mit ihren Zahlungen vor allem wegen der rapide steigenden Arbeitslosenrate. Sie erreichte im Jänner den höchsten Wert seit 1992: 7,6 Prozent, Tendenz steigend.
AmEx hatte sich Ende vergangenen Jahres in eine gewöhnliche Geschäftsbank umgewandelt. Der Schritt ermöglichte es dem Unternehmen, unter den Rettungsschirm der US-Regierung zu schlüpfen. Außerdem kann der Konzern so die in der Finanzkrise schwieriger gewordene Refinanzierung teilweise durch Einlagen von Kunden abdecken.

Im Jänner stützte das US-Finanzministerium die Kreditkartenfirma durch Übernahme von Vorzugsaktien für 3,4 Mrd. Dollar (2,7 Mrd. Euro).

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In Österreich gilt als arm, wer mit EUR 911 oder weniger im Monat auskommen muss.
Zudem gelten 6 % der Erwerbstätigen als arbeitende Arme („Working Poor“), da ihr Einkommen nicht einmal die Armutsschwelle erreicht.

harald
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Post by harald »

Die Finanzkrise treibt kuriose Blüten!

Die EU Kommission hat Ende 2008 eine Mitteilung herausgegeben:
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAct ... anguage=en

Darin erkennt sie die Wirtschaftskrise als Grund an, dass die Mitgliedsstaaten in den Jahren 2009 und 2010 dringliche Vergabeverfahren durchführen, sprich mit verkürzten Fristen.

Wie reagiert Deutschland darauf? Sie heben die Direktvergabegrenze (=Grenze der freihändigen Vergabe) auf 100.000 €. Bei Bauleistungen erhöhen sie die Grenze für das nicht-offene Verfahren ohne vorherige Bekanntmachung sogar auf eine Million Euro!

(siehe zB Nordrhein Westfalen: http://blog.vergaberecht.cc/2009-03-19/runderlass-nrw/)

Dafür gibts eine nachträgliche Veröffentlichung. Na toll!

Und wir Österreicher wollen dann auch gleich nachziehen (so berichtete der Kurier am 24.3.: http://www.vienna.at/news/tp:vol:specia ... -113823148)!

Na wollen wir hoffen, dass wir da den EuGH nicht provozieren. Immerhin hat er sich, obwohl er im Unterschwellenbereich grundsätzlich nichts verloren hat, auch dort mal für Zuständig erklärt, da die Auftragsvergabe, deren Auftragswert im Unterschwellenbereich lag, an einer Landesgrenze stattfand und somit Binnenmarktrelevanz bestand! Na da kann man sich bei den neuen Grenzen leicht ausrechnen, wie der EuGH da drauf reagieren wird.
--Harald
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http://orf.at/090408-37057/37058txt_story.html
In der EU belaufe sich die Summe der Rechnungen, die verspätet bezahlt würden, auf 1,9 Billionen Euro im Jahr. 1,2 Billionen Euro seien auf die öffentliche Hand zurückzuführen
Laut EU-Kommission ist die mangelnde Zahlungsmoral vor allem für Klein- und Mittelbetriebe fatal: In vielen Fällen müssten KMUs wegen Zahlungsverzugs von Behörden Insolvenz anmelden, obwohl sie keineswegs konkursreif seien.
So verweigerte der Chef des Baukonzerns STRABAG, Hans-Peter Haselsteiner, erst vor wenigen Tagen eine Einschätzung für das Geschäftsjahr 2009 - und begründete das damit, dass die Zahlungsmoral der Kunden (darunter oftmals Staaten) ein großes Fragezeichen sei.
"Behörden sind die schlechtesten Zahler in der EU", kritisierte Verheugen. Sie brauchten im Schnitt 65 Tage. "Gründe dafür sind Schlamperei, Missmanagement, Willkür und Machtmissbrauch insbesondere gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen, die sich gegen große Auftraggeber nicht wehren können." Eine "erschreckend hohe Zahl an Insolvenzen" sei darauf zurückzuführen.
Konkret schlägt Brüssel eine neue Richtlinie vor, die 30 Tage als Zahlungsziel für öffentliche Auftraggeber vorsieht. Ab dem 31. Tag werden Verzugszinsen, eine Entschädigung für entstandene Kosten - die betroffenen Firmen müssen ihre Rechte geltend machen - sowie eine pauschale Entschädigung von fünf Prozent des geschuldeten Betrags fällig.
Auch die geltenden EU-Gesetze für B2B-Verträge sollen verschärft werden. So soll als sittenwidrig verboten werden, in Verträgen Zinszahlungen bei Verzug von vornherein auszuschließen.

Die 27 EU-Staaten und das Europaparlament müssen dem Vorschlag noch zustimmen.
Auch die EU-Kommission selbst will ihre Zahlungen beschleunigen. 20 Prozent der Zahlungen der Behörde erfolgten verspätet, erklärte Verheugen. Dazu zählen Finanzhilfen, Auftragsleistungen und Forschungsgelder.

harald
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Post by harald »

30 Tage ab Rechnungslegung oder ab Abnahme der Leistung? Das ist nämlich eine wichtige Frage. Manche Unternehmen glauben nämlich, dass sie Rechnungen legen können, obwohl die leistung nicht vollständig erbracht ist, nur weil es sich da um den Bund handelt.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass 30 Tage bei uns üblich sind, und wir nur selten darüber hinausschießen, und dann handelt es sich meist um Problemfälle, die die Steuer nicht bezahlt haben (ab einem gewissen Betrag muss nämlich eine Freigabe der Überweisung durch das Finanzamt erfolgen).

Wobei ich dazu sagen muss, dass da keine Bauleistungen dabei sind, da gibts ja Haftungsrückbehalte und dergleichen.
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Post by dejost »

@Zahlungsziele:

Ich denke einerseits, dass da der Bund weniger einer der Übeltäter ist.
Von einer Gebietskörperschaft in Aut habe ich gehört, dass sie zB nur einmal im Monat überweisen. Zusammen mit dem behördeninternen Postenlauf kann da ein Geldfluss schon mal einige Wochen länger brauchen.
Aber trotzdem, ich denke in Österreich handeln die Gebietskörperschaften eher vorbildlich.

Der Zeitpunkt ist wahrscheinlich gedacht 30 Tage nach Rechnungslegung, welche erst nach Fertigstellung zu erfolgen hat. Aber so wie wir die Legistik kennen, wird es da eh 100 Sonderregelungen geben.

@Wirtschaftskrise, Asfinag und Umwelt laut orf.at:
Die staatliche Autobahn-Betreibergesellschaft ASFINAG hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres beim Lkw-Verkehr einen Rückgang um 16 Prozent verzeichnet, bei den Pkws waren es um sechs Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2008.
Auch der europäische Verband der Autobahnbetreiber rechnet damit, dass der Lkw-Verkehr heuer europaweit um zehn bis 20 Prozent zurückgehen wird.
Wir sehen mal wieder, was Umweltministerium, Kyoto und diverse Bahnoffensiven nicht schaffen, schafft die Wirtschaftskrise als Nebeneffekt.

Im Übrigen kündigt die Asfinag an, deswegen arbeitsintensive Projekte nicht aufzuschieben sondern sie eben wegen der Wirtschaftskrise sogar tw früher zu beginnen.

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ORF.at wrote:Nobelpreisträger Paul Krugman, einer der derzeit prominentesten internationalen Ökonomen neben Joseph Stiglitz und Thomas Friedman, lässt nicht locker, was Österreich und die Krise betrifft. Über die Welle der Empörung hierzulande von Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) abwärts zeigte er sich in einem Blogeintrag ("New York Times") von Mittwoch verwundert: "Aha. Es sieht so aus, dass ich nun jenes Stadium erreicht habe, in dem ich schon für Aufregung sorge, wenn ich das Offensichtliche sage."

Am Montag war Krugman bei einer von der Universität Princeton gesponserten Veranstaltung gefragt worden, was er über das österreichische Engagement in Osteuropa in Zeiten der Krise denke. Er habe in seiner Antwort, so Krugman nun, lediglich gesagt, "was jeder weiß". Nämlich: "Die österreichischen Kredite für Osteuropa sind unvergleichlich höher als die aller anderen Länder, und das bedeutet ein ernstes Risiko, wenn man bedenkt, dass diese Region derzeit die Mutter aller Währungskrisen durchmacht."

"Ist Österreich erledigt?", stellt Krugman die rhetorische Frage, um sie gleich darauf zu beantworten: "Natürlich nicht. Es ist nicht so angeschlagen wie Island oder Irland. Aber es wird ein Bankenrettungsprogramm brauchen, das die Ressourcen des Landes äußerst in Anspruch nehmen wird." Also, findet Krugman, sollte es nicht kontroversiell sein, dass er Österreich nach den beiden genannten Ländern für das am meisten von einem Staatsbankrott gefährdete hält.

Interessant zu verfolgen ist auch die Debatte, die sich unter dem Blogeintrag gebildet hat. Offensichtlich tummeln sich (fast ausschließlich) Österreicher in dem Forum. Drei Viertel des österreichischen Engagements bezögen sich auf östliche Länder innerhalb der Europäischen Union, hält ein User Krugman entegen und schließt sich damit eins zu eins dem Wording von Finanzminister Pröll an. Diese Anlagen seien sicherer als das restliche Viertel.

Ein anderer Diskussionsteilnehmer outet sich als Österreicher und gibt Krugman entschieden recht. Endlich wisse auch die breite Masse der Österreicher, wie es um ihr Land steht.

Die "Financial Times Deutschland" macht sich ebenfalls mit Genuss über die offiziellen österreichischen Reaktionen auf Krugmans Aussagen lustig: "Offensichtlich fühlen sich die Österreicher in ihrer ökonomischen Nationalehre gekränkt. Wobei das Problem bekannt und real ist." Und: "Vielleicht kommt es für die Regierung in Wien momentan einfach etwas zu dicke. So musste Minister Pröll just gestern einräumen, dass Österreichs Haushaltsdefizit auf über vier Prozent hochschießen könnte. Ein Defizitverfahren der EU-Kommission gegen das Land ist beschlossene Sache. Und daran gemessen sind ein paar Gemeinheiten eines Professors aus den USA ja fast eine Lappalie."
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Post by dejost »

http://ooe.orf.at/stories/356756/

Das gehört eigentlich schon in den ORF- Thread - oder zu dem zu unsinnigen Umfragen:
Fast die Hälfte der Österreicher (47 Prozent) ist zu keinem Opfer in der Krise bereit
nur, jetzt kommt's:
Davon gaben 23 Prozent an, finanziell dazu nicht in der Lage zu sein.
Dass sich der Wohlstand ohne Wirtschaftswachstum nicht aufrechterhalten lässt, glauben 57 Prozent. 16 Prozent sind der Auffassung, das wäre auch in stagnierenden Zeiten möglich.
Was auch eher sinnfrei ist. Was die Bevölkerung (die in der Mehrheit so wie ich keinen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund) glaubt, ist völlig egal, interessant ist, wie es ist.

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Die Inflation ist schon fast zum Stillstand gekommen. ZB die Billignudeln, deren Preis sich vor einem Jahr fast verdoppelt hatte, kosten jetzt ungefähr wieder so viel wie vor 2 Jahren.

Eine niedrige Inflation - oder gar eine Deflation - sind schlecht für die Wirtschaft und die Beschäftigung. So schreibt orf.at:
Die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt hat sich weiter verschlechtert. Ende Juli ist die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen - ohne in Schulung befindlicher - im Jahresabstand um 30,1 Prozent auf 232.387 angestiegen.
Die Arbeitslosenquote beträgt damit weiterhin 6,3 Prozent.

Das Ministerium betonte in einer Stellungnahme gegenüber der APA, dass die Steigerung der Arbeitslosigkeit im Juli gemeinsam mit dem Monat April den geringsten Anstieg seit einem halben Jahr aufweise. Der saisonbedingte Anstieg sei trotz Rezession geringer als vergangenes Jahr. Samt den 56.197 Schulungsteilnehmern waren insgesamt 288.584 Menschen ohne Job. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sank binnen Jahresfrist um 31,6 Prozent auf 27.013.

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Während die AUA das Überleben geschafft hat (die Frage ist, ob der Name erhalten bleiben wird?), wissen wir seit heute, dass Sky Europe, die Billigfluglinie, die auch mitverantwortlich ist für den Niedergang einiger alteingesessener Fluglinien, selbst den Konkursantrag stellen musste. Ein Treppenwitz?

Apropos, ich flieg ja nach Amsterdam zu Rieu am Freitag und ratet mal, auf welcher Fluglinie wir ursprünglich gebucht waren? :twisted: Nunja, jetzt muss halt Ersatz gefunden werden, das sollte noch rechtzeitig machbar sein, ganz so billig wird es jedenfalls nimma. Bin ich froh, dass ich nicht die Organisation inne habe!
--Harald
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Weit haben wir es gebracht, wenn multinationale Konzerne schon Staaten drohen können:

http://derstandard.at/1252771203483/Nes ... er-Schweiz
Nestle-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck droht mit einem Wegzug des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns aus der Schweiz, sollten dort staatlich festgelegte Gehaltsobergrenzen eingeführt werden. "Das wäre der Anfang vom Ende", sagte er in einem Interview mit der Zeitung "Sonntag".

Die Schweiz müsse aufpassen, dass sie ihren Standortvorteil nicht verscherze, sagte der Österreicher Brabeck.
Poster_in Nee-Chee sagt uns auch, was Hr Brabeck unter Rechtssicherheit versteht:
Es dürfen nie wieder neue Gesetz erlassen werden. Vor allem wenn sie zu meinem Nachteil wären.
Poster fordern, dass man solche Konzerne boykottiert, aber wer nicht einen großen finanziellen Spielraum hat, kann sich das kaum langfristig leisten.

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http://ooe.orf.at/stories/392232/
Die Arbeiterkammer hat die Jahresabschlüsse mittlerer und großer Firmen aus den Jahren 2002 bis 2008 ausgewertet und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass Unternehmen finanzielle Spielräume für ein besseres Krisenmanagement haben. Sie müssten sie nur nutzen.

Zum jetzigen Zeitpunkt würden jedoch nur die Aktionäre von den steigenden Gewinnausschüttungen profitieren.
Der Überschuss pro Mitarbeiter, der den Unternehmen im Jahr 2008 durchschnittlich verblieb, liegt laut Studie bei knapp 39.500 Euro und liegt damit um 56 Prozent über dem Wert von 2002 bzw. sogar um 63 Prozent über jenem von 2003.

Die durchschnittliche Wertschöpfung pro Beschäftigten sei im Jahr 2008 um 60 Prozent höher als der durchschnittliche Personalaufwand gewesen, so die AK.

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orf.at:
Die Finanzkrise fordert nun in Deutschland ein weiteres prominentes Opfer: Der traditionsreiche Quelle-Versand wird geschlossen. Monatelang hatte der Insolvenzverwalter - vergeblich - nach einem Ausweg für die Tochter des ebenfalls zahlungsunfähigen Arcandor-Konzerns gesucht. Nun drehten die Banken den Geldhahn zu. Tausende Mitarbeiter verlieren damit ihren Job.
Der Quelle-Erzrivale Otto hatte bereits zu Beginn abgewunken.
Quelle war einst der zweitgrößte europäische Versandhändler und fusionierte 1999 mit Karstadt. Von da an ging es fast nur noch bergab
Das gesunde Auslandsgeschäft von Quelle - darunter auch Quelle Österreich - soll laut Mitteilung schnell in einem eigenen Prozess verkauft werden.
Die übrigen Teile werden nun einzeln verkauft. Dazu gehören das Auslandsgeschäft von Quelle in der Schweiz, Österreich und Osteuropa, mehrere Spezialversender (Peter Hahn, Baby Walz) und der Einkaufssender HSE24.

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orf.at wrote:Bankenpleite Nummer 100 in den USA: Mit dem Aus der regionalen Partners Bank in Florida sind in Amerika in diesem Jahr durch die Finanzkrise so viele Institute in die Knie gegangen wie seit langem nicht.

Das Bankensterben trifft nach den großen Zusammenbrüchen zum Höhepunkt der Finanzkrise im vergangenen Jahr nun ganz überwiegend kleinere und mittelgroße Häuser quer durch die USA. Experten sind überzeugt: Die Pleitewelle wird noch einige Zeit weiterrollen.
Derweil ist die Libro- Anklage fertig, das UK pocht auf hohe Managerboni und die Post meint, ein allfälliges Ende von Quelle Österreich würde sie auch noch durchstehen.

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orf.at wrote:Der vom Staat gestützte niederländische Finanzkonzern ING will die vom Staat erhaltenen Hilfen zurückzahlen. Mit dem Verkauf aus neuen Aktien über 7,5 Milliarden Euro sowie weiteren Spartenverkäufen will ING die Staatshilfe von insgesamt zehn Milliarden Euro zurückzahlen.
In einem ersten Schritt sollen vom Staat Wertpapiere über fünf Milliarden Euro mit einem deutlichen Aufschlag zurückgekauft werden. Neben der Zinszahlung von rund 260 Millionen Euro werde dem Staat für den stark gestiegenen Aktienkurs ein Aufschlag zwischen 333 Millionen Euro und 691 Millionen Euro gezahlt, teilte das Unternehmen mit.

Zudem muss ING dem Staat für die Absicherung von wertlos gewordenen Wertpapieren eine höhere Gebühr als bislang bekannt bezahlen. Dies werde das Ergebnis des Unternehmens im vierten Quartal mit rund 1,3 Milliarden Euro belasten.
Tja, wenn alle Banken so schnell zurückzahlen (und so viel) wird das ja noch ein richtig gutes Geschäft.

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http://derstandard.at/1256256007440/Jap ... rarbeitung

Tod durch Überarbeitung - im Japanischen Karoshi genannt
In Japan untersuchen die Behörden routinemäßig Todesfälle von Beschäftigten, wenn diese zuvor ein halbes Jahr lang monatlich mehr als 80 Überstunden abgeleistet haben oder mehr als 100 Überstunden im letzten Monat vor ihrem Tod. Jährlich erkennen die Behörden rund 150 Todesfälle von Arbeitnehmern in Japan als karoshi-bedingt an - meist ist ein Herzinfarkt die Todesursache.
Anlassfall für den Artikel:
Eine McDonald's-Filialleiterin in Japan ist nach Behördenangaben an den Folgen von Überarbeitung gestorben. Die 41-Jährige starb infolge einer Gehirnblutung, nachdem sie zuvor ein halbes Jahr lang monatlich mehr als 80 Überstunden gemacht hatte, wie eine Arbeitsbehörde im Großraum Tokio am Mittwoch mitteilte. "Wir haben festgestellt, dass ihre Arbeit sie krankgemacht hat."
McDonald's Japan wollte sich zu dem Fall der Filialleiterin nicht äußern.

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Während Quelle zusperrt, Thalia lion.cc kauft und es puncto GM eine Kehrtwende gibt und der Europachef dort gehen muss, verliert das bald kommende Weihnachtsgeschäft etwas an Bedeutung:

http://derstandard.at/1256744190526/Ums ... -Bedeutung
Pro Kopf wollen die Österreicher heuer 272 Euro für Geschenke ausgeben, so eine aktuelle Umfrage des Beraters Ernst & Young.

Da die Ausgaben seit mehr als 10 Jahren kaum gestiegen seien, verliere Weihnachten für den Einzelhandel "generell langfristig an Bedeutung", sagte Geschäftsführerin Hanna Bomba-Wilhelmi. Nicht nur die Konjunkturflaute, sondern auch der Internet-Handel und der Trend zu Wellness- und Geldgeschenken setzen den Händlern zu.

Für manche Branchen wie etwa Spielwaren-, Schmuck- oder Buchhandel ist Weihnachten aber die wichtigste Zeit im Jahr. Spielzeughändler erzielen allein im Dezember zweieinhalb Mal so hohe Umsätze wie in einem "normalen" Monat. Bei den Uhren- und Schmuckhändler sei es ähnlich.
Unter Weihnachtsgeschäft wird nur der Mehrumsatz des Einzelhandels im Monat Dezember, also der zusätzliche Umsatz zum "Normalumsatz" verstanden. Gutscheine werden erst berücksichtigt, wenn sie eingelöst werden.

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Post by dejost »

Erst 2011 soll der Höchststand an Arbeitslosigkeit erreicht werden, über 400000 soll er liegen.


Cosmos hat vor ein paar Tagen Konkurs angemeldet. ArbeitnehmerInnen sollen gekündigt werden, Standorte geschlossen und alle Gutscheine sind nur mehr die Quote wert.
Ich bin schon gespannt, wer bzw ob er verkauft wird. Zumindest die Marke wird wohl Metro (Media/Saturn) kaufen, aber ob die auch gleich die restlichen Standorte übernehmen? Oder Hartlauer? Ev Rewe?


Das folgende pass gleichermaßen schlecht in den Politik- oder E-Voting Thread, aber ich habe es mal hier reingetan:
http://derstandard.at/1266279185722/Wir ... muesemarkt
"Das ist wirklich eine Frechheit", sagt Züheyr. "Sie wollen demokratisch gewählt werden, also sollen sie sich auch an demokratische Regeln halten", ärgert sich der Selbstständige. Die Rede ist von den größeren wahlwerbenden Fraktionen der Wirtschaftskammer. Wie berichtet, hatte der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband dem schwarzen Wirtschaftsbund unlautere Mittel vorgeworfen. Züheyr bestätigt das, nimmt aber auch die roten Wahlwerbenden nicht aus: "Beide Seiten" hätten ihm gerne seine Wahlkarte abgeknöpft. Nicht nur, um ihm den Weg zur Post, sondern auch den Griff zum Kugelschreiber zu ersparen. "Sie wollten einfach die unausgefüllte Karte mitnehmen", sagt Züheyr. Einen anderen Kollegen hätten die Fraktions-GesandtInnen gar bis zur Post-Filiale verfolgt.
Auch Nasir Dis hat seine Karte schon frankiert. Ob auch er von einem Wirtschaftskammer-Abgesandten heimgesucht wurde? Herr Dis macht große Augen: "Von einem? Von x-Leuten." Herr Dis hat nichts gegen Kammer-FunktionärInnen - solange sie bei ihm einkaufen. Aber ihnen die Wahlkarte anzuvertrauen - "wozu? Ich habe sie per Post bekommen, per Post schicke ich sie auch wieder ab."
Ein Stand-Inhaber, der anonym bleiben will, spricht derStandard.at gegenüber von "Erpressung": Mehrere Male seien Fraktionsleute gekommen, um ihm die Karte abzunehmen. Bis jetzt habe er abgelehnt, weiß aber nicht, ob er nicht besser nachgeben sollte: Gerade in kleineren Gremien werde "genau kontrolliert, wer gewählt hat und wer nicht." Sollte er sich enthalten, "dann könnte es sein, dass ich bei der nächsten Platzvergabe nicht mehr berücksichtigt werde", fürchtet der Mann mit deutlichem Akzent. "Wir werden richtig unter Druck gesetzt." Auch KollegInnen in anderen, kleinen Gremien seien betroffen.

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Post by dejost »

Cosmos wird jetzt endgültig zerschlagen, einige Filialen haben schon geschlossen, die anderen haben ab Morgen Ausverkauf.

Was mich aber sehr verwundert ist der Umstand, dass lt Standard 40 Millionen Passiva 36 Millionen Aktiva gegenüberstehen. Wieso geht man da in Konkurs, bzw wieso scheitert der Ausgleich?

harald
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Post by harald »

@Cosmos: http://img154.yfrog.com/i/ediy.jpg/

Der Ausgleich scheitert meist an den Gläubigern. Nur weil wir schlechte Konkursquoten gewohnt sind, bedeutet das nicht, dass 4 Millionen Übersculdung wenig Geld darstellt! Viele Konkursverfahren ziehen ja Strafverfahren nach sich (Krida)!

Zu den Konkursgründen kannst ja beim Barta noch nachschlagen, wenns dich genauer interessiert:

http://www.uibk.ac.at/zivilrecht/buch/k ... ;section=8

Falls dich nur der praktische Hintergrund interessiert, muss ich passen.
--Harald
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@ Link: Hihi, ist aber leider typisch Cosmos.
musste ich gleich weiterverbreiten.

@ 2. Link: Danke, der Barta ist super.

@ Rechtl:
Mir sind die Voraussetzungen: Überschuldung, Fortbestehungsprognose schon klar.

@ Faktisch:
Mich wundert eben nur, wenn bei einer ziemlich geringen Überschuldung - und das würde wohl auch eine ziemlich gute Quote bedeuten - dem (Zwangs-)Ausgleich nicht zugestimmt wird.
Auch die Prognose - Kündigungen und Schließungen vorausgesetzt - kann ja nicht so schlecht gewesen, sein, denn ein paar der Standorte laufen ja recht gut.
Im Übrigen sage ich nur URG.

Deinem Hinweis auf die Strafverfahren kann ich daher nur zustimmen.

@ dieses Posting

Dies ist mein erstes Posting von meinem neuen 23" HD 2ms Reaktionszeit TFT-Monitor, der mich dank Konkursabverkauf etwas weniger gekostet hat, als der Billigstbieter lt Geizhals. Und ich konnte ihn gleich mitnehmen (dafür habe ich mich aber anstellen müssen. Die Glühbirnen und DVD-Rohlinge waren leider schon alle aus, und das Angebot an USB-Sticks war zum Schmeißen, aber Akkus habe ich noch bekommen.)
Last edited by dejost on 19 Jul 2013, 07:52, edited 1 time in total.

harald
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Ich hab mir Akkus, Rohlinge und 3 Wii Spiele gekauft!

Lego Indiana Jones 2 um glatte 9 € billiger als der beste Geizhals Anbieter (und da waren Versandkosten noch nicht berücksichtigt)!

Dann Skate City Heroes um ein paar Cent billiger als der beste Geizhals Anbieter.

Und dann Wario Ware Smooth Moves um glatte 16 € billiger als der beste Geizhals Anbieter.

:mrgreen:

Ich muss sagen, die Auswahl in der Ottakringer Straße war genial, in der Lugner City war fast alles weg. Es kommt noch nächste Woche was nach vom Lager, also wer Montag früh nochmal einkaufen geht, macht sicher das eine oder andere Schnäppchen!

Achtung bei Handys und bei Routern/Switches. Habe stichprobenartig verglichen, ein Nokia 6700 hat 290 € gekostet, bei Geizhals um 180 €, Router hab ich zwei gesehen mit 100 € und 82 €, beides auf Geizhals um 60 € zu haben. Auch bei Wii spielen kann man Überraschungen erleben, Super Smash Bros Brwal kostete 45 €, auf Geizhals 19 €!

Ich muss sagen mit meiner Liste ging das Vergleichen ganz gut, manches mal hätt ich mir einen Internettarif zum Vergleichen gewünscht. Gott sei dank hab ich viele Freiminuten und eine liebe Schwester, die alle Preise in den Laptop reingeklopft und mir durchgegeben hat, die nicht auf meiner Liste waren!

Was mich noch überrascht hat: Es ging wirklich gesittet zu. Kein Ansturm, keine Dränglerei trotz langer Kassenschlangen! Einen einzigen Zwischenfall gabs, ein jüngerer, nicht in den guten Sitten geschulter, Krocher wollte anscheinend aufgrund eines Fehlers bei einer CD Gewährleistung geltend machen. Die Verkäuferin hat ihn höflich drauf aufmerksam gemacht, dass er aufgrund des Konkurses nix von Cosmos kriegen wird und sich doch bitte an den Hersteller wenden soll! Das quittierte er mit einem unflätigen Gefühlsausdruck, drehte sich um und zerbrach die CD in mehrere Einzelteile. Die Dame beim Verkauf konnte es nicht ganz glauben und meinte nur zu ihrem Kollegen: "Ich kann ja auch nix dafür, ich arbeite nur hier und das auch nimma lang!"
--Harald
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Wenn schon der Insolvenzentgeltfonds in Geldnöte kommt, ist das kein gute Zeichen.
orf.at wrote:Der Insolvenzentgeltfonds (IEF), kurz "Pleitefonds" [also Pleitefonds heißt der vielleicht beim ORF] genannt, aus dem die Löhne und Gehälter der Beschäftigten bei einer Unternehmenspleite gezahlt werden, ist selbst in Geldnöten. Die Zahl der Pleiten ist im Vorjahr kräftig gestiegen, gleichzeitig gingen die Beiträge, die von den Arbeitgebern bezahlt werden, zurück. [...] Ende 2009 habe der Fonds noch mit plus 30 Mio. Euro bilanziert, heuer werde man nur mit einer Kreditfinanzierung über die Runden kommen.
Wie der Fonds langfristig gefüllt werden soll, ist noch nicht entschieden, die Ansprüche von Insolvenzopfern sind aber auf jeden Fall gesichert, heißt es im Sozialministerium. Zu einer Reduktion der Leistungen werde es nicht kommen. Derzeit bekommen Beschäftigte einer insolventen Firma ihre Löhne und Gehälter sechs Monate lang bezahlt.
Auf den Fonds könnte auch heuer wieder eine Insolvenzwelle zukommen. Der KSV ging zuletzt für heuer von einem Plus von zwölf Prozent auf 7.500 Unternehmenspleiten aus. 2009 waren 28.400 Dienstnehmer von einer Pleite betroffen.

Der Fonds, der 2001 vom Bund ausgegliedert wurde und als IEF Service GmbH firmiert, wird von Arbeitgeberbeiträgen in Höhe von 0,55 Prozent des Bruttoentgelts je Beschäftigten gefüllt. Insgesamt flossen 2009 437 Mio. Euro in den Fonds, davon 406 Mio. Euro aus Arbeitgeberbeiträgen, der Rest kam unter anderem aus Rückflüssen und Zinsgewinnen.
Ich hab mich vor Jahren mal beim IEF beworben, die haben mich aber nicht genommen sondern sich für jemand entschieden der mehr Erfahrung mit Sozialbetrug hat. Die Pointe, weswegen ich das erzähle, ist aber eigentlich, dass ich aufgrund meiner jetzigen Tätigkeit auch Erfahrung mit Sozialbetrug habe.

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@Griechenland, welches sich den Euro erschummelt hat, wird aus diesem nun nicht geschmissen, dafür mit nicht zu knappen Geldmengen gerettet, die es aber angeblich zurückzahlt. Kritiker meinen unter anderem, dass die Politiker in diesem Zusammenhang besonders viel gelogen haben und dass es primär ist, um die zentraleuropäischen Banken (insb F, D) zu retten, weil die sonst mit untergehen würden.

Das ganze lässt natürlich - das war ja jedem klar - den Euro sinken. Das mag für die Exporte gut sein, nur seit wann ist die EU der große Exporteur? Ich hoffe, da hat sich jemand Schlauer was gedacht dabei.


@Cosmos: Der ist nun endgültig futsch. Das Lokal in der Ottakringer Straße steht leer, und wie ich das letzte Mal beim Lugner war, war dort noch nix. Soll aber ein Ditech reinkommen.


@
http://derstandard.at/1271376190320/Arb ... eher-nicht
Während Beamte mit ihrem Job eher zufrieden sind, ist die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz im Frühjahr vor allem bei den Beschäftigten im Handel gestiegen. Teilzeitbeschäftigte sind deutlich unzufriedener als ihre Vollzeitkollegen. Dies zeigt der aktuelle Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich, der heute, Freitag, präsentiert wurde.

Der Arbeitsklima-Index ist im Frühjahr 2010 auf 110 Punkte gesunken. Damit liegt er zwei Indexpunkte unter dem Wert vom Herbst 2007. Dafür verantwortlich sei unter anderem die Unzufriedenheit im Handel. Bei einigen Beamten-Gruppen sei die Arbeitszufriedenheit hingegen gestiegen.

Die Beschäftigten im Handel seien vor allem mit ihrer unmittelbaren Tätigkeit am Arbeitsplatz unzufriedener. Noch 2007 gaben mit 88 Prozent, also fast neun von zehn Beschäftigten an, zufrieden zu sein. Jetzt sind es nur mehr sieben von zehn. Die Unzufriedenheit im Handel zieht sich durch die gesamte Branche, unabhängig von Firmengröße oder Geschlecht der Betroffenen. Auffällig sei aber, dass die Zahl der Arbeitslosen im Handel gestiegen sei. Der Index im Handel ist von Herbst 2009 bis jetzt von 111 auf 105 Punkte gefallen.

In Industrie und Gewerbe ging der Zufriedenheitsindex von 108 auf 106 Punkte zurück.
Die deutlichsten Veränderungen durch die Wirtschaftskrise zeigen sich generell in der Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs. Vom Herbst 2007 bis zum Herbst 2009 fiel die Zahl der Optimisten von 84 auf 61 Prozent. Zwar ist ihre Zahl zuletzt wieder auf 67 Prozent gestiegen, die vergangenen Verluste konnten damit aber noch nicht wieder ausgeglichen werden.

Teilzeit boomt, macht aber nicht glücklich, stellt die AK fest: Vollzeitbeschäftigte Frauen haben einen um zwei Index-Punkte höheren Arbeitsklima Index als Teilzeitkräfte. Eine Ursache dafür liege in der Einschätzung der eigenen Jobchancen, glaubt die AK. Vier von zehn teilzeitbeschäftigten Frauen beurteilen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt als gut, hingegen schätzen fünf von zehn vollzeitbeschäftigten Frauen ihre Chancen, bei Jobverlust einen neuen Arbeitsplatz zu finden, als "sehr gut" oder "eher gut" ein. Außerdem fürchten teilzeitbeschäftigte Frauen, dass die staatliche Pension nicht reichen werde.
Ich vermute, die Beamten sind der Jobsicherheit wegen zufrieden. Der Zufriedenheitsindex des postenden Vertragsbediensteten ist im letzten Jahr drastisch abgestürzt.

[quote="Standardposter "Er staunt""]PRIVATZUFRIEDENHEITS-INDEX
Wien - Während Menschen ohne nennenswerte gesundheitliche Probleme und mit einem liquiden Privatvermögen von zumindest EUR 15 Millionen eher zufrieden sind, ist die Unzufriedenheit von Arbeitslosen, Sozialhilfebeziehern und Erwerbstätigen mit einem Realeinkommen unter der offiziellen Armutsgrenze im Frühjahr weiter gestiegen. Kranke zeigten sich dabei tendenziell unzufriedener als Gesunde. Bezieher von Mindesteinkommen beurteilten die jüngste Preissteigerungswelle außerdem deutlich negativer als die Geschäftsführer der drei den heimischen Lebensmittel-Handel dominierenden Konzerne, der OMV und des Verbunds. Dies zeigt der aktuelle Privatzufriedenheits-Index der Ausbeuterkammer (AK), der heute, Freitag, präsentiert wurde. [/quote]

harald
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Bevor ich noch nach Armenien abrausche, muss ich schnell meine heutigen Gedanken wo niederschreiben:

Habe mir am Mittwoch einen Philharmoniker gekauft. Bemühe mich als Münzsammler halbwegs regelmäßig einen zu kaufen, was bei den derzeitigen Goldpreisen immer schwieriger wird.

So und heute hab ich mir den Goldpreis vom Freitag angeschaut, von eben dieser Münze. Hab ich für die Münze beim Kaufen noch € 946 bezahlt am Mittwoch, so ist sie am Freitag bereits € 956 beim Verkauf wert! :shock: Das bedeutet über € 40 in zwei Tagen (wenn ich beide Ankaufs/Verkaufspreise vergleiche)!

Wer regelmäßig schauen will, wie die Unze Phili steht: http://www.raiffeisen.at/eBusiness/rai_ ... -1-NA.html

Normalerweise bin ich Preissteigerungen auf lange Sicht gewohnt, aber nicht innerhalb von zwei Tagen!

Da brodelts mächtig, vor allem wenn man die Deckungskäufe von den europäischen Banken und von China anschaut. Mir schwant Übles!

Wenn Griechenland baden geht und/oder es zu einer Geldentwertung des Euro kommen sollte, müssen - zumindest wie ich das sehen - die Banken Gold auf den Markt werfen, um auch das Gold zu entwerten.

Ich hoffe ich höre nur das Gras wachsen, denn irgendwie riecht das alles hier nach Vorbereitungshandlung. Und mich beschleicht das ungute Gefühl, dass der einzige Gewinner China sein wird.

Mal abgesehen von einem allenfalls beabsichtigten Wertverfall von Gold, frag ich mich, ob bei Gold nicht eventuell ungewollt damit die nächste Marktblase entsteht, was Gold als "Sicherung" auch irrelevant macht. Ich sage nur: Papiergold müsste durch den tatsächlichen Goldwert unterlegt sein, ob es das ist, weiß keiner!

Mir kommt jedenfalls derzeit das Schaudern, wenn ich mir die Ge(o)ldmarktpolitik anseh.

Aus der Sammlerperspektive ist es mir derzeit eher egal, kann ich halt net so viele Goldmünzen sammeln. Aus der Perspektive des österreichischen Sparers schwant mir Böses für mein Erspartes. Als öffentlicher VB hoffe ich, dass mein halbegs sicherer Arbeitsplatz zumindest erhalten bleibt und ich somit vor dem Schlimmsten geschützt bin.

Alles in allem kann ich nur sagen: Ich blende die Gedanken aus und geh mal auf Urlaub! Ich lass wieder von mir hören, wenn ich aus Armenien zurück bin!
--Harald
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In Fortsetzung von Haralds Post:
orf.at wrote:Aus Angst vor einem Zerfall der Euro-Zone infolge der griechischen Schuldenkrise bricht die EZB mit ihrem größten Tabu: Erstmals seit ihrem Bestehen wird die Europäische Zentralbank Staatsanleihen notleidender Euro-Staaten aufkaufen. Das soll Ländern wie Griechenland und Portugal eine Atempause verschaffen. De facto ist es vor allem ein Bankenrettungspaket, da viele europäische Banken Milliarden an gefährdeten Staatsanleihen in ihren Bilanzen stehen haben.
Ein weiterer Fall Griechenland, das sich wegen der Schuldenkrise und damit einhergehender Spekulation auf dem freien Kapitalmakrt keine Kredite mehr leisten konnte, soll mit dem großen Rettungspaket der EU von bis zu 750 Mrd. Euro unbedingt verhindert werden.

Neben einem Kreditrahmen wurde auch ein geordneter Mechanismus geschaffen, der der EU-Kommission künftig mehr Kontrolle über Budgets und Schulden der Euro-Länder bringen soll. Bis zum EU-Finanzministertreffen nächste Woche müssen nun Spanien und Portugal weitere Sparpläne vorlegen. Spanien betonte noch am Montag, nicht auf das Rettungspaket zurückgreifen zu wollen.
Österreichs Anteil so um die 13 Milliarden, ein Großteil der 750 Milliarden sind aber eh "nur" Haftungszusagen (also sowas, mit dem auch Kärnten gerne gedient hat).

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orf.at wrote:Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Euro-Länder aufgefordert, Mängel in ihrem Finanzsystem zu beheben und mehr Haushaltsdisziplin zu zeigen.

"Die Griechenland-Krise erinnert kraftvoll an schon lange bestehende Lücken in der Finanzarchitektur der Euro-Zone", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten IWF-Bericht zur wirtschaftlichen Lage in Europa. Der IWF schlägt damit in dieselbe Kerbe wie zahlreiche Analysten und Politikberater.
Zur Beseitigung dieser Lücken bedürfe es einer substanziellen Stärkung der Finanzdisziplin in guten Zeiten und neuer Mechanismen zur Krisenbekämpfung. Auf dem Weg zurück zur Konsolidierung könnten bestehende Instrumente wie Defizitverfahren und der Stabilitäts- und Wachstumspakt generell hilfreich sein.
"Der Bedarf an Koordination ist insbesondere groß im Euro-Raum, wo die Verflechtungen und die grenzübergreifenden Effekte nationaler Maßnahmen besonders groß sind."
Beim Ausstieg aus den Krisenprogrammen plädiert der IWF für ein allmähliches Vorgehen. Schon kurzfristig die öffentlichen Schulden abzubauen sei wegen der Gefahr der Rückkehr der Rezession weder möglich noch wünschenswert. Andererseits gebe es zunehmende Warnzeichen wegen der Schuldenhöhe in vielen europäischen Ländern. Auf mittlere Sicht seien hier erhebliche Anstrengungen nötig.
Belastend dürften schwelende Probleme im Bankensektor mit Auswirkungen auf die Kreditvergabe bleiben. Negativ wirke auch, dass die Arbeitslosigkeit in weiten Teilen Europas weiter steigen werde. Die Inflationserwartungen in den entwickelten Ländern Europas seien erst einmal gedämpft.

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orf.at wrote:Die brasilianischen Konzerne Citrosuco und Citrovita schließen sich zum weltgrößten Orangensaftkonzern zusammen. Der neue globale Player wird ein Viertel des weltweiten Marktes für Orangensaft kontrollieren und jährliche Umsätze von umgerechnet rund 900 Millionen Euro erwirtschaften.

Durch die Fusion könnten die Unternehmen Kosten einsparen und dem Preisdruck großer Einzelhändler aus den USA und Europa besser die Stirn bieten, sagte Citrosuco-Chef Tales Cubero. Die Unternehmen hoffen zudem, dadurch künftig besser mit anderen Getränken - etwa sogenannten Energy-Drinks - konkurrieren zu können, die die Branche Marktanteile gekostet haben.

Die brasilianischen Regulierungsbehörden müssen der Fusion noch zustimmen. Die Branche war mit lediglich vier größeren Konzernen bereits vor dem Zusammenschluss von Citrosuco und Citrovita stark konsolidiert. Jedes zweite Glas Orangensaft, das weltweit getrunken wird, wird in Brasilien produziert.
Ich glaub ja, diese Tendenz zu Zusammenschlüssen ist keine Besonderheit von Orangen (bei österreichischen Orangen ist eher eine Tendenz zur Spaltung da :twisted: ), sondern dass die meisten Märkte in ein paar Jahren nur mehr 2 - 5 Großanbieter haben werden, und bestenfalls ein paar kleine für bestimmte Nischen (sofern es nicht schon so ist).

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Post by harald »

Wenn ich meinen Phili der Bank verkaufen würd, wäre er schon € 1,017.00 wert. :shock:

71€ in einer Woche und das Umsatz- und Spekulationssteuerfrei, wenn das keine Zockerei ist!
--Harald
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Ja, der Cosmos. Man sieht, da er mich so viele Jahre begleitet hat, lässt er mich nicht ganz los. Der DiTech beim Lugner ist woanders, das Cosmoslokal ist immer noch leer.

Cosmos aber ist auf dem Weg ins Zombie-Dasein:

http://futurezone.orf.at/stories/1653762/
Steirische Investoren haben den Namen Cosmos aus der Konkursmasse erworben und wollen die Elektrohandelskette wiederauferstehen lassen. Bis Jahresende sind drei, mittelfristig 15 Standorte in Österreich geplant.

Den Besitzern seien die Rechte daran 50.000 Euro plus Umsatzsteuer wert gewesen, sagte Cosmos-Masseverwalter Karl Engelhart der Tageszeitung "Die Presse".

Die Eröffnung der ersten Cosmos-Filiale sei für den 29. Juli in der Arena, einem Einkaufszentrum in Fohnsdorf (Steiermark), geplant, sagte der ehemalige Cosmos-Chef Robert Knobl. Er steht der Investorengruppe nun beratend zu Seite. "Bei einem Erfolg soll es mehrere Filialen geben", so Knobl.
Hauptgrund für die Wiederbelebung der Elektrohandelskette sei, dass es einige Einkaufszentren gebe, die ohne Elektrohändler auskommen müssten, so Gruber. Zudem bedürfe es eines Elektrohändlers, der Nischen abdecke.

Auf das Billigkonzept dürfte Cosmos diesmal aber nicht setzen. Man würde sich eher Richtung Saturn bewegen, sagte Gruber. Behalten würde man aber die schwarz-gelbe Farbe im Logo. Das gesamte Erscheinungsbild soll dennoch erneuert werden. Auch inhaltlich soll Cosmos anders positioniert werden. Man wolle sich verstärkt auf Weißware, also Haushaltsgeräte, konzentrieren.
PS: Der Standard hat wortgleich den selben Artikel. Da kopiert wer gerne von der APA.

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http://derstandard.at/1282273489334/Ano ... -der-Macht

Den Artikel würde ich empfehlen zu lesen, es sei denn man weiß schon, was solche Dark Pools im Börsegeschäft sind.

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http://derstandard.at/1284594405167/Kau ... ders-teuer
Für Arbeitnehmer lohnt sich - nach Abzug von Steuern und Abgaben - der Einkauf in Zürich und Sydney besonders. Die Kaufkraft eines Netto-Stundenlohns ist in diesen Städten weltweit am höchsten. Unter 73 Metropolen belegt Wien den 24. Platz und liegt somit im oberen Drittel. Ein besseres Ergebnis der Bundeshauptstadt verhindern vor allem die hohen Preise für Bekleidung und Elektronik. Nur in Tokio kleidet man sich noch teurer ein als in Wien, geht aus der aktuellen Studie "Preise und Löhne" der Schweizer Großbank UBS hervor. Sie hat dazu weltweit die Preise für 122 Güter und Dienstleistungen verglichen.
Rechnet man die Mietkosten mit ein, ändert sich dieses Bild geringfügig. Dann ist New York - aufgrund seines relativ großen Anteils an Luxuswohnungen - die statistisch teuerste Metropole der Welt. Die hohen Wohnkosten machen auch das Leben in Dubai, Tokio und Singapur kostspieliger. In Wien hingegen wird das Leben günstiger.

In Westeuropa ist das tägliche Leben - Wohnungsmieten ausgenommen - um 40 Prozent teurer als in Osteuropa oder Südamerika. Die günstigsten Preise für den breit zusammengestellten Warenkorb von Gütern und Dienstleistungen weisen Mumbai, Manila und Bukarest auf.
Die höchsten Abgaben vom Bruttoeinkommen sind in Kopenhagen und Ljubljana zu zahlen. Aber auch in München, Oslo, Amsterdam, Brüssel und Frankfurt wird mindestens ein Drittel vom Lohn abgezogen. Besonders geringe Abschläge in Westeuropa gibt es in Barcelona, Dublin, Luxemburg und Madrid. Wien liegt dabei mit 25 Prozent im westeuropäischen Durchschnitt. Die aus globaler Sicht geringsten Abgaben fallen in Bangkok, Delhi, Hongkong, Caracas und Mexiko an.

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http://derstandard.at/1285200656759/der ... d-aus-Luft

Ein sagen wir mal kontroversielles Interview mit einem WU-Wirtschaftsprofessor.
Teilweise durchaus ein paar gute Ansätze, aber ein paar seiner Argumente - um nicht zu sagen einfach in den Raum gestellten Behauptungen - sind nicht nachvollziehbar.

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A-Tec von "Paradeunternehmer" Mirko Kovats hat ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eingeleitet.

http://derstandard.at/1287099627795/Mir ... -insolvent

Hier erzählt ein grüner Abgeordneter, wie er dabei war, als Kovats die Bank Burgenland kaufen wollte:

http://reimon.net/2010/10/20/hier-quakt ... ne-frosch/

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Hier gibt's einen Artikel über den Raiffeisen Konzern:

http://www.zeit.de/2010/35/A-Schwarzbuch?page=1

Auch wenn er im Vergleich zur Länge wenig Neues bringt (er ist allerdings für ein deutsches Publikum geschrieben, so gesehen verständlich), so sind doch ein paar interessante Zahlen enthalten, unter anderem zur Steuerleistung des Konzerns.

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Die Volksbank stößt ihr Ostgeschäft ab.

Posten tue ich aber deswegen:
http://orf.at/stories/2022709/
Die Arbeitslosenrate der unter 25-Jährigen lag im September 2010 im Euro-Raum bei 20,0 Prozent und in den EU-27 bei 20,3 Prozent. Im September 2009 hatte sie 20,2 bzw. 20,6 Prozent betragen. Die höchsten Quoten verzeichneten Spanien (42,5 Prozent), Litauen (37,6 Prozent im zweiten Quartal 2010) und Estland (37,2 Prozent im zweiten Quartal 2010). Auch in Italien ist jeder vierte Jugendliche arbeitslos.
Durch die hohe Arbeitslosenrate bei den unter 25-Jährigen wächst auch die soziale Kluft.

Den arbeitslosen Jungen wird durch ihre miserable Einkommenssituation ein dem jeweiligen Land entsprechender Lebensstandard verwehrt. Soziale Konflikte und Proteste wie etwa in den Banlieus in Frankreich vor fünf Jahren sind die Folge. Experten warnen bereits jetzt vor einer „verlorenen Generation“ in der EU.
Österreich liegt mit einer Jugendarbeitslosenquote von 8,9 Prozent auf dem drittletzten Platz. Noch besser haben Deutschland (8,5 Prozent) und die Niederlande (8,6 Prozent) abgeschnitten.

Insbesondere junge Zuwanderer und Jugendliche in der zweiten Generation zwischen 15 bis 24 Jahren sind in Österreich laut Zahlen der Statistik Austria besonders betroffen. Sie sind häufiger als Österreicher ohne Migrationshintergrund nicht mehr in Ausbildung und daher am Arbeitsmarkt.

„Auch wenn die zweite Generation in Österreich geboren ist, ist sie benachteiligt, weil sie weniger Netzwerke hat und den Arbeitsmarkt weniger kennt als die ‚einheimischen‘ Jugendlichen“, so Beate Sprenger, Pressesprecherin von AMS Österreich auf Nachfrage der APA.
[Weiters] leben Jugendliche mit Migrationshintergrund dort, wo die Eltern einen Job gefunden haben, „wo es eine starke industrielle Technologie gibt. Das sind aber die Branchen, die aufgrund der Osterweiterung und des technologischen Wandels weggebrochen sind“. Wer sich dann Weiterbildung nicht leisten könne, gerate in einen Teufelskreis.
Im Jahresabstand verzeichnete Österreich den drittstärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit, und zwar von 5,1 auf 4,5 Prozent. In Führung lagen hier Malta (von 7,2 auf 6,2 Prozent) sowie Deutschland (von 7,6 auf 6,7 Prozent). Die höchsten Anstiege verzeichneten Estland (von 13,4 auf 18,6 Prozent zwischen dem zweiten Quartal 2009 und 2010), Litauen (von 13,5 auf 18,2 Prozent zwischen dem zweiten Quartal 2009 und 2010) und Griechenland (von 9,2 auf 12,2 Prozent zwischen dem zweiten Quartal 2009 und 2010).

Die Männerarbeitslosigkeit ist im Jahresabstand im Euro-Raum von 9,8 auf 9,9 Prozent gestiegen, in der EU-27 blieb sie bei 9,5 Prozent stabil. Die Frauenarbeitslosigkeit legte sowohl in der Euro-Zone (von 9,9 auf 10,3 Prozent) als auch in den EU-27 (von 9,1 auf 9,6 Prozent) zu.

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http://derstandard.at/1289608235344/Let ... m-Umfallen
Ein Generationenkonflikt der anderen Art könnte sich in den USA anbahnen: Amerikaner im Ruhestand lassen ihre Kreditkarten glühen. Das alleine ist jetzt nicht so bemerkenswert. Einer aktuellen Studie zufolge machen sich aber gut 40 Prozent der pensionierten Kreditkartennutzer gar keinen Kopf darüber, ob sie ihre Schulden noch vor ihrem Ableben bezahlen werden, heißt es in einem Bericht des US-Fernsehsenders CNBC.

Viele hätten sich nicht genug ansparen können für den goldenen Herbst des Lebens, oder auch den zweiten oder dritten Frühling. In den Ruhestand seien sie aber dennoch getreten. Mehr als die Hälfte der in der Studie befragten Amerikaner habe weniger als 50.000 Dollar angespart, eine nicht genauer definierte Anzahl habe gar nichts auf der hohen Kante. Nur vier Prozent der Befragten hätten ihren Ruhestand wegen Schulden zeitlich nach hinten verschoben.
Wofür nun die freigiebigen US-Senioren ihre Kreditkarten zücken, hat weniger etwas mit Lust und Freude als mit Notwendigkeit zu tun. So gaben mehr als 75 Prozent der Befragten an, dass sie sich in erster Linie mit Medizin- und Begräbniskosten in Schulden stürzten.
brion wrote: wurscht
die amerikanischen banken haben die forderungen gegen ihre pensionisten schon lange in bonds gebündelt, geratet und verpackt und an europäische pensionsfonds verkauft.

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Bei all diesen Spar- und Rettungspaketen verliert man schnell den Sinn für Verhältnisse. Orf.at versucht zu helfen.

http://orf.at/stories/2027451/2027367/
Auch Europas Finanzminister, darunter Josef Pröll (ÖVP), räumen ein, dass die Bürde, die die Iren im Gegenzug für das Aufspannen des Euro-Rettungsschirm schultern müssen, enorm ist. Ein Vergleich mit dem österreichischen Budget verdeutlicht, wie drastisch die Einschnitte sind, die die irische Regierung der eigenen Bevölkerung in den nächsten Jahren zumutet - und er macht auch die Wut der Iren verständlicher, die für die Rettung nicht nur der irischen, sondern letztlich auch der britischen und deutschen Großbanken zur Kasse gebeten werden.
Gürtel um 21,6 Milliarden enger schnallen

Premier Brian Cowen stellte am Mittwoch seinen Haushaltsplan bis 2014 vor. Dieser sieht in den nächsten vier Jahren Einsparungen von zehn Milliarden Euro vor, durch Steuererhöhungen sollen fünf Milliarden zusätzlich in den Haushalt fließen. Dabei wird praktisch ausschließlich bei den Bürgern gespart - denn die europaweit umstrittene Körperschaftssteuer, von der Unternehmen profitieren, bleibt so niedrig wie bisher.

Im Vergleich dazu plant die heimische Regierung - bis 2013 - Einsparungen und Mehrbelastungen in Höhe von 13 Milliarden. Das ergibt ein jährliches Sparziel von 4,3 Milliarden. Dagegen nehmen sich die 3,8 Mrd. Euro, die die Iren in den nächsten vier Jahren alljährlich stemmen müssen, zunächst überaschend gering aus.
Nur auf den ersten Blick wenig

Allerdings muss man die Sparziele in Relation zum Budget setzen, um ein korrektes Bild zu erhalten - und dann sieht die Sache schlagartig ganz anders aus: Gemessen an den Staatsausgaben des Vorjahres (48,2 Mrd. in Irland und 69,5 Mrd. in Österreich), müsste Österreich ein Sparpaket von 21,6 Milliarden Euro schnüren, um irische Dimensionen zu erreichen.

Die irische Last verschärft sich nochmals beträchtlich, wenn man die Bevölkerungszahlen berücksichtigt: Hierzulande fiele die Pro-Kopf-Belastung aufgrund der fast doppelten Einwohnerzahl - 8,2 Millionen Österreicher gegenüber 4,3 Millionen Iren - deutlich niedriger aus, oder umgekehrt: Die Iren müssen pro Kopf fast um ein Drittel mehr sparen, als das die Österreicher tun müssten.

Konkret werden die Iren jährlich mit 872 Euro belastet - bei einer vierköpfigen Familie macht das 3.488 Euro aus. Und das angesichts der realen Gefahr, dass Irland - ähnlich wie Griechenland - wegen des drastischen Sparkurses in eine Rezession fällt. In Österreich wären es 659 Euro pro Kopf und Jahr und bei einer vierköpfigen Familie 2.636 Euro.
Bundesheer kostet weniger

Selbst wenn Österreich etwa das Bundesheer auflösen würde, könnten damit in vier Jahren nicht einmal annähernd 21 Milliarden eingespart werden. Würde die Republik das gesamte Bundesvermögen verkaufen, kämen lediglich 973 Millionen herein. Würden vier Jahre lang alle Ausgaben für Kunst und Kultur gestrichen, könnten damit gerade einmal 1,7 Mrd. eingespart werden.

Um die Einsparungen im Sozialbereich hereinzuspielen, wären dramatische Kürzungen nötig: Familienbeihilfe und Kindergeld, die staatlichen Zuschüsse zu Sozialversicherung und Pensionen sowie die Ausgaben für Wissenschaft und Forschung müssten um 20 Prozent gekürzt werden, um 5,2 Milliarden einzusparen - und das wären noch 200 Millionen Euro weniger als in einem „Irland-Szenario“ nötig.
Anschaulicher, weil Monat für Monat unmittelbar auf dem Konto und in der Geldbörse vieler Steuerzahler spürbar, ist vielleicht eine andere Rechnung: Eine Familie mit zwei Kindern hätte in Österreich eine monatliche Belastung von 219 Euro zu tragen - die einen großen Teil der Familienbeihilfe (rund 350 Euro für zwei Kinder monatlich, Anm.) auffressen würde. Das von der SPÖ-ÖVP-Koalition vorgelegte Sparpaket belastet eine vierköpfige Familie in den nächsten drei Jahren monatlich „nur“ mit 176 Euro.

Eine vierköpfige irische Familie muss in den nächsten vier Jahren nach den Plänen der Regierung dagegen 291 Euro monatlich mehr einparen. Die 4,3 Millionen Iren stehen jedenfalls vor drastischen Einschnitten: Die Mehrwertsteuer soll bis 2014 von 21 auf 23 Prozent erhöht werden, erstmals müssen die Iren eine Steuer auf Wasser zahlen, und sogar der Mindestlohn wird gesenkt. Auch 24.750 Beamtenstellen sollen wegfallen.
„Versailles ohne Krieg“

Mindestens ebenso hart wie die Iren trifft es übrigens die rund elf Millionen Griechen: Der radikale Sparkurs, der im Frühjahr eingeschlagen wurde, sieht allein im kommenden Jahr 6,1 Milliarden Euro an Einsparungen vor - bei einem deutlich niedrigeren Pro-Kopf-BIP und einer starken Rezession.

Das deutsche „Handelsblatt“ warnte bereits vor Tagen in einem Leitartikel unter dem Titel „Versailles ohne Krieg“ vor dramatischen Folgen. Die „Politik der Strenge“, die die EU - angetrieben von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel - Irland und Griechenland gegenüber demonstriere, werde nicht den Euro retten, im Gegenteil: „Am Ende haben die betroffenen Staaten mehr Schulden, die Banken leben in größerer Unsicherheit, und Europa fällt zurück in das, was es lange war: ein Ort, dessen Bewohner sich auf den Tod nicht ausstehen konnten.“

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orf.at wrote:Die Zahl der Arbeitslosen ging im Jahresvergleich um 13.399 oder um 5,2 Prozent auf 244.346 Jobsuchende zurück. Rechnet man die 73.101 in Schulung befindlichen Personen dazu, waren zum Monatsende 317.447 Menschen ohne Arbeit.

Das waren um 19.080 Betroffene weniger als vor einem Jahr. Mit 60.000 neuen Arbeitsplätzen wurde der Beschäftigungsrekord vom Jahr 2008 um rund 7.300 Jobs übertroffen, teilte das Sozialministerium am Mittwoch mit. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung betrug im November 6,7 Prozent (nach nationaler Berechnung) und damit um 0,4 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Mit minus 8,4 Prozent reduzierte sich die Arbeitslosigkeit bei Männern deutlich stärker als bei Frauen mit minus 1,3 Prozent. Die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen sank um 8,4 Prozent auf 38.869 Betroffene. Die Quote bei Älteren sank um 0,3 Prozent auf 7,2 Prozent. Erfreulich sei auch der starke Rückgang bei den Langzeitarbeitslosen (minus 24,6 Prozent), so Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) in einer Aussendung. Die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen blieb mit minus 0,1 Prozent auf 52.116 stabil.
Im November gab es um 2,1 Prozent weniger Lehrstellensuchende, denen zwei Prozent mehr an offenen Lehrstellen gegenüberstanden. Nach Ländern ging die Arbeitslosigkeit bis auf Wien überall zurück. In der Bundeshauptstadt legte sich hingegen um 5,7 Prozent zu.

Die Arbeitslosigkeit ging in allen wichtigen Branchen zurück, besonders stark fiel der Rückgang in der Industrie mit minus 27 Prozent auf 22.555 Betroffene aus. Aber auch am Bau (minus 6,6 Prozent) und im Handel (minus 5,9 Prozent) sank die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich.

Hundstorfer strich neben der gesunkenen Arbeitslosigkeit vor allem hervor, dass mit 3.299.400 aktiv Beschäftigten ein neuer Beschäftigungsrekord erreicht wurde. Damit gebe es um 60.000 Arbeitsplätze oder um 1,9 Prozent mehr Jobs als im Vorjahr.
Die Zahl der beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldeten offenen Stellen nahm im November im Jahresvergleich um 2,4 Prozent auf 26.249 zu. Damit hat die Dynamik im Vergleich zum Oktober etwas nachgelassen, als um 18,5 Prozent mehr offene Stellen gemeldet wurden.
Im Europa-Vergleich rangiert Österreich mit einer Quote (EU-Berechnung Oktober) von 4,8 Prozent (nach EU-Berechnung) hinter den Niederlanden an zweitbester Stelle. Bei der Jugendarbeitslosigkeit hält Österreich hinter Deutschland und den Niederlanden mit 9,8 Prozent der dritten Platz.

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harald hat ja dankensweiterweise ein Topic zu Eurorettungsschirm und Staatspleiten aufgemacht.

Aber auch dieser Thread hier soll noch etwas bespielt werden.

http://derstandard.at/1316390350803/Mar ... tt-ist-fix
Schengen wird also erst einmal nichts für die Bulgarien und ihre latinischen Brüder im Nachbarland. Macht nix. Lange galt der Beitritt zu NATO, EU, Euro, Schengen als Ausweis für staatliche Stabilität und demokratische Reife. Das ist natürlich alles Unsinn. Was zählt, sind internationale Marken. Konsumbasen, in Beton gegossen, mit dem gleichen Logo von Jütland bis Kreta, den gleichen Arbeitskitteln, dem gleichen Kram in den gleichen Regalen. Nur das beruhigt die nationale Seele. Der Verbraucher will haben, was andere schon haben. Der Konzern aber schaut erst einmal und prüft, ob sich das rentiert, ob diese Menschen dort überhaupt konsumfähig sind.

Der Einzug der Lidl-Kette im vergangenen Jahr war schon ein Hammer. Wochenlang kursierten an bulgarischen Kaffeehaustischen und in bulgarischen Wohnzimmern die Gerüchte über fantastisch billige KekseBierFleischLaptopBananen. Als die Türen aufgingen, war kein Halten mehr. Nun hat Bulgarien aber auch die Beitrittskriterien zu Ikea erfüllt. Regierungschef Boiko Borissov hatte die Grundsteinlegung in Sofia erledigt, Finanzminister Simeon Djankow durfte diese Woche bei der Eröffnung der ersten Filiale des schwedischen Möbelisten in Bulgarien dabei sein, einen Holzblock durchsägen (gemeinsam mit der schwedischen Botschafterin in Sofia) und etwas sagen ("Ich kenne Ikea aus den USA, wo ich gelebt und gearbeitet habe. Ich war dort mit meiner Familie und wir haben Sachen gekauft"). Erst jetzt, im Jahr 22 nach der Wende, ist Bulgarien im Westen angekommen.

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http://derstandard.at/1317018485872/Rei ... euersitten

Lesenswertes Interview.

(Es würde ev auch in den Politthread pasen, aber da ist eh schon genug los)

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http://orf.at/#/stories/2083397/
In den vergangenen drei Jahren sperrte fast jeder zweite [Videotheken-]Betreiber zu. Von 130 Betrieben sind in Wien noch 70 übrig.
Mit mehr oder weniger kreativen Ideen bemühten sich Betreiber von Videotheken in den vergangenen Jahren, Kundschaft anzulocken. Einige gingen beispielsweise Kooperationen mit Pizzalieferanten ein oder lockten mit eigenen Solarien neue Kunden an. Doch diese Strategien dürften nur bedingt gefruchtet haben. Seit 2008 sind die Umsätze um gute 20 Prozent gesunken.
Der Anfang vom Ende zeichnete sich laut dem Wiener Berufsgruppenobmann Leopold Homola erstmals bei der Fußball-Europameisterschaft ab. Damals habe man weniger Kunden registriert, auch nach dem Sportevent seien diese nicht mehr gekommen. Zur Verschärfung der Situation hat aber wesentlich das Internet beigetragen. Raubkopien, illegale Downloads, aber auch legale Online-Videotheken machen den Filialen harte Konkurrenz. Nicht zu vergessen sind auch die kostenpflichtigen On-Demand-Angebote der Kabelnetzbetreiber.
Trotz düsterer Prognosen will zumindest Homola an eine Zukunft für den DVD-Verleih glauben. Beim Filmangebot und der Bildqualität sei man zumindest derzeit noch jeder Downloadplattform überlegens, so Homola.

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http://oesterreich.orf.at/stories/2515613/
Stark zugenommen haben geringfügige Beschäftigungsverhältnisse. Waren im Jänner 1997 noch weniger als 160.000 geringfügig Beschäftigte registriert, so wurden im März 2010 schon 302.000 Einträge gezählt. Der Trend hält an.
Anglizismus zum Tag: Working poor.
Überdurchschnittlich verbreitet ist „marginale Teilzeit“ in Europa in Norwegen und Großbritannien, wie Österreich zwischen vier und fünf Prozent liegen etwa die Niederländer. In den neuen EU-Staaten, etwa in Rumänien oder Bulgarien, ist diese Arbeitsform bisher gering verbreitet (weniger als 1 Prozent). Einheitliche und vergleichbare Definitionen fehlen in Europa.
Besonders verbreitet sind geringfügige Arbeitsverhältnisse bzw. Teilzeit im Zusammenhang mit der „typisch weiblichen“ Lebensphase der Kinderbetreuung. Beim Wiedereinstieg spielt die geringfügige Beschäftigung eine noch wichtigere Rolle als aus Zuverdienst-Gründen. Waren vor der Geburt des Kindes 5,2 Prozent der erwerbstätigen Frauen geringfügig beschäftigt, steigt dieser Anteil im ersten Job nach der Geburt auf 28,3 Prozent - mit entsprechenden Einschnitten in Einkommen.
Sozialversicherungsrechtlich sind geringfügig Beschäftigte, so sie nicht mehrfachversichert sind, ausschließlich unfallversichert. Sie sind aber nicht in die Krankenversicherung inkludiert, erwerben auch keine Pensions-Beitragszeiten. Seit 1998 besteht aber ein „opting in“ für die freiwillige Kranken- und Pensionsversicherung. Eine Möglichkeit des Eintritts in die Arbeitslosenversicherung besteht grundsätzlich nicht.

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http://news.orf.at/stories/2100213/2100205/
Die Studie [von FORBA, über die Ö1 berichtet] beschreibt bestimmte Tätigkeiten wie das Vorbereiten der Backöfen in den Feinkostabteilungen von Supermärkten und nach Kassaschluss zu verrichtende Abrechnungen und Putzarbeiten, die immer häufiger zum normalen Arbeitsalltag gehören - obwohl sie in der Freizeit passieren, wie Krenn betont. Denn „Arbeiten nach Kassaschluss werden nicht bezahlt“. Viele berichten auch von beruflichen E-Mails, die nach Büroschluss zu Hause erledigt werden müssen.
Prekäre Arbeitsverhältnisse betreffen aber nicht nur schlecht Ausgebildete - auch dieses Fazit zieht der Studienautor. Gerade beim Berufseinstieg nehmen viele unbezahlte Praktika in Kauf - in der Hoffnung, irgendwann in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis zu kommen, was sich aber für viele als Illusion erweise, so Krenn. „Und wenn sie dann dieses prekäre Beschäftigungsverhältnis verlieren, landen sie in der Sozialhilfe, weil sie keine anderen Ansprüche haben.“
Die Mehrheit wünsche sich einen ganz normalen Job, sagt auch Krenn: einen, der soziale Absicherung bietet und auch zulässt, sein Leben längerfristig zu planen. Die Lösungsansätze klaffen weit auseinander, wie erste Reaktionen der Arbeiterkammer (AK) und Wirtschaftskammer (WKÖ) am Mittwoch zeigen. Während die AK für bestimmte Branchen neue Kollektivverträge fordert, hat die Wirtschaftskammer kein Problem mit prekären Arbeitsverhältnissen
http://oe1.orf.at/artikel/295715
Auch was unbezahlte Praktika betrifft, gehen die Meinungen auseinander. Diese seien eine gute Möglichkeit zum Berufseinstieg, sagt Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer, und es gebe auch bezahlte Praktika. Die Praktika hätten eine zunehmend wichtige Brückenfunktion von der Ausbildung in eine berufliche Tätigkeit, so Gleitmann. Und Studien belegten, dass Menschen , die Praktika in Anspruch nehmen, damit sehr zufrieden seien.

Ich find's arg. Ich weiß, ich sag das immer wieder, und inhaltlich ändert sich recht wenig, außer dass jetzt halt noch klarer wird, dass unbezahlte Praktika wirklich für die Fisch sind, aber vielleicht ändert sich irgendwann mal was.

Und auch immer wieder: Wo ist die Sozialdemokratie?
Abgesehen davon dass Gratisarbeit auch nicht christlich-sozial ist.

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Beim Bund gibt es Dank der letzten Dienstrechtsnovelle keine unbezahlten Prakatika mehr. Einerseits gut, andererseits streicht das BMeiA nun Auslandspraktikastellen wegen Geldmangel.
--Harald
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http://derstandard.at/1328507096471/Ple ... useinander
Die Creditreform hat in Österreich 2011 6.194 Unternehmensinsolvenzen registriert - um sieben Prozent weniger als 2010. Österreich befindet sich mit dieser Verbesserung in guter Gesellschaft mit anderen Kernländern Europas wie Deutschland (5,8 Prozent weniger Insolvenzen auf 30.200), Frankreich (3,0 Prozent weniger Insolvenzen auf 49.500) oder die Niederlande (Minus 2,9 Prozent auf 7.000). Parallel dazu haben die Insolvenzen in wirtschaftliche angeschlagenen Peripherieländern aber deutlich zugenommen, warnt Creditreform.

Für Griechenland weist das Unternehmen wenig überraschend einen Anstieg der Insolvenzen um 27 Prozent aus - allerdings auf nur 452 Firmenpleiten im ganzen Jahr 2011. Massive Anstiege hat es auch in Italien (16,1 Prozent auf 11.792), Portugal (17,1 Prozent auf 6.025) und Spanien (18,7 Prozent auf 5.752) gegeben. Auch in Großbritannien gab es ein Plus von 6,3 Prozent auf 18.571. In Summe sind in Europa im Vorjahr fast 175.000 Firmen pleitegegangen. 36,9 Prozent der Firmen entfielen auf den Dienstleistungssektor, 31,2 Prozent auf den Handel, 21,4 Prozent auf den Bau und 10,5 Prozent auf das verarbeitende Gewerbe.
In Mittel und Osteuropa hat die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 6,1 Prozent von 37.139 auf 39.423 zugenommen. Die stärksten Zuwächse gab es in Bulgarien (1.500 Fälle; plus 114,3 Prozent), Ungarn (20.322 Fälle; plus 16,2 Prozent), Tschechien (6.753 Fälle; plus 21,5 Prozent) und Slowenien (675 Fälle; plus 32,4 Prozent). Einen Rückgang gab es vor allem in Rumänien (4.580 Fälle; minus 16,4 Prozent), Lettland (800 Fälle; minus 66,8 Prozent) sowie Estland (256 Fälle; minus 49,2 Prozent). Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen hatten das Handels- und Gastgewerbe mit 37,0 Prozent und das Dienstleistungsgewerbe mit 28,2 Prozent. Einen geringeren Anteil hatten das Verarbeitende Gewerbe und der Bausektor mit 19,2 bzw. 15,6 Prozent.

Die Zahl der Privatinsolvenzen war hingegen in Europa 2011 leicht rückläufig und fiel von 379.091 auf 373.284, errechnete die Creditreform. In Österreich gab es gegen den Trend einen Anstieg von 10.296 auf 10.861. Die meisten Privatinsolvenzen gab es in Großbritannien mit 143.871 (minus 8,8 Prozent).

Creditreform gibt auch für 2012 keine Entwarnung: Nachdem für einige große Volkswirtschaften wie Spanien und Italien eine Rezession droht und auch in Deutschland der Aufschwung stocken dürfte, "greift derzeit auch in Westeuropa die Furcht vor einer Kreditverknappung um sich" schreibt Creditreform

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http://orf.at/#/stories/2117920/
Der Arbeitsmarkt in Österreich ist seit einem Jahr offen für Beschäftigte aus acht osteuropäischen EU-Ländern. Die Befürchtung, die Arbeitskräfte aus dem Osten würden Österreich überrennen und den Leuten die Arbeitsplätze wegnehmen, war eine Fehleinschätzung, zeigt die Bilanz nach einem Jahr.
Die meisten osteuropäischen Arbeitskräfte kommen aus Ungarn, Polen und der Slowakei, nur ein Bruchteil aus den baltischen Staaten. Warten heißt es weiterhin für Rumänen und Bulgaren. Sie können nämlich erst ab 2014 ohne Einschränkungen in Österreich arbeiten.

Jobs finden die osteuropäischen Arbeitskräfte vor allem im Baugewerbe und im Tourismus, nicht selten als Hilfskräfte. Rund ein Drittel war bereits vor dem 1. Mai 2011 illegal in Österreich tätig - also als Schwarzarbeiter. Durch die neuen, gesetzlichen Regelungen wurden diese Arbeitskräfte legalisiert.
Der Fachkräftemangel konnte durch die Arbeitsmarktöffnung aber noch nicht beseitigt werden. Denn viele der erhofften, zusätzlichen Fachkräfte sind ausgeblieben.
Ein Jahr nach der Arbeitsmarktöffnung hat Österreich immer noch die niedrigste Arbeitslosenrate innerhalb der EU. In einigen Branchen - wie etwa dem Baugewerbe - steigt die Zahl der Jobsuchenden aber besonders stark an. Und genau hier sieht Hundstorfer auch die Verlierer der Arbeitsmarktöffnung: "Es ist härter geworden am Bau, weil ganze Firmen versucht haben, nach Österreich herein zu kommen."

Im Vorjahr sind nämlich nicht nur die Schranken für Arbeitnehmer gefallen. Auch Unternehmer aus dem Osten können ihre Dienstleistungen in Österreich anbieten. Sobald sich die Wirtschaft in Osteuropa erholt, werden viele dieser Unternehmen aber wieder in ihre Heimat zurückkehren, so der Sozialminister.

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Die Wahrheit über Pfuscher- lesenswert

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http://dastandard.at/1336563114738/Schw ... r-sind-wir

Die Wahrheit über Pfuscher- lesenswert
(bin zu faul, einzelne Passagen rauszusuchen, und für den ganzen Artikel kann man ja eh dem Link folgen).

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Ich geb zu, die Themen im Wirtschaftsthread sind schon recht zufällig und willkürlich, das wird in wirtschaftlich interessanten Zeiten umso deutlicher.

Aber was soll ich tun?
Die LeserInnenzahlen haben zwar rezent deutlich zugelegt, aber mangels Feedback weiß ich nicht genau, was die Leute interessiert. Außerdem bin ich faul und kenne mich nur oberflächlich mit dem Thema aus.

http://derstandard.at/1338559292734/Kun ... Zaehne-aus
Das Sterben der österreichischen Bäcker schreitet rascher voran als von der Branche erwartet. Er wolle die Betriebe nicht begraben, sondern ihnen Mut machen, sagt der Obmann der Vereinigung der Backbranche, Klaus Bernhard. Doch mit dem Ausmaß, in dem das Gewerbe an Boden verlor, habe er nicht gerechnet. "In Bezirksstädten gibt es keine Fleischer mehr. Die Leute wissen nicht mehr, was ein Schuster ist, und den Bäckern droht ein ähnliches Schicksal."
Bäcker büßten demnach in den vergangenen vier Jahren nahezu ein Drittel ihrer Kunden ein: Nur noch jeder zweite geht zumindest einmal im Jahr zu ihnen. Der Lebensmittelhandel holte sich gut 75 Prozent des gesamten Marktes, während den Fachhändlern allein 21 Prozent blieben, mengenmäßig mittlerweile sogar weniger als 16 Prozent. Ihre Umsätze sanken seit 2007 um 15 Prozent. Handelsdiskonter erlebten zugleich Zuwächse von fast 22 Prozent, erhob der Marktforscher GfK für die Backvereinigung unter 2800 Haushalten. 60 Prozent der Befragten gaben an, Brot und Gebäck überwiegend in Handelsketten zu kaufen, zum einen wegen der Zeitersparnis, zum anderen aus Preisgründen. 26 Prozent würde auch ein gänzliches Verschwinden kleiner Bäcker nicht wirklich stören.

Weniger als 1700 Betriebe zählt die Branche österreichweit, 1800 waren es vor einigen Jahren. Die KMU Forschung Austria bezifferte ihre durchschnittliche Eigenkapitalquote zuletzt mit zwei Prozent. Nur noch ein Drittel der kleinen Betriebe schaffe es, sich konstant in der Gewinnzone zu halten, erzählen betroffene Unternehmer.

Innerhalb der Branche tut sich eine wachsende Kluft auf. Expansionshungrige Filialisten von Kurt Mann über Ströck bis Felber verdichten in Wien ihr Standortnetz. Vereinzelt reüssieren hippe Backboutiquen, die ihre Brote als Kultprodukte positionieren. Und die große Masse liefert eine Handvoll Industriebetriebe, von Fischer bis Haubenberger. Dem Gros der Mittelständler aber brechen vor allem auf dem Land die Umsätze weg.
Die Österreicher kaufen vor allem Spezialbrote zunehmend in Supermärkten, belegt GfK. Diese bauen eigene Backstationen aus - nach Rewe, Spar und Lidl will nun auch Diskonter Hofer auf den Zug aufspringen. Entscheiden darüber werde er dem Vernehmen nach im Sommer. Der Vorteil des Selberbackens: Es landet weniger Brot auf dem Müll, da bedarfsorientierter agiert wird. Die Rücklaufquoten im Handel sind laut Bernhard seit 2008 von 25 auf 20 Prozent gesunken. Als Lieferant gefrorener Teiglinge mischen jedoch zunehmend Backriesen aus Deutschland und Osteuropa mit. Kleinere Partner der Handelsketten stehen hart in deren Einflussbereich: Etliche Bäcker mussten sich etwa vor zwei Jahren vorschreiben lassen, woher sie ihr Mehl beziehen.

Einige große Brotfabriken und ein paar noble Innenstadtplayer: Das allein könne nicht das Ziel einer Backkultur sein, sagt Bernhard am Rande des jährlichen Kolloquiums der Branche in Schladming. Patentrezept fürs Überleben gebe es keines, viel Potenzial stecke aber in Dienstleistungen.

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Nur zur Erinnerung: Für Rettungsschirme und Staatspleiten gibt's einen eigenen Thread, daher an dieser Stelle nichts dazu.

http://de.wikinews.org/wiki/Immer_wenig ... beit_leben
Im Zeitraum von 2007 bis 2010 hat sich die Anzahl der Haushalte, in denen mindestens ein erwerbstätiger Hartz-IV-Bezieher lebt, in Ostdeutschland um elf und in Westdeutschland sogar um 14 Prozent erhöht. Daraus zieht Wilhelm Adamy vom DGB den Schluss, dass die Grundsicherung für Arbeitsuchende „keinesfalls mehr nur ein Fürsorgesystem für hilfebedürftige Arbeitslose [sei], sondern in starkem Maße auch für Erwerbstätige, die von ihrem Arbeitseinkommen allein nicht leben können“. Viele fänden aus dieser Lage auch keinen Ausweg mehr, sondern verblieben dauerhaft in dieser Lage.

Im Jahr 2007 gab es in Deutschland 1,221 Millionen erwerbstätige Hartz-IV-Empfänger, während es im Dezember 2011 1,355 Millionen waren. Nach den Berechnungen des DGB ist der Anteil der Aufstocker von 23,1 Prozent (2007) auf etwa 30 Prozent (2011) gestiegen. Etwa die Hälfte der erwerbstätigen Hartz-IV-Bezieher sind sozialversicherungspflichtig beschäftigte Aufstocker. Ihre Anzahl ist genauso schnell gestiegen wie die Beschäftigung insgesamt in diesem Zeitraum.
Der gestiegene Anteil an Aufstockern gehe auf den höheren Anteil an Zeitarbeitern und an Beschäftigten im Dienstleistungssektor zurück, wo niedrigere Löhne gezahlt würden.
Auch heute wieder der Anglizismus zum Tag: Working poor.

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Es gebe sicherlich viel zum ESM zu sagen, aber ich sag's ehrlich: Ich kenne mich zu wenig aus.

Dafür gibt es jetzt eine großangelegte Studie, wie das Vermögen in Österreich verteilt ist.

http://derstandard.at/1348285076842/Die ... perreichen
Die ersten Ergebnisse der Datenanalyse zeigen, dass das akkumulierte Nettovermögen in Österreich im Umfang von ca. 1000 Milliarden Euro extrem stark konzentriert ist. Der Gini-Koeffizient, der Werte zwischen 0 (völlige Gleichverteilung) und 1 (eine/einer besitzt alles) annehmen kann, erreicht für die österreichische Vermögensverteilung einen Wert von 0,76 und liegt somit auch im internationalen Vergleich sehr hoch.
Der Autor vertritt die Meinung, dass der Wert eigentlich noch höher sein sollte, weil sich zB Milliardäre an der Umfrage nicht beteiligen würden bzw nicht in die Stichprobe kommen. Ich kann mir schwer vorstellen, dass dieser Umstand nicht irgenwie berücksichtigt wurde und ganz genau sind solche Hochrechnungen doch eh nie.
Untersuchungen für Deutschland zeigen, dass mittels einer vollständigen Berücksichtigung aller Top-1-Prozent-Einkommensbezieher der Gini-Koeffizient für das Bruttomarkteinkommen um mehr als 50 Prozent steigt (von 0,43 auf 0,67).
Nimmt man zum Beispiel nur die zehn reichsten Österreicher/-innen gemäß Trend-Reichenliste 2012, so macht deren Gesamtvermögen 67 Milliarden Euro aus, jenes der Top 50 beträgt 105 Milliarden Euro und macht somit mehr als 10 Prozent des gesamten Vermögens aller österreichischen Haushalte aus. Auch unter den Top 50 findet sich aber bereits eine enorme Konzentration. So verfügt die reichste Familie alleine über so viel Vermögen wie die nächsten neun vermögendsten Familien zusammen genommen. Zudem wurde in der OeNB-Befragung auch kein Stiftungsvermögen erfasst, das vorsichtig geschätzt einen Umfang von rund 70 Milliarden Euro hat.

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Eine tolle Übersicht über die bisherigen Bankenhilfen:

http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-13-762_en.htm

Man muss zwar jedes Dokument einzeln öffnen, aber bei den Beträgen denke ich mir schon meinen Teil.
--Harald
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Von mir bis jetzt eher ignoriert ist die DiTech-Pleite: Nach langem Tauziehen mit niemals genannten Investoren ist er jetzt doch in der Insolvenz, ca die Hälft der Filialen (auch die in der Lugner-City) sollen geschlossen werden, und irgendwer wird wohl die Reste kaufen und das ganze in geringerem Umfang weiterbetreiben - vermutlich ohne Apple-Produkte.

Wir bleiben gleich beim Elektronikmarkt:
http://derstandard.at/1395363044067/Pre ... rtel-drauf
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) will die Elektronikbranche mit 2,1 Mio. Euro abstrafen - wer die fünf Firmen sind, gegen die Ende Februar Bußgeldanträge eingebracht wurden, hielt die Behörde allerdings auch am Montag unter Verschluss.
BWB-Chef Theodor Thanner erklärt das in der heutigen Ausgabe der "NÖN" (Niederösterreichische Nachrichten) so: "Sucht ein Konsument online eine Waschmaschine, wird er feststellen, dass die Preisuntergrenze beispielsweise durchgehend bei 410 Euro liegt." Thanner in der Wochenzeitung weiter: "Wir glauben, dass das bei mehreren Gütern der Fall ist - in mehreren Branchen." Die Vermutung dahinter: Die Hersteller schreiben den Händlern vor, um wie viel sie die Geräte im Webshop anbieten dürfen. Ein Preisvergleich und damit ein Wettbewerb wird ausgehebelt.

Thanner verweist in dem "NÖN"-Bericht auf internationale Untersuchungen, wonach die Preisaufschläge bei verbotenen Kartellabsprachen bei 16 bis 27 Prozent liegen - die Konsumenten zahlen demnach mit bis zu einem Viertel drauf. Endverbraucher, die wegen verbotener Preisabsprachen zu viel bezahlt haben, schauen allerdings meist durch die Finger. Schadenersatzansprüche sind nicht Teil von Kartellverfahren. Hier sieht Thanner Nachholbedarf.
Auslöser der BWB-Ermittlungen gegen die Elektronikbranche war eine Umfrage der Wirtschaftsuniversität Wien im Auftrag der Preisvergleichsplattform geizhals.at unter heimischen Onlinehändlern im Jahr 2011. 47,2 Prozent der befragten Händler gaben an, von den Herstellern bei der Preisgestaltung unter Druck gesetzt worden zu sein - durch Lieferverzögerungen, Liefersperren, schlechtere Einkaufskonditionen, Entzug der Herstellerbilderlaubnis oder Entzug des Jahresbonus.

Vor gut einem Jahr hat die BWB dann die Elektrohandelskette MediaMarkt/Saturn gefilzt. Wegen des Verdachts auf vertikale Preisabsprachen mit Philips sowohl bei Unterhaltungselektronik als auch bei Haushaltsgeräten wurden im Jänner 2013 Hausdurchsuchungen durchgeführt. Philips Austria wurde daraufhin zu einer Strafe von 2,9 Mio. Euro verdonnert.
Die Elektronikbranche ist auch europaweit im Visier der Kartellbehörden: Ende 2012 brummte die EU-Kommission sieben namhaften Elektronikkonzernen wie Philips, Panasonic, Toshiba und LG Electronics eine Kartellbuße von insgesamt 1,47 Mrd. Euro auf. In Frankreich fanden im Sommer 2013 Hausdurchsuchungen bei Apple statt. Laut Wirtschaftszeitung "Les Echos" schreibt der iPhone-Hersteller seinen Händlern "drastische Konditionen vor, unter anderem bei den Verkaufspreisen seiner Produkte".

harald
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Post by harald »

Ein bisschen neben Ditech untergegangen, aber mindestens genauso relevant:

AWI Diskont steht vor der Pleite.

http://diepresse.com/home/wirtschaft/ec ... insolvent-
--Harald
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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthr

Post by dejost »

http://www.profil.at/articles/1418/572/ ... weltformel
Piketty hat statistisches Material aus mehreren Jahrhunderten zusammengetragen und auf diese Weise eine einfache Formel gefunden, die den vielleicht wichtigsten Trend unserer Wirtschaft beschreibt: r > g. Die Rendite auf Privatvermögen (r) ist größer als das Wirtschaftswachstum (g). In den vergangenen 300 Jahren wuchs die Weltwirtschaft inflationsbereinigt im Schnitt um 1,6 Prozent jährlich, Vermögen aber um einiges schneller: durchschnittlich um vier bis fünf Prozent. Unterbrochen wird diese ungleiche Entwicklung nur in Kriegs- und Krisenzeiten, in denen Vermögen massenhaft vernichtet wird, und in den darauffolgenden Wiederaufbauphasen. Sonst aber akkumuliert sich der Reichtum permanent – in immer weniger Händen. Die Einkommen der breiten Masse bleiben zurück.

Dass Piketty geradezu zum Popstar der Wirtschaftswissenschaft avanciert und sein Werk als Offenbarung gepriesen wird, die das ökonomische Denken zu revolutionieren imstande sei, ist freilich überraschend. Denn so originell ist seine These auch wiederum nicht. Dass das oberste Prozent der Bevölkerung absahnt und die darunter dazuschauen müssen, wie sie zurechtkommen, wusste schon die kurzzeitige „Occupy-Wall-Street“-Bewegung. Und nicht nur sie. Über die wachsende Ungleichheit wird auch sonst bereits seit Jahren geklagt. Was also ist die Sensation an Pikettys „Capital“?

Zunächst: Der Franzose, Professor an Pariser Elite-Unis, kommt nicht vom ideologischen Rand, sondern aus der Mitte des wirtschaftspolitischen Diskurses. Er arbeitet empirisch. Und er hat sich in seiner Studie – was bis jetzt kaum je gemacht wurde – auf die wirklich Reichen konzentriert, neue statistische Methoden der Erfassung von Vermögensverhältnissen angewandt und das Phänomen der Ungleichheit historisch vertieft.
Am wichtigsten aber: Seine Daten zerstören den zentralen konservativen Mythos, wonach große Vermögen auf Leistung beruhen und letztlich Arbeit und Wohlstand für alle schafften. Piketty zeigt, dass auch heute – wie seinerzeit in der französischen Belle Epoque, im amerikanischen Guilded Age oder der österreichischen Gründerzeit – die Milliardäre ihre beträchtlichen Einkommen weniger erarbeiten, als dem verdanken, was man früher „Couponschneiden“ nannte. Und dass sie zu einem wachsenden Teil wieder schlicht durch Erbschaften und nicht durch unternehmerische Aktivitäten zu ihrem Reichtum kommen.

Wir erleben eine Re-Feudalisierung der Ökonomien und seien bereits ins vordemokratische 19. Jahrhundert zurückgefallen, warnt Piketty: „Unter den aktuellen Bedingungen kann Kapitalismus nicht funktionieren.“

Als Ausweg empfiehlt er eine groß angelegte Umverteilung. Progressive Erbschafts- und Vermögenssteuer für die wirklich Reichen sollte – in enger Zusammenarbeit der Nationen – eingeführt werden. Seine Überlegungen bekommen Unterstützung von gänzlich unerwarteter Seite: Der Internationale Währungsfonds (IMF), bisher Hohepriester des freien Marktes, widerspricht in einer jüngst erschienenen Studie mit dem Titel „Redistribution, Inequality, and Growth“ der tief verankerten klassisch-ökonomischen Überzeugung, dass Umverteilung in jedem Falle schädlich sei – auch wenn sie aus Gerechtigkeitsgründen erwünscht sein mag.

Die Studienautoren vergleichen erstmals historisches Datenmaterial aus einer Vielzahl von Staaten und machen deutlich, dass Länder mit einer ausgeglichenen Verteilung von Einkommen und Vermögen ein höheres Wirtschaftswachstum aufweisen als solche mit größerer Ungleichheit. Auch ergibt ihre Untersuchung, dass sich fiskalische Umverteilungsmaßnahmen, wenn sie nicht extrem ausfallen, keineswegs – wie bis jetzt immer wieder behauptet wurde – wachstumshemmend auswirken.

Der Piketty-Hype sowie der IMF-Schwenk scheinen tatsächlich einen wirtschaftspolitischen Paradigmenwechsel zu signalisieren.

Für Österreich dürfte dieser zunächst einmal zu spät kommen.

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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthr

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http://derstandard.at/2000002226946/110 ... hen-pleite
Die Anzahl der tatsächlich eröffneten Firmeninsolvenzen entspricht laut AKV mit 1.650 im ersten Halbjahr heuer aber exakt mit jenen des selben Zeitraumes des Vorjahres. Demnach spüren die Unternehmen die Wirtschaftskrise heuer ähnlich wie im vergangenen Jahr. Wöchentlich stellen die heimischen Gerichte bei 110 Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung fest.
Die Gesamtpassiva sind heuer allerdings unvergleichbar geringer als im ersten Halbjahr 2013 - kein Wunder, denn damals crashte der heimische Bauriese Alpine mit Milliardenverbindlichkeiten. Laut AKV betragen die Gesamtpassiva in den ersten sechs Monaten heuer 1,24 Mrd. Euro nach 5,75 Mrd. Euro im ersten Halbjahr 2013. Gefährdet seien heuer durch die Pleiten 9.392 Jobs. Nach Passiva war die größte Insolvenz DiTech mit 36,9 Mio. Euro, bei den betroffenen Dienstnehmern jene der Goldenen Kreuz Privatklinik mit 266 Jobs.

Die meisten Pleiten gab es wie schon im Vorjahr im Handel (547), gefolgt vom Bau (497) und der Gastronomie (474).

Nach Bundesländern zeigen sich durchaus große Unterschiede. Den größten Rückgang an Pleiten gesamt verzeichnete Kärnten mit minus 11,44 Prozent von 236 auf 209 Pleiten. In Vorarlberg aber stieg die Zahl der Pleiten insgesamt, wenn auch auf geringerem Niveau, um fast ein Drittel auf 91. In der Steiermark gab es auch relativ deutlich mehr Pleiten - sie stiegen von 400 auf 463 (plus 15,75 Prozent). Leichte Steigerungen gibt es weiters in allen Bundesländern bis aufs Burgenland, wo es heuer bisher 105 Pleiten gab (erstes Halbjahr 2013: 122).

Prinzipiell zeichne sich eine Verlagerung zu Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ab, so der AKV. "Entgegen anfänglicher Erwartungen scheint die Akzeptanz der im Jahr 2010 eingeführten Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung abzunehmen. Die geforderte höhere 30-prozentige Mindestquote haben nur mehr 46 Unternehmer angeboten." Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung gab es aber heuer bisher 244, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres 182 waren.

Privatinsolvenzen gab es im ersten Halbjahr hochgerechnet laut AKV 4.789, um knapp zehn Prozent weniger in den ersten sechs Monaten 2013.

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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - Wirtschaftstehmen

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VW verkauft erstmalig über 10 Mio Autos, Toyota mit 10,2 Mio noch knapp voran.

http://derstandard.at/2000010261553/VW- ... ionenmarke
Der Konzern habe 2014 rund um den Globus 10,14 Millionen Pkw und Lkw abgesetzt, 4,2 Prozent mehr als im Jahr davor, teilte Vorstandschef Martin Winterkorn vor der Automesse in Detroit mit.

"In den letzten zehn Jahren hat unser Konzern seine Fahrzeugauslieferungen verdoppelt", sagte Vertriebsvorstand Christian Klingler.
Analysten rechnen damit, dass VW Toyota bereits im laufenden Jahr vom Thron verdrängen wird, weil Volkswagen in China stärker wächst.
Dagegen hat sich die bisherige Nummer drei der Welt, die Opel-Mutter General Motors, vorerst aus dem Rennen um die Weltmarktspitze verabschiedet. Der US-Konzern hat wegen Qualitätsmängeln vor allem mit sich selbst zu tun. Einige Experten sehen die Amerikaner derzeit hinter dem französisch-japanischen Konzern Renault-Nissan auf Rang vier.
Die Auslieferungen der Hauptmarke [VW] schrumpften im Dezember um zwei Prozent. Dennoch verkaufte VW Pkw im Gesamtjahr erstmals mehr als sechs Millionen Autos.
Hätte jetzt nicht damit gerechnet, dass die in der (endenden?) Wirtschaftskrise erstmalig solche Rekorde brechen, aber China wächst wohl stark genug.

Noch eine Ergänzung zum weiter oben erwähnten DiTech: e-Tec hat die Marke übernommen und betreibt einzelne Standorte weiter, ua in der Lugnercity.

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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthr

Post by dejost »

Immer mehr Kunden vergleichen Preise direkt im Geschäft, berichtet heise.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 57649.html
Gut ein Viertel aller Handynutzer vergleicht einer am Montag veröffentlichten Studie zufolge regelmäßig die Preise von Produkten, während sie in einem Geschäft stehen. Fast ebenso viele machen Fotos oder kontaktieren Freunde und Familienangehörige, um diese um Rat zu fragen. Immerhin zwölf Prozent der Handynutzer kaufen nach eigenem Bekunden zwischen Regalen stehend per App, acht Prozent per Webseite im Internet ein. Dies hat eine repräsentative Online-Studie des Nürnberger Marktforschungsunternehmens GfK ergeben.
Im internationalen Vergleich sind die Deutschen demnach noch relativ zurückhaltend. Dennoch betrachtet Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung in Köln die Zahlen skeptisch. Aussagefähiger wäre es seiner Meinung nach, zu wissen, bei wie vielen tatsächlich getätigten Kaufvorgängen das Handy den Ausschlag gegeben habe, woanders zuzuschlagen. Dennoch bestätigt Hudetz, dass der mobile Zugang zu Preisvergleichs-Portalen gerade bei teuren und standardisierten Produkten wichtiger wird. "Wenn Sie sich im Laden zum ersten Mal einen Fernseher anschauen und Ihnen wird suggeriert, das ist das absolute Superangebot, kostet aber schlappe 1200 Euro – da wären Sie ja dumm, wenn Sie nicht im Internet schauen, was das woanders kostet", schildert Hudetz den Blickwinkel des Verbrauchers.

Allerdings gebe es Grenzen. Schließlich lohne sich eine etwaige Ersparnis erst bei größeren Summen. "Für einen Fernseher mache ich das, für eine DVD nicht." Für die Händler bedeutet das vor allem einen verschärften Preisdruck. In bestimmten Branchen ist es keine Seltenheit mehr, dass die Kunden mit dem Smartphone in der Hand um ein besseres Angebot feilschen. Bei machen Händlern haben sie damit Erfolg, bei anderen beißen sie auf Granit. So ist es bei einigen Elektronik-Märkten ein offenes Geheimnis, dass in der Regel der Preis des größten Internethändlers heraushandelbar ist.
Ein wirkliches Patentrezept hat noch kein Händler. Als Strategien gibt es bzw werden diskutiert bessere Beratung, Lieferung, längere Garantie, Reparaturdienst, Hilfe beim Aufstellen und Bestpreisgarantien.
Letztlich seien aber allen Kassandrarufen zum Trotz nur wenige Branchen betroffen, bei denen hoch standardisierte Produkte leicht zu vergleichen seien – etwa Unterhaltungselektronik oder Markenbekleidung. Aus Händlersicht kann Hudetz dem Internet durchaus auch Positives abgewinnen, schließlich können sich die Kunden dort umfassend informieren. "Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Beratungsdiebstahl insgesamt signifikant abnimmt."
Beratungsdiebstahl finde ich persönlich schon recht schäbig (und die Wortwahl ungefähr so passend wie Raubkopie), ich glaube aber sofort, dass der abnimmt, weil wo kriegt man überhaupt noch Beratung betreffend standardisierte Produkte?

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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthr

Post by dejost »

Der Standard hat recherchiert, wieso das Durchschnittsgehalts von Spitzenmanagern vom 26fachen des Medianeinkommens (2003) auf mittlerweile das 47fache angwachsen ist.
http://derstandard.at/2000012907658/Man ... r-Pyramide

So soll Journalismus arbeiten.
Ein paar Ergebnisse dürfen zitiert werden:
Bei der OMV wie bei allen anderen vom STANDARD kontaktierten Aktiengesellschaften ist in Wahrheit eine kleine Untergruppe des Aufsichtsrates für Gehaltsfragen [des Vorstandes] zuständig. Diese Gruppe, "Präsidiale" oder "Vergütungsausschuss" genannt, besteht aus dem Aufsichtsratschef und maximal zwei, drei Personen. Die Arbeitnehmer müssen zwar laut Gesetz ein Drittel der Aufsichtsräte stellen, aus der Präsidiale können sie aber ausgeschlossen werden - was in der Praxis die Regel zu sein scheint.
Sieht man sich die Aufsichtsräte ohne Personalvertreter an, zeigt sich in der Tat, dass ein kleiner Personenkreis dominiert. Aufsichtsratschefs und ihre Stellvertreter in Firma A sind oft aktive oder ehemalige Vorstände in der Firma B. Fast immer entscheiden also Manager über die Gehälter anderer Manager.
Die Cliquenbildung lässt sich mit Zahlen belegen.
Weiteren Recherchen haben ergeben, dass dieser Faktor etwas abgenommen hat, aber eben nur etwas.

Ein Pro-Argument für derartige Gehälter ist, dass die Manager (auf Gendern darf hier aufgrund der Faktenlage getrost verzichtet werden) sonst abgeworben werden. Auch dem ist der Standard nachgegangen. Seiner Meinung nach gibt es in Aut kaum internationalen Wettbewerb (also die Leute auf den Posten sind immer hiesige, siehe auch oben!), aber man macht internationale Gehaltsbenchmarks, zahlt sie also so, als ob sie weltweit abgeworben werden könnten. Es scheint als auch sehr an den diversen Beraterfirmen zu liegen (ich könnte jetzt mutmaßen, die Beraterfirmen sind der Vorwand, wieso man so überzogen zahlt).

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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

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7600 Geschäfte sperrten zu, Verkaufsflächen werden weniger, Umsatz steigt geringfügig: Neues vom Handel.

http://derstandard.at/2000019865274/Sei ... aendler-zu
Im Zeitraum 2004 bis 2014 sperrten in Österreich 7.600 Einzelhändler zu, ein Rückgang um 16 Prozent
Demnach gab es im Vorjahr 39.900 Einzelhandelsgeschäfte. Ein Stopp dieser Entwicklung sei nicht zu erwarten.
Abgesehen vom Lebensmitteleinzelhandel gingen die Verkaufsflächen im Vorjahr in allen Branchen zurück. Für Handelsobmann Peter Buchmüller ist das nicht nur schlecht: "Die Umsätze pro Quadratmeter sind hierzulande ja bescheiden."
Besonders betroffen war der Uhren- und Schmuckhandel, wo die Flächen im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 70.000 Quadratmeter einbrachen. Hohe Rückgänge gab es auch bei Geschäften, die Fotoartikel beziehungsweise optische Artikel (–4 Prozent auf 120.000 m2) verkaufen, bei Sportartikelhändlern (–4 Prozent auf 730.000 Quadratmeter), in den Bereichen Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte (–3 Prozent auf 300.000 Quadratmeter), im Schuh- und Lederwareneinzelhandel (–3 Prozent auf 410.000 Quadratmeter) sowie im Bau- und Heimwerkerhandel (–3 Prozent auf 2,85 Millionen Quadratmeter). Die meisten Flächen beansprucht der Lebensmittelhandel – dort gab es 2014 ein leichtes Plus von einem Prozent auf 3,27 Millionen Quadratmeter.
Zum einen wandert das Geschäft ins Internet ab, zum anderen gibt es eine Verschiebung der traditionellen Standorte hin zu Einkaufs- und Fachmarktzentren.
Österreich liege bei der Verkaufsfläche je Einwohner weltweit im Spitzenfeld.
In den ersten sechs Monaten 2015 zogen die Erlöse inflationsbereinigt um 0,5 Prozent an, geht aus Zahlen der KMU Forschung Austria vom Dienstag hervor. Hauptverantwortlich dafür war die gute Entwicklung in der größten Branche, dem Lebensmittelhandel ( plus 2,1 Prozent). Hier werden ein Drittel der Umsätze erwirtschaftet. Dass der hierzulande wiederholt kritisierte mangelnde Wettbewerb dafür verantwortlich sein könnte, weist Handelsobmann Buchmüller vehement zurück.
Die Zahl der Beschäftigten blieb im Halbjahr mit 325.000 (–0,1 Prozent) stabil. Die Teilzeitquote beträgt 48 Prozent – Tendenz steigend.

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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

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Zielpunkt wieder pleite und Vielfalt im österreichischen Lebensmittelhandel auf neuerlichem Tiefpunkt.

http://derstandard.at/2000026424766/Gew ... n-entsetzt
Das Unternehmen meldet derzeit 2.500 Beschäftigte beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung an, teilte Konzernchef Georg Pfeiffer am Donnerstag mit. Nächste Woche [30-11-2015] soll dann der Konkursantrag gestellt werden, der eine Liquidation von Zielpunkt vorsieht. - derstandard.at/2000026424766/Gewerkschaft-ueber-Vorgehen-entsetzt
Pfeiffer ist Eigentümer der gleichnamigen Handelsgruppe, die 2012 bei Zielpunkt eingestiegen ist und unter anderem die Unimärkte sowie 60 Prozent der Nah-&-Frisch-Läden betreibt oder beliefert.
Zielpunkt hat nach jahrelangen Verlusten ein negatives Eigenkapital von 36,4 Millionen Euro und konnte nur dank einer Unterstützungserklärung und nachrangiger Kredite von Pfeiffer überleben. Am Mittwoch habe sich dann herausgestellt, dass Zielpunkt 60 Millionen Euro benötige und selbst dann bis 2020 die Gewinnzone verfehlen werde. - derstandard.at/2000026424766/Gewerkschaft-ueber-Vorgehen-entsetzt
Trotz der Belastung sei die Pfeiffer-Gruppe mit 2.200 Mitarbeitern (ohne Zielpunkt) in keiner Weise gefährdet, gut mit Eigenkapital ausgestattet und in der Gewinnzone. - derstandard.at/2000026424766/Gewerkschaft-ueber-Vorgehen-entsetzt
Von der Zielpunktpleite sind ca 2700 MitarbeiterInnen betroffen.
Auch Schirrnhofer, ein Fleischer, der eng mit Zielpunkt zusammengearbeitet hat, ist insolvent.

http://derstandard.at/2000026585524/Zie ... e-Schritte
Dafür kaufte Georg Pfeiffer über die Pfeiffer Handels GmbH erst im November jene Immobilienfirma, die etwa 80 Zielpunkt-Liegenschaften besitzt – um kolportierte 38 Millionen Euro. Ebenfalls im November verkaufte Pfeiffer das Konzern-Filetstück an den Schweizer Handelskonzern Coop. - derstandard.at/2000026585524/Zielpunkt-Pleite-Gewerkschaft-prueft-rechtliche-Schritte
Was die Gewerkschaft aufregt, ist das Faktum, dass Pfeiffer durch diese Immobilien-Transaktion von der Verwertung der Zielpunkt-Filialen profitieren wird, obwohl er selbst das Unternehmen in die Pleite schickte. Pfeiffer selbst sprach am Freitag im Zusammenhang mit dem Immobilien-Deal von einem "unglücklichen zeitlichen Zufall". Der werde schon seit Monaten vorbereitet. Verkäufer der Zielpunkt-Immobilien ist die Trei Real Estate, die dem deutschen Handelskonzern Tengelmann gehört, früherer Zielpunkt-Eigentümer. - derstandard.at/2000026585524/Zielpunkt-Pleite-Gewerkschaft-prueft-rechtliche-Schritte

http://orf.at/stories/2311798/2311720/
1995 war die Insolvenz des Konsum die größte der Nachkriegsgeschichte, erst die Alpine-Pleite übertraf diesen Rekord im Jahr 2013.
Die rund 630 Filialen, darunter auch die unter dem Namen „KGM“ firmierenden Großmärkte, wurden unter der Konkurrenz aufgeteilt. Die hieß damals Spar, Billa, ADEG, LÖWA und Meinl. Allerdings übernahmen sich einige der Protagonisten damit und mussten sich zur Gänze aus dem Lebensmittelhandel zurückziehen. Das bekannteste der betroffenen Unternehmen war sicher die seit 1862 bestehende Julius Meinl AG.
Dabei gehörten zum umfangreichen Imperium auch andere Supermarktketten, deren Filialen das Land prägen sollten. Viel Erfolg war Meinl aber weder mit Renner noch mit Pam Pam beschieden.
Renner war ab 1979 der Versuch, auch im Diskonter-Bereich zu reüssieren. Letztlich wurden die 20 Filialen 1990 an Spar veräußert. Pam Pam sollte als „Hypermarkt“ wiederum am anderen Ende des Qualitätsspektrums positioniert werden. Doch bereits der französischen Kette Carrefour war Ende der 1970er Jahre mit diesem Konzept in Österreich wenig Erfolg beschieden gewesen. Und auch Meinl sah sich 1998 nach 26 Jahren und hohen Verlusten gezwungen, die Pam-Pam-Märkte zu verkaufen.
Zu dieser Zeit verschwand auch ein Name von der Bildfläche, der im Zuge der Zielpunkt-Pleite wieder aufgetaucht ist: LÖWA. Die Lebensmittelkette wurde 1967 gegründet und nur fünf Jahre später an die deutsche Unternehmensgruppe Tengelmann, bis 2010 im Besitz von Zielpunkt, verkauft. Zwar gab es bereits ab 1976 die ersten Zielpunkt-Filialen in Österreich, aber es sollte noch bis 1998 dauern, bis alle noch bestehenden LÖWA-Filialen umgebaut und umbenannt waren.
Das eigentlich Interessante kommt aber jetzt:
Heute ist die Marktkonzentration im Lebensmittelhandel die höchste in ganz Europa. Dem Fachverband für Lebensmittel zufolge haben die drei großen Ketten REWE (Billa, Merkur, Penny, Bipa und ADEG), Spar und Hofer mehr als 85 Prozent Marktanteil. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Marktanteil der Top-Drei-Handelskonzerne bei 55 Prozent, in Ungarn bei 36 Prozent und in Russland gar nur bei zehn Prozent.

Nicht nur subjektiv gab es also früher mehr Vielfalt. Denn der Bundeswettbewerbsbehörde zufolge hielten 1975 die drei größten Bewerber – Konsum, die KHG-Gruppe (der Zusammenschluss der Greißler) und schon damals Spar – einen gemeinsamen Marktanteil von gerade einmal 43 Prozent.
Und wer topmotiviert ist, kann jetzt noch eine Statistik raussuchen, um wieviel im Schnitt Lebensmittel in Aut teurer sind als in D.

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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

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Das IHS hat eine Studie zum Fachkräftemangel in Österreich erstellt und Arbeitslosigkeit weiterhin hoch
"Es gibt im Gastgewerbe keinen Hinweis auf einen Mangel"[an Fachkräften]
Brauchten Wirtshäuser tatsächlich dringend Leute, wären sie auch bereit, mehr für sie zu zahlen.
Die Bezahlung im Gastgewerbe sei niedrig, die Arbeitsbedingungen oft schwierig. Wenn es einen Mangel an Arbeitskräften gäbe, müssten auch die Gehälter oder Überstunden steigen, tun sie aber kaum
Die IHS-Forscher kommen zu einigen interessanten Erkenntnissen. So halten sie es für unwahrscheinlich, dass es unter Informatikern in der Zeit zwischen 2005 und 2010 zu wenig geeignete Fachkräfte gab. Beim AMS schienen sie aber bis vor kurzem noch unter den Mangelberufen auf.
Umgekehrt findet das Institut nur bei den Medizinern und Apothekern einen wahrscheinlichen Fachkräftemangel, der beim AMS nicht aufscheint. Das liegt auch daran, dass gutbezahlte Jobs dort oft erst gar nicht ausgeschrieben werden. Endgültig festlegen könne man sich aufgrund der alles andere als perfekten Datenlage aber nicht, sagt die Soziologin Titelbach. Neben einigen technischen Berufen (Dreher, Fräser, Ingenieure) findet das IHS aber vor allem eine Knappheit an Personal im Gesundheitsbereich. Auch die Pflegeberufe erfüllen die Definition eines "Fachkräftemangels".
Bei diplomierten Krankenschwestern sei ein Mangel möglich, aber nicht klar festzustellen, so die Studie. Auch die Schweißer und Maschinenschlosser fallen in diese Kategorie. Aber auch das Papier der IHS-Ökonomen kämpft mit einigen Einschränkungen. Wegen der Datenlage konnte man sich nur knapp die Hälfte der unselbstständig Erwerbstätigen anschauen. Diese mussten außerdem in 22 grobe Berufsgruppen zusammengefasst werden. Das Ergebnis: In fünf Gruppen ist eine Knappheit an Arbeitskräften wahrscheinlich, in drei möglich und in 14 unwahrscheinlich.
http://derstandard.at/2000032008421/Fac ... ter-fehlen
http://images.derstandard.at/2016/02/29/IHS-Studie.pdf
Ende Februar waren 475.931 Menschen ohne Job, um 2,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bereits im Jänner war das Plus mit 4,6 Prozent jedoch niedriger ausgefallen als in den Vormonaten. Die Arbeitslosenquote lag ohne Schulungsteilnehmer bei 10,4 Prozent
In allen Bundesländern außer Wien (deutliches Plus), Niederösterreich (leichtes Plus) und der Steiermark (gleichbleibend) ist die Zahl der Arbeitslosen gesunken. In der Bundeshauptstadt ist der Anstieg dafür umso stärker: 165.386 Menschen ohne Job bedeuten einen Zuwachs um rund 12.000 Betroffene oder acht Prozent im Vergleich zum Februar 2015. Vor allem in Westösterreich ist das Bild ein anderes: Am stärksten war der Rückgang der Joblosigkeit in Tirol mit einem Minus von 1.470 Personen oder 5,6 Prozent.
"Der zweitwärmste Februar in der 250-jährigen Messgeschichte spiegelt sich auch am Arbeitsmarkt deutlich wieder." Der weniger deutliche Anstieg bei den gemeldeten Arbeitslosen sei insbesondere auf einen gegenüber dem Vorjahr starken Rückgang der Bauarbeitslosigkeit um mehr als 7.000 Personen sowie eine konjunkturelle Verbesserung in der Industrie zurückzuführen.
Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten erhöhte sich per Ende Februar laut einer vorläufigen Prognose um 46.000 Personen (+1,4 Prozent) auf 3,416 Millionen. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist – wie im Vormonat – stark um mehr als 40 Prozent auf 35.851 gestiegen. Trotz der weniger dramatischen Entwicklung erwarten Ökonomen auch weiterhin einen Anstieg der Arbeitslosigkeit
derstandard.at/2000032036141/Arbeitslosigkeit-stieg-im-Februar-etwas-langsamer

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Reichtum verbindet - über Generationen

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Reichtum verbindet - über Generationen
What’s your (sur)name? Intergenerational mobility over six centuries
http://voxeu.org/article/what-s-your-su ... -centuries
Existing evidence suggests that the related earnings advantages disappear after several generations. This column challenges this view by comparing tax records for family dynasties (identified by surname) in Florence, Italy in 1427 and 2011. The top earners among the current taxpayers were found to have already been at the top of the socioeconomic ladder six centuries ago. This persistence is identified despite the huge political, demographic, and economic upheavals that occurred between the two dates.
Mobility is commonly measured by intergenerational elasticity, which is the correlation between paternal status and a son’s adult status. The higher the elasticity, the lower the mobility. For example, in the case of earnings, current elasticity estimates broadly range from under 0.2 in the Scandinavian countries to almost 0.5 in Italy, UK, and the US (Corak 2013). Most scholars who have empirically studied intergenerational mobility have focused on the correlation in socioeconomic status between two successive generations – parents and their children – and have shared a common view that the economic advantages and disadvantages of ancestors vanish in a few generations. For example, Becker and Tomes (1986) argue that “almost all the earnings advantages or disadvantages of ancestors are wiped out in three generations”.

In a recent paper we challenge this view (Barone and Mocetti 2016).
More rigorous empirical analysis confirms this evidence. When regressing the pseudo-descendant’s earnings on pseudo-ancestor’s earnings, the results are surprising: the long-run earnings elasticity is positive, statistically significant, and equals about 0.04. Stated differently, being the descendants of the Bernardi family (at the 90th percentile of earnings distribution in 1427) instead of the Grasso family (10th percentile of the same distribution) would entail a 5% increase in earnings among current taxpayers (after adjusting for age and gender). Intergenerational real wealth elasticity is significant too and the magnitude of its implied effect is even larger: the 10th-90th exercise entails more than a 10% difference today. Looking for non-linearities, we find, in particular, some evidence of the existence of a glass floor that protects the descendants of the upper class from falling down the economic ladder.

These results are new and remarkable and suggest that socioeconomic persistence is significant over six centuries. These results are even more surprising if we consider the huge political, demographic, and economic upheavals that have occurred over a so long a time span (see Figure 1), and that were not able to untie the Gordian knot of socioeconomic inheritance.
One might wonder whether these results can be generalised to other societies. Florence does not seem a polar case in terms of economic development and (static and dynamic) inequality. Hence, we argue that our results can be thoughtfully extended to other advanced countries of the Western Europe.

We also find two further interesting pieces of evidence. First, we show that intergenerational mobility in the 15th century was much lower than at present – the intergenerational earnings elasticity between two successive generations was estimated to be between 0.8 and 0.9, thus depicting a quasi-immobile society in 1427. It is plausible, though we do not have direct evidence for this, that earning elasticity was close to 1 until the 20th century (before the Italian industrial revolution and mass schooling) and lower in the subsequent period. This may explain why we still find some degree of inheritance of socioeconomic status after six centuries.

Second, we find evidence of dynasties in certain (elite) professions – the probability of belonging to such professions (lawyers, bankers, medical doctor or pharmacist, goldsmiths) today is higher the more intensely the pseudo-ancestors were employed in the same professions. This latter result is consistent with our baseline evidence on the long-run persistence of socioeconomic status, particularly at the top of the economic ladder. Moreover, it also highlights a potential channel of inheritance, related to the market and non-market mechanisms governing access to certain professions.
ORf.at hat scheinbar die gesamte Studie, während ich nur die Kurzzusammenfassung bzw den Pressetext hatte. Daher noch ein paar ergänzende Informationen:
http://orf.at/stories/2342118/2342111/
Den Vergleich ermöglicht eine historisch besondere Situation: 1427 wurde Florenz von einer schweren Finanzkrise erschüttert. Der Stadtstaat war wegen eines Kriegs mit Mailand fast bankrott. Daher wurde eine Steuererhebung von rund 10.000 Bürgern durchgeführt - verzeichnet wurden neben dem Namen unter anderem der Beruf sowie das Vermögen.
Alle Familien, die schon 1427 im oberen Drittel der Einkommensverteilung waren, gehören wahrscheinlich heute auch zu den Wohlhabenden. Betroffen sind also nicht nur die Medici und andere führende Geschlechter der Renaissancestadt.
Aus Datenschutzgründen werden übrigens keine Namen genannt.

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dejost
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Geschäftspleiten in ca Hälfte der Fälle Schuld der Chefetage

Post by dejost »

Geschäftspleiten in ca Hälfte der Fälle Schuld der Chefetage
Die gute Nachricht: Fahrlässigkeit oder Kapitalmangel sind zunehmend seltener der Grund für eine Pleite. Doch die Kehrseite der Medaille ist wenig beruhigend: Denn mehr und mehr Firmen scheitern an internen Fehlern im oberen Management.
http://orf.at/stories/2354065/2354068/
oft mangle es in den Betrieben an fundamentalem Know-how, und es komme zu schwerwiegenden internen bzw. innerbetrieblichen Fehlern.
Oft seien „Personen in den obersten Rängen zugange, die das kaufmännische Einmaleins nicht ausreichend beherrschen“
Von insgesamt 51 Prozent der Pleiten, für die der KSV1870 im Jahr 2015 Fehler im innerbetrieblichen Bereich als Ursache ortete - 2006 waren es lediglich 36 Prozent -, entfielen 40 Prozentpunkte auf das „Fehlen des unbedingt notwendigen kaufmännischen Weitblicks, der rationellen Planung bei Funktionsänderungen und Absatzschwierigkeiten“.

Weiteren sieben Prozentpunkten werden „Kalkulationsfehler, Produktionsmisserfolge“ zugeordnet, vier Prozentpunkten „mangelnde Beobachtung der Wirtschaft, Angebot-Nachfrage, Zinsen- und Kostensteigerungen, Umstrukturierungen, Differenzen in der Geschäftsführung usw.“
Rückläufig war dagegen „Fahrlässigkeit“ als Insolvenzursache mit zuletzt nur noch elf Prozent - im Jahr 2006 waren das noch 22 Prozent. Auch Kapitalmangel ist immer seltener ein Grund für Pleiten, zuletzt nur noch in neun Prozent der Fälle nach noch 16 Prozent vor einem Jahrzehnt. „In Zeiten von Basel III ist das Bewusstsein für solide Unternehmensfinanzierung merkbar gestiegen“, so die Gläubigerschützer. Man wisse, dass der schnelle Kredit in der gewünschten Höhe nicht immer gewährt werde, und sorge daher vermehrt für eine solide Grundausstattung.

Externe Ursachen wie eine veränderte Marktlage, überraschende Steuererhöhungen und Kreditrestriktionen seien das eine Jahr mehr und das andere Jahr weniger ein Thema, so der KSV1870. Die Werte schwanken zwischen zehn und 20 Prozent, 2015 waren 15 Prozent der Pleiten von solchen Gründen verursacht.
Letztlich sind das keine Neuigkeiten, aber es ist doch immer gut, wenn gelegentlich ein Faktencheck gemacht wird.

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dejost
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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

Post by dejost »

Die Schere zwischen Arm und reich wächst, die Reichen wurde in der Krise noch reicher und die Reallöhne sinken.

Es ist nichts Neues, und - obwohl es das sein sollte - ist es nichts Weltbewegendes. Aber von Zeit zu Zeit sollte man es einfach festhalten.

http://orf.at/stories/2371868/
Vor allem die Bestverdiener konnten ihr Gehalt in den vergangenen Jahren deutlich steigern, Wenigverdiener mussten große Reallohnverluste hinnehmen. Die zehn Prozent der Bevölkerung, die die niedrigsten Einkommen beziehen, müssen inflationsbereinigt mit 65 Prozent von dem auskommen, was ihnen 1998 zur Verfügung stand. Auch die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen klafft nach wie vor weit auseinander.
Rund 4,23 Millionen Personen waren im Vorjahr unselbstständig erwerbstätig, Lehrlinge ausgenommen. Das mittlere Bruttojahreseinkommen betrug 26.678 Euro. Bei Arbeitern lag dieses Medianeinkommen bei 19.215 Euro. Das ist zwar auf dem Papier mehr als 1998 (16.100 Euro), doch um die jährliche Teuerungsrate bereinigt bleibt den Arbeitern nun real 13 Prozent weniger.
Dass die Kluft zwischen Gut- und Schlechtverdienern weiter gewachsen ist, zeigt sich auch anhand der niedrigsten und höchsten zehn Prozent aller Einkommen. Die niedrigen Einkommen fielen „sehr stark ab“, selbst nominal. 1998 betrug der Wert, unter dem die niedrigsten zehn Prozent der Bruttojahreseinkommen lagen, 2.761 Euro. Bis 2015 sank er auf 2.472 Euro.

Bereinigt um die Inflation ergibt das einen Rückgang auf 65 Prozent des Vergleichswertes von 1998. Besonders stark fiel der reale Einkommensverlust ab 2008, also der Zeit der Finanzkrise, aus. Ungleich stärker sanken dabei die Einkommen der wenig verdienenden Männer. Im Gegensatz dazu kletterte der Wert, über dem die zehn Prozent der Bezieher der höchsten Einkommen liegen, nominal um 44 Prozent von 42.590 auf 61.309 Euro, was auch real ein Plus von vier Prozent bedeutet.
Es ist nicht überraschend und bis auf die aktuellen Zahlen nicht neu, und ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll.
Die Bruttorealeinkommen der Angestellten blieben seit 1998 annähernd gleich, jene der Beamten stiegen um 26 Prozent. Ein Angestellter oder Vertragsbediensteter verdiente 2015 im Mittel 30.853 Euro nach 21.933 Euro 1998.

Ein Beamter kam im Vorjahr auf ein Medianeinkommen von 53.747 Euro (1998: 30.993 Euro). Der massive Anstieg bei den Beamten hat allerdings auch damit zu tun, dass die ÖBB-Bediensteten nicht mehr als Beamte gelten. Außerdem verschob sich bei den Staatsdienern der Mittelwert, da - nicht zuletzt durch den Rückgang der Pragmatisierungen - das Durchschnittsalter der Beschäftigten gestiegen ist, womit sie gemäß Gehaltsschema auch mehr verdienen.
2015 betrug das mittlere Einkommen der Frauen 62 Prozent des mittleren Männereinkommens. Im öffentlichen Bereich war der Einkommensnachteil mit 77 Prozent bei den Vertragsbediensteten und 95 Prozent bei den Beamtinnen deutlich schwächer ausgeprägt.
Ein Teil der Einkommensdifferenz lasse sich auf Teilzeitarbeit der Frauen zurückführen, so der Rechnungshof. Aber auch wenn nur ganzjährig Vollzeitbeschäftigte verglichen werden, liegt das mittlere Bruttojahreseinkommen der Frauen in der Privatwirtschaft bei weniger als 70 Prozent des mittleren Männereinkommens. In Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich ist die Kluft am größten, in Wien am kleinsten.
Die politischen Reaktionen darauf sind - soweit ich orf.at und derstandard.at entnehmen - quasi nonexistent: Grüne fordern Mindestlöhne und Abschaffung der kalten Progression, und die zuständigen Ministerinnen klopfen sich selbst auf die Schulter, weil Frauen im öffentlichen Dienst eh schon fast dasselbe verdienen wie Männer.

harald
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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

Post by harald »

Manchmal wirkt dieser Thread ein wenig negativ, daher auch mal gemischte Nachrichten:

http://blog.arbeit-wirtschaft.at/schwed ... eu-spitze/
--Harald
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dejost
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Re: Konkurs, Inflation, Volkswirtschaft - der Wirtschaftsthread

Post by dejost »

haralds Kritik im vorigen Post, dass in diesem Topic primär negative Nachrichten kolportiert werden, muss ich mit diesen Posting leider bestätigen, in dem ich mal wieder akutelle Insovlenzdaten poste - wobei die Insolvenzen zurückgegangen sind.

derstandard.at/2000061240213/Flucht-in-Selbststaendigkeit-Pleiten-bei-Einzelunternehmer-explodieren
Die Creditreform weist 1.617 eröffnete Firmeninsolvenzen aus (minus 5,1 Prozent), der AKV 1.563 (minus 4,2 Prozent).
Von 1.394 Gesamtinsolvenzen nichtprotokollierter Einzelunternehmen wurden demnach 742 abgewiesen, ein Jahr zuvor waren lediglich 570 abgewiesen worden. Eine Ursache für die vielen Pleiten von Einzelunternehmen sei die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt und eine damit häufig verbundene "Flucht in die Selbstständigkeit".
Die Statistiken zeigen auch deutlich, dass die eröffneten Privatinsolvenzen zurückgegangen sind: Ihre Zahl ist gegenüber dem Vorjahr um über 28 Prozent auf etwas mehr als 3.000 gesunken.
Der Grund für den letzten Punkt soll darin liegen, dass im November der Privatkonkurs "leichter" wird, also kürzere Frist (5 statt 7 Jahren) und Entschuldung auch ohne Quote udgl. Die Kreditorenschützer gehen daher davon aus, dass die Privatkonkurse ab dann explodieren werden.

Um zum Abschluss noch etwas Positive zu posten, die M&A mit österreichischer Beteiligung sind mehr geworden:

https://derstandard.at/2000061285974/Au ... mit-Rekord
Der Wert aller bekannten M&A-Transaktionen mit österreichischer Beteiligung wuchs im ersten Halbjahr von 2,8 Mrd. auf 2,9 Mrd. Euro, wovon 60 Prozent auf den OMV-Deal entfielen. Das Durchschnittsvolumen der einzelnen Merger blieb mit rund 15 Mio. Euro nahezu gleich
Von den 183 Transaktionen mit Austro-Beteiligung im ersten Halbjahr fielen knapp 38 Prozent in die Kategorie "Inbound": Beim Erwerb von heimischen Firmen oder Firmenanteilen durch ausländische Investoren sank aber das veröffentliche Volumen von 1,4 Mrd. auf 300 Mio. Euro, weil Mega-Deals fehlten. Die bis dato größte Inbound-Transaktion des heurigen Jahres war der Teilverkauf des an der Frankfurter Börse notierten oö. Technologiekonzerns S&T an die taiwanesische Foxconn-Tochter Ennoconn Investment um rund 150 Mio. Euro. Fast ein Drittel aller Inbound-Geschäfte ging aufs Konto deutscher Investoren.
Fast so hoch wie die Inbound-Deals (36 Prozent) war heuer der Anteil der Transaktionen, bei denen heimische Investoren bei ausländischen Unternehmen einstiegen ("Outbound"); 27 Prozent waren "Domestic-Geschäfte", deren Anzahl mit 49 gleichblieb. Österreichische Firmen tätigten im Halbjahr 65 Transaktionen im Ausland, der Wert stieg durch den OMV-Deal von 800 Mio. auf 2,5 Mrd. Euro. Am häufigsten schlugen Austro-Betriebe bei Industriefirmen (17), Immo-Unternehmen (11) und im Technologiebereich (8) zu. Beliebteste Investitionsziele waren deutsche Unternehmen, 33 Prozent aller Transaktionen tätigten die heimischen Unternehmen dort. In Summe entfielen 74 Prozent aller Zukäufe österreichischer Firmen auf Europa. Der Immobiliensektor verzeichnet voriges Jahr die allerstärkste M&A-Aktivität, heuer gab es bis Juni 50 Immo-Transaktionen mit Austro-Beteiligung, mehr als ein Viertel (27 Prozent) sämtlicher Übernahmen oder Beteiligungen.

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"Eigentum ist die beste Maßnahme gegen Armut"

Post by dejost »

Wahlsieger und baldiger Bundeskanzler Sebastian Kurz hat im Wahlkampf gesagt
""Eigentum ist die beste Maßnahme gegen Armut".

Dem kann man nicht widersprechen, Gesundheit ist ja auch die beste Maßnahme gegen Krankheit.

Spannender ist mehr die Frage, wer kann sich Eigentum überhaupt leisten?

http://derstandard.at/2000066850140/War ... hweite-ist
Der Standard erläutert zu dieser Frage eine Gutachten der OeNB, auf das Original verlinkt er leider nicht, drum nur Ausschnitte aus dem Standard:
Doch sind eigene vier Wände für Menschen, die moderat verdienen und kein Vermögen geerbt haben, überhaupt in Reichweite? Wie lange müssen Bürger sparen, um die dafür nötigen Summen anzuhäufen?
Im Schnitt sparen Privathaushalte 344 Euro pro Monat, das sind 12,2 Prozent des Nettoeinkommens. Doch der Mittelwert hat nur begrenzte Aussagekraft, zumal die Sparquote je nach Verdienst massiv variiert. Wer zum untersten Zehntel gehört, zwackt durchschnittlich nur sieben Prozent des Monatseinkommens ab, im obersten Zehntel beträgt die Quote hingegen 16 Prozent – und das in ganz anderen Dimensionen: Auf die unteren zehn Prozent entfallen lediglich 1,8 Prozent des gesamten Sparaufkommens, auf die oberen 25 Prozent. Während 23 Prozent der Haushalte gar nichts sparen, legen zwei Prozent sogar mehr als die Hälfte des Einkommens auf die hohe Kante.
Das oberste Zehntel der Haushalte mit den höchsten Einkommen schafft es, mehr als 10.000 Euro im Jahr zu sparen. Die unteren zehn Prozent, die im Schnitt nur 70 Euro im Monat zur Seite legen, brauchen für den gleichen Betrag zwölf Jahre.Für den Traum vom Eigenheim lässt sich anhand dieser Zahlen nachrechnen: Wer 500 Euro im Monat spart, was im Schnitt erst ab dem obersten Fünftel der Haushaltseinkommen passiert, kommt bei Verzinsung von einem Prozent in 30 Jahren auf 210.000 Euro – da beginnen etwa die Preise für bezugsfertige Zwei-Zimmer-Wohnungen im für Wiener Verhältnisse nicht rasend teuren Bezirk Ottakring. Bei drei Prozent Zinsen schauen 290.000 Euro heraus.Nimmt man den Median-Sparbetrag der Haushalte – die eine Hälfte der Beträge liegt darüber, die andere darunter – als Maßstab, ist noch viel mehr Geduld gefragt. 200 Euro im Monat summieren sich bei Zinsen von einem Prozent in 30 Jahren auf 84.000 Euro, Zinsen von drei Prozent bringen 117.000 Euro.
Bereinige man die Vergleiche um die unterschiedliche Einkommenssituation und andere Faktoren, unterscheide sich die Sparquote weder nach Berufsgruppe noch nach Bildungsstand merklich. "Entscheidend sind letztlich nur die finanziellen Möglichkeiten"
Was die Studie auch belegt, ist eine alte Binsenweisheit, nämlich dass bei geringeren Einkommen ein viel größerer Teil (um nicht zu sagen: eh fast alles) direkt in den Konsum geht (was die Wirtschaft ankurbelt), während eben die, die mehr sparen können, das auch tun (oder investieren).

Worauf die Zusammenfassung des Standards nicht eingeht, ist die Frage, wie das mit Krediten ist. Weil wer spart schon auf ein Haus/Wohnung 30 Jahre lang, irgendwann unterwegs nimmt man einen Kredit.
Es steht zwar nicht drinnen, aber ich vermute, den kriegt man auch nur, wenn man realistischerweise (Alter und fixes Beschäftigungsverhältnis) diesen auch binnen 25-40 Jahren abzahlen kann. Was dann wieder bei ähnlichen Zahlen und Verhältnissen endet.

Zu erwähnen ist auch, dass 1% Sparzinsen derzeit schon illusorisch hoch ist, und dass die Preise für Wohnunge und Co nicht zuletzt auch deswegen so hoch sind, weil Kredite so billig sind. Das wird in einigen Jahren wohl noch ähnlich sein, aber für die hier angeführten Zeiträume von 20+ Jahren, kann das schon ganz anders aussehen.

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